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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.04.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060406020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906040602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906040602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-06
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vnNpn Kip mick in Bube oder beim Kimmel. ich werde Sie er- Abend-Ausgabe M. Jahrgang Nr. 175 Freitag 6. April 1906. r Feuilleton. 1 Sonllckuirv». vle Inspiration schien bereit ru sein, sich mr ver wirklichen unck sich io eine heldenmütige Ist umzu formen unci klsnn — welche klluncker, welche auper- orclentUchea Lrgednisse wsren nicht von einer grossen Anstrengung ru erwsrtenl Aber cler borgen ging vorüber, unci Abeocischstten verclrüngten cis, Helle Sonnenlicht. r > r ernstlich daran glauben kann, daß eS dem Monarchen darum zu tun ist, den Uebermut der magyarischen AvelSoligarchie endgültig zu brechen. Anzeigen und Extrabeilagen nnr in der Morge«-Aus,ade Echluß der Annahme nachmittag- 4 llhr. NeSattio« ««S Grpetztti-ar Johanut-gasse 8. Deltpho» Nr. 1b», Nr. 2LS, Nr. 117». Berliner Redaktions-Bureau: Berlin dllV 7, Dorotheenltraße 83. Tel. I, Nr. 9275. Dresdner Nedattions-Vurra«; Münchner Str. 6. Mnzeige«-Prei- 0te »gespalten« Petitzeil« für Leipzig und Umgebung LV PI, für au-wärt- SO Psg, Familie»- Wohnung», nud Stellen- Anzeigen LO Pf. MnauzielleAuzeigen, Geschäft-auzeige» unter Text oder an besonderer Stelle »ach Tarif. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigeu-Aouahmr: Augustusplatz 8, Ecke JobauniSgasse. Haotzt-Ftlt-le Berlin: LarlDuucke r,Herzgl.Bayr.tzofbuchhandlg., Lützowstrahr 10 Fernsprecher Amt Vl Nr. 4608). Ftltrl-Srpeditio«: Dresden,MarienstrLI. eWMr.TMblaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und -es REzeiamtes der Ltadt Leipzig. Session so gut wie seststeht. Dieser Rest, der unerledigt bleiben würde, befindet sich noch in den Kommissionen, es find folgende Gesetzentwürfe: Abänderung der Gewerbeordnung, Versicherungs-Vertrag, Uuterstützung-wobnsitz, Hilfskaffengesetz, Urheberrecht an Werten der bildenden Künste und der Photo graphie, Maß- und Gewichtsordnung, Aenderung de» Schutz- truppengesrtzeS, RcichSstempelnovelle, Militärpensionsgesetze. Abgesehen von Rechnung-fachen, Vorschriften, Denkschriften, Berichten, Uebersichten harren der ersten Lesung noch der Entwurf betreffend Aenderung des § 833 B. G.-B. (bedingte Haftung deS TierhalteuS) und der Entwurf über die Haft- pflicht der Automobilfahrer für durch sie angerichtete Schaven. Schließlich wären noch zu erledigeu die beiden angekündigten Gesetze: 1) NachiragSsorderung zur Entschädigung der süd westafrikanischen Farmer (10 Millionen) und die Vorlage über die Gewährung von Anwesenheitsgeldern an die Reichs- tagSabsseordneteu. Letzter Entwurf dürfte, obgleich er unter den Eingängen an letzter Stelle steht, nicht bl» zum Herbst vertagt werden. Die Aarliftentttntriebe. Die Nachkommen des edlen Don Karlos wollen immer noch nicht Verzicht auf die Zeremonie einer Thronbesteigung leisten. Sie schmeicheln sich in dem von der Partei inspirierten Gedanken der Wiederherstellung des Katholizismus in dessen alter Pracht, in der Restaurierung eines absoluten Königtums. Don Karlos' Anhänger ergaben sich bei Pamplona endlich und definitiv. Trotzdem pflegen die Prätendenten nach wie vor ihre Sehnsucht. Don Jaime, der Sohn des Kronprätendenten und nach dessen Verzicht selbst Kronprätendent Spaniens, weilte vor wenigen Wochen in strengem Inkognito in Barce- lona. Er gewann die Karlisten besonders dadurch für sich, daß er den karlistischen Klub besuchte und sein vor kurzem aus Paris gesandtes Bild mit einer die Karlisten grüßenden Aufschrift versah. Der edle Don verschmähte es nicht, mit Arbeitergruppeu Gespräche über die Lage des Proletariats und den Gang der spanischen Politik anzuknüpsen. Trotz- dem mau in politischen Kreisen allgemein entschieden Zweifel darüber äußert, daß irgend ein ernster karlistischer Anschlag geplant sei, gehen dennoch in amtlichen und halbamtlichen Zirkeln in Madrid Gerüchte von regeren karlistischen Umtrieben in der Provinz Katalonien um. So erfolgte vor kurzem in einem Viertel von Barcelona die Beschlagnahme einer Anzahl von Gewehren und anderen Ausrüstungsgegenständen in der Wohnung eines Karlisten. Don Jaimes' Spur hat mau ver loren; es verlautet aber, er sei nach Rußland, da er in russische» Diensten steht, zurückgekehrt. Wunder darf es nicht nehmen, daß sich die Führer der karlistischen Partei energisch gegen die Behauptung wehren, daß sie etwas gegen das bestehende Regime im Felde im Schilde führen. Auch das karlistische Organ „El Correo Espanol" richtet an seine Ge sinnungsgenossen neuerlich „auf höhere Weisung" die Ermah- nung, sich durch die Gerüchte über angebliche karlistische Vorbereitungen nicht irreführen zu lassen. Wo Rauch ist, da ist in der Regel jedoch auch Feuer. Für nichts und wieder nichts wird Don Jaime seine immerhin mystischen Konferen zen nicht abgehalten haben; ebenso ist e» überaus geheimnis voll, daß der künftige Kronprätendent augenblicklich absolut im Schatten weilt. Die verzweifelten Versuche der Karlisten- Partei ihre Harmlosigkeit-darzulegen, lassen nur zu sehr den Gedanken an die Fabel vom Wolf im Schafspelz aufkommen. Hui s'excuss, 8'aceuse. Vergessen werden dir Karlisten nicht, daß die Geburt der Infantin Isabella Karls Aussicht auf die Thronfolge vernichtete. In letzter Stunde scheint die ungarische Opposition vor der ungeheuren Verantwortung zurückzuschrecken, die Krone auf die schiefe Ebene einer verfassungswidrigen Regierung zu drängen. Die „N. Fr. Pr." meldet, daß Kossuth und Graf Anvrassy für heute morgen zum Kaiser be- rufen sind! ES haben bereits seit dem 2. April direkte Verhand lungen zwischen dem Ministerpräsidenten Fejervary und Kossuth stattgesuudeu, welche durch den Abg. Bela Barabas vermittelt sind und in dessen Wohnung geführt wurden. Fejervary hat einem Mitarbeiter der „N. Fr. Pr." folgende Erklärung abgegeben: „Die Zeit drängt, vie Regierung muß ihren Weg unbekümmert um alle Zwischenfälle weiter ver- folgen. Es wird sich aber niemand mehr freuen, als eben diese gottlose Regierung, wenn rasch, noch zu rechter Zeit, eine solche Lösung gesunden wird, die dem Sinne der Gesetze, dem Ansehen der Krone und dem richtig verstandenen Wunsche des Landes entspricht, so daß die Regierung vom Schauplätze abtreten kann. Es liegt jetzt ausschließlich an der Koalition, den bisherigen Vorgängen in patriotischer Weise ein Ende zu machen." (S. Oesterreich-Ungarn.) Dies« Nummer kostet auf 4 /I IN k allen Bahnhöfen und bet III de» Zeitung»-Verkäufer» I pslilircbe Lagrrrcda«. Leipzig, 6. April. Da» Arbeitöwaterial des Reichstag» «ach Ostern. Der Reichstag ist gestern Abend in die Ofkrferien ge gangen, nachdem er wider alles Erwarten die zweite Lesung des Etats noch fertiggestellt hatte. Von den ihm zu Beginn der Session vorgelegtrn 65 Vorlagen hat er bisher nicht all- zuviel erledigt, in der Hauptsache wären zu ueuneu einige Nachtragsetats zum Etat für 1905, die Bankuotenuovelle, die Handelsverträge mit England, Amerika, Bulgarien und Abessinien, die Kamerunbahnvorlage und einige kleinere