Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.03.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060313010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906031301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906031301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-13
- Monat1906-03
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tt Uer. rstorben. 2 20 sind Nrn 4 10 3 9 6 29 Li 7 10 1 19 o 8 M. ^T. — 6 >25 3 8 ! l9 — 15 6 8 'v 7 14 S 21 3 ' 4 9 11 9 27 — 3 5 4 rs 4 > 9 10 26 — 25 3 !17 - Ij 8 -7 «j 18 1 19 6! 3 —— 8i 5 5 22 2 St —. i 29 16 6 6 .1 14 4 17 3 22 2 27 5 13 7 6 1 3 3 24 — >1 3 6 9 12 7 24 7 24 3 t) stunden 2 2 — > 7 18 7 5 10 28 7 17 4 8 1 21 9 29 10 W 5 7 4 2.' Stund? 6 14 Ur Ll t 24 II 15 —t 8 1 29 1 21 —— . 19 8 11 I I iI9 Stunde 22 3 15 3 7 I ! ö 1 5 23 ! 10 20 ! 8 9 t) 6 23 — 10 10 II r —— — 2 5 — L) . II 22 6 12 8 24 4 23 01 4 1 13 » A 16 Li' N 6 3 26 1 A . t 5 LI —— — I 18 — 28 6 16 9 13 4 ' 8 9 10 3 8 Bezug-. Prei- t» »«HauptexpedUtou «der der«, Ii--aöa> stell» abgehoU: vtrrteljtlhrttch ^l L4O, bet täglich -wetmallg« Znftrlluna ins Hau» vierteljährlich 8.—. Durch oujerr au«, wärtige» An«gabeslelleu und durch dir Post bezogen für Deutschland »ud Oesterreich vierteljährltch ^l 4.50; für dir übrig«, Länder laut Zeitung-prelSlistr. Dies« Nummer kostet auf S -b M k alle» Vahnhvseu »ud bei III de» üettuug«.Verkäufen, ^1* Redaktion und Gxpebttieur Johanattgaff, L kelephm, Nr. 1b», Nr. 222, Nr. 117L Berliner Redattiuus-Vmwor Berit» blW 7. Dorvtheeustnch« 83. Del. I. «r. VL7L. Dresdner NedaMonS-vnrraor Münchner Etr, 6. Morgen - Ausgabe. UrWM TllgMM Handelszeitung. Ämtskkatt -es Rates und -es Rolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzelgen.PreiS dir Sgrspalteu« Petttzeilr für Leipzig und Umgebung LV Pf., für auSwSrt» SO Pfg. Familie». Wohnung»- und Stellru- Anzetgra 20 Pf. Finanzielle Anzeigen, GrschSftSanzrigen unter Text oder an besonderer Stell« »ach Tarif. Für da« Erscheinen an bestimmte» Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen und Extrabeilagen nur tu der Morgen-Aus,ade Schloß der Annahme nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen-Lnoahme: AngUstnS-lay 8, Ecke JobanniSgasse. Han-tnAilial« Berlin: EarlD»»ck»r,Herzgl.BayrHofbuchhandlg., Lützowsirasze 10 tFernsprrcher Amt VI Nr. 46031 gilial-Expedition: Dresden,Marirnstr.34 Nr. 13V. Dienstag 13. März ISO«. 1VV. Jahrgang. Var MMgrte vom rage. * NS Termin für den Schluß der sSchsi- schen Landtags gilt jetzt der 7. April. »DaSVchulschiff des Deutschen Schulschiff- Vereins „Großherzogin Elisabeth" ist nach schneller Fahrt am 11. Mürz wohlbehalten in Ply- mouth angekommen und wird Ende dieses Monats aiff der Weser «int reffen, * Auf der Marokkokonferenz ist man noch nicht weiter gekommen, da die Deutschen und die Fran zosen sowohl in der Bank- wie in der Polizeifrage aus ihrem Standpunkt verharrten. Dies hat eine leichte Trübung der herrschenden optimistischen Stimmung hervorgeoracht. (S. Marokko-Konferenz.) * Die Bildung de» neuen französischen Kabinett» ist so gut wi« gesichert. (S. Ausland.) * In Güdmarokko herrscht Hungersnot. («. Ausland.), Snäget-lsommirrso« ««ä ffoloniawsbnen. AS die sstdwestafrikanische Gchäfereigeselkschaft gegründet ward«, am in d«m großen Lieflande, da» sich südwärts des AuaSgebirgeS auSdehnt, dem Beispiel« von Unternehmern im englischen Südafrika ,» folgen, und ein gleiche« Beginnen in Kubub di« ersten Resultate liefert«, begann für unser süd- westcrfrikanische» Schutzgebiet «in« Periode planmäßiger Wirtschaft, welche ohne Zweifel schon -eute ganz außer- crdentliche Erfolgt aufzuweisen hält«, wenn nicht mit dem Aufstande der Witboi di« Arbeit gewaltsam gestört worden wäre. DaS englische Südafrika exportiert heute bereit» bei einem Bestand« von 12 Millionen Wollschafen und Angora ziegen für etwa 80 Millionen Mark Wolle und Mohair. Wir besitzen südlich von Nehoboth Weideslächen, welche zum min desten Futter für «twa 10 Millionen Schafe und Ziegen geben, und Unternehmungen im Sinne der Schäfereigesell schaft werden nach Beendigung de» gegenwärtigen Feldzuges aufs neue mit einer verheißungsvollen Arbeit einsetzen können. Ihnen werden sich di« Farmer anfchließen, welche sicherlich ihr« Arbeit beginnen, sobald die politische Ruhe in jenem Land wieder hergestellt sein wird. Neben den Vieh züchtern werden «S die Bergleute sein, welche in dem großen Tieflande südlich vom AuaSgebirge Leben und Verkehr her beiführen, di« Kupferlager bei Rehoboth und der Blue Ground bei Gibeon harren de» Abbaue» und da da» Kapital dafür bereit» vorhanden ist, wird der planmäßige Betrieb einer Montanindustrie gleichfalls nach Niederwerfung der Aufständischen einsetzen. Da» Gedeihen beider wirtschaft lichen Arbeiten hängt natürlich von d'- Möglichkeit ab, für die Produkte ihre» Schaffen» einen Verkehrsweg zur Ver fügung zu haben, der sie nicht mit zu hohen Frachten belastet, ihnen die Verproviantierung und den Bezug der nötigen Kaufmannsgüter ermöglicht und auch den obrigkeitlichen Schutz ihrer friedlichen Arbeit garantiert. Siedler und Bergleute in einen Bezirk zu schicken, der heute jedem Zufall wehrlos preisgegeben ist. indem der Europäer nicht nur seinen Besitz, sondern auch sein Leben riskiert, hieße ein Ver brechen begehen, so lange wir die Möglichkeit haben, durch den Bau von Eisenbahnen die Gefahren zu beseitigen, welche heute Arbeit und Leben unserer Landsleute bedrohen. Diese Wahrheit ist vrinzipiell seit den bitteren Erfahrungen de» Witboi- und Hereroausstandes anerkannt und unsere Re gierung hat in Gestalt von Vorlagen über die Herstellung von Eisenbahnlinien den besten Willen bewiesen, ihr Mög- lichstes zum Schutze und zur Förderung von Siedelung und Bergbau zu tun. Schon im Vorjahre wurde durch Vermes sung der Linie Windhuk-Rehoboth die wichtigste Vorarbeit sür die Erschließung und Sicherung de» gewaltigen, zukunfts reichen Rehoboth-BezirkeS geleistet, und eS ist daher heute doppelt bedauerlich, daß in der Budgetkommission deS Reichs tage» der Beschluß gefaßt wurde, den Bahnbau von Windhuk nach Nehoboth zu vertagen, bis nicht nur die Strecke von Lüderitzbucht nach Kubub sondern auch ihre Verlängerung nach Keetmanshoop fertiggestellt ist. In einem beschwichti genden Optimismus nimmt die Denkschrift deS Kolonial amtes diesen Termin für den 1. Mai 1903 in Aussicht. Bei den Schwierigkeiten, welche die Natur deS südlichen Schutz- gebiete» dem Bahnbau bietet, den besonderen Hindernissen, welche bei der Streckenführung durch daS sandige und wasser- lose Dünengebiet im Hinterlandc von Lüderitzbucht den Tech- nikern entgegcnstehen, ist cS aber weise, den Termin viel weiter im Voranschläge binauSzuschieben, mit anderen Worten, eS können drei Jahre und mehr in» Land gehen, ehe man nach dem Plane der Budgetkommission den ersten Spatenstich sür die Strecke nach Rehoboth tut, wenn nicht dann überhaupt die Bewilligungsfreudigkeit de» Reichstage» nachgelassen hat. und dieselbe MisSre «intritt, welche wir zwei Jahrzehnte lang bei den Bitten um Verkehrswege durchmachten. Die Strecke Windbuk-Neboboth soll nach dem Willen der Kommission einstweilen der Südbahn