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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.08.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060810010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906081001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906081001
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-08
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R.j * Das „Reutersche Bureau "erfährt amtlich, daß das Ge rücht von einem für 1906 geplanten BesuchedesKönigs und der Königin von England am spanischen Hose vollständig unbegründet sei. * Das Gerücht, daß der bayerische Minister- präsidentFreiherrvon Podewils nicht mehr ans seinen Posten -urückkehren werde, und die daran geknüpften Kombinationen entbehren nach den an amt licher Stelle eingezogenen Erkundigungen jeder Begründung. * Die bayerische Abgeordnetenkammer hat beschlossen, ein Anschluß-Mutungs-Recht des Staates einzusührsn. (S. Dischs. R.j Isrets. Langsamer noch als die Festlands-Provinzen stirbt die Insel Kreta dem einst so gewaltigen Körper des osmanischen Reiches ab, der schon so viele seiner Glieder eingebüßt hat. Sie kann noch immer nicht ganz aufhören, türkisch zu sein, weil es ihr erschwert wird, griechisch zu werden. Wieder griechisch zu werden, denn sie hat schon einmal einen Bestandteil des jungen hellenischen Staates gebildet, wurde aber bald gegen das anfangs türkisch gebliebene Euböa umgetauscht, das allerdings für die mili tärische Sicherheit Athens eine Lebensfrage bildete. Auch die Aegypter haben im 19. Jahrhundert eine Reihe von Jahren über Kreta geherrscht. Bald nach der Thronbesteigung des dänischen Prinzen brach jener furchtbare Aufstand auf der Insel aus. welcher die türkische Herrschaft in ihren Grundfesten erschütterte. Es waren nicht bloß die eingeborenen Kreter und ihre Helfer auS dem griechischen Königreich, welche in dem schwie- rigen Gebirgsgelande einen zähen Kampf gegen die Streit macht der Andersgläubigen führten. Das in den sechziger Jahren von den Gärungsstoffen vergangener und zukünftiger Staatsumwälzungen schwangere Europa, am Vorabend großer Entscheidungen in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, gab damals einen großen Teil seiner inter nationalen Revolutionsarmec an die in Hellen Flammen stehende Insel ab, die ein vortrefflicher Exerzierplatz für sie zu sein schien. Ihnen schlossen sich natürlich alle jene Taten- lustigen an, welche bloß das Abenteuerliche lockte, nicht die Politik lenkte. Hatte doch das Philhcllenentum noch nicht ganz seinen Glanz eingebüßt, klang es doch noch hübsch, für einen unterdrückten griechischen Stamm zu streiten, mochten es auch die „allzeit Lügner, bösen Tiere und faulen Bäuche" des Apostels Paulus sein. Aber im zweiten Kriegsjahre. 1867, wurde Omer Pascha des Ausstandes Herr. Omer, der Russensieger von Kalafat in der Walache, und an der Tschernaja auf der Krim, der einzige Türke, welcher je als Sieger in die Hauptstadt Montenegros eingezogen ist. Nicht mit dem militärischen Erfolge in dem zerklüfteten Gebirgsland begnügten sich die Türken, dessen Eroberung sogar den Römern mehr als zwei schwere Kriegsjahre gekostet hatte. Durch weise Nach giebigkeit neben der erforderten Strenge hofften sie die Wurzeln der Unzufriedenheit auszurotten. Der europäisch gebildete, fortschrittsfreundliche Großwesir Aali Pascha reiste in Person hinüber, eröffnete ein Parlament in Kanea und gestand Amnestie und einen mehrjährigen Steuererlaß zu. Allein die „bösen Tiere" ließen sich nicht zufriedenstell _>n. Auch nicht, nachdem Ghazi Mukhtar Pascha, heute Englands Pfahl im ägyptischen Fleisch, am 15. Oktober 1878 durch die Konvention von Halepa eine dauernde parlamentarische Vertretung und finanzielle Selbständigkeit, ja die Ein setzung des Griechen Photiades zum Generalgouvcrneur be willigt hatte. Man verlangte den Wicderanschluß an Grie chenland: man erstrebte aber noch ein Zweites: die Aus treibung der Mohammedaner. Die „Insel der hundert Städte" Homers ist von ihrer srühgeschichtlichen Höhe gewaltig herabgcsunken. Ein Korn land ist der mächtige Querriegel des Aegeischcn Meeres niemals gewesen: die schmalen, zum Teil sandigen Strand ebenen der Nordküste lassen dem Ackerbau wenig Raum, die schroffe Südküste gar keinen. Aber Wein und Oel ge. deihen prächtig an den steil abfallenden Hängen des sagen berühmten Kalkgebirges, welches der „Kreide" ihren Namen gegeben hgt. Von den vortrefflichen Häsen jener Nordküste ging aber schon im allergreuesten Altertum eln l«w.,after Handelsverkehr aus, wohl gefördert durch wettherrschende Seekönige der mythologischen Zeit. Vor allem freilich war es jener Handel, welcher, die Betriebskosten abgerechnet, einen Geschäftsgewinn von hundert Prozent erstrebt, in dem er dem Kaufmann, um ssm die Hasenspesen zu ersparen, bereits auf offener See die Waren abnimmt und für seine Bemühung verrechnet, obendrein aber noch dessen Person auf dem nächsten Sklavenmarkt zu Gelde macht. Der Uebergang Kretas aus der venetianischen in die türkische Hand geschah erst in der Mitte des 17. Jahrhun derts. nach 24jähriqer tapferer Verteidigung, zuletzt einer dreijährigen Belagerung der Hauptstadt Eandia. welche fast 150 000 Menschen verschlungen haben soll. Die auf aae Fälle arg verwüstete, schon vor der Türkenzeit durch den venetianischen Raubbau ihres Waldschmuckes entkleidete Insel wirtschaftlich wieder zu heben, haben die überwiegend militärischen Interessen zugewandten Osmanen sich wenig bemüht. Immerhin war eine regsame Bevölkerung in den Freitag 10. Küstenstädten zurückgeblieben, welche im Lause der beiden folgenden Jahrhunderte, mehr geschäftsklug als charakter voll. zum großen Teil den Uebertritt zum Islam vollzogen hat, dem die Türken bekanntlich am Sitze der Zentralregie- rung schon aus dem Grunde eisig kühl gegenüberstehen, um die Zahl der Asmterkonkurrenten nicht zu vermehren: den sie aber auf Kreta wie in Bosnien geschehen ließen, um in die eingeborene Bevölkerung einen neuen Keil zu treiben. Gespalten waren deren Lebensgewohnheiten und Inter essen nämlich schon vor dem Glaubenswechsel. Nicht oder besser nicht mehr durch nationale Unterschiede: mag die Schicht der eingewanderten Griechen ursprünglich noch so dünn gewesen sein, so hat doch die griechische Sprache wahr scheinlich schon in den Tagen Alexanders des Großen die Alleinherrschaft auch in der Urbevölkerung besessen. Aber die verschiedene Bodenbeschasfenheit und die durch sie auf- genötigte verschiedene Erwerbsart hat um so mehr die han deltreibenden Küstenbewohner von den inländischen Vieh züchtern getrennt, je erfreulicher der Wohlstand in dem be- günstigten Teile des Landes sich wieder entwickelte. Wenn also ein so wilder Haß zwischen „Christen" und „Ungläu- bigen" auf Kreta herrscht, so wurzelt er nicht in einer leiden- schastlichen Schwärmerei für das athanasianische Glaubens bekenntnis, sondern in dem sozialen Haß der Besitzlosen gegen die Besitzenden, der auch anderswo als auf Kreta vor kommen soll, aber dort ungezügelter sich geltend macht, weil niemals eine Spur wahrhaft ethisch-religiösen Empfindens die „bösen Tiere" des Titus-Brieses veredelt hat, weder dk« eine noch die andere Klasse. Immerhin mag ein gewisses Mitgefühl in unserer Brust rege werden für die verfolgten Moslemin, welche von rück sichtslosen Feinden aus ihrer Heimat vertrieben werden sollen, deren einziges kulturfördcrndes Element sie gebildet haben: zum Teil schon vertrieben sind. Denn während noch 1880 auf der Insel über 73 000 Mohammedaner neben 205 000 Orthodoxen lebten, war ihre Zahl 1900 auf 32 000 gesunken, die der Griechen uf 271 000 gewachsen! Seit 1889 ist nämlich Kreta wieder ein Schmerzenskind für den Frieden im Orient geworden. Seit 1896 tobte der Aufruhr aufs heftigste, trotz aller Versöhnungsversuchc des christlichen Gouverneurs Karatheodory; trotzdem der Sultan durch Jradö ein Ofsizierkorps von zwei Drittel Christen, die Ueberlassung der Hälfte aller Zolleinnahmen und eine Reorganisation der Justiz unter europäischer Mitwirkung zugestanden hatte. Vergebens! Im Februar 1897 ländere ein grie.chisches Heer und verkündete die Einverleibung Kretas in Griechenland. Das wurde allerdings selbst den Großmächten zu bunt. Eine europäische Flotte blokierte die Insel, während der Sultan freie Hand gegen die festländischen Friedensbrecher erhielt. In einem kurzen Frühlingsmond warf Marschall Edhen Pascha die hellenischen Prahlhänse zu Boden und er zwang am Othrys-Gebirge die Räumung K-retas. Aber jener unselige Grundsatz der antitürkischen Großmächte, das türkische Gebiet nach verlorenen Kriegen zu verkleinern, nach siegreichen nicht zu vergrößern, beraubte die Osmanen ihrer Siegesfrucht. Im Gegenteil: Kreta sollte für sie verloren sein: so hatte es vor dem thessalischen Feldzüge geheißen, und dabei blieb man, als Griechenland gedemütigt war. Den Türken wurde eine Verstärkung ihres kretischen Korps unter sagt, und nach einem neuen Putsch im September 1898 auch ihre vorhandene Besatzung zum Abzug gezwungen. Prinz Georg von Griechenland wurde als Harmost, als Kommissar der Großmächte mit begrenzter Amtsdauer, eingesetzt: von der Suzerainität des Sultans blieb bloß der Name be stehen. Aber die Kreter genießen nicht die Ehre, von allen sechs Großmächten beherrscht zu werden, sondern haben es bloß mit vieren zu tun. Deutschland hat nach dem Worte seines Reichskanzler die Flöte auf den Tisch geworfen und den Konzertsaal verlassen. An seiner Seite ist Oesterreich weg- gegangen, während Italien schon damals es nicht über sich gewann, mit den verbündeten Mächten »usammenzubleiben. Obwohl der Türke aus dem Lande ist. hat es nicht Friede werden wollen auf Kreta. Die Besatzungen der Viermächte sind gerade so heimtückischen Ueberfällen ausgesetzt, wie vor dem die türkischen Garnisonen es waren. Wer früher immer den Moslemin unrecht gab, wird nun also den Europäern die Schuld aufbürden müssen, die die friedlichen Kreter durch ihre bloße Anwesenheit reizen. Prinz Georg, immer von neuem bestätigt, regiert schlecht und recht auf der Insel; aber die Inselbewohner wollen auch von ihm nichts wissen, sondern verlangen standhaft nach der Herrschaft seines Vaters: wahrscheinlich, weil er in Athen wohnt und nicht in Canea. Weiter und weiter wird dem unruhigen Volke nachge- geben. Ein neues Memorandum der Viermächte ist in Athen eingetrosfen: Die internationalen Kontingente sollen zu derselben Tür hinaus, durch die der Türke gegangen ist. Die Gendarmerie soll ausschließlich aus Kretern bestehen, aber ihre Offiziere aus der griechischen Armee genommen werden, freilich unter der Bedingung des Austritts. Zwei tens werden die Finanzen reorganisiert. Die Rück zahlungsfristen der früheren Anleihen werden aufgeschