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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.08.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060831020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906083102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906083102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-08
- Tag1906-08-31
- Monat1906-08
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Leipzig, 31. August. Die Zeugnispfltcht der Abgeordneten. Zn der »Deutschen Juristenzeitung" prüft der bekannte StaaisrechtSlehrer Prof. Laband die Frage der Zeugnispflicht der Abgeordneten, die durch die Weigerung verschiedener Reichstagsmitglieder, sich über die Quellen ihrer im Parla ment vorgebrachten Mitteilungen zu den Mißständen in der Kolonialverwaltung vor Gericht vernehmen zu lassen, aktuell geworden ist. Labanv ist der Ansicht, daß die Abgeordneten zwar gemäß Artikel 30 der Reich-Verfassung vor gerichtlicher oder disziplinarischer Verfolgung geschützt, nicht aber berechtigt sind, das Zeugnis zu verweigern. Durch die Vernehmung als Zeuge werde der Abgeordnete nicht gerichtlich verfolgt oder zur Verantwortung gezogen, er werde nicht beschuldigt, er hat nicht über sein Verhalten Rechenschaft, sondern über seine Kenntnis einer Tatsache Auskunft zu geben. Man rürfe die moralische Verpflichtung des Abgeordneten zur Ver schwiegenheit nicht zu einer Rechtspflicht erheben, sonst würde eine Lahmlegung des strafrechtlichen Rechtsschutzes herbeige» führt werden. Durch eine Befreiung der Abgeordneten von der Zeugenpflicht werde nicht die sogenannte Immunität der Abgeordneten gesichert, Wohl aber würden die Verletzungen der Amtsverschwiegenheit seitens der Beamten, die Entwen dung von Akten, die verleumderische Beleidigung und manche andere Verbrechen und Vergeben einen indirekten Schutz gegen Strafverfolgung finden. Es bestehe kein stichhaltiger Grund, Abgeordnete von der Erfüllung einer Pflicht zu ent binden, welche allen anderen Personen obliegt, und welche im Interesse der Aufrechterhaltung der Rechtsordnung unentbehrlich sei. Darüber, ob gegen den die Aussage verweigernden Abgeord neten die Zeugniszwangshaft zulässig sei, spricht Prof. Laband sich nicht aus. — Auch hinsichtlich der Durchsuchung der Papiere eines Abgeordneten kommen nach seiner Meinung keine anderen rechtlichen Gesichtspunlle in Betracht wie hinsichtlich der Zeugenvernehmung. Kein Gesetz verleihe den Reichstags- oder Landtagsabgeordneten in dieser Beziehung ein Privi legium. Auch daß in Sachen des Abg. Erzberger eine Durch suchung im ReichstagSgebäude zu einer Zeit, in welcher der Reichstag nicht versammelt war, stattgesunden hat, sei ohne Erheblichkeit. Nach der Geschäftsordnung für den Reichstag Z 62 steht dem Präsidenten des Reichstags die Handhabung der Polizei im Sitzungsgedäude und in den Zuhörerräumen zu; dadurch Werve aber nicht für daS ReichstagSgebäude eine Art von Exterritorialität gegenüber den StaatSbchölden be gründet. Die Geschäftsordnung sei kein Gesetz und könne die Strafprozeßordnung nicht abändern oder ergänze»; sodann sei eine gerichtliche Durchsuchung lein Akt der Polizei; endlich könne der Präsident die Polizei nicht handhaben zu einer Zeit, in welcher der Reichstag nicht rersammelt ist und der , Präsident weder Pflicht noch Veranlassung hat, im ReichS- ' tag-gebäude anwesend zu sein. Soweit die Ausführungen LabandS. Sie mögen juristisch stichhaltig sein. Politisch sind sie es nicht. E- unterliegt gar keinem Zweifel, daß die Verpflichtung der Abgeordnete», Zeugnis abzulegtu von den Quellen seiner Wissenschaft, den Zweck der ihm verfassungsmäßig verliehenen Immunität beeinträchtigen muß. WaS man dem Arzt und dem Geistlichen zuaesteht, das Recht der Zeugnisverweigerung über Dinge, die ihnen