geopfert werden, obwohl ein Blick auf die Karte lehrt, daß ste nicht »r di« natürliche Fortsetzung der bestehenden Streck« von Gwakopmund nach Windhuk ist, sondern auch dieser alten Strecke «inen neuen und großen Frachtverkehr sichert. Ohne Zweifel hat die Kommission für di« Bevorzugung der Eüdbahn gute Gründe gehabt, ober man darf nicht ver gessen, daß die Bahn von Lüderitzbucht nach Kubub in erster Reihe einer militärischen Forderung entspricht, und daß ihre Fortsetzung nach KeetmanShoop ihre Rentabilität noch zu er weisen hat. Oberst Deimling war eS, der in glänzender Weise die Vorlage der Südbahn vertrat, und an den Pa triotismus der NeichSboten wirksam appellierte. Der Not schrei der Truppenführer im Süden nach einer schnelleren Verbindung mit der Küste und einer gesicherten Verpflegung der Truppen In einem schwierigen Gelände konnte nicht un- gehört verhallen, und so verdankt diese Südlinie ihre Existenz in erster Linie militärischen Erwägungen. Einen ganz anderen Charakter trägt daS Rehobothprojekt. Wir wollen ganz absehen von der Tatsache, daß diese Strecke so fort in Angriff genommen werben kann, während für die Linie Kubub-KeetmanShoop die nötigen Vorarbeiten erst zu leisten wären, wir wollen nicht erwähnen, daß die Ingenieure und Arbeiter, welche beim Bau der Otavistrecke ihre Erfah rungen gesammelt haben, den Weg nach Rehoboth schnell Herstellen können, so daß der Schienenstranq schon Ende deS JahreS jenseits de» AuaSgebirgeS sein würde, das heute nur cmf dem Wege des kostspieligen und mühsamen Wagenver- kehrS za überwinden ist. Trotz dieser günstigen Aussichten für den Bahnbau will di« Kommission deS Reichstages ihn auf die lange Bank schieben und unS so der Aussicht überliefern, in späteren Jahren aufs neue daS Lehrgeld zu bezahlen, welches wir beim Dau der Otavibahn entrichten mußten. Dabei ist die Strecke nach Nehoboth ein Faktor, der für di« Ruhe im Lande und das Ansehen unserer Schutzherrschaft durchaus nicht unwichtig ist, ganz abgesehen davon, daß diese Bahn zu einer EinfallSpforte in das Gebiet werden würde, daS ohne Zweifel die größere Zahl unserer zukünftigen Siedler be herbergen müßt«. Diese würden bei dem Mangel eines Schienenweges auch fernerhin aus das englische Südafrika angewiesen sein, heute ja daS Monopol für dl- Liese'.»«, gen nach dem Süden und Osten unseres Schutzgebietes be sitzt, und so alljährlich Kapitalien auf seinen Markt lenkt, welche wir gerechterweise sür unseren Absatz in Anspruch nehmen dürfen. Auch die politische Ruhe wird so lange ge fährdet bleiben, al» die farbigen Herrschaften jeden Augen blick sich auf das englische Südafrika zurückziehen können, von dort Unterstützung offener und heimlicher Art erwarten dürfen, wie es Lei d«m jetzigen Aufstande der Fall war, und ihnen kein deutsches Militär mit schnellem Marsche und plötzlichem Erscheinen den Weg verlegen kann. So lange aber der Schienenweg von Windhuk nach Rehoboth fehlt, würden diese unliebsamen Verhältnisse genau so bleiben wie heute, d. h. wirtschaftlich wäre der Farmer und Bergmann den Engländern «nd in keiner Sicherheit den Eingeborenen auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert. DaS würde sofort aufhören, wenn Rehoboth durch die Verbindung mit Wind huk zu einem Stapelplatz für den Farmer und zu einem militärischen Stützpunkt auSgestaltet würde. Diese neue Strecke würde zugleich die heute bestehende Swakopmund-Lini« dauernd altmentieren, ihr wertvolle Frachten sichern und so die Rentabilität dieser alten Linie zu einer dauernden gestalten. Man wendet gegen die Aus gestaltung