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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-13
- Monat1886-09
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1886
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Erscheint tLgltch früh 6'/, Uhr. Krdartion und Lkprdition Johannesgasse ö. Sprechstunden der Kedact,»»: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »r> di« Rdckgad, «tn-el-ndler Manulcrdpt« »acht ftch di« »iet-cki«i> »ich« «rrdiadlich. «nnadme Per für »te nSchstfolgeade Nummer »eftimmten Inserate an Wochentagen bis S Uhr Nachmittag», a u So»»- unv Festtagen früh bis '/,v Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahmn Otto Slemm, UniversitätSstraße 1. l'oniS Lösche, Ke.tharinenstr. 23, P. nnr bi» '/,L Uhr. WMr.TagMM Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage Ltt,«Sl». ^bonnruientsprrig vicrtelj. 4'/, Mit. incl. Brmgerloh» ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 P'. Bclegexcmplar 10 Pf. Gebünren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Pvslbesördcrung 50 Mk. mit Postbeförderung M Mk. Inserate Ogespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uni. Preieverzeichniß Tabellarischer u.Ziffernjotz nach höherm Tarif Uerlamrn »nter dem RedactiooSstrich die sgespall. Zeile 50 Pf., vor den Familiennachrichten die Ogefpallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird mchr gegeben. Zahlung praenumeran'Io oder durch Post- uachNlihme. ^°25«. Montag dm 13. September 1886. Amtlicher Thetl. Debliiintmlichunz. Die Herstellung eine» erhöhten Fußwege- läng» de» östlichen (oberen) Rande» de» Eutritzsch-Schöneseldcr Com- municationSwege» bei dem „Parthenschlößchen" bei Altschönc- seid soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liefen in unserer Tief bau-Verwaltung, Nathhau», II. Etage. Zimmer Nr. 14, au» ind können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und milder Aufschrift: „Erhöhter Fußweg beim Parthenschlößchen ^ ver sehen ebendaselbst unv zwar bi» zum 21. d. M. Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 10. September 1886. DeS Rath- der Ttadt Leipzig Straßenbau - Deputation. Wegen Reinigung der Lokalitäten de» Unterzeichneten Amtes wird Dienstag, den 14. und Mittwoch, den 15. d. Mt», nur Vormittag» von 8 bi» 1l Uhr expedirt. Die in den StanveSamtSlocalilLten befindliche Friedhof-- cxpcdition unv baffe ist auch nur während vorgedachter Zeit geöffnet. Leipzig, den 12. September 1886. Das König!. Sachs. Standesamt. Bekanntmachung. Vom 1. Oktober ab erfolgt in Leipzig die Aiinahme und Aus führung von Bestellungen nus Extraposten, Cnriere und Esta fette», welche bisher dem Postanite 1 am AugustuSplatz übertragen war. bei dem Postamte 10 in ber Hospitalstraße. Etwaige Bestellungen aus Extraposten rc. sind daher von dem bezeichnetcn Tage ab bei dem Postamte 10, und zwar während der Schalterdienststiinden bei der Packet-Ausgabestelle (Eingang im Mitieithorc), während der übrigen Zeit im südöstlichen Flügel de- HauptgebäudeS, Eingang zunächst der Stephanstrabe, 1 Treppe, da- leldst anzubriiigeii. Der Kaiserliche Vber-Postdirrctsr. Walter. Nichtamtlicher Thetl. Der Kaiserbesuch im Nelchslande. Straßburg. 10. September. Noch steht die Erinnerung an die weihevollen Kaisertage de» Jahre» 1879 lebhaft vor meinen Augen. Treu im Gedächtniß namentlich haftet mir »och von damals her ein Gespräch, welche» ich auf dem Rück wege von der Kaiscrparade mit einem altelsässer Mitbürger balle. Derselbe, ganz hiugerissen von dem Eindruck, den die hoheitsvolle Würde unv überhaupt die ganze Persönlichkeit dcö kaiserlichen Herrn aus ihn gemacht, äußerte mit Begeiste rung. wie glücklich er sich juble, daß er Kaiser Wilhelm ge- s.hen; eS werbe wohl bei dessen schon damals über da» ge wöhnliche Maß weit binauSgchendem Alter daö letzte Mal sein, daß man im Elsaß die Gelegenheit haben werde, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen. So dachten wohl noch viele Andere unv vom menschlichen Stanvpuncte au» war dies j > vollkommen begreiflich. Gottes Gnade hat e» jedoch anders gefügt. Sieben volle Jahre, also ein für da» Menschenleben j hr erheblicher Zeitabschnitt, sind seitdem verflossen, unv noch- mal» steht Kaiser Wilhelm ihm Begriff, das im wegen ver vielen dafür gebrachten Opfer so theuere Elsaß-Lothringen zu betreten. Sind auch al» äußerer Anlaß seines Besuche» di« diesmal im Reichslanve staltfinvenden Kaifermanöver zu betrachten, so darf man doch auch nicht übersehen, daß der Besuch eine äußerst wichtige politische Bedeutung hat. Nach den i n Jahre 1877 und l879 gemachten Wahrnehmungen wirkt die Anwesenheit de» Kaiser» in Elsaß-Lothringen ungeheuer stärkend auf die Entwickelung de» Deulschthum» und de» NeichSgcdanke»» der Elsaß-Lothringer ein. Sie sehen de» Reiche» Macht und Herrlichkeit in ihm und seinen Heer- schaaren verkörpert; sie sehen, mit welchem Jubel, mit welcher Begeisterung ihm ihre altdeutschen Mitbürger entgegen jauchze», gleichviel, ob deren Wiege am fernen Ostscestrande oder am Fuße der Alpe», im protestan- l.schen Sachsen oder in der katholischen Rheinprovinz gestanden. Diese Begeisterung steckt an. sie reißt mit sich fort. Da» zeigte sich so recht bei den ersten Besuchen de» Kaiser» im Ne-chsland. Al» derselbe ii» Jahre 1876 im Nordgau bei We>ße»burg den elsässer Boden betrat, wagten sich tie Sympathiebezeigungen der einheimischen Bevölkerung nur schüchtern hervor; der Eine scheute sich vor den, Andern Auch 1877 in Straßburg nahm nur ein Bruchtheil der Alt elsässer werkthätig an der Kaiserfeier Theil. Wohl steigerte sich diese lebendige Antheilnahme erheblich im Jahre 1879, aber immer noch hielten sich weite Kreise gänzlich fern; die Rücksichtnahme aus Frankreich war für ihre Enthaltung maßgebend. Da» hat sich jetzt wesentlich geändert. Dasjenige Element unter ven Elsässern, welchem die Stammeszugehörigkeit zu Deutschland zum Bewußtsein gekommen ist und welche» im engere» Anschluß an da» mächtige deutsche Reich allein da» Heil der Zukunst sieht, ist bereit» so erstarkt, daß e» mit der Offenbarung seiner deutschen Gesinnung nicht mehr ängstlich znrückbält. Aus dem platten Lande, namentlich in den Dörfern mit Ackerbau treibender Bevölkerung, war dieser Standpunkt bereits früher erklommen; jetzt folgen, wenn auch noch ein wenig widerhaarig, die Städte nach. Der Kaiser hat 16 Jahre nach der Wiedereroberung Elsaß-Lothringen» noch die Freude, e» zu erleben, daß er einziehen kann in die beiten wichtigsten Stävtr de» Lande», nachdem die eine, die alte Moscifeste Metz, de» Reiche» Bollwerk, ganz in da« deutsche Lager übergegangen ist. und die andere, vie Landeshauptstadt Straßburg, auf dem besten Wege ist, die» zu thun, wie die letzten Gemeinderath-wahle» genugsam gezeigt haben. Ein heute Vormittag durch sämmtliche Stadttheile unter nommener Gang läßt sofort die erfreuliche Thatscnbe er kennen. wie sehr Arm und Reich, Hoch und Niedrig sich be eisen,. durch Ausschmückung ihrer Häuser den hohen Besuch z» ehren. Die Zahl der Fahnen kann so ungefähr al» der richtige Maßstab für da» Vorhandensein deutscher Sym pathien betrachtet werden Da nehme ich keinen Anstand, zu erklären, daß der Fahnenschmuck ein außerordentlich reicherer ist, al» je zuvor. Ja vielen Straßen fehlt an keinem Hanse eine Fahne, manche» Hau» ist vom Dach bi» zum Erdgeschoß n Fahnen und Laubschmuck eingehüllt. E» will mich schier »edünken, al» hätten gar Viele nicht den Muth gehabt, gegenüber der allgemeinen Festfreude ihre Häuser ohne Fahnen u lasten. Die Zahl derjenigen, welche ihre Theilnahmlosig- eit tem Kaiserbesuch gegenüver durch verhängen der Fenster, verreisen u. s. w. an den Tag legen, ist auf ein kleine» Häuslein zusammengeschrumpft. Noch scheint allerding» die risästcr Farbe, roth-weiß, vor der deutschen zu übernnegen, allein gerade die» ist rin Beweis dafür, daß die Altslraß- burger bei Weitem da» Hauptcontingent an Fahnen gestellt jaden. In wunderbarer Pracht erschimmern die Straßen, durch welche der Kaiser seinen Einzug zu halten gedenkt; e» sind die» der gewaltige Bahnhof-Platz, die Kußstraße, der alte Weinmarkl, die Meißengaste, der Hohe Steg, der Broglie, die Lurhos- uuv Brandgafle, ein Weg von etwa 2V, Kilom. länge. Alle diese Straßen hat die Stadtverwaltung mit einem, gelbe» Sand bestreuen und mit hochragenden, ge- chmackvol! decorirten Fahnenstangen schmücken lasten. Die Bedeutung dieser Ausschmückung ist diesmal um so größer, al» nicht ein von der Regierung eingestellter Bürgermeisterei- Verwalter, sondern die au» allgemeinen Wahlen hervor gegangene Gemeindevertretung einstimmig die Mittel dazu bewilligt hat. Bereits seit dem frühen Morgen durchwogt eine gewaltige Mcnschenwelle die Straßen der Stadt, säst nur dem Civil- land angehörend, da das Militair in weitem Bogen um die Stadt herum lagert. Buchstäblich Zug auf Zug brachte au» dem Oberelsaß, aus dem Lothringischen, au» der Rheiupsalz und dem Nnterelsaß, au» dem Badischen und noch weiterher neue Mrnschenmassen Hera». Au» der nächsten Umgebung Straßburg» strömte die Bewohnerschaft der Dörfer zu Fuß und zu Wagen unaufhörlich herzu, durch ihre kleidsame el- äster Tracht da» nüchterne Einerlei de» städtischen Sountags- iaal» angenehm unterbrechend. Während man sonst in Straßburg noch gar vielfach da» französische Idiom zu hören bekommt, herrscht heute ganz und gar der alemannische Dia lect von die»- und jenseits de» Rhein» vor. Die Mittagsstunde ist inzwischen vorübergegangen, die Masten beginnen bereit» Posto zu fasten, um emen möglichst zünftige» Platz sich zu sichern, damit sie ja den Kaiser sehen können. Die Vereine uud Schulen rücken in corpore in ihre Stellungen ein; sie wollen auf der gesummten Einzugsstrecke Spalier bilden. Da» ist ein Drängen uud Schieben, unv doch entsteht nirgend» Unordnung und Zank. Alle» lauscht gespannt, ob nicht bald die MUnsterglocke da« Zeichen von dem Nahen de- kaiserlichen Zuge» geben möchte. Uud richtig, einige Minuten vor 3 Uhr tönt von der hochragenden Pyramide de» Münster» der be kannte sonore Glvckenklang, den man in der ganze» Stadt, in allen Gasten und Gäßchcn hören kann, da» Zeichen, daß der Kaiser den Rhein überschritten hat und in va» Weichbild der Stadt eingelreten ist. Die Glocken sämmt- licher Kirchen der Stadt fallen ein im lauten Jubelchor. In 5 Minuten ist der Centralbahnhof erreicht. Zum ersten Male öffnen sich die überaus prunk- unv geschmackvoll eingerichteten Kaisergcmächer de» neuen Bahnhöfe». Vor denselben haben sich Vie höchsten Spitzen de» Lande» und der Stadt zur Be grüßung Sr. Majestät ausgestellt: der Statthalter, Fürst von Hohenlohe-SchillmgSsürst, der StaatSsccrctair v. Hofmann, der cemmanvirenve General de» 15. Armeecorp», der Divi- sionSgeneral, der Bezirk-Präsident, der Polizeidirector und der Bürgermeister. Außerdem steht eine Ehrenwache mit den direkten Vorgesetzten bereit, um dem oberste» Krieg-Herrn die mililairischen Ehren zu erweisen. Da» von der Front de» Centralbahnhofe» hertvnende ge waltige Brausen de» Hurrab- und Jubelruse» gicbt da» Zeichen, daß der Kaiser den Wagen bestiegen hat, um seinen dritten Einzug in die alt« Reichsstadt zu halten, in welche genau vor 16 Jahren noch seine Feuerschlünde die tovt- bringenden Granaten warfen. Wie da» Tosen de» Sturme» setzt sich da» Hochrufen der Menge sort, den kaiserlichen Wagen wie eine Windsbraut begleitend. So gedrängt voll habe ich noch niemals die Straßen der Stadt gesehen; auch die Fenster waren, so weit ich sehen konnte, Hau» für Hau» dicht besetzt; selbst die Dächer halte man hier und da zum Standpunct gewählt. Nirgend» bemerkte ich, wie die» noch 1879 der Fall war, die Laden demonstraliv verschlossen. Al» der Kaiser im Trab vorübrrsuhr, schwenkten die Schulkinder ihre Fähnchen, während von den Fenstern der Damenflor mit den Tüchern winkte. Es war für einen Jeden ein überau» weihevoller Augenblick höchster Begeisterung, der leider nur zu schnell vorübcrging Bon den vorigen hohen Herrschaften erregten »och der Kron> Prinz, der neben seinem erlauchte» Vater saß, und die Kaiserin die besondere Aufmerksamkeit brr großen Menge, allseitig ebensall» mit großer Begeisterung begrüßt. E» war der Einzug glücklich von Statten gegangen und zwar bei herrlichstem, wenn auch etwa» warmem Wetter. (Magdcb. Zeitung.) * Straßburg, 11. September. Die Kaiserparod de» 15. Armeecorp» ist glänzend verlaufen. Se. Majestät der Kaiser fuhr die Fronten der in zwei Treffen aus. gestellten Truppen ab und ließ, im Wagen stehend, die- selben einmal an sich vorüber inarschire», die Jnsanterie in Eoinpagniefront, die Cavallerie in halben Schwadronen, Der Großherzoz von Baden führte da» rheinische Ulanen- Regiment Nr. 7 und da» 1. badische Leib-Dragoner. Regiment Nr. 26, der Großberzog von Hessen da» groß, herzoglich hessische Leib-Drago»er-s)regj>i>e»k Nr. 21. testen Cbef er ist, an tem Kaiser vorüber. Se. kgl. Hobeit Prinz Albrecht cotoyirte da» braunschweigische Infanterie-Regiment Nr. 92. Se. Majestät der Kaiser »uv Ihre Majestät die Kaiserin verließen nach 1'/, Nbr da» Parodeseld. Allerböchst- dieselben wurden bei der Hinfahrt, wie bei der Rückfahrt überall mit stürmischem Jubel begrüßt. Um 5 Uhr fand im Ossiciercasino da» Paradediner statt, an welchem Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, alle anwesenden fürstlichen Gäste nebst ihrem Gefolge, sowie die Generäle unv die bei der Parade in der Front gestandenen StabSvssicierr thrilnahmen. Leipzig, 13. September 1886. * Der Stellvertreter de» Reichskanzler», StaalSn.inister v. Boettichcr, hat folgende Vekannlmachung erlassen. Mit Bezugnahme aus die in Nr. 30 de» Rcichs-Gcsctzblatles verkünde!« kaiserlich« Vrrardmum voni 5. d. M., durch welche der Reichstag berufen ist, am 16. September d. I. in Berlin zusammen ulrelen, wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Eröffnung de» ieichotazS an diesem Tage um 2 Uhr Nachmittag» im Eitzung-saalr de» RcichStagSgkbäudeS, Leipzigerstraße 4, statlfinden wird. Die weiteren Mittbkilnugeu über dir Eröffnungssitzung erfolgen >a dem Bureau des Rrichstags am 15. September «» den Stunden von " Uhr Morgens b,S 8 Uhr Abend» und am 16. September von Uhr Vormittag« ab. In diesem Bureau werden auch die Einlaß- karten für Zuschauer au-gegeben. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der 18. Oktober ist bekanntlich der Jahrestag der Bölker- cklacdt bei Leipzig und zugleich der KrönungStag de» Königs Wilhelm zu König»verg, an welchem der Monarch im Jahre >861 sich und seiner Gemahlin die Krone auf da» Haupt setzte. Es werden also am 18. Oclekcr d. I. gerade 25 Jahre verflossen sein, scittcm die» ebenso feierliche wie bedeutsame Ereigniß sich vollzog, zu Vesten festlichem Be gehen auf königlichen Befehl die Repräsentanten der preußischen trmee in ihren Führern und HeercSzeichen »ach Königsberg berufen worden waren. König Wilhelm hat damals in tank- barer Anerkennung der Verdienste der Armee um da» Vater land zahlreiche GnadcnauSzeichnungen dem Heere ver liehen. Unter denselben befinden sich auch verschiedene Ernennungen hoher Persönlichkeiten zu Regiment»-Chefs, o daß am 18. Oktober diese» Jahre» mehrere Truppen- theile in der glücklichen Lage sind, den 25. Jahrestag der Ernennung ihre» Chef» zu feiern, womit auch in einzelnen Fällen die Umänderung ihre» Namen» verbunden war. Es ui» folgende: 1) da» 4. Garde-Grenadier-Regiment Königin z» Koblenz (früher 4. Garde-Grenadier-Regiment); 2) da» 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin Elisabeth zu Spandau (früher 3. Garde-Grenabier-Neamient); 3) da» 2. Leib Hnsaren-Regiment Nr. 2 zu Posen unv Lista; 4) da» west sälische Infanterie-Regiment Nr. 16 zu Köln; .5) das 1. pommersche Ulanen-Regimcnt Nr. 4 zu Thor». E» ver lautet bereit», daß die unter 1, 3, 4 und 5 genannten Regi menter ihren Ehrentag am 18. Octobcr d. I. sehr feierlich begehen werden, und daß an demselben Kaiser Wilhelm per sönlich in Koblenz erscheinen wird, um seiner Gemahlin, al tem 25jährigen Chcs ihre» Gardc-Grenadier-RegimentS, die Glückwünsche darzubringen * Die Antwort Sr. Majestät de» Kaiser» aus da» Begrüßungs-Telegramm der Versammlung de» Gustav Adols-Vereru» lautet: Der Hauptversammlung de« Gustav- Adolf Verein» danke. Ich für ihren gesiunungovolle» Gruß, der Mich herzlich erfreut hat. Mögen ihre Brrathungen und Beschlüsse im evangelischen Geiste der Stiftung erfolgen und ^ur Förderung derselben sich wirksam erweisen. In der am Freitag unter dem Vorsitze de» Staal»- minister«, StaatSseeretair de» Innern von Boetticher, abgehaltenen Plenarsitzung beschloß der BundeSratb, dem am 28. Aiigust d. I. zu Madrid zwischen dem Reich und Spanien abgeschlossenen Vertrage, betreffend die Verlängerung des Hantel»- und SchifssahrtSvertrages vom 12. Juli 1883 die Zustimmung zu ertheilen. Die Vorlage», betreffend die Itevision der Vorschriften Uber die Prüfung der Seeschifser und Seestenerlcnte» die Zulassung der au» dem Dienste ber kaiserlichen Marine geschiedenen Maschinisten rc. alSMaschmistc» aus Scedampsschisfcn der Handelsflotte und die Abänderung de» BctricbSreglement» für die Eisenbahnen Deutschland» in Bezug aus die Beförderung von Salpetersäure und Schcide- wasser, sowie der Antrag Baden», wegen Ermächtigung des Ncbenzollamt» Rötteln zur Abfertigung von Baumwollengar», wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Endlich wurde über die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben Beschluß gefaßt. * Am Freitag hat in Bromberg die Stichwahl für den Reichstag stattgesundeu, bei der sich der konservative Herr Hahn und der Pole KomierowSki gegenüberstanden. ES liegt bi» jetzt erst da» Ergebniß au» ven städtischen Wahl bezirken vor, 1955 Stimmen für Hahn, 720 für den Polen Die Wahl de» Herrn Hahn ist vollkommen gesichert; da» Mandat war auch bisher in konservativen Händen * Die socialpolitische Gesetzgebung schreitet viel leicht nicht ganz mit der Schnelligkeit voran, wie die Freunde derselben wünschen möchten und Optimisten gehofft hatten. Indessen wäre e» höchst ungerecht und leichtfertig, daran» einen Vorwurf herzuleiten, al- sei in den Negierungskreisen der Eifer für diese Gesetzgebung erkaltet oder ihre llnvurch sührbarkeit erkannt. Nicht» berechtigt zu der Unterstellung al» werde da» Programm der kaiserlichen Botschaft vom Jahr 1881 nicht mehr in seinem vollen Umfang ausrecht er halten. Allein e» wäre unbillig und thöricht, wenn man von einer so neuen Gesetzgebung, die mit den ungeheuersten praktischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, für die vielfach erst die Fundamente zu legen sind, aus denen sie sich ausbaut verlangen wollte, daß sie wie eine seit langen Zeiten durch gearbeitete und vorbereitete Angelegenheit in wenigen Jahren ihrer Vollendung entgegengesührt würde. Nachdem die Kranken- nnd Unfallversicherung ber Hauptsache nach gesetzlich geordnet ist wird rinige Zeit für die Ausfüllung von Lücken, für Ver besserungen und Revisionen beansprucht werden müssen. So sollen, nachdem vor Kurzem die land- und sorstwirlhschaftlichen Arbeiter in die BersiLerung hineingezogcn worden, in der bevorstehenden Wintersession die Seeleute dieser Wohlthat theilhastig werden. Auch ist von etlichen Verbesserungen die Rede, die sich bei der praktischen Erfahrung an dem Kranken- cassengesetz al» wünschenswerth herauSgeftellt haben. Diese immerhin kleinen Fortschritte mögen der Ungeduld hier und da nicht genügen. Man wird namentlich klagen, daß die verheißene Alter»- und Jnvalidenvcrsorgung noch in so wei tem Felde steht, daß ein Termin für diese Gesetzgebung noch gar nicht in» A»ge gefaßt werden kann. Allein da» ist die Krönung eine» Gebäude», zu dessen Errichtung der Natur der Sache nach, lange Jahre, vielleicht Jahrzehnte, er forderlich sind, nicht blo» etliche rasch aus einander folgende Sessionen. Es wäre kindisch, wenn man die social politische Resormgesetzgebung darum al- verfehlt und ge scheitert ansehen wollte, weil sie mit ungeheueren Schwicris keilen zu ringen hat und darum nur langsam und sckrittwei von der Stelle rückt. Wa» bisbrr geschaffen worden, hat sich im großen Ganzen wobl bewährt, mag auch die Ersabrung aus manchen Fehler im Einzelnen aufmerksam gemacht haben. Die Kranken-und Unsallversikberung-gesetzgebunq wird schon jetzt von den deutschen Arbeitern al» eine große Woblthat empfunden, und sie wird in der ganzen Welt, wo nur immer industrielle Arbeiter in Massen vorhanden sind unv eine Besserung ihrer Verhältnisse sorder», als ein Werk anerkannt, da» Nachahmung verdient und den betheiligten Kreisen nicht länger versagt bleiben kann. In wenigen Jahren werden alle Industrie- 80. Jahrgang: staaten ähnliche Gesetze nach dem deutschen Muster besitzen» und diese werden sich so eingebürgert haben, daß kein Mensch ie wieder in Frage zu stellen wagen wird. Diese» an<- wkenncnde Zcugniß ist man schon jetzt wohl berechtigt, unserer ocialen Ncsoringesctzgebuug auSzusprecken. * Die Vorgänge auf dem Handwerkertag in Kvsen, dessen Beschlüsse in der Hauptsache eine Wiederholung der zünstlerischen Anträge sind, welche die Herren Ackermann und Genossen wiederholt im Reichstage eiugebracht habe», scheinen in gewissen konservativen Kreisen Beklemmungen hervor- eruscn zu haben. Die Erfolglosigkeit der bisherigen Be strebungen hat einige, wie die „Kreuzzeitung" behauptet, liberale Vertreter de» Handwerkerstandes veranlaßt, gegen eine Resolution sich zu erklären, welche allen Handwerkern empfiehlt, bei den nächsten NeichStagSwahlen nur solchen Cankidaten ibre Stimme zu geben, von denen sie die Garantie haben, daß dieselben für die bekannten Forderungen der Hand werker cinlreten werden, indem sie danach trachten, die Hand werker al» eine politische selbstständige Partei zu orgamsiren. Gegen diese These wendet sich die .^kreuzzt." mit einem Eifer, der völlig zwecklos wäre, wenn e» sich hierbei nur um eine kleine Minorität von Handwerkern handelte. Offenbar aber fängt man in Handwerkerkreiscn an, der HeereSsolge, welche man bisher den konservativen und den klerikale» Parteien geleistet hat, müde zu werden, da von Session zu Session deutlicher bervortritt, vaß die Herren Ackermann und Genossen nicht im Stande sind, den Anforderungen der Handwerker an die Gesetzgebung dcS NeicbcS auck nur im Reichstage Anerkennung zu vrrschafscn. Die „Krcuzzeitung" befürchtet mit Recht, daß,! wenn die Vvrsckläge bezüglich einer selbstständigen Organisation de» Handwerkerstandes zur Ausführung gelangten, ihre con- crvakiven Freunde bei Ven Neuwahlen nicht mcbr im Stande ein würden, die Unterstützung ihrer agrarischen Bestrebungen eiten» de» Handwerkerstandes durch einige gelegentliche Vcr- ichcrungen bezüglich ihrer Stellung zn den Forderungen de» Handwerkerprogramme» zu erkaufe». * Die Wiener „Presse" veröffentlicht ein Gespräch, welche» der Fürst Alexander aus der Fahrt zwischen Pest und Wien mit dem General Klapka hatte. Die Antworten de» Fürsten aus die einzelnen Fragen de» General» lauten im Zusammenhänge wörtlich, wie folgt: „Gleich nach meiner Ankunst in Philippopel habe ich von den drei Nordiniichte» die gemessene Aufforderung erhalten, in keinem Falle irgend ein TodcSurtheil zu sällc», weder gegen Civil- »och gegen M>litairp7il,ncn. Dadurch wurde mir die Möglichkeit benommen, zelbft gegen die NädelSsührer die strafende Hand der Gerechtigkeit walten zu lassen. Ohne Gerechtigkeit ist aber keine Regierung möglich, ohne Achtung vor dem Gesetze ist eine Ausrechterhaltung der Ordnung ausgeschlossen. Scho» früher, vor der Revolte, hat da» stete Einmengea der Diplomatie mich in meinem Wirken gelähmt: nach meiner Rück kehr machte mir aber dieselbe mein Wirken völlig unmöglich. Das bulgarische Volk ist woh! ein sehr gute», aber eS ist apathisch und zugleich jedem Einfluß zugänglich, wie alle oricnlalischcn Völker. Dasselbe ist für constitntioneNe Zustände nach europäischem Muster noch nicht reif genug. Ein Provisorium nnt einer starken Hand an der Spitze wäre für einige Zeit für Bulgarien vie passendste Regierung. Tie» gilt umsomehr, als die sogenannte Intelligenz zum Theile bestechlich und überhaupt nicht verläßlich ist. wie sich die» an jenen Personen zeigte, die ich mit dem größten Vertrauen überschüttet hatte und die mich dann schmählich vcrricthe». Selbst die Besten de» Volke», zu denen ich das vollste Vertrauen hatte, haben sich nicht als ganz Ver- läßlich erwiese». Vorderhand denke ich an keine :> ückkchr, denn ich habe genug an meinen bisherigen Erfahrungen. Sollte mich jedoch da» bulgarische Volk jemals wieder zurückruse», >v wurde ich dieser Aufforderung nur dann Folge leisten, wen» mir früher die nüthigc» Bürgschaslen von Seite der Großmächte geboten würde», meine Mis- sion nach eigener Ansicht mit bestem Wissen und Gewissen erfüllen zu können. Ich bin überzeugt, daß i» Bulgarien leider jetzt solche traurige Verhältnisse eintreten werden, daß nicht nur das bulgarische Volk, sondern auch ganz andere Facioren sich sehnsuchtsvoll au die Zeit meiner Regierung erinnern werden." * Au» Sofia wird vom 10. September gem-ldet: Die hiesigen russischen Kreise leugne», daß Dolgoruki bereit» jetzt hierhcrkommen werde, da keine Bürgschaft dafür geboten sei, daß der russische Fürst Gehorsam finden werde. Die russische Regierung sprach dem bisherigen Geschäftsträger ihre» Consulal», Bobgvmrow. ihren Dank für sein tactvollcs Vorgehen an», weil er seine Haltung gegenüber Bulgarien in keiner Weise fcsigelegt habe. Wie c» scheint, beabsichtigen die Russen da» bulgarische Ossiciercorp» durch Avancements-Ver sprechungen zu ködern. Der Zusammentritt der Sobranje bleibt vorläufig vertagt. * Au» Cap Coast Castle an der Westküste von Afrika wirb vom 11. August dem „Bureau Reuter" gemeldet: E» verlautet, daß die Deutschen ein Protektorat über Crepi hergestellt, und die Häuptlinge einen Vertrag unter zeichnet haben, worin sie dasselbe anerkennen. Agotini ist von den Deutschen bereit» anncctirt worden, und man erwartet mit Beslimmlheit, daß Crepi folgen wird. Salagha. wohin die Straße durch diese Länder führt, wird höchst wahrscheinlich dasselbe Schicksal theilen, und aus diese Weise dürfte der Handel von der Cclonie zwischen Accra und Qnildale nach ven außerhalb gelegenen Distrikten Bay Beach und Bagrivale abgeleitet werden. Tie BecquahS n»d Aschantis versammclu sich in Becquah. um über den künftigen König schlüssig zn werden, der bei de», bevorstehenden großen JahreSsest („Cnstom") ans den Thron gesetzt werden soll. Neues Theater. Leipzig, 12. September. Einem Lustspiel von Adolf L'Arronge gegenüber hat man immer da» sichere Gefühl, daß man nicht vom Bete» deS ConversalionSstücke» in den Schwank binal'gleitcn wird. L'Arronge kommt zwar von der Berliner Gesangsposse her, aber er vermeldet jeden Rückfall in dieselbe. Eber neigt er dazu, rührende Srencn im Stile der alten Jsslandiaden in seine Lustspiele auszunebmen. Diese gleichmäßige Haltung einer von taktvollem Stil gefühl beherrschte» Diction, eine solide Charakterzeichnung, die geschickte Benutzung von Bühncnrcquisiten zu komischen Verwickelungen und sccnischen Berfleckspielen hat auch seinem gestern Abend aus unserer Bühne gegebenen Lustspiel »Der Weg zum Herzen" eine recht srcundliche Ausnahme ver schafft. Tie Kritik wird alle eben erwähnten Vorzüge de» Stückes mit Wärme anerkennen, ibre Ausstellungen gelten nur der Composition, insofern der Grundgedanke sich nicht i» allen Kreisen der Handlung widcrspicgelt und über- baupt sich nicht mit überzeugender Klarheit tem großen Publicum enthüllt» da» sich mehr an dem einzelnen heitern Scenen erfreut und nicht jenen besrietigendc» Gesammkeintnick erhält, der durch da» Nachsinne» über
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