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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.07.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060725013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906072501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906072501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-25
- Monat1906-07
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kn der od«x Lerm Ausgabe steüeu abgehoit: vterirljährttch LM, bei täglich gsn-t-fl-^lgef AuHrldmg i»K Hast vierteljährlich ^tl L—,. Durch uns«« au»« wärttgeu Ausgabestellen und durch die Post b«>og« filr DeutjchiaUd uud Oesterreich vierteWhrÜch Säth für die übrig« Länder laut ZestuusiprrMste. Lckchh« j^ist^Ästr^ Lu»««. vast» IkV. 7, Dorotheenstratze 3L. Telephon Lr. SSL, Morgen-Ausgabe. Ap)Mr. Tageblatt Handelozcitung. Amtsblatt -es Nates im- -es Nolizeiamkes der Lta-t Leipzig. Anzeigen Pret- die e gespalten« Petitzeile für Leipzig und Umgebung 2b Pf„ Familien^ WoduuugS- u. Stellen-Anzrige», sowie An- u. Verkäufe 80 Pf. (Händler und Vermittler 25 PfZ sür auswärts 30 Pfg. Finanzielle Anzeigen, Geschästsonzeigen unter Text oder an bevorzugter Stelle nach be sonderem Tarif. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plagen wird keine Garantie übernommen. Anzeige» und Extrabeilagen nur tu der Margen-AuSgape Schluß der Annahme nachmittag» 4 Uhr. H-e» Johanuisgasse. Haapt-SUtal- verü»: T artDnuck«r,HerzgtÄayrHofbnch-midlg„ Lützowftraße 10 (Telephou VI, Nr. «603> SMal-Er-e-M-u^reSde»^^ Var Mchtigrte vom Lage. * Der Kaiser hat eine telegraphisch« Huldigung der KeetrnauShoper iu Deutsch-Südwestafrika au- Anlaß der Ablehnung de- EiseubahubaueS durch eine Dankdepescke erwidert und seiue Fürsorge versprochen. (S. Dtschs. R.) * DaS westfälische Oberkvnsistorium bat der Wahl deS evaugetischeu Pfarrers Cösar seiue Bestätigung versagt. (S. Dtschs. R.) * Die Pforte hat gegen die Kundgebung der kre ¬ tische» Nationalversammlung zu Gunsten einer Ver- eiuiguug mit Griechenland bei den Schutzmächten Protest eingelegt. * Iu South Frammghkam (MaffachusetS) stürzte ein Hotelaeabaa ein und begrub LO Personen unter d»u Trümmer». 10 Personen wurde» getötet, 30 verletzt. Lex fieinre. Geschichtsschreiber einer ferneren Zukunft, in welcher das OLelkemwaterial mrserer Zeiten mangelhaft geworden ist, Wochen vielleicht vor einem Rätsel stehen, wenn ihnen in de» Zeitungen «ad Parlaments-Protokollen unsere Sittlich- keitSbewegnng und ihr Widerspiel an einen Namen geknüpft begegnet, den sie in den Registern der Staatsmänner und Schriftsteller vergeblich suchen. Sie können unmöglich ahnen, daß es der Name eines gemeinen Kupplers und Tot schlägers ist, der durch allerhand Aufallslaunen einmal mit «strer gesetzgeberischen Fehlgeburt verkettet war. Eine Brief- kalstennotiz des vatikanischen „Osservator« Romano" soll vor einigen Jahren die Anfrage eines italienischen Lesers mit der gewissenhaften Auskunft beantwortet haben: „H. ist der Name eines frommen Zentrums-Abgeordneten." Tableau! Sie ging wieder in der Winterseffion unserer Parla mente um, die tote 1«. Und ihr Umgang hatte dieses Mal nicht das Wilde früherer Jahre. Es war, als ob der fried lose Geist bald zu seiner Ruhe -u gelangen hoffen dürfte. Als damals die heiße Schlacht nm di« löx geschlagen wurde, die heißest« vor den zollpolitischen Kämpfen des Jahres 1902, als di« liberale Opposition noch fast am Ende der dritten Lesung plötzlich zur Obstruktion auswuchs, da rief es „Kunst banausen" von hüben ins Zentrumslager hinein, und von drübe» schallten Zurufe von ebenso persönlich verletzender Färbung zurück. Diesmal klangs anders von beiden Sei ten, etwa so, wie am Vorabend einer Verständigung. Die Zentrumspartei mit ihrem seinen Nnterfcheidungsyefühl für das Erreichbare und das Unerreichbare scheint auf die an gefochtenen Kautschuk-Paragraphen der alten lax nicht zurück kommen zu Nollen; und die Liberalen b-areifen, daß sie die Duldung gewisser Auswüchse in Schrift und Bild weder vor ihrem Gewissen noch vor ihren Wählern auf die Dauer ver antworten können. Nur Herr MüllerÄlkeiningen trat noch „voll und ganz" für alles ein, was „Simplizisfimus" ui^ ..Jugend" bringen: di« Welt beneide Deutschland um diese Blätter. Ihren künst. lerifchen Charakter in allen Ehren. Auch wer die mo dernen Kunstformen weder aus wirklicher Sympathie, noch etwa deswegen, weil sie „modern" sind, in «rnsten Dingen sonderlich liebt, kann ihre Anwendung auf komische Gegen stände, in der Satire, Parodie usw. gelten lassen; und im Rahmen der modernen Art sind di« Karikaturen jener Organe ja vorzüglich. Auch wird der literarisch Gebildete, der für seinen Aristophanes und für den Dichter des Fal- staff schwärmt, dem komischen, satirischen, polemischen Genre genau denselben hohen Platz anweisen, wi« allen Meister werken der erhabenen Muse. Aber sind wir die ästhetische Vollkommenheit der aristophanischen Komödie rein zu ge- nießen imstande, auch wenn wir ihre politischen Tendenzen sür falsch ansehen, so wird uns das gewaltig dadurch erleich tert, daß dies« Tendenzen «ine Zeit betreffen, aus der auch gar nichts mehr auf unser Tagesleben herüberfließt. Schwerer wird uns die ungetrübte Würdigung moderner politischer Witzblätter in solchen Fragen, wo diese unseren persönlichen Anschauungen zuwider sind. Immerhin können wir auch durch Selbstzucht zu einer vollen objektiven Wür digung emporgelangen, zu «iner reinen Freude. Wir brau chen auch nach Jahrzehnten politischer Volkserziehung wohl nicht mehr zu befürchten, daß durch noch so frevelhaften Witz nennenswerte Bruchteile des deutschen Volkes ihrer anderweitig errungenen Grundüberzeugung untreu gemacht werden. Ganz anders steht es bei ethischen Fragen. Einmal über steigen sittliche Gefahren mögliche politische Nachteile ebenso gewaltig, wie der Wert der menschlichen Seele alle mate riellen Güter turmhoch überragt. Dann aber sind in un seren Tagen di« ethischen Ideale, die Jahrhunderte lang fest gegründet schienen, in der öffentlichen Meinung leider sehr stark erschüttert. Nicht bloß durch die Einseitigkeiten falsch verstandener Nietzscheschen Aphorismen, welche der Skepsis jugendlicher LebenSperioden den Anstrich einer philosophischen Form gegeben haben: die „Herrenrechte" der „blonden Bestie" sind in den Anschauungskreis aristokrati scher Stände gebannt, und jeder Versuch neuer Catiftnas, sie geltend zu machen, scheint dort durch die monarchische Ver fassung und die soziale Gebundenheit in engen Schranken ge halten zu werden. Aber daS, was man „Emanzipation des Fleisches" nennt, diese Negation des christlichen Keuschheits- idealS, hat durch die wohlwollende Pflege demokratischer Parteiführer, man möchte sagen durch ihr Kokettieren mit einem unbändigen Radikalismus auf allen Lobensqebiet«n, Eingang in die Ohren und Herzen breiterer Volksschichten gesunden; mag auch die Mehrheit unserer im Grunde noch gesund empfindenden Arbeiter an der überlieferten Heilig keit deS Familienlebens trotz aller Parteipäpste durch die Tat festhalten. Da ist di« Gefahr nicht zu unterschätzen, daß durch die literarische und künstlerische Veralberung des alten Ideals mehr noch als durch theoretische Predigten von einem zügellosen Naturkultus di« Gemüter vor allem der jüngeren Leut« vergiftet »erd«». Mittwoch 25. IuR 1906. M. Jahrgang. Solche Veralberung ist aber di« offenbare Tendenz deS „Srmplizffsimns". Sei» berüchtigtes Flugblatt war einfach ein Exzeß unflätiger Polemik gegen hochachtbare Be- strrbungen, mochten sie sich auch einmal in der Form ein wenig vergriffen haben. Und diese Polemik hatte das Fa milienleben des gesamten geistlichen Standes der evange lischen Kirche in ihren Bereich gezogen und einer Betrach tung aus dem Gesichtswinkel des sexuellen Organismus unterworfen: Da hilft kein rabnlistisches Drehen und Deu teln, das muß der gesunde Menschenverstand beurteilen können! Die Unsicherheit, mft der die öffentliche Meinung den pornophilen Ungezogenheiten des „Simplizisfimus" ent- gegengetreten ist, weist darauf hin, daß ein normales Empfin den, «ine verständige Abwägung und Ausgleichung ästhetischer und ethischer Bedürfnisse heute leider nicht als ein Gemeingut des deutschen Volkes angesehen werden kann. Wandel hierin zu schaffen ist Aufgabe der all gemeinen Volkserziehmrg; nicht allein der Jugend erziehung, sondern ganz vorzüglich der Allgemein erziehung Lurch die allmähliche Ausbreitung gesunder, nach keiner Seite überschiebender Grundsätze und Emp findungen. Es gilt nämlich außer der schließlich doch stoff lichen Vorliebe für die Darstellung oder Andeutung des Sexuellen auch ihr Widerspiel, di« Prüderie, zu bekämpfen, die gar nicht mal immer geheuchelt oder krankhaft zu sein braucht, aber durch ihre Neberspannung den Spott heraus fordert und durch ihn entwaffnet wird. Alberne Pädagogen, die nicht mehr das schwarzbraune Mädchen um den Straß burger Soldaten weinen lassen und das verschwundene Liebchen durch einen verschwundenen Onkel ersetzen, sind kein« guten Apostel der Sittlichkeit. Ganz abgesehen davon, daß sie die Unbefangenheit gerade der frühesten Jugend ge waltig unterschätzen, die bei der Schullektüre an Wendungen vorübergleitet, bei welcher ein Erwachsener sich etwas denken wird, weil er überhaupt aufmerksamer lieft. Es schleicht ein krankhafter Geist durch unsere Zett: Ker «ine schwelgt in der Ausmalung dessen, was sogar einige Tiere mit dem Schlei«r der Nacht bedecken, durch Wort und Bild; der andere malt nach dem Schillerschen Rezept freilich den Teufel neben der Wollust, aber dabei doch auch die Wollust selber. Durch eine Bvlkserziehung in unserem Simve einen besseren, gesunderen Geschmack zu erwecken, ist eine hohe Ans. gäbe der Presse und der Vereinstätigkeit; besonders wohl desjenigen Vereins, der etwas mißbräuchlich den Namen unseres Dichterfürsten in den Tageskampf hineingezogen hat. Wir vermögen nicht einzuseheu, daß durch eine Ver schärfung der Strafgesetze das bezeichnete Ziel besser und sicherer zu erreichen sei. Auf di« kulturelle Hebung des öffentlichen Geistes, des Geschmacks, kommt es an; an einer erzwungenen Wohlanständizkeit liegt sehr wenig, sie kann sogar der Lächerlichkeit verfallen, weil sie unecht ist. Schoa Tacitus hat die Wirkungslosigkeit der Sittengesetze des Kaisers Augustus festgsstellt. Soweit unleugbar vorkommende grobe Ausschreitungen nachweislich nicht oder nicht scharf genug durch die heutige Gesetzgebung getroffen werden, mag eine bester« Formulierung oder ein« Verschärfung der Höchststrafe immerhin versucht werden; bei gutem Willen sollte ein« Verständigung der parlamentarischen Parteien darüber ge lingen. Daß z. B. pornographisch« Literatur in Wort und Bild von schamlosen Winkelverlegcrn an Quartaner ver trieben wird, wie im Reichstage erzählt wurde, ist so himmelschreiend, daß man diesen Buben — d. h. den Ver legern — gegenüber Straflosigkeit einer Lynchjustiz für wünschenswert halten möchte, damit sie es nicht bester haben, als die armen Jungen, wenn sie bei verbotener Lektüre ab gefaßt werden. kin ungeeigneter Mann? Uober den deutschen Generalkonsul in Riga schreibt die „Nationale Korrespondenz".: In Riga wirkt als Vertreter des Deutschen Reiches der Generalkonsul Dr. Ohnesseit. Schon den Ereignissen des letzten Jahres zeigte er sich in keiner Weife ge wachsen. Er ging sehr plötzlich in der Beurteilung der Lage vom rosigen Optimismus zur ärgsten Schwarz seherei über. Daß er infolgedessen die Reichsregicrung mit Telegrammen um Entsendung von Kriegsschiffen bombardierte, wäre ihm an sich nur als pflichtgemäße Sorge für das Wohl der ihm anvertrauten Reichsange hörigen hoch anzurcchnen, wenn er nicht gleichzeitig durch öffentliche Erklärungen und Warnungen an deren Adresse unter diesen selbst eine überflüssige Panik erzeugt hätte, die ihnen geschäftlich schwere Schäden zufllgen nmßte. Nicht zu rechtfertigen war vor allem, daß er gleichzeitig mit der Aufforderung, aus der Stadt zu flüchten, da die russischen Behörden keine Bürg schaft für die Sicherheit der Ausländer bieten könnten, die Deutschen warnte, ja, ihnen fast verbot, sich an dem von deutsch-baltischer Seite organisierten Selbst- und Nachbarschutz zu beteiligen, ihnen also die Mittel zu einer Notwehr nahm, die nach seinen eigenen Erklärungen über die Ohnmacht der russischen Behörden mehr als be rechtigt war! Dies Verbot mußte natürlich auf die Balten einen üblen Eindruck machen und der im natio nalen Interesse so überaus wertvollen Verständigung zwischen Deutsch-Balten und Reichsdeutschen entgegen wirken. Inzwischen haben sich die Verhältnisse in den Ostseeprovinzcn und in ganz Rußland so zugespitzt, daß jedermann für den Herbst die schwersten Verwicklungen erwartet; Verwickelungen, die die deutsche Reichsregie rung veranlassen müssen, sie mit gespanntester Aufmerk samkeit zu verfolgen und sich für alle Möglichkeiten bereit zu halten. Im Deutschen Reich hat eine gewaltige Sympathie und Hrlfsbewegung für den bedrohten bal tischen Bruderstamm eingesetzt, der auch die höchsten Spitzen und leitenden Persönlichkeiten des Reiches warmes Verständnis und werktätige Teilnahme be zeugen. In den LßÜeeprovio-m war tue Folge, doH Balten und Reichsdeutsche sich nüherkamen als je zuvor, und daß die ersteren, in ihrer Entschlossenheit, auszu harren bestärkt, daran gingen, sich deutschnatio nale Organisationen zn schaffen, die in kultureller und wirtschaftlicher Arbeit den deutschen Besitzstand im Lande Verbeidigen und ausbauen sollen. Der Deutsche Schul- und Hilfsverein in Livland beschloß, in seinen Vorstand auch Reichsdeutsche zu wählen, nm damit die nationale Grundlage seiner Arbeit scharf hcrvorzuheben. Man hätte erwarten sollen, der Vertreter des Deutschen Reiches, das nach kaiserlicher Auffassung der Hort und Wahrer deutscher Kultur und deutscher Art auf der ganzen Erde sein soll, hätte diese, jeder politischen Spitze bare, Entwickelung freudig begrüßt und gefördert. Weit gefehlt. Herr Dr. Ohnesseit glaubt ans irgendwelchen unverständlichen Gründen amtlicher Korrektheit, _ sich gegen ein solches Zusammengehen einsetzen zu umssen, und bringt es durch seinen amtlichen Einfluß glücklich zustande, daß die rerchsdeutschen Vertreter im Vorstand des Deutschen Schul- und Hilfsvereins, dessen Satzungen, von der russischen Regierung unbeanstandet, jedem Deut schen den Zutritt gestatten, entweder die Wahl nicht an nehmen, oder nach einigen Tagen bis auf einen unab- hängiggefinnten und -gestellten Mann wieder austreten! So wirkt ein deutscher Vertreter für die Interest en deutscher Kultur und deutscher Nationalität an einem Punkt, tvo diese im Kampf auf Leben und Tod die volle Einsetzung aller Kräfte von jedem seiner Dolkspflicht be wußten Deutschen fordern. Herr Dr. Ohnesseit hat offen bar weder die Nerven, noch den Weitblick, den dieser Platz heute von einem Manne fordert, der berufen ist, die deutschen Interest en zu wahren. Deutsches keicb. Leipzig, 25. Ink. * Huldigimg der Lectmanstzoaper und Dank des Kaisers. Die „ALorvveutfche Allgemeine Zeitung" schreibt: Dem Kaiser ist auf die Bitte der in dem Süden deS südlvestafrikanischcu Schutzgebietes angesiedelteu Deutschen durch Gouverneur v. Liliveguist auö Wmdbnk folgend« Kundgebung telegraphisch übermittelt worden: „Eurer Majestät gestatten sich die aus Anlaß der Ablehnung des EisenbahnbaueS zusammengekom menen Einwohner von Keetmaashoop ehrfurchtsvoll zu hul digen und auch weiterhin um Eurer Majestät gnädigen Schutz für den großen Süden des Schutzgebietes zu bitten." Der Kaffer hat darauf dem Gouverneur aus Molde folgendes Antworttelegramm zugeheu lasten: „Ich beauftrage Sie, der deutschen Bevölkerung deS Südens sür die Bekundung patrio tischer Gesinnung Meinen Kaiserlichen Dank auszufprccheu und hiuzuzufügen, daß Ich der Wohlfahrt und den Interessen seiner Bewohner auch fernerhin Meine Fürsorge widme» werde. Wilhelm I. L." * Nordlan-Sreise des Kaisers. Vorgestern nachmittag fand bei günstiger Witterung in dem Molker Fjord eine Segel- und Ruderregatta statt, die von den Kuttern und Gigs der deut schen Kriegsschiffe veranstaltet wurde. Der Kaiser verteilte au Bord der „Hamburg" die Preise; sodanu unternahm Sein« Majestät eine« längeren Spaziergang an Land. Zur Abenvtafel hatten zahlreiche Seeoffiziere Einladungen er halte». An Bord alles wohl. * Koloniales. Der .Fteichsanzeiger" veröffentlicht eine große Anzahl Orken- und Ehrenzeichenverleihungen an Offi ziere, Äerzte unk Mannschaften Ker Schutztrnppe für Suk- westafrika. — Hauptmann Volckmann von der Schutz truppe in Sükwestafrika wird demnächst nach dem Schutz gebiet zurückkehreu. Er hat sich sowohl durch seine Tätigkeit als Drstriktschef von Outjo als auch durch seine hervor- rcmeuke Beteiligung in dem Feldzüge eineu Namen gemacht. Gleich in den ersten Kämpfen gegen Hendrik Wttbm verlor er ein Auge und schwebte lange Zeit i» Gefahr, aller Seh kraft verlustig zu gehen. Er mußt« daher seinen Auenthalt in Sükwestafrika schleunigst akbrecheu und in die Heimat reffen. Hier gelang es der ärztlichen Kunst, die schwere Ge fahr zu beseitigen. Hauptmann Vlückmanu gehört zu den wenigen Asrikanern, die vom Kaiser persönlich empfangen worden sind. Er bat iu der Audienz den Monarchen dringend, ihn trotz seiner Halbinvalidität noch weiter in der Armee belassen zu wollen. Der Kaiser gewahrte di« Bitte, und so wird der verdiente Offizier bald nach seiner Hochzeit, die demnächst stattfindet, sich wieder nach Sükwestafrika be geben. — Unter den amtlichen Nachrichten über den Auf- stand finden wir in der „D.-Südwestasr. Ztg." die folgende Meldung: Am 6. Juni wurde durch Kundschafter die Zu fuhr von Kleidern und Proviant vom südlichen Oranje-User über BwlSdrfft her an die Hottentotten beobachtet. Die Kappolizoi muß doch »och bester aufpasteu lernen! — Er kundung einer Bahnstrecke »ach Tavora. Oberiugenieur Movrocordato von der Firma Philipp Holzmann L Co. kehrt, »ach der „D.-Oftafr. Ztg.". rm August von «iner Hei matreise wieder »ach Dar-eS-Salaom zurück, um in Gemein schaft mit den Herren P. F»chS und John Booch vom Kolo- malwirtschaftlichen Komitee :.»« wirtschaftlich-technische Er kundung der Verlängerung der Morogorobahn-strecke bis nach Dabora hi« zu unternehme». * DaS „Suihülluuas - vnrean". Die von den „Hamb. Nachr." namhaft acmochten Herren Poeplau, Wistuba und Lchwmn haben sich vertrauensvoll mit Erklärungen an das ^Berliner Tageblatt" gewendet und leugnet alles. Den Zuschriften ist zu entnehmen, daß Herr Wistuba nicht früherer, sondern noch a»"este!lt«r Beamter des Gouvernements von Togo ist und daß er nach seinen «gen«, «»gaben „seines Wissens" den Abgeordneten Erzberger gegen Ende der diesjährigen Kolonnaldebasten kennen «lernt habe. Im übrigen dürste um so weniger Veranlassung dazu vorliegen, die Erklärungen wicderzn- «beu, als die Herren Poeplau und Wistuba selbst Ange- Das wider Götz nick Schneider eingelettete Verfahren ist nämlich inzwischen auch auf diese beiden aus gedehnt worden; bei Pöplau, Wistuba und Schwinn haben HauSsuchnuoen und Beschlagnahmungen stattgesunden, und Poeplau und Wistuba siüd auch die Beamten, Wer die, wie vor enngen Togen gemeldet, Li« Ar^ttperve verhängt war- * Die Haussuchung i« Reichstage. Das „Deutsche Volksblatt" des Reichstagsabgesrdaeteu Erzberger erzählt den aufsehenerregende» Vorgang in folgender Weile: „Der Abg. Erzberger ist als Zeuge geladen worden. Er mußte hier wie jeder andere Zeuge erscheinen; er fragte sofort, ob er auch über daS vernommen werd«, was er als Abgeordneter erfahre» habe. Der Untersuchungsrichter bejahte dies nuv wies selbst auf die Zeugnishast hi«. Im Anschluß an die Vernehmung forderte der Unter suchungsrichter, daß er die ArbettSräume des ge- nannten Abgeordneten im Reichstage besichtige» dürfe; d«r Abg. Erzberger sagte, er habe nichts dagegen. Inzwischen aber waren dort bereits Polizeibeamte ein getroffen, und diesen hat der ReichStagödirektor den Zutritt verweigert; er wollte auch dem Unwrsuchungsrichter den Schlüssel nicht arrshändigea; dieser erklärte, er lasse sich nicht in seiner richterlichen Unabhängigkeit einfchränkeu; wo das Gesetz sei, das daS ReichstagSgebauoe vor einer Durchsuchung schütze. Der Direktor des Reichs tages wies auf ei»« Zusage des Staatssekretärs des Iuueru hi», die der Untersuchungsrichter als für ihn bestehend nicht aoerkaaute. Der Abg. Erzberqer erklärte nun, er wolle seiue Räume privatim dem Untersuchungsrichter zeigen; selbstverständlich dürfe hieraus keine Konsequenz für den Reichstag und die Zukunft gezogen werden. Daran schloß sich die Besichtigung der Räume, die ohne jedes Resultat verlief. Ganz denselben Vorbehalt machte Abgeord neter Erzberger bei der Einsichtnahme seines Materials in der Privatwohnung. Der Untersuchungsrichter erklärte zuvor auf das bestimmteste, daß er das Recht der Haus suchung hab«, und diese auch gegenüber einem Abgeordneten mit Hilfe der Polizei unternehmen lassen könne; es handle sich stets nur um die Zeugenaussage. Selbstverständlich habe er nicht dieses Recht, wenn der betreffende Abgeordnete selbst unter Anklage stehen würve, refp. kommen lönnte, was beide- für den Abg. Erzberger nicht zutreffe. — Wenn Herrn Erz bergers Darstellung richtig ist, befindet sich allerdings der Untersuchungsrichter über die Rechte der Abgeordneten in einer ausfälligen Unkenntnis. * Sin katholischer Obcrprästdcnt über dm Flottmvcrei». Die geschäftsführendev Ausschüsse deS Deutsche» FiotteuvereinS für die Rhrinprovinz hielten Ende der Woche in Bonn ihre Hauptversammlung ab, bei welcher Gelegenheit Obcrpräsident Frhr. von Schorlemer sich über den Klottenvereiu also ausließ: Frhr. von Schorlemer drückt« seine Freude darüber ans, Lurch die Wahl zum Ehrenvorsitzenden wieder in nähere Beziehungen zum Deutschen Floltenverein gebracht zu sein, gab die Verstcherung ab, daß er sich jederzeit freuen werde, den Bestrebungen bes Vereins förderlich jein zu können, und fuhr daun fort: „Die Leitung des Deutschen Flottrnvereins hat in teilweise recht schwierigen und unangenehmen Verhältnissen sich destiebt, unentwegt ihrem Ziele zu dienen. Sie kann mit Befriesigung auch heute die Tatsache feslstellen, daß dem Verein auö allen Gauen des Vaterlandes und ebenso aus allen politischen Parteien Mitglieder angehöreu, alle geeinigt iu dem Gedanken, daß Deutschlands Stellung im Weltkonzert, daß seinem überseeischen Handel iu seiner Weiterentwicklung gedient wird durch eine mächtige, dem Angriff und der Verteidigung gewachsene Flotte. Ich freue mich, als Oberpräfideut der Rhrinprovinz feststellen zu können, daß diese Anschauung auch iu der Rheiuproviuz großen Anhang und lebhafte Unterstützung gefunden hat. Man kann über das Mehr und daS Tempo der Verstärkung der Flotte verschiedener Ansicht sei», wie es Vergangenheit und Gegenwart noch Lartuu. Ich glaube aber trotzdem die Hoffnung und Uebcrzeugung ausdrücken zu können, daß die gewaltige Bewegung, die der Deutsche Flotteuvrrriu au- gesacht und wach gehalten hat, nicht eher erlahmen wird, bis der Tag angebrochen ist, wo unsere Flotte ebenbürtig denen anderer Länder sich zur Sette stellen kaum" Die Versammlung beschloß eine Erklärung, daß trotz der erfolgten Bewilligung der Ftotteu-Vorlage durch den Reichs tag das Vaterland noch nicht im Besitze einer Flotte ist, die den sicheren Schutz unserer deutschen Brüder im AuSlande, unserer Missionen, Kultnr- und Handelsintereffen verbürge, so daß mit allen Kräften für die weitere Ausbreitung der Erkenntnis unserer hohen nationalen Ziele einzutreten sei! Die Gegner des Flottenvereins im Zentrum mögen die Worte des Nerikalen Oberpräsidenteu beherzigen! * Reichsgesctzliche Regelung des Apothekenwesens. Seitens des Reichskanzlers ist vor einiger Zeit den Regie rungen der Einzekstaaten ein Entwurf zur reichsgesetzlichen Regelung des Apothekcnwejens zur Beratung und Stellung, nähme überwiesen worden, dem im wesentlichen die seiner Zeit im Althvsffchen Entwurf entwickelten Anschauungen zugrunde liegen. Es wird, nach dem „B. T.", erwartet, daß die Regierungen der Eiuzelstaaten bis zum Schluß des Jahres sämtlich zu diesem im Reichsamt des Innern unter Teilnahme von Kommissaren des preußischen Medizinal ministers ausgeardeiteten Entwurf Stellung genommen Haden werden, so daß er im Frühjahr nächsten Jahres zur öffentlichen und fachmännischen Besprechung gcstcllk werden dürste. Infolge dieses Vorgehens des Reichskanzlers und des Reichsamts des Innern ist die teilweise bereits in An griff genommene einzelstaatliche Regelung des Apotheken wesens in erster Linie in Bayern, dann aber auch in Preußen zum Stillstand gekommen, da das Reich in dieser Materie die Vorhand hat. * Reue Nichtbcstättgung eiucS evangelischen Geistlichen. Nach einem Telegramm aus Dortmund Hal das LaudeS- konsistorium laut Verfügung vom 22. Inli d. I die Wahl des (liberalen) Pfarrers Cesar aus Wiesental zum Pfarrer der ReinoldSgcmeiude in Dortmund die Bestätigung versagt. Di« Nichtbestatigung erfolgte „wegen vorliegenden Mangels an Uebercinstinimung des Gewählten mit den Bekenntnissen der Kirche." * Vaugewerbe-Ansstaub in Säln. Für Köln steht ein umfangreicher Streik iu Aussicht. Nachdem die Dachdecker meister streikende Frankfurter Dachdeckergeselleu eingestellt, aber wieder entlassen hatten, als sie Kenntnis vom Ausbruch deS Streiks in Frankfurt erhielten, brach ein teilweiser Streik in Köln auS, da die Ausständigen die Wiedereinstellung der Frankfurter Arbeiter verlangten. Jetzt beschloß di« freie Bereinigung der Arbeitgeber de« Dachdecker- und Bauklempner- gewerbeS, falls bis morgen die Arbeit nicht wieder auf- genommen wird, über sämtliche Betriebe die Aussperrung zu verhängen. Der Sekretär des deutschen Arbeitgeberverbandes im Bcmaewerbe erklärt«, daß man sich mit den Beschlüssen
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