der Swakopmund-Bahn über Windhuk nach dcm Süden sehr Vst daS Argument ein, daß der Hafen von Swakopmund allmählich versande und in absehbarer Zeit überhaupt nicht mehr als Landungsplatz in Betracht kommen werde. Demgegenüber ist festzuhalten, daß auch Lüderih- bucht, wenn die nötigen Arbeiten nicht dauernd ausgeführt werden, genau derselben Gefahr der Versandung ausgesetzt sein wird. Mit der Gefahr der Versandung ist seit Jahren operiert worden, um Swakopmund als einen verlorenen Platz sür di« Zukunft hinzustellen. Gutachten von Fach leuten besagen aber neuerdings, daß diese Gefahr durchaus nicht so grob ist, wenn wir der Natur mit geeigneten Mitteln zu Hilf« kommen. Man darf nicht übersehen, daß während der letzten zwei Jahre trotz der mangelhaften Landungs verhältnisse und der vorhandenen Versandung noch immer wöchentlich 5000—6000 Kubikmeter Ladung gelöscht werden konnten, ein Quantum, daS nach Beendigung der Unruhen bei weitem nicht mehr gelöscht zu werden braucht. Es liegen zudem Pläne vor, welche eine dauernde Leistungsfähigkeit der Swakopmunder Rhede garantieren, nur wenige Millio nen Kostenaufwand erfordern und so den Ausgangspunkt der Nordbahn zu einem leistungsfähigeren Hafen gestalten, als eS die Walfischbay und Lüderitzbucht zurzeit sind. Mit sachlichen Argumenten wirb man also nicht gut gegen die Notwendigkeit, den Van der Linie Windhlck-Rehoboth zu beschleunigen, etwas auSrichten können. Wir dürfen also bil- ligerweise erwarten, daß im Plenum de» Reichstage- stch auf Grund der tatsächlichen Verhältnisse im Schutzgebiet« und der Aussichten für die Linie nach Rehoboth Stimmen erheben, welche die Vorlage noch einmal an die Budget- kommission des Reichstages verweisen, um so der Negierung Gelegenheit zu geben, aus« neue die vor ihr mit Sorgfalt vorbereitete Vorlage zu vertreten und damit in letzter Stunde den Bau einer Linie zu retten, welche geradezu eine Lebensbedingung für den zukünftigen großen Siedlung», bezirk unsere» Schutzgebietes bilden wird. Es wäre ein Jammer, wenn wiederum Zeit ver trödelt würde, welche nicht wieder einzuholen wäre und durch koloniale Kurzsichtigkeit in der Heimat ein wertvolle» Ge biet überseeischen Besitz»» p, wirtschaftliche« Gttllieg« »»> urteilt würde. Man hat e» also in der Hand, über die Zu kunft de» aussichtsreichsten Gebietes der Kolonie eine Ent scheidung herbeizusilhren, wesche, wenn sie nach der günstigen Seit« auSsällt, ein Aufblühen des Schutzgebietes verbürgt, es andernfalls aber zu einem Stillstand verurteilt, sür wei chen kein NeichSbote bei genauer Kenntnis der Sachlage die Verantwortung übernehmen wird. 814 aer rächziscden klgsnrungr- rteurrgeretrer. In 8 19 de» sächsischen ErgänzungSsteuergesctze? vom 2. Juli 1902 wurde bestimmt, daß das durch die Grundsteuer getroffene Anlage- und Betriebskapital der selbstwirtschaflen- den Landwirte von der Ergänzungssteuer befreit ist. Man sah hierin alsbald im Land, eine ungerechtfertigte Bevor zugung der Landwirtschaft. Entsprechend dieser Stimmung brachten die Nbag. Rüder und Genossen bereits im vorigen Landtag einen Antrag auf Aufhebung diese» Paragraphen ein. Er wurde von der Zweiten Kammer angenommen. Anders verhielt sich die Erst« Kammer. Sie lehnte den Antrag ab. Unter den Gründen, die hierfür angejührt wur den, waren von besonderem Gewicht: l) daß die Grundsteuer nach der Gestalt, die sie in Sachsen angenommen hat, da» landwirtschaftlich« Anlage- und Betriebskapital deS Eigen- wirteS decke, allo 8 19 nichts Neue« schuf, sondern nur dekla- ratorisch ist, 2> daß dieser RechtSzustand keine