als Vertrauen-Personen um ihres Berufe willen anvertraut worden sind, muß auch dem Vertreter deS Volke- im Parlament zugedilligt werden, der die höchste Vertrauensstellung einnimmt, die da- Volk zu ver geben bat. Es ist darum Sache des Parlament-, sich gegen eine Beeinträchtigung seiner Vorrechte auf dem Wege der Gesetzgebung zu schützen, wenn die gegenwärtige Gesetzgebung hierzu nicht ausreichend erkannt wird. Vorspiel zur Präsidentschaftswahl in Nordamerika. Di« Zahl der Bewerber um das Erbe Roose velts ist bereits recht stattlich anzewachsen. Daß Bryan der Kandidat der demokratischen Partei sein wird, ist be- reits seit langem bekannt; er hat auch wohl, wenn anders sein republikanischer Gegner durch die Empfehlungen des aezenwärtigen Präsidenten nicht allzu sehr unterstützt wird, die besten Aussichten. Auf einen Wahlkampf, in dem auf gegnerischer Seite hinter dem Rivalen die Beliebtheit Roosevelts und die Vorzüge seiner Amtsführung stehen, wird sich Bryan allerdings gefaßt machen müssen, denn von den Männern, die als Kandidaten der republikanischen Partei genannt werden, steht jeder einzelne dem Präsidenten mehr oder weniger nahe. Am meisten dürfte dies bei dem Staats- sekretär Root der Fall sein, der als persönlicher Freund des Präsidenten sein volles Vertrauen hat und seit Jahren zu besonders schwierigen und bedeutsamen Missionen, wie eben jetzt zu einem Besuch« der südamerikanischen Staaten, auserseyen wird. Neben ihm kommt zunächst der 71jährige Joseph G. Cannon in Betracht, der, unter dem Namen „Uncle Joe" bekannt, sich außerordentlicher Popularität erfreut und gegenwärtig im Repräsentantenhaus das Amt des Sprechers bekleidet. Als republikanische Kandidaten werden ferner genannt der Vizepräsident Fairbanks, d^r Schatzsekretär Shaw, Cummins, Gouverneur des Staates Iowa, und endlich der Richter Charles Z. Hugbes, der sich durch di« Ausführung der Enquete über die Versicherungsgesellschaften einen angesehenen und bekannten Namen gemacht hat. Die engere Entscheidung aber dürfte auf republikanischer Seit« zwischen Root und Cannon fallen. Steht ersterem die persönliche Freundschaft und Empfehlung Theodor« Roosevelts zur Seite, so kann letzterer auf die Unterstützung der Trusts rechnen, denn er hat dle gegen die Auswüchse des amerikanischen Trustwesens gerichtete Politik Roosevelts stets als ein« von übertriebener Sorge zeugende und der Wohlfahrt deS Landes nicht dien liche Maßnahme bekämpft. Dieser Vielheit der präsumtiven Kandidaten steht auf demokratischer Seite Bryan so gut wie allein gegenüber. Denn W. R. Hearst, der neuerdings als sein Neben buhler genannt wird, ist doch politisch zu anrüchig, als daß «r als ernsthafter Bewerber um den Präsidentschaftsposten in einem Staatswesen, das an die gerade und loyale Art Roosevelts gewöhnt ist, in Betracht kommen könnte. Bryan hält es schon jetzt an der Zeit, seine Stellung in bezug auf einige wesentlich« Fragen zu präzisieren. Er kündigt natürlicherweise einen energischen Kampf gegen di« Trusts und die Geldherrschaft an und wird hiermit ohne Zweifel Eindruck auf die groß« Masi« des Volkes machen. Er scheint sich ferner an di« Spitz« einer Bewegung stellen zu wollen, die international« Differenzen durch Schieds gerichtsspruch reaelt. Wir erhalten über seine Ausfüh rungen die nachfolgenden Telegramme: * New Jork, 30. August. Der demokratisch« Präsi dentschaftskandidat Bryan hielt bei einem aus Anlaß seiner Rückkehr ihm zu Lyren wbgehaltenen großen Meeting eine Rede folgenden Inhalts: Die Stimmung zugunsten der friedlichen Beilegung inter nationaler Streitigkeiten sei rm Wachsen be griffen. W«nn Amerika den Abschluß eines allgemeinen Vertrages Vorschlägen würde, wonach Streitigsten der Haager Konferenz oder einem anderen Schieds gerichtshof zu unterbreiten find, so würde ein« Reihe von Staaten sich geneigt finden, dem Vertrag« beizutreten. Der Redner bezeichnete im weiteren Verlaufe seiner Rede die Trustfrage als die brennendste und schlug als Mittel zur Besserung der augenblicklichen Lage vor, daß die Gesellschaften durch die Bundesregierung zu konzessionieren seien und daß der Präsident er mächtigt sein soll«, auf «ine Freiliste Waren zu setzen, die mit den von dem Truste beherrschten konkurrieren. Er drückte die Hoffnung aus, daß die Trust» mit der Wurzel auszerottet würden. In der Frage der Verstaatlichung der Eisenbahnen machte Bryan den Vorschlag, die Bundesregierung soll« di« Hauptlinien und die Einzelstaaten die lokalen Linien übernehmen. Zum Schluss« erklärte er, die Zeit sei ge kommen, um die Plutokratie zu stürzen, welche die Kraft des Volkes aufsauge. * New Bork, 31. August. Bryan sprach in seiner Rede den Wunsch aus, daß der Senat, welcher einen Schlupfwinkel für Geldpiraten bilde, künftig auf Grund des allgemeinen und gleichen Wahlrechts sich bilden möge. Der Großgrundbesitz sei ein Fluch für Europa, aber ein Kinderspiel gegenüber der Verderb lichkeit der Trusts. Ueber seine Hinneigung zur Silberwährung, die schon weimal sein« Niederlage als Präsidentschaftskandidat ver- chuldete, hat sich Bryan vorsichtigerweise nicht ausgesprochen. I» eigener Zache. In der letzten Sitzung der Zwickauer Stadtverord neten ist u. a. der Bericht des Leipziger Tage blattes über das Fürstenschieben und den damit verbundenen Festzug zur Sprache gebracht worden. Beanstandet wurden zwei Stellen des Berichtes, deren eine sich damit beschäftigt hatte, daß der Festzug nicht ganz programmäßig verlaufen sei, und deren andere erwähnte, man gehe jetzt in Zwickau den tieferlieaenden Gründen riach, warum der König dein Feste nicht bei gewohnt habe. Das Stadtverordnetenkollegium hat in einer Entschließung den letzten Passus entschieden miß billigt und di« Ansicht ausgesprochen, daß „diese in versteckter und gehässiger Werse geführten, durch nichts begründeten Verdächtigungen dazu angetan sind, das Ansehen Zwickaus nach außen hin zu schädigen". Der Stadtverordnetenvorsteher beantragte noch einen, gleich falls einstimmig angenommenen Zusatz, in dem daS Kollegium dem Oberbürgermeister, gegen den sich die Spitze des Tageblatt-Artikels richte, sein vollstes Ver trauen zu seiner Amtsführung aussprach. Wir haben zunächst zu bemerken, daß wir unserem Berichterstatter vor seiner Entsendung die strengste Objektivität zur Pflicht gemacht haben. Unser Bericht erstatter hat in der Tat diese Objektivität in keiner für uns erkennbaren Weise verletzt. Die Bemängelung eines kleinen Teiles der Festlichkeiten stebt in keinem Verhält nis zu der ausführlichen und lebhaften Anerkennung, die der Berichterstatter über das Gelingen des Tages zum Ausdruck gebracht hat. Was den Passus Uber die Ab wesenheit des Königs anlangt, so haben wir darin keine Spitze gegen den Oberbürgermeister erblicken können; vielmehr hat uns unser Berichterstatter versichert, daß er lediglich auf die Rivalität zweier großer Nachbarstädte Zwickaus habe Hinweisen und damit sagen wollen, daß der abermalige Königsbesuch wohl unterblieben sei, um diese Städte nicht zurückzusetzen. Die Redaktion konnte daraufhin an dem Inhalte des Berichtes keinen Anstand nehmen. Mit den seither von dem Berichterstatter, der, wie schon am 1. Juli dss. Js. feststand, mit dem heutigen Tage auS dem Redaktions- verbände auf eigenen Wunsch ausscheidet, unter nommenen persönlichen Schritten haben wir nichts zu tun. Leipzig, am 31. August 1906. Die Redaktion des Leipziger Tageblattes. Deutscher Deich. Leipzig, St. August. * Kaiser und Minister. Daß der Kaiser im Falle Pod- bielski direkt eingegriffen hat, bestätigt auch die Kölnische Volkszeitung", indem sie bemerkt: »Ein Flüaeladjutant de» Kaisers beeyrte daS Gut Dalmin mit seinem Besuche." DaS „Reich" bemerkt dazu, daß ihm der Name deS Flügeladju tanten bekannt setz * Das badische Jubiläum. Bei den Jubiläumsfeierlich keiten für daS Großherzogspaar von Baden wird der Familien charakter streng gewahrt werden. ES nehmen daher auch nur Fürstlichkeiten daran teil, die zum großherzoglichen Hause in verwandtschaftlicher Beziehung stehen. ES treffen in Karlsruhe ein: vaö Kaiserpaar, Prinz Heinrich von Preußen, der Prinzreaent Albrecht von Braunschweig, Erbprinz Bern hard von Sachsen-Meiningen und Gemahlin, sowie Prinz Friedrich Karl von Hessen. Die Souveräne von Bayern, Württemberg, Sachseu usw. werden durch Vertreter ihr« Glückwünsche überbringen lasten. eck. Ausländische Milch. Ein Privaltelearamm aus Ham burg m«ld«t unS: Sämtliche nach Deutschland liefernden dänischen und holländischen Milchexportlieferanten haben alle Milchpreise generell um 2 pro Liter erhöht. Weitere Preiserhöhungen werden angekündigt. * Aur Kletschnot. Der .Verein der Fleischermeister Berlin-Osten" hat, wie die „Deutsche Fleischer-Zeitung" meldet, beschlossen, mit den anderen Fleischermeister-Vereinen, sowie mit den Gastwirten gemeinsam in den nächsten Tagen in Berlin eine große Prolrstversammlung gegen die hohen Viehpreise «iuzuberufeu. T Nochmals die voykottfrage. Bekanntlich hat da» Reichsgericht im Geaensatz zu seiner Entscheidung vom 30. April 1904 den Boykott in ausgedehntestem Maße ebenso für zulässig rrllärt, wie die Aufforderung dazu. In auffallendem Kontrast dazu steht, WaS dem Erfurter „Allg. Anz." aus Eisenach berichtet wird. Danach hat das Großh. Sächs. Landgericht den das Eisenacher Gewerk schaftskartell bildenden 16 gewerblichen Verbänden unter An drohung einer Geldstrafe bis zu 1500 -ac im Wege der chleunigen Berjügung verboten, einzeln oder gemeinschaftlich um Boykott von Gastwirtschaften rc. aufzufordern, eine Kontrolle über diese zu üben, Verzeichnisse der boykottierten Wirte in den Zeitungen uad durch Plakate zu veröffent lichen oder in Versammlungen zu verlesen, wie überhaupt öffentliche Aufforderungen zu geben, in denen über den Be such von Lokalen, bezw. das Trinken einzelner Biersorten Bestimmungen getroffen werden. DaS GewerksckaftSkaitell will nach dem „Allg. Anz." di« Angelegenheit auf dem In stanzenwege durchfechten. eck. Dte Abhängigkeit der Krtegerberetne. Wie uns eia Privaltelearamm aus Dortmund meldet, hat der Krieger verein Schwerte in seiner letzten Generalversammlung die Reform deS Unterstützungswesens mit großer Mehrheit abaelehnt. Infolge dieser Ablehnung ist jetzt allen Reserve offizieren amtlich die Weisung zugegangen, di- rum 6. September aus dem Verein auszutreten. Maa leistet unseres Erachtens durch ein solches Vorgehen den Kriegervereinen einen überaus schlechten Dienst, denn nur Feuilleton Lios ist 1-eben? Lln 8chatten, cker vorllberstreicht; ein armer Laudier, 0er seine 8tuncke lang sich auf cker Sühne 2erquült unck tobt; ckann hürt man ihn nicht mehr. Lin lAtlrchen ist er, ckar ein Lor errühlt, Voll lllort sch wall unck deckeulet nichts Skekelpeere (Meedelti). Sr gibt für cken Menschen nur ckrel Ereignisse: entstehen, leben unck sterben; er ist sich cker Lntflehenr nicht bewusst, er lelcket beim 8terben, unck er vergisst, ckap er lebt. , . Zein S« le »ruftre. l-eben heisst nicht atmen, soackero hanckeln. iz»ull««u. Vsnapart«» Von Karl Fr. Nowak (Berlins. Man darf nicht sagen, daß Bonaparte die Brüder ver nachlässigte. Seine Sorgfalt umgab sie, wie die Sorg« eine» merkwürdigen Vater», der die herangewachsenen Söhn« möglichst lwnell verheiraten will, die neue Wirtschaft kür sie einriHtet, darin aber immer noch gebietet bis an» Ende. Sie hatten sich nicht zu beklagen. Der Kaiser halt« die