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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941108019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894110801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894110801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-08
- Monat1894-11
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Bezug-Preis k» b« -»»pteppeditto» od«r de» «m kt-bt- bezirk u»d den Vororten errichteten «lut- cabesiellen obgeholt: virrteljührlich4.50, kei zivetmaliaer tiglichrr Zvtzell»», i»S Hau» ü^L Durch die Post bezogen für Teutjchlmid und vestorntch: vteneiisdttich 8.—. Nrert» täglich« »renzbandieadnlls in» »ultanL: »Mailich 7.Ü0. Dr»Pk«stk»Pa«stob, ertcheintt-gstch '/«7Uhe, dir Ib«»d^Ul»gad« vtochrnlu-« 5 Uhr. Ur-artim und Lrpe-Mo«: 8. DieLrvtdittmi ist kSochen!-^ «nmRrdrvchn «kdffnet »», früh 8 di, «den»« 7 V»L Filiale«: Dtt» Kle»»'« Lorti». (Alfred H«hn), Uoioersilättsirab» 1. k«a«S Lösche, Latharineastr. 14, pari, und lkklllka-vkatz 7. Morgen-Ausgabe. ripMcr.TagMM Anzeiger. Organ fnr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschiistsvcrkchr. «uzeigeu-PreiS dk 8 gespaltene Petitzeile 70 Pß- Nrclnmr» »»Irr de» Redactiontstrich (4ß» spalt«») ÜO-ch, »or de» gmmtUMMchchchtM (S vtd-U»») 40 uz. Erobere Schriften laut in»fern» WAS» ver^tchich. Dadellarifcher »ad Merchatz »ach hoherrm Darts. Gflr»»Beiltt»en lgrsalzy, u»r «lt der vröra«»»U»»a«b», »hur Ivstdesörder»», ^4 «I—, »It Postdeforderung 7V-. Amnhvrschlllk für Änzngra: >h»»d.I»Sgab«: Bormittags 10 Uhr. Nl»r>«».AuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Dann- »ad Festtag« früh Uhr. Bei de» Filiale» und «»nahmesttlle» i« »irie halb« Smnd« früher. Airzekiea sind stet« an di« Erpeditt,» zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig 88. Jahrgang. ^-571 Donnerstag den 8. November 1894. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wir hoben beschlossen, die USlNteritzrStrabe ia Lripzig-Lchleuvig in der nachersichtlichen Weise, und zwar aus der linke« Seite von der 23. Bezirt»schul« ab mit den ungeraden, aus der rechte» Leite von der streuzuag mit der Iahn-Lttahe ad mit de» geraden Zahlen zu »umrrtrea: K-nneritz-Ttraße Imke Seite rechte Seite von der 23. Bezirttschule ab von der Kreuzung mit ber Jaho-Ltrohe ob Bemerkungen 55 BiNtpliltze Bauplatz« Bauplatz 117 IIS 121 123 Abth. X 71 S 7i r 71R 71V 83 8b 87 d'.i Brand» Kol.-Nr. Abth. 31 81S 810 32 Abth. X 868 es 14k 14 e «btd. 8 SS Neu« Eiragen- Nr. Leipzig, d«u 6. Ia. b066. Alt« Straße» Nr. 23. Bezlrk«sch»le Bauplatz ahn-Stratzr Bauplätze 103 10b 107 folgt Skratze 6. 109 III II» IIS 117 folgt Dorf-Ltrotz« November 1894. 77 79 81 83 folgt Strotze r. 8L—101 53 SS folgt I 57 -69 l folgt Strotze L. 71-75 Alt« Straben- Nr. Brand- Kot-Nr. Neue Straßrn- Nr. Bemerkungen Abth. X 61 Jahn-Stratze 50-52 i folgt Strotze T. 54-Ü8 ! folgt Strotze L. 60 618 61 0 V1V 618 Vit' 62 42 428 388 33 62 64 66 68 70 72 folgt Strotze r. 74-102 , folgt Straße v. 104 106 106 110 folgt Dorf-Stratze Bauplatz« Bauplatz« Bauplätze Der Rath »er Etodi v«lp^,. V». »«orgi. vr. Mumpert. Feld- und Wlescnverpachtung. Die folgenden, dem IohanntshospUalr gehdnge» Parrelle» dr« Flurbuchs für Stünz und zwar: Nr. 46 iu 18 Abtheilungen ä 50 QR ----- 9.22 Ar 1 Abtheilung von 59 » »» 10,88 - 1 . 58 M W>»I 10,70 - - 50 60 II,10 - . 51 55 10,20 - . 52 56 10,80 - - 53 7b M «--» 18,90 » . 54 49 M »ÜE 9,00 - - 55 57 10,60 - . 56 69 M «2» 12,80 - . 57 66 12,10 - . 58 183 M r» 33,80 - . 59 65 » »E 11,90 - - 60 41 M 7,60 - . 61 33 M EW« 6,00 . . 62 46 M «ll» 8,50 - . 63 173 M «rr. 31,90 - . 64 87 M 16.00 - . 65 2 «ck. 42 M »W» 1 b» 18.50 - . 66 1 . 36 M «lliM 62,00 - . 48 14 M 2,60 - . 49 175 » EM 32,80 - Flächengehalt sollen Nioutag, den 12. d. M««., do« v»r»ittag« 9 Uhr an, an Ort und Stelle nach einander in der vorangegebenen Reihenfolge und zwar die beiden zuletzt genannte» Pareellen zum Wirien- und alle übrigen Parcrllen bezw Lheile zum Feld- und tkohlbau an die Meistbietende» auf die sech« Jahre 1895 bi« mit 1900 verpachtet werden. Zusammenkunft der Bietlustigen aus dem Leipzig»Sellerhausen. Stünzer Wege am Penndors'schen Neubaue. Die Bersteigerungs- und B>rpach»ung«bedingungen, sowie ein Situation-plan liegen auf dem Rathhau-faal« zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 5. November 1894 Id 4770. Der Math »er Stadt Leipzig. Vr. Georgi. lkrumbiegel. Bekanntmachung. Die zum Berkaus auf den Abbruch öffentlich «utgeschriebenen Baulichkeiten aus den Grundstücken Nettzenhatner Strotze Nr. 128 in Leipzig-Thonberg und z»,ino»n»orfer Strotze Nr. 22 in Lkipziq.Änger.llro«tendorf sind den Hüchstbieter» zugefchlage» worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bieler werden daher au« ihren bezüglichen Geboten hierdurch entlassen. lltipzig, am 3. November 1894. Id. 4990. Der Not» »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. lltz Bekanntmachung. - Ta e« sich al« wünschentwerth derau«gestellt bat, die vielen, seit längerer Zeit ungepflegt gebliebenen Gräber aus dem hiesigen »kteen Gottesacker Bnzuednen, so svrdm, wir Alle, die einen solchen Grab, bügel erhalten zu sehe» wünschen, hierdurch aus, die« di» Frriiog, »cn IS d- Ni, dem Dodtendetlmrifter Lehrmoo« fL-Sutritzsch, Friedhosstraß«) onzuzeigen. Leipzig.Eutritzsch, 6. No»«mb«r 1894. Der «irchenoorfton». k. Iäg«r, vors. Offene Schuhmannskelle. Bet der hiesigen Gemeinde ist am 1. Tecember 1894 «ine mit Pensiontbrrechtigung verbundene Schutzmanntstelle »eu zu besetz«». Ledolt 800 ^il, Bekleidungsgeld 80 jährlich. Geeignet« Bewerber, welche gediente Militairs sein und al« solch« mindest«»« Unterofficiertrang erlangt haben müsse», wollen Gesuch« mit Zeugriffen ili Sdschriit längsten- am 14. November d. I- hier rinreich«». Liutzsch, «ö 6. November 1894. Der Grmeiidrporsiond- Th. Utzli» Vorwerks-Verpachtung. Da« zur Herrschaft Nochsdorg, Station der Muldenthalbahn, gehörige Vorwerk mit 67 Hektar — Ar Feld und Wiese soll sosort oder von »tue» später zu vereindarrnden Termin» ad anderweit aus zvöis Jahre meistbietend mit Vorbehalt der Aus wahl unter den Lic.tauten verpachtet werden. Zur Uebernahme sind ca. 30001 ^l erforderlich. Repectanten wollen sich Saonadend, am 24. November o. Nachmittag» S Uhr, im Gasthofe z« N»ch»burg einfinden. Dir Pachtbedingungen können in dem unterzeichneten Rentamt« eingesehen oder gegen die Gebühren abschriftlich mtlgeldeilt werden. Wer das zur Verpachtung gelangende Vorwerk sammt Zubehör de- sichtigen will, wolle sich gefälligst an Herrn Förster Wegewitz in Stochsburg wenden. Glauchau, am SO. Oktober 1894 Gräslich-Lchönburgische« Rentamt Hiatcr-Slanchan. Schmidt. Spanische Leherhehe. Wir batten schon neulich Gelegenheit, darauf binzuweisen, daß die protestantische Gemeinte in Madrid, auch nachdem es ihr gelungen ist, unter dem Schutze der Staatsgewalt ein eigenes Gotteshaus zu erbauen, das Schwert mit der Kelle nicht dei Seite legen darf, da der in seinem Jahrhunderte langen Besitzstand sich gefährdet wähnende spanische Cleru« alle Mittel der Berbetzung und Vergewaltigung erschöpfen werde, um dem Protestantismus das gewonnene Terrain wieder zu entreißen. Wie die Heye in Spanien, dem Eldorado kirchlicher Intoleranz, getrieben wird, zeigt in greller Illustration eine Madrider Corrcspoiidrnz der „Köln. Zig ", deren Leclüre wir insbesondere der„Krzzlg." und ihren Leuten mit dem dringenden Ersuchen empfehlen, sich doch einmal zu überlegen, ob es wirklich so ganz gefahrlos ist, wie sie un- glauben macken will, die deutschen Gesinnungsgenossen der spaniscken Römlinge als Notkhelfer gegen Vie Umsturz parteien zu Hilfe zu rufen. Die Correspondcnz, vom 15. Oclober dalirt, lautet: Spanien scheint auch in unserm Jahrhundert seinen Ruf, daS gelebte Land der Unduldsamkeit und deS religiösen Fanatismus zu sein, behaupten zu wollen. Es hat erst jahrelanger Kämpfe bedurft, bevor man dabin gelangte, nicht etwa die Religionsfreiheit, aber doch wenigstens die „Toleranz der Culte" in Vie Bersassung auszunedmen, «ine Duldsam keit, die allerdings bald auf da- Innere der Kirche und ver Friedböse der Andersdenkenden beschränkt wurde. Aber auch da- ist den Eiferern noch zu viel, und sie unternehmen jetzt, anknüpfcuv an die Weihe eine» anglicanischen Bischof«, einen neuen Feldzug, um wenn möglich auch diese letzte Spur sreicr Eutimckelung wieder zu beseitigen und, wie sie selbst sagen, die .unvergleichliche" Politik Philipp s II. fortrufctzcn. Die Fiulh ber Ein>pruchserklär,iiigen gegen die Bischosswcihc schwillt immer mehr an, und cs ist nickt abzusehen, wie hoch sie noch steifen wird. Wer sich der undankbaren Ausgabe zu unterziehen bar» diese Kundgebungen näher zu beobachten und biese Machwerke täglich zu lesen, der nimmt am besten den „Correo Espanol' zur Hand, wo sie unter der centimeiergroßen Ueberschrist „Gegen dir Ketzerei" alle hübsch beisammen sind. Zuerst kommen die Schreiben ver Bisckösc, vann die Tele gramme der uliramontanen unv carlislischen Vereine. Die letzteren sinv weniger interessant ; sie pflegen in dem Anerbieten zu gipseln, gegedcnrnsaUS Gut unv Blut zur Ausrottung ve» Proiestantismu« opsern zu wollen. Eine größere Äti«bcule zur Kennzeichnung testen, wa« die bkbere Geistlichkeit unk vie von ihr vertretenen Volksschichten unter „Toleranz ter Hülle" versteben, liefern dagegen ibre an den Erzbischof vou Toledo gerichteten Glückwunschschreiben. Die Meisten bezeichnen den ja nicht mid«dm-t nothwrndigea, aber jedenfalls von der Verfassung gewährleisteten, rein inneren Schritt der spanischen Reformirten al« „ruchlo«, scandalö«, verabsckeuungSwürdig, schmachvoll, ekelbast und monströs". Der Erzbischof von Tarragona schreibt: „Die einzige Stütze de» protestantischen Bischofs ist da« Geld, da« ibm vom Ausland und von einigen wenigen Spaniern zu gebt, die, vom Laster fortgerissen, da« sanfte Jock der katbolst'chen Kirche abgeschüttelt baden." Der geängstigte Geist von acht gerade in Madrid anwesenden Bischöfen „weiß noch nicht, ob wegen deS von der Ketzerei unv Frei maurerei gemeinsam auSgebecklen Streiches Tdränen des Mitleiv« zu vergießen oder aus alle Tbeilnehmer die Ltrablen der Berwunsckurig zu schleudern sind". Al» „Bischöfe von Gottes Barmberzigkeit" wüßten sie aber, was von protestan tischer Priesterweibe zu balten sei: „Wo die Gesäße vcS heiligen L>elS durch die ruchlose Hand des die Ketzerei stiftenden Lulber zerbrochen sind, ist weder eine heilige Salbung, noch übernatürliche Krast, noch Verbindung mit Gott möglich." Auch ter Erzbischof von Granada bat .mit tiesem Schmerz von dem neuen Frevel gebört, der sich nicht etwa in dem treulosen Jerusalem, sondern in ber kalbolische» Hauptstadt des latbolischen Spanien rugetragen habe. Er verdamme und verfluche daö von den Protestanten begangene Attentat." Der Bischof von Eartagena entrüstet sich nicht minder „über den Scandal, den die Frechheit einer Hand voll Ketzer und die Gleichgiltigkeit der Regierung in der Hauptstadt der Monarchie veranlaßt haben". Der Diöeesan- verwalter von Ealaborra bezeichnet die Feier als .eine Ohr feige, die die unbefleckte Gattin deS Lamme« empfangen habe. Ein abtrünniger Priester, ein ehrloser Sectirer de« sinnlichen Vergnügungen ergebenen Lut her habe, in lächerlicher Weise die katholische Kirche nachässend, ein- aewilligt, daß man ihn zum Bischof weihe. Die eine« besseren Loose« würdige Hauptstadt verdiene eS, daß die Regierung sie verrbeidige und schütze, indem sie sie von dem Koch reinige, womit sie von den Söhnen deS Protest.--, de« AufrubrS und de« Eigendünkels beworfen werde." Der Bischof von Lerika spricht gleichfalls „mit aller ibm zur Verfügung stehenden Krakt gegen da« verbrecherische Attentat, da« den moralischen Sinn des einfachen Volke» verderbe." Der Bischof von Plasencia ereifert sich über den „dreisten Unfug de« ele»d«n Eabrrra." Unter dem Motto: ,0 tempvirr, o mvres" ergeht sich der Bischof von Jaca in Betrachtungen darüber, wie „mit der Eröffnung der protestantischen Kirche da« Princip de« Bösen seinen Einzug in Madrid gehalten habe Unter dem Deckmantel der Religion verberge sich der verbängnißvolle Mörder deS Vaterlandes und seiner verebrungSwüikigen Einrichtungen. Der Herr möge sich dieser unglücklichen Nation erbarmen und die Tage des Car dinal« verlängern, damit er an der Spitze der spanischen Bis l öse, die die Kriege gegen 7en neuen Protestantismus einiger Spanier schlechter Art zu sübrcn batten, marschiren möge." Der Bischof von Mallorca kalt gerade den jetzigen Augenblick, „wo der Protestantismus, der Vater der Tyrannei, der Sohn de« Stolze« unv der Un gläubigkeit, der Unordnung und socialer Auf lösung, in allen Ländern Europa« zusammenbreche, wo der Protestantismus, der die Ausschweifung, der Scandal und der Egoismus sei, überall den Ekarakter eines po sitiven Glauben« verliere, für schlecht gewählt, um hier in Spanien dafür Propaganda zu machen. Wie könne man den Protestanti-inus dulden, dessen Ergrbniß »vtbwendiger Weise das Ueberschäumen der Laster, das Entgleisen de« Verstandes, die Ver wirrung und daSCbao« in religiösen Dingen sei." Am unverfrorensten drückt sich jedenfalls der Bischof von Oviedo aus, indem er sich mit dürren Worten überhaupt gegen jede Duldung, die .eine Umkehr aus dem Wege der wahren Civilisation sei", erklärt. „Diese Ketzerei habe lediglich den Zweck, einigen unsittlichen Priestern rin Mäntelchen um^nhängen, und führe unbedingt eine allgemeine Sittenverderbniß berbei. Der bereilS vollständig ohnmächtige Pcotestanii-muS passe gar nicht mehr in den weiten Rahmen christlicher Moral hinein Heute, wo er überhaupt kein Ckcistentbum mehr enthalte, wo die Protestanten selbst, wie cs die Universität Amsterdam gerade geihan, nach katholischen Theologen nnv Philosophen verlangten, nm ihren Geist wieder anszuirischen, hieße cs ein fach aus der Baku dcS wahren Fortschritt« zurückzehcn, wenn man ihnen die Tborc öffnen wollte." Unverständlich bleibt eS, weshalb sich die frommen Männer überhaupt derartig aufregen, wenn eS sich doch um eine iin Sterben liegende Sache handelt. Diesen Kundgebungen deS höheren Klerus, der sich von den Carlistea wieder willig ins «-chlepptau nehmen läßt, schließe ich noch einige nickt weniger erbauliche Sprüche aus den Acußerungen der Brüderschaften und Vereine an. Da wird mit „heiligem Unwillen" vom Stankpuncte „de« Spaniers, des Kaiholilen und des — an ständigen Meuichcn" gegen das „unerhörte", Spanien nnv seine unglückliche Regierung entehrende, Gott und daS Vaterland bcleivigende Attentat schmutziger Protestanten, bezahlter Gläubigen, moderner Barbaren, civilisirter Wilden, gegen die „velbreckerischc Toleranz der Regierung", gegen „die in cynifcher Weise bcrgestellke Freiheit der Culte", gegen „die teuflische Handlung der Frei maurerei" protcslirl, worunter die „Ehrbarkeit aller guten Katholiken deS Landes lewe". Der arme Cavrera, der als eine Ausgeburt des höllischen Geiste« vor geführt wirr, kommt natürlich auch schlecht weg; zum Lheil wird er mit Äu-orucken bedacht, die sich gar nicht wievergeben lassen. Am tollsten treibt eS der -Corres Espanol" selbst. Nachdem er erklärt bat, daß die Religion durch die BockofSmeihe von einer niederträchtigen Serie, Feinden GdtteS und der Gesellschaft, beleidig« tei, erzählt er seinen Lesern, wie man srüher mit Ungläubigen auszuräumcn verstanden habe, und legt e« ihnen dann nahe, ieyk ebenso zu verjähren. „Espana Eristiana" drückt dies ,n drastischer, wenn auch nicht gerade christlicher Weise dadurch au», daß e« alle Andersdenkenden in die siebente Höll« tchicken will Zum Schluß möchte ich noch dem Erz- pricstrr von ^ebenes nebst geistlichen Genossen daS Wort «rtdeilen, damit auch eie Komik in diesem sollst zu düsteren Gemälde zu ihrem Recht kommt. Der brave Mann hält e» sür wünschenSwerth, daß .Cardinal ManeScillo noch lange Jahre, wie die Sonne im Meridian, den nördlichen Einfluß jener Länder zerstreuen möge, die der materielle Nebel und der moralische Nebel re« Zweifel- umfängt, die ohne feste Grund sätze den zweiselvollen Glauben hervorbringen, bei dem nichts vou Dauer ist, weder eme einzige Wahrheit noch eine einzige Thaksachez weder giebt eS dabei einen Mann von Ebrgesühl in der Politik noch «inen Ehrenmann in der Gesellschaft, denn die Welt wird in ein Gesängniß verwandelt und die Vernunft in lincn eisernen Reifen gespannt, um Theorien zu schmieden, ohne jemals ihr lobenSwertheS Ziel, vielmehr nur die Zer störungen und den Ruin der Volker zu erreichen, zu deren Füßen sich ,br Abgrund öffnet, und so geht alles DaS zu Grunde, wohinein sich die Vernunft mischt: die wabre Wissenschaft, die politischen Gesetze, die Philosophie, die Sitten, das Individuum, die Familie, die väterliche Autoritär, die Ehre, die Ehrlichkeit unv die Gerechtigkeit." Der Herr, der sich diese» blühenden BlöksinnS entäußert, wurde wadrickeinlich euiigerniaßen in Verlegenheit geralden, wenn man ihn darüber befragen wollte, was er eigentlich von jenen umnebelten Ländern wisse, aus die er von seinem erhabenen Standpuncl in — ^ebenes, wo Don Quixote bei seinem Zug durch die Mancha offenbar Spuren zuruckgclassen bat, mit soviel Ver- achiung herabblickt. Ich glaube, diese Proben genügen, darzuthun, was der spanische UllramontaniSmu« unler der von ter Verfassung vcrbürglen „Toleranz der Eultc" versteht. Deutsches Reich. * Leipzig, 7. November. Wie nnS von unterrichteter Seite mitgetheilt wirb, will Kaiser Wilhelm, einer Ein ladung des Herzogs von Altenburg Folge leistend,-an der diesjährigen Hofzazv in Hummelshain theilnehmen. Q Berlin, 7. November. Tie unsachliche, rein persönliche Behandlung wichtiger Gesetzgebungs frage» tritt jetzt wieder in krassester Weise in der ult ra- montanen und fortschrittlichen Presse hervor. Der frühere Reichskanzler Gras Caprivi hatte sich durch sein ebenso heftige« wie unkluges Eintreten für die Zetlitz'sche Volksschulvorlage die Gunst des CenlrumS erworben, er batte durch die Handelsverträge, die küble Befürwortung lanvwirthschastlicher und colonialer Interessen, sowie durch den vertrauten Verkehr mit einigen Führern der srci- sinnizen Vereinigung bei ter Linken einen Stein im Brett, beide rechneten ibm da« Zerwürsniß nut den Con- servaiiven und die bei jeder Gelegenheit bcimcscnc Abneigung gegen dieNationalliberalen hoch an. Einem solchen Mann gegen über konnte man bi« an die möglichste Grenze de« Enigegen kommens gehen; das wurde in teil letzten Monaten unauf hörlich in ultramontancn und freisinnigen Blättern versichert. Jetzt aber bat sich die Stimmung wesentlich verändert. Der neue Reichskanzler flößt den Oppositionsparteien nicht mehr dasselbe Verlraucu ein. Mit größter Offenheit wirb bemerkt, daß man ganz denselben Gesetzentwürfen, die bereit« unter der Leitung des Grafen Caprivi die Zustimmung der Regierung gefunden halten, jetzt einen größeren Widerstand entgegensetzen müsse. Da« ist die sachliche Art, in der die Oppositionsparteien Politik treiben! . O. II. Berlin, 7. November. Der Verband deutscher Buchdrucker bat seil dem großen Buchvruckerslreik, in dem er bekanntlich eine empfindliche Niederlage erlitt, bereits wieder Dank der straffen Organisation ein Vermögen von circa 500 900 angcsammelt. Gestützt aus dieses, fabeln etliche Heißsporne wieder von einem Streik, um den Achtstundentag zu erkämpfen. Vorläufig siebt eS sreilich nicht danach au-, al» ob diese Heißsporne viel Einfluß auf die Leitung erlangen könnten, denn daS wissen die Herren Eifler und Genossen viel zu gut, daß einerseits eine scbr starke Reserve Armee vorhanden ist, nnd baß andererseits der Gutenbergbunv (die Ber einigung iiichisocialvemokratischcr Setzer) ein nicht zu unter schätzende« Gegengewicht bildet. Im Gegensatz zu dem socialbemokralifchen Buchdrucker-Verband ist der socialtenio kralische Bergarbeiter-Verband immer mehr zurück gegangen; heute ist er kaum noch ein Schatte» der einstigen Große. llm ihn zu stärken, veranstaltete kürzlich der socialdemokralisch« Rcich-iag-abgeordnete für Kiel, Herr Legien, eine Agitaiionsreije durch di« rheinisch-westfälischen Kohlenrevier«. Er hat recht schlechte Geschäfte gemacht, trotzdem sind die Leiter des Verbandes nochmals auf die Idee gekommen, Legien herbei zu citiren; am I I. November beginnt also die zweite AgitationSreise. Der christliche Bergarbeiter-Verband auf der einen Seite, die Hirsch- Duncker'schcn Geivcrlvereiiie aus der anderen Seite, baden ter socialdemokrattscheu Bewegung unter den Bergleuten jedes Terrain abgcgraben; und wenn die Entwickelung so weiter geb», wird der Tag nicht fern sein, wo der social demokratische Verband das Schicksal des RcchlSschutzvcreinS im Saargeb,et thcilt, d. h. sich auslöst. * Berlin, 7. November. Die .Berl. N N " schreiben: >,Der ehemaligen Caprivi - Presse ist unsere neuliche Mil- »bcilung, Fcldmarschall Gras Moltkc habe eS während der Regierung deS Kaiser« Friedrich abgclcbnt, den General von Caprivi als Avlatu» an Stelle des Grasen Walders« auzunedmen, begreiflicher Weife sehr unbequem, unv sie ver sucht, die Tbaisache türm Ableugnung au« der Welt zu schaffen, der „Hamb. Corr." durch allerlei Einstellungen, die „Norvv. Allg. Zig." durch einige der bei ihr üblichen Redac- tionsslegelcien. Wir ballen dem gegenüber >>»sere Mittbeilunz, die au« sicherster Quelle stammt und überdies in hohen Militairkreisen seil Jahren bekannt ist, absolut aufrecht. Alles was der „Hamb Corresp." dagegen vordringt, ist eitel Combination. Was die Frage eine« Denkmals für Moltke aubrlangt, so haben wir niemals bebanvlet und niemals be haupten können, wie der „Hamb. Corresp." unterstellt: „Caprivi bade sich al« Reick-kanzler an feinem Feinde Moltke geräckt, indem er d,c Errichtung eines Denkmal» für Moltke verbinden habe" Gras Caprro, Hal die Errichtung eine» Denkmal« für Moltke schon deshalb nickt „Verbindern" können, weil e« zu seiner Amtszeit au« Rücksicht für idn niemals osficiell in Anregung gebracht worden ist. Ausfällig ist nur, raß ber „Hamb Eorresp" sich für er» Molll«>Dt»k»a1
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