materielle Un- gerechtigkeit, keine Bevorzugung bedeutet, 31 daß finanzielle und politisch« Momente nicht für das Ausgeben des 8 19 sprechen und „die Würde der Ersten Kammer erforderte, dem innerlich unberechtigten Ansturm standzuhalten". Allein die Stimmung im Lande ließ sich damit nicht beruhigen. Als der neue Landtag im Herbst 1905 zusammentrat, wurde in der Zweiten Kammer ein neuer Anlauf gegen 8 19 unter nommen und die Zweite Kammer nahm dann auch am 3. No vember 1905 einen Antrag Kühlmorgen, Nudelt und Genossen an: „die königliche StaatSregierung zu er suchen, 1s den Kammern einen neuen Gesetzentwurf vorzu legen, der die Aushebung des 4 19 deS Ergänz.cngsste icr- gesetzeS vom 2. Juli 1902 bestimmt, und 2) die hohe Erste Kammer zum Beitritt zu diesem Beschluß einzuladen". Man durfte nun gespannt kein, wi« sich die Erst« Kammer zu diesem neuen Antrag verhalten werde. Sie überwies den Beschluß zunächst geschästsordnungsmüßig an die erste und zweite Deputation und hier ist er am 17. Januar und 6. März unter Teilnahme der königlichen Kommissare be raten worden. Was aber über diese Beratung bisher in die Oefsentlichkeit kam. entspricht nicht den Tatsachen. Es wurde in der Presse behauptet, der Bericht der zweiten und ersten Deputaiion, der von Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Adolf Wach erstattet wurde, liefe unter Begründung mit jenen oben genannten Gesichtspunkten auf eine glatte Ablehnung des Antrages hinaus. DaS ist materiell nicht der Fall. Die Deputationen der Ersten Kammer haben vielmehr anerkannt, daß eS gegen die Staatsraison wäre, Dinge fortbestehen zu lassen, die wohl an sich berechtigt sind, eine erhebliche prak tische und ideelle Bedeutung aber nicht haben, dagegen zur Ursache von Mißhelligkeiten und irreführender Ausbeutung werden. Das dürfe in diesem Falle um so mehr beachtet wer den, als man schon damals mit einer eventuellen Aenderung des Zustandes rechnete und als durchschlagendes Argument die Inopportunität der sofortigen Aenderung des Ge setzes, ja die Schwierigkeit und Undurchführbarkeit einer solchen würdigte. Inzwischen habe sich die Sachlage geklärt. Das Finanzministerium nimmt kein eigentliches finan- zielles Interesse an der Gesetzesänderung, denn eS berechnet die finanzielle Bedeutung der Aufbebung von 8 19 nach wie vor auf nur 50 000 bis 60 000 Mark. Andererseits ist damit Beruhigung darüber verbunden, daß mit der Gesehesände- rung keine schwer ins Gewicht fallende Mehrbelastung der Grundsteuerpflichtigen verbunden sein wird. Es erschien aber erwünscht, hier einen Ausgleich zu schaffen, insbesondere zugunsten der kleinen Landwirte. Daraus zielte ein Antrag des Herrn Kammerherrn Dr. Sahrer von Sahr-Dahlen, der in ursprünglicher Fassung die Grenze der Steuerfreiheit mit 15 000 Mark ziehen wollt«, dann diese Grenze auf 12 000 Mark festzusetzen erstrebt. Nach Verhandlungen mit der Regierung haben auS all diesen Rücksichten die zweite und erste Deputation der Ersten Kammer sich dahin geeinigt, zwar den Antrag der Zweiten Kammer vom 3. November 1905 formell abzulehnen, aber statt dessen materiell diesem Antrag entgegenzukommen, indem die StaatSregierung ersucht wer den soll, den Kammern einen Gesetzentwurf zur Aenderung de» Ergänzungssteuergesehe» vom 2. Juli 1902 vorzulegen, in dem in § 7 Ziffer 5 an Stelle der Zahl 10000 Mark sGrenze der Steuerfreiheit) die Zabl 12000 Mark gesetzt wird und der 8 19 in der jetzigen Fassung aufgehoben wird. Die Zweite Kammer wird zugleich ersucht, dem beizustimmen. Da» Finanzministerium hat zu dieser höchst bemerkenswerten Stellungnahme der Ersten Kammer eine wohlwollende Hal tung eingenommen. — Die Deputationen der Ersten Kammer hatten noch in einer sozial sehr anerkennenswerten Fürsorge zur Erwägung gestellt, ob nicht gleichzeitig auch die untere Grenze bei der Einkommensteuer zu erhöhen sei. Die StaatS regierung hat indessen erklärt, daß sie darüber bindende Er klärungen zurzeit nicht abzugeben vermöge, daß es aber über haupt untunlich sei, noch in diesem Landtage an eine Aende rung de» Einkommcnsteuertariss heran zutrcten, zumal da dem nächsten Landtage neue Vorschläge zur Regelung des Einkommensteuertarifs vorgelegt werden würden. — Auf der jetzt von den Deputationen der Ersten Kammer geschaffe nen vasi» dürfte hinsichtlich de» § 19 deS ErgänzungS- iteuerpesetze» ein Einvernehmen mit der Zweiten Kammer und der Regierung zu erzielen sein. Deutsches Keich. Leipzig, iS. März. * Ter Kaiser an die Rekruten. Dem Berliner ,L.-A." zufolge bat ver Kaiser in Wilhelm-bavea bei seiner kurzen Ansprache an die Marinerekruten folgende» angeführt: Die Nclrutrn sollten der großen Taten de» deutschen Volke» ein- aevenk bleiben, aber auch aus den felbstverschuldeien Schick- salSschlägen desselben lernen. Er erinnerte an die Schlacht bei Jena 1806 und ermahnte, Glauben und Vertrauen aus Gott zu behalten ; der Armee vor Jena habe da» gefehlt. Deshalb sei die Schlacht verloren worden. Die Bcrtasnn» der sächsischen Wahlrechtsreform. Der sächsische Landtag wird weil früher geschlossen werbe», al« vielfach angenommen wurde. Als Termin gilt jetzt ter 7. April. Daß bi- dahin noch der Entwurf riurr Wahl rechtsreform dem Landtag zugehen und verabtchiedet werden sollte, ist ausgeschlossen. Da zugleich sestslebt, daß zur Beratung der Wahlrechtsreform ein außerordentlicher Landtag nicht berufen werden soll, so wird die Lösung dieser brennenden Frage erst nach Verlauf von zwei Jahren in Angriff genommen werden. Da dann noch zwei aufeinander folgende ordentliche Landtage die Vorlage angenommen haben müssen, ehe sie Gesctz würde, dürften also fünf Jahre ver streichen! Welche Freude sür unsere Reaktionäre! —tk. Tte tzentsche Ansiedelung-Politik irr» Osten, Denk schrift Über die Ausführung de- Gesetze- vom 26. April 1886 über die Beförderung deutscher Ansiedlungen iu den Provinzen Westpreußen und Posen sür da» Jahr 1905 ist dem preußischen Abgeordnetenhause zugrgangen. Da- Güter angebot ist erheblich hinter dem in den Vorjahren zurück geblieben; sehr viel lebhafter als da-Güterangebot gestaltete sich da- Angebot bäuerlicher Grundstücke. Es wurden an gekauft 34 Rittergüter, 42 größere Landgüter und 82 Bauern- wirtschafien, und zwar 34 660 da für 41 030 424 ^lk Von oen angetansten Besitzungen haben sich 7 Güter und 29 Banernwirstchaften und 2620 da in polnischer Hand be- sniiden. Der Lande, werb rcr Kommission umfaßt unter Hinzu rechnung ver Erwerbungen aus den Vorjahren End« 1905 '296 323 b» für 250 327 512 ^4 Hiervon stammen au- deutscher Hand 299 Gutsbezirke, 73 Landgüter, 2tv Bauern- wirtfchazten mit 191513 ks. für 173 743 857 au» polni scher Hand 147 Gutebezirke, 26 Landgüter, 173 Bauernwirt schaften mit tOl 810 b» für 76 583 655 .ck Die Nachfrage nach Anstedlerstellen weist eine geringe Steigerung gezen da- Vorjahr auf. Namentlich hat die Zahl der Anträge aus Ueberkassung von Pachtstellen zugenommen; im gaoun sind 6429 AnsievlungSgesiiche eingegangen. Verträge über An- sievlerstellen 2065 abgeschlossen, von diesen sind 1527 durch Zuschlagsbcschcid genehmigt, die übrigen al» schwebend iu das Jahr 1906 übernommen worden. Die deutsche Bevölke rung