Königreich« in die Karte Europa» einae»«ick>net, dann lu» er die Brüder ein, di« frischen Thronfessel durch ihre An wesenheit zu verzieren. Die Einladung war Befehl. Und sie folgten alle bi» auf Lucian, dem e» nicht paßt«, König in Italien zu spielen, noch al» Herr Hispanien» mr di« besser« Rub« in den Tuilerien zu sorge«, und nach Amerika fuhr, dann begnügte sich dieser „Fürst von Canino" nach mann haft-vergeblicher Verteidigung des gestürzten Bruders da mit, dem Luxus, seinen Neigungen, seiner Schriftstellere! zu leben. Aber die anderen folgten der Einladung, spielten Königsherrschaft und Gottesgnadentum. Drei f^rvor- techende Eigenschaften hatten dl« drei: der eine war immer ustig, der andere schien beschränkt, der dritte immer halb auf >er Flucht. Und der Lustige saß in dem ernsten, deutschen Westfalen, der Beschränkte im gleichgültigen Holland, der Schnellbewegliche sah im temperamentvollen Spanien. Sie hatten alle drei nichts zu reden. Sie waren alle drei Ma rionetten, die nach den Fäden aus Bonapartes Hoflagern fügsam tanzten. Kuriere überbrachten die Briefe, die selten höflich waren. Die Adressaten sahen auf frischen Throp- sesseln, hatten reichlich zu «ssen und dursten nicht klagen. Napoleon schrieb ihnen Briefe, wie man ungezogenen Kin dern schreibt. Von diesen Briesen sind einige in Deutschland unbekannt. Alles ist wissenswert, was Bonaparte tat, sprach oder schrieb: man soll auch die unbekannten Brief« lesen.*) Sie sind charakteristisch, wenn Minister und Generäl« sie erbal- t«n, sie zeigen, daß Bonaparte schnell das Pathos lernte, da» dem Herrscher notwendig ist. wenn Potentaten sie empfan gen, die Briefe an seine Brüder aber zeichnen ibn in seiner ganzen rücksichtslosen Strenge die jedes Werkzeug nutzt, die t«deS Werkzeug brechen will, da» sich nicht fügt. Sie sind auch humoristisch, diese Briefe, man muß über die hübsche Ironie lachen, wie d»e drei KönigSkinder über die Stufen zu ihren Thronen purzeln, über die Ironie, über den Kon trast, der sie so heiter neben den Bruder stellt. Und die Briefe an Ludwig, den Herrn von Holland, sind vielleicht lustiger noch, überraschender, witziger, in ihrer verletzenden Scharfe selbst noch komischer, al» all die andern. Bonapart« steht im Feldzug gegen Preußen. Man zählt 1806. Bonaparte ist fern von Pari»: Herr Loui» Napoleon glaubt Frankreich unentbehrlich zu s«,«. „Sie haben in Frankreich Befehle erlassen; ich bitt« Sie, kein« Befehl« zu *) Ein Band de» von Han» Landaber« sm Dan-Verlag, Berlin, herauSgeaebenen „Museums": „Napolron^vrief«'' bringt eine von H. Landsberg besorgt« Sammlung aller Briefe des Kaiser», denen di« hier besprochenen Brief« an Kapslesns Brüder entnommen sind, geben. Von der Zivilverwaltung verstehen Sie nichts, und Frankreich kommt so nicht vorwärts. . . Die Militärverwal tung hat sich um die zivile nicht zu kümmern. Wenn Sie so Ihr Königreich ohne jede Trennung der Autoritäten regie ren. so wird das ein Chaos geben. Man hat außerdem einen Haufen überflüssiger Sachen requiriert. Man sagt mir auch, daß inan von Münster und anderen Ländern rechts vom Rhein Besitz ergriffen und das holländische Wappen angebracht hat. Ich glaube nicht an solche Gerüchte. Es wäre zu unsinnig. Schicken Sie sofort alle im Roer-Depar- tement auSgehooenen Gendarmen zurück. Das ist Befehl. Sie haben di« Gendarmerie in diesem Departement so des organisiert. daß es keine Polizei mehr gibt." Louis macht es niemals recht. Wenn er nicht schwere Vorwürft, ernst- hafte Drohung durch die Kurier« des Kaisers empfängt, ist's zumindest heftiger Tadel, kränkende Vorschrift, die die Stafetten überbringen. Bonaparte schreibt au» Finkenstein im Frühjahr 1807: „Sie regieren die,« Nation zu kapuziner mäßig. Die Güte eines Königs muh immer maiestatisch, darf nie di« eines Mönchs sein. — Ein König befiehlt und bittet niemanden um etwas' man nimmt an, daß er die Quelle aller Macht ist und Mittel genug hat, um nicht zur Börse der andern seine Zuflucht nehmen zu müssen." Dann mengt sich Bonaparte in des Holländerkönigs intimste Dinge: „Die Zänkereien mit der Königin dringen auch inS Publikum. Zeigen Sie in Ihrer Familie jenen väterlichen und femininen Charakter, den Sie in der Regierung an den Tag siegen; und »eigen Sie in den Geschäften jene Strenge, die Sie in Ihrem Hauswesen kundgrben. Sie behandeln eine junge Frau, wie man ein Regiment führen würde." Der Schluß de» Briefes rügt König Ludwigs offizielle Takt losigkeit: „Uebrigens können Sie in Ihrem Königreich Dummheiten begeben, ich habe nichts dagegen; aber ich will nicht, baß Sie auch bei mir solche begehen. Sie bieten Ihre Orden aller Welt an; viel« Leute Laben mir darüber ae- schrieben, die keinen Anspruch auf solche Auszeichnung machen können. E» tut mir leid, daß Sie nicht begreifen, daß Sie die mir schuldig« Achtung vergessen. Ich will nicht, daß irgend jemand in Frankreich diese Orden trage, da ich selbst entschlossen bin, sie nicht »u tragen. Wenn Sie mich um den Grund srmzen, so antwort« ich Ihnen, daß Sie noch nichts getan Haven, um »u verdienen, daß man Ihr Bildnis - tnage." Disses Schreiben des Kaisers ist übrigens bekannt, es war einer der letzten Briefe, di« der spätere Exkönig von Holland von Bonaparte empfangen hat. Briefstellen aus einem einzigen Schreiben, das aus Schönbrunn im Juli 1809 abgehl. zeigen deutlich genug, waS der Kaiser von „König Lustig" hielt, der ihm schon durch jein« „eigenmächtige" Eje mit Fräulein Paterson Acrger genug bereitet hatte. „Lie haben sich in meinen Augen in diesem Feldzüge ganz schlecht au'geführt. Es hing nicht von Ihnen ab, daß Junot keine Schläge erhielt und daß Zien- mayer mit seinen 26 000 Mann sich nicht auf mich zurückzog. da ich ohne den Waffenstillstand von Znaim den Erzherzog Karl bis Prag verfolgt hätte — Sie sollen wissen, daß ich als Soldat keinen Bruder habe, und daß Sie mir die wahren Motive Ihres Benehmens wicht mit frivolen und lächer lichen Borwänden bemänteln. Um Sic nicht solchen Resul taten auszusetzcn, wünscht« ich. daß Sie meine Truppen dem Kommando des Herzogs von Abrantes unterstellen. Sie find ein verzogener junger Mann, obwohl voll schöner natür licher Anlagen. Ich fürchte sehr, daß man von Ihnen nichts zu erwarten hat." Aber diesmal irrte Napoleon: der noch vor der Leipziger Völkerschlacht auS seiner Hauptstadl ver triebene König von Westfalen stand tapfer in den hundert Tagen von 1816 an des Bruders Seite, focht für ibn bei Waterloo — vergeblich mit den andern. Joseph Bonaparte soll Spaniens Krone tragen, die Lu cian ausichlug. Er sitzt als König in Neapel, weiß von nichts, des Kaisers Schreiben sagt kurz und bündig, was er zu tun hat. „Ihnen bestimme ich dies« Krone. Spanien ist nicht, waS das Königreich Neapel ist: das ist 11 Millionen Einwohner mehr als 150 Millionen Einkünfte, die unermeß lichen Einkünft« Und den Besitz aller amerikanischen Kolo nien nicht inbegriffen. Diese Krone bringt Sie übrigens nach Madrid, drei Tagereisen von Frankreich, und deckt eine von dessen Grenzen vollständig. In Madrid sind Sie in Frankreich; Neapel ist am Ende der Welt. Ich wünsche also, daß Sie unmittelbar nach dem Emv^ano dies«» Briefe- die Regentschaft, wenn Sie wollen, daS Kommando der Truppen dem Marschall Jourdan übergeben und baß Sie nach Bavonue über Turin, den Mont-Ceni» und Lvon ab reisen. Sie erhalten diesen Brie^ am 19-, am 20. reisen Eie ab, und am 1. Juni sind Sie gier." Napoleon» Brüder waren Li« Tonart gewöhnt. Sie hatten sich daran gewöhnt, daß der Stärk«,» mit i-r«n Absichten »ad P>läa«a, «tt wrem
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