Vorlagen, Denkschriften und RechuuugSberichte, weiter die von der WahlprüsungSkommission fertig beratenen Wahl- Prüfungen und 7 Initiativanträge, meisten» aber nur die ersten Lesungen. Was noch übrig bleibt, ist genug, um den Reichstag den ganzen Sommer zu beschäftigen, von diesem Reste wird aber nur noch wenig erledigt werden. Zunächst sind »och fertigzustellen der Etat, die Flottennovelle in dritter Lesung, die Reichsfinauzreform in zweiter und dritter Lesung, im Anschluß hieran die Entwürfe über de» ServiStarif, Klasseneinteilung der Orte, Naturalleistungen für die be- waffnete Macht im Frieden und die Novelle über die Be willigung von WohnungSgeldzuschüffen, sowie der ErgänzungS- etat für 1906 in dritter Lesung, letzterer sogar in zweiter und dritter Lesung. Um dieses Material aufzuarbeiten hat der Reichstag bis Pfingsten alle Hände voll zu tun, es ist sogar fraglich, ob bis Ende Mai die Reichsfinaoz- resorm erledigt sei» wird. Jedenfalls wird man vor Pfingsten sich einigen müssen, ob man die Session ver tagen oder über Pfingsten den Juni hindurch noch tagen will. Bringt der Reichstag eS fertig, bis Ende Mai auch die Finauzreform zu erledigen, daun dürfte die Stimmung die Oberhand gewinnen, in diesem Falle nach Pfingsten nicht mehr zusammenzukom men. Hier läßt sich vorläufig nichts Voraussagen. Allzu schlimm wäre eine Vertagung vor Pfingsten auch nicht, da dann der Reichstag 7 Monate zusammen wäre; bedauerlich wäre nur, daß dann auch die MilitärpensionSgesetze wieder auf die lange Bank zum zweiten Male geschoben werden. Da» übrige, was noch außerdem zu erledigen wäre, kann doch nicht und soll auch nicht fertig gestellt werde», es wird auch nicht unter den Tisch fallen, da eine Vertagung der Deutscher Deich. Leipzig, 6. April. * Fürst Bülows Befinden ist nach Berliner Meldungen zufriedenstellend. Wie da- „B. T." berichtet, hat außer den schon genannten Aerzten auch Dr. Theodor Waner, der auf der Tribüne den ReichStagSverhandlungeu anwohnte, dem Reichskanzler bei seiner Erkrankung Hilfe geleistet. Er machte dem Patienten einen Eisumschlag aus die Stirn. Der Kraule kam bald zum Bewußtsein und antwortete auf die Frage, wie er sich sühle, klar und verständlich: er fühle sich Wohler. Als der Fürst nach dem Kanzlerpalais geschafft wurde, stellte sich ein leichtes Erbrechen ein, auch fühlte der Patient sich wieder matter und klagte über Kopfschmerzen. Vorher batte der Kanzler in tiefem Schlafe gelegen. — Die „Köln. VolkSztg." erfährt zur Erkrankung des Reichskanzler», Fürst Bülow habe sich bereits seit einigen Tagen krank gefühlt. Deshalb habe ihn die Fürstin gebeten, vom Amte zurückzu treten, weil sie für ihn da« Schicksal des Freiherrn v. Richt- Hofen befürchtete. Die Erkrankung Bülow» sei durch außer ordentliche Ueberlastung und Ueberanstrengung im Amte ver anlaßt. — Daran ist jedenfalls nicht zu zweifeln, daß der Kanzler sich sobald wie möglich auf eiue» längere» Urlaub begehen wird. * Ueber die Pcrsouenlarifresor», mit der sich di« Kou- serenzen am 2. und 3. d. MtS. im preußischen Eisenbahn ministerium beschäftigt haben, meldet die „Köln. Zeitung" offiziös in Ergänzung der Nachricht der „Nordd. Allgem. Zeitung", daß als Grundlage für die Reform vo» allen beteiligten Staaten die Vorlage aogenomme« wurde, die seinerzeit das preußische VerkehrSministerium dem preußiscben Landeseiseubahnrat gemacht hat. „Die ein- »einen Eisenbahnstaaten werden immer die neue» Tarife für ihr Gebiet aufzustelleu und zu berechnen habe», während dies für den direkten Verkehr von Staat zu Staat i» ge meinschaftlichen Kommissionssitzungen geschehen wird. Auch bestimmt jeder Staat für sich, welche Schnellzüge mit Zu schlägen zu belegen sind. Es darf aber angenommen werden, daß die von Preußen hierzu in Aussicht genommene Regelung als Muster dienen wird, daß also nur die dem großen durchgehenden Verkehr dienenden Züge mit Zu schlägen belastet werden, daß aber Schnellzüge, die mehr oder weniger auch den Lokalverkehr vermitteln, von Zuschlägen freibleibrn. Es würden dann durch die Zuschläge alle V-Züge und von den jetzigen Schnellzügen etwa ein Drittel getroffen werden. Die preußischen Eisenbahndirektionen werden in der nächsten Zeit mit der Ausstellung der Tarife beginnen. Die Aufstellung und die Druck legung der Tarife wird eine sehr geraume Zeit in Anspruch nehmen. Um die Erledigung von Einzrlfragen bei der Personen - Tarifreform vorzubereiten, wird am 23. April in Stuttgart ein Ausschuß von Vertretern der Eisenbahnverwaltungen zusammentrelen." — Wenn ein volles Drittel der jetzigen Schnellzüge, abgesehen von de» D-Zügen, der Zuschlagstaxe unterworfen wird, so bedeutet das für einen sehr großen Teil der Reisende» eine Verteuerung. Dazu kommt noch der Wegfall des Freigepäcks und die Auf hebung sonstiger Fahrerleichterungeu. Somit rückt die Personcntarifreform immer mehr unter den Gesichtspunkt, eine Vereinfachung aber nicht eine Verbilligung der Tarif reform zu sein. Die Herren am grünen Tisch können ihre Freude daran haben. Das Publikum wird in die Rolle der Leidtragenden gedrängt. Als wäre die Eisenbahn um er Verwaltung willen und nicht um des Publikums willen da. Aber so „reformiert" man in Preußen-Deutschland! * Ausfuhrzoll a«f Lu«pen. Die deutschen „Fabrikanten roher Dachpappen" haben an die Berliner Handelskammer das Ersuchen gerichtet, für den Lumpen-Ausfuhrzoll einzu treten. Die Handelskammer hat dieses Ersuchen mit Rück sicht äuf die Interessen des Lumpenhandels und der die Lumpen verarbeitenden deutschen Textilindustrie abgelehnt. — Wie wir hören, hat auch dieser Tage in Berlin ein« zahl reich besuchte Versammlung von Lumpen-Großhändlern aus Var lvicbtlgrtr vo« Lage. * Reichskanzler Fürst Bülow befindet sich nach gut verbrachter Nacht frisch und bei vollem Bewußtsein. Die ihn behandelnden Aerzte sind mit seinem Zustand durchaus zufriede». (S. Deutsche» Reich.) * Der Staatssekretär des Reichspostamt« Kraetke hat sich heute nach Rom zur Teilnahme au dem Weltpost kongreß begeben. * Der NeichSanwalt Dr. Menge ist zum SenatS-- präsidenten beim Reichsgericht ernannt worden und wird dem Vernehmen nach den Vorsitz im 4. Strafsenat übernehmen, während der kürzlich ernannte Präsident Dr. Kaufmann den neuen 5. Strafsenat übernehmen wird. * Morgen findet die Enthüllung de» Gedenksteins für den bei St. Privat gefallenen sächsischen General- major von Kraushaar statt (S. unter Metz.) * Franz Kossuth und Graf Andrassy sind für beute morgen zum Kaiser nach Wien berufen worden. Man erhofft mit Sicherheit eine Verständigung. (S. Tagesschau und Ausland.) * Die Zahl der in Nagold bei dem Einsturz des Hauses getötete« Gäste ist auf 49 festgestellt, schwer verletzt wurden 50 Personen. (S. Neue- au« aller Welt.) Mtnisterkrisi» und verfassung-krisi- in Ungar«. Der Minister de» Inneren Josef Kristoffy und der Justiz minister Bertalan Lanyi, über deren RücklrittSabsichten schon seit längerem Nachrichten in die Oeffentlichkeit gedrungen sind, bi» jetzt aber immer widerrufen wurde«, haben nun doch ihre Demission gegeben. Der Ofenpester Oberstaatsanwalt Gustav Geguß ist zum Iustizmiuister ernannt. Das Ministerium deS Inneren hat Ministerpräsident Fejervary selbst übernommen. Die OppositionSpresse hat nicht ermangelt, die Veränderungen in der Weift zu deuten, daß das erwachende nationale Gewissen Kristoffy und Lanyi dazu treibe, vor dem Tor schlüsse dem beginnenden absolutistischen Regime den Rücke» zu kehren. Sie wollen eine so offenkundige Verletzung der ungarischen Verfassung, wie sie durch die Nichtausschreibuog der Neuwahlen inner halb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist begangen wird, nicht mitmachen. Von Seite der Regierung wird das in Abrede gestellt, und Kristoffys Rücktritt soll durch seine Ab sicht, eine aroßangelegte Agitation für das allgemeine Wahl recht im Lande durchzuführen, begründet werden. Viel Glauben wird diese Begründung nicht finden; es ist viel wahrscheinlicher, daß die beiden Herren die Gelegenheit benützt haben, um sich einen „patriotischen Abgang" zu sichern, ehe de; Absolutismus in Ungarn unverhüllt zutnge tritt. Man mag die Sache einkleiden wie man will; man mag auch einsehen und begreifen, daß die Regierung, um der einreißenden Anarchie zu begegnen, gar nicht anders handeln kann, aber man kann doch nicht in Abrede stellen, daß die ungarische Verfassung in einer ihrer grundlegenden Bestim mungen durch die Nichtausschreibung der Neuwahlen außer Wirksamkeit gesetzt ist. Der 11. April d. I. ist der Endtermin, an dem im Sinne des Gesetzes die Neuwahlen ausgeschrieben werden müßten. Darüber lasse» die gesetzlichen Bestimmungen keinen Zweifel. 8 5 des Ges.-Art. vom Jahre 1848 lautet: „Se. Majestät hat das Reckt, die versammelte jährliche Session zu vcr- läußern, zu schließen, sogar den Reichstag vor Ablauf der drei (jetzt fünf) Jahre auszulösen und in diesem Falle eine neue Adgeordnetenwahl anzuordnen; in letzterem Falle wird aber Se. Majestät hinsichtlich der Einberufung de« neuen Reichstages in der Weise verfügen, daß derselbe innerhalb dreier Monate, von der Auflösung de« früheren Reichs tages gerechnet, znsammentrete." Zieht man von der gesetzliche» Frist von drei Monaten nach Auflösung deS Reichstages die 40 Tage, die gesetzlich für die Durchführung der Neuwahlen erforderlich sind, ab, so bleibe» fünfzig Tage nach Auflösung deS Reichstages als Frist zur Ausschreibung der Neuwahlen. Diese 50 Tage laufen, da der Reichstag am 19. Februar aufgelöst wurde, am 11. April ab. Erst durch die Nichtausschreibung der Neuwahlen aber ist die Kluft zwischen der Krone und den mtranfigenten Magyaren so vertieft, daß man nun wohl Perspektive, jede plastische Wiedergabe des Geschauten. Dann kommt die zweite Periode künstlerischen Schaffens. Liliefors verläßt die waldreichen Triften von Uppland und verlegt seinen Wohnsitz an die Meeresküste. Das hat — wie mir scheinen will — erst den Maler in ihm geweckt. Wie er früher der Maler des Waldes, des sumpfigen Unter grundes gewesen, so wird er nun der Verherrlicher des Meereszaubers. Es entstehen Bilder mit glühenden farbigen Akzenten, wie sein nordischer Sonnenaufgang, der eine un erhörte Sinfonie von Blau und goldigem Gelb ist, oder Bilder, wie das im Kunstverein gezeigte kleine Seestück „Brise", das so unmittelbar ««spricht und so voll vom naß kalten Hauch des Nordmeeres ist. Diese blauen Fluten des nordischen Meeres hat keiner so gemalt wie LiljeforS; auch seine malerische Technik hat mit der Zeit eine großzügige Freiheit bekommen; die Se« mit ihrem wechselnden Stim mungszauber hat den großen Farbcnkünstler in ihm geweckt. Auch in diesen Seebildern ist er der Vorliebe für das frei lebende Tier, den Seehund und die Möwe, treu geblieben. Sie sind die Bew^ner jener Fluten und ohne sie vermag er sich daS blaue Meer nicht zu denken; sie geben erst die rechte Stimmung^ Der Blamc Edgar Farasyn aus Antwerpen, der ebenfalls mit einer Anzahl östlicher Gemälde vertreten ist, trägt auch in seiner Kunst einen aewissen RassentvpuS zur Schau. Auch er liebt die See, aber anders al» LiljeforS. Er ist mehr reiner Landschafter und sucht den Hauptrei seiner Kunst in einem rein malerischen Erfassen der Natur, einer tonig vertieften r.inen Stimmungsmalerei. Au stinen Bildern spricht wärmeres Leben. Freilicht und Frei lustmalerei — wie man eben so gut sagen könnte. Auf den ersten Blick verraten seine Bilder die Traditionen der alten holländischen Makerei. Unter den Moderner» steht ichm MeSdag besonder» nabe. Seine Gemälde sind von wunder- voll tonigen Reizen. In seinem Bild« ^Am Kai" hält er eine entzückende Morgenstimmung fest. Wre die Sonne auf den Segeln spielt und der feine Nebel noch über den grün lichen Dünen liegt, daS ist wundervoll gesehen und emp funden. Aus seinem Bilde ,In den Dünen'' hat er den Kampf der Morgensonne mit dem nebligen Dunst« festge- kalten; ei« momentane» malerische» tchsseben, da« au» eiser vollen Palette »um Kunstwerk erschaffen wurde. Deich «nd Eetxzigev Arrnftverein. Neben Wenglein und Leonhardt, über die schon eingehend berichtet wurde, nimmt das Hauptrnteresse in der sehr reich haltigen Ausstellung der Schwede LiljeforS in Anspruch — freilich darf man dann der eben erst arrangierten Kollek tivausstellung unsere« Leipziger Landschafters Brändel nicht gedenken, über den ein eigenes Wort demnächst zu sagen sein wird. Die Schweden nennen ihren Bruno Lilie fors, d«r 1860 zu Upsala geboren wurde, einS der originellsten Talente in der Kunst Skandinaviens. Wir können den Be griff weiter fassen und behaupten, daß er überhaupt im Rahmen der gesamten modernen Kunst einen durchaus origi nellen Platz einnimmt. Freilich läßt sich dabei nicht leugnen, daß die dem Deutschen leicht angeborene Ucberschätzung aller Fremdländischen auch LiljeforS gegenüber zu viel des Guten getan hat, und daß sich unser Urteil speziell der skandina vischen Kunst gegenüber doch schon gewaltig abaekühlt bat, seitdem sie zum ersten Male kollektiv nach Deutschland kam. Ich sah sie damals ans jener denkwürdigen Aus stellung nordischer Kunst, die dos Kaiser Wilbelm-Mustum zu KrefeL meine» Erinnern» im Jahre 1002 veranstaltet hatte. Der erste Eindruck frappierte gewaltig. Auch von LiljeforS waren Stücke zu sehen, und neben ihm hingen Zorn, Wilhelmsson, Johannsen, Fjaestad und noch so manche Nordländer, die seitdem im deutschen Kunstleben nicht wieder-ausgetaucht sind. Der letzte Sommer brachte dann zum ersten Male den Dänen Vilhelm Hammershöi nach Deutschland, eine neue große Ent deckung, wie schnell bereite Bewunderer alles Ausländischen auspofaunten, ein Sonderling in der Kunst, wie mir scheinen will, aber keiner von denen, die ihrer Zett neue Kräfte ent deckten. Etwas Gemeinsames steckt in all diesen skandina vischen Künstlern, eine Rassengemeinschast, die ihrer Kunst den Stempel ausprägt. Man möchte diese Kunst urgerma- nisch nennen, wie jene frühgermanischen Dome deS NoEbens, an denen die alte Tiersymbolik so wunderbare Formen ge fugt. Wie die kalte frische Brise, die die blauen Fluten der chwedischen Schären kräuseln macht, mutet sie an, herb und tolz, rauh und trotzig, aber immer selbstbewußt und deshalb germanisch. Eine gesunde Kunst ist cs, die Skandinavien in den letzten vierzig Jahren hervorgebracht hat, wenn man auch vom feinen sensitiven Zauber, von starken malerischen Reizen mancherlei entbehren muß. In ihren Grundzügen geht sie aus eine prägnante Erfassung des Charakteristischen; ein urkräftiges Leben pulsiert in ihr, auch wenn es sich wie bei Hammershöi hinter Nebeln, die wie Schleier eines liefen Traumes anmuten, versteckt. Bruno LiljeforS, von dem die Ausstellung de» Leipziger KunstvcreinS ein Dutzend Bilder messt älteren Datums zeigt, ist als Mensch und Künstler der Nimrod de» Norden». Ein passionierter Jäger, malt er mit Vorliebe die Tiere, denen er mit der Büchse nachgeht, den Fuchs, der seine Beute heimschlevvt, daS Birkhuhn ,m Sumpf, den Habicht, der sich aufs Eichhörnchen stürzt, den Kamps der Steinadler in den Lüsten, Dramen der Luft, wie man sagen könnte. In all diesen Bildern, die zumesst der früheren Epoche seines Schaffens entstammen, überrascht vor allem di« Sicherheit, mit der der Maler daS Momentane der Bewegung festge holten hat, die scharfe Beobachtung de» frei lebenden Tiere», wie sie nur ein passionierter Jäger besitzt. Diese Bilder baden meist kleinere» Format, sind koloristisch nicht sonder lich warm, ja beinah« erscheint di« Farbe al» Nebensache. Zeichnerisch hoben sie viel Gewaltsame» an sich; eil fehlt jede warm mutet die Dorfansicht „Dämmerung" an, die besonders aus der Entfernung wirkt. Eine geheimnisvoll verschwiegene Stimmung spricht aus dem „Alte Brücke" benannten Bilde, bei dem die breiten Hellen Sonnenflecke einer in Schlaf ver- sunkenen Einsamkeit Leben und Wärme geben. Weniger glücklich dagegen ist das Jnterieurbild „Für das Mahl" ge- lungen, es ist in der Farbe matt und verleugnet die Freude am malerischen Widerwiel von Licht und Schatten. — Neben diesen, in ihrer ausgesprochenen Eigenart kraftvollen Aus ländern mutet die Porträtkunst der Leipzigerin Meta Voigt leider sehr schwächlich an. Diese Bilder haben ebensoviel für sich wie gegen sich; bei einzelnen dieser Por träts kann man sich herzlich über die nicht ungeschickte Art einer persönlichen Charakteristik freuen; bei anderen wiederum fühlt man zu sehr den Mangel einer malerischen Vertiefung. Das Portrat deS Geh. Rates Rietschel spricht warm und lebenswahr an, e» scheint mir daS beste unter den ausgestellten Bildern zu sein. Die Auffassung ist apart und der Kopf des Gelehrten nicht ohne geistvolle Prägnanz gegeben, dagegen wird da» Kniestück einer Dame nicht ein mal mittelmäßigen Anforderungen gerecht. Ein Kinder bildnis in Pastell ist gut, während der einer Reibe anderer Bildnisse die Künstlerin über eine Halbwegs geschickte Kopie des Modells nicht hinausgekommen zu sein scheint. Vor allem vermisse ich durchweg bei diesen Porträts jegliches Gefühl für deu koloristischen Reiz der Farbe und Gemälde, die die Farbe nur ihrer Buntheit wegen verwenden, können als „Zeichnungen" allenfalls anerkannt, aber als Malereien Niemals goutiert werden. Daß Meta Voigt trotz alledem über ein wackeres Talent verfügt, soll nicht geleugnet werden: sie überragt in mancher Hinsicht viele ihrer Kolleginnen vom Fach, aber „malen" kann sie bi» dato noch nicht Sehr erfreulich wirken die Arbeiten deS Leipziger Bild hauers Paul Sturm, trotzdem man jeder von ihnen nicht bedingungslos -»stimmen kann. Al» Klrinplastiker har er sehr gute Sachen geschaffen, so die lebendige Grupp« in Elfenbein „Scherzende Mädchen", «in Stück, das viel Kaprice und Laune hat. ES ist graziös und voll Leben, minutiös und üppig zugleich. Di« Statuette d«» sitzend«» Maler» Gerlach ist zittlächst durch di« geschickte Verwendung dr» Material» interessant; auSgegatchnet ist der Kops «v- Bezugs-Prel- k der Hanptexpeditto» oder dere» NuSgabo- stelleu abgeholt: vierteljährlich L40, bet täglich zweimalig« Zustellung tu» Hau» vierteljährlich S.—. Durch »ufere aus ¬ wärtige» Ausgabestelle» »nd durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich ^l 4ck>H für die übrige« Länder laut Zeitung-Preisliste.
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