in den ÄnsiedlungSzemeinden und AnstedlungSgütern be ziffert sich auf 82 450 Seelen. Infolge endgiltigen Abschlüsse- des Besiedlungsgeschäfts sind 131 Güter und Bauernwirl- schasten mit 46 404 im a»s der Verwaltuiig au-geschieden. Bom l. Juli 1904/l905 standen in der Verwaltung 347 Güter mit 211 022 i>a. Seit 1886/1887 bis Ende Juni 1905 haben die Zuschüsse 21 287 360 die Ueberschüsse 8 811 543 .4t, die baren Aufwendungen somit 12 455 817 ^4k betragen. Von diesem Betrage waren 12 948 000 .4t durch Aufschläge zum Ankaufspreise der Güter in den TeilungS- plänen gedeckt worden. Die 1905 genehmigten Teilungsplane weisen einen Aufschlag von 772 000 <4! auf. Bei Zurechnung dieses Betrages zu den 12 948 000.4! ergeben sich >3 720 000 Mark. ES sind daher nicht nur die staatlichen Aufwendungen gedeckt, sondern sogar noch ein Ueberschuß von 1 264 000 § zu gunsten der Staatskasse erzielt. Seit Beginn der Tätig keit bis Ende 1905 sind 424 Teilung-Pläne über 218 288 di, ausgestellt worden. Die fiskalische Schadloshaltung «st bi» zum Schluffe >904 durchgesübrt worden. * Handelskammer gegen AnfichtSkartenpruer'. DieHandelS- kammer zu Frankfurt a. M. ersucht den Reichstag um Ab lehnung der geplanten Steuer auf Ansichtspostkarte». Zur Begründung dieses Gesuches wird im wesentlichen folgendes angeführt: Im Bezirk der genannten Handelskammer befassen stch 18 Druckereien mit 98 Schnellpressen mit Herstellung von Ansichtspostkarten. Die GesamtgeschäslSIage der Branche ist eine ungewöhnlich schwierige. Die Preise sind derart unterboten worden, daß fast gar kein GescbästSnutzen mehr bleibt. Jn- solge schrankenloser Konkurrenz wird mit dem allergeringsten Verdienste gearbeitet. Verbuche, durch Preiskartelle eine Besserung berbeizusühren, sind gescheitert. Zu der durcb Ueberprodultion verursachten ungünstigen Gestchäftslag« ge- sellen fick der Mangel eines Schutzes gegen Nachbildung von Photographien und Postkarten selbst, die Entwertung großer Kartenvorräte durch plötzlich: Einführung reS Schreibraumes und die Beunruhigung, welche neuerlich dadurch entstanden ist, daß die Post m der Anordnung des Schreibraumes wieder eine Aenderung treffen will. Durch die neuen Handelsverträge wird der Absatz nach dem AuSlande, beson ders nach Lststerrcich, der Schweiz und Belgien, erheblich vermindert. Bei dieser schwierigen Lage der Ansichtskarten industrie würde ein Stempel von 2 ./pro Postkarte zweifel los eine ruinöse Wirkung ans die ganze Industrie auS- üben Der ohnehin durcb Aufkommen von Konkurrenz geschäften, Zollerhebungen usw. im Auslande, besonders England, sehr herabgegangene Absatz würde dann auch im Julande ganz wesentlich herabsinkcn. Viele Betriebe würden eingestellt und zahlreiche Arbeiter entlassen werden müssen. Außer den AnsichtSpoltkartengeschästen würden verschiedene mit der Branche verknüpft.' GelcbäNSzweige, wie Maschinen- sabrikation. Buck'-, Licht- und Steindruck, Lithographie, Photographie, Kolorier-Anstalten usw. von dec neuen Steuer Ichwer getroffen werden. Mit Rückgang des Ansichtskarten- verbrauch« würde ein bedeutender PortoauSsall zur den Post- fi-kus eintreten und der Ertrag der Steuer würde in keinem Verhältnis zur Schädigung der Industrie und de- Handel stehen. * Die Lszielresor» nutz Pie Hessische Regier«»». In einer der letzten Sitzungen der hessischen Zweiten Kammer erklärte Minister Braun m Beantwortung mcdrerer Anfraaen, er erblicke in der Fortführung der Svzialreforu» ei« fittuch« Pflicht de« heutigen Kulturstätte», einerlei »b »an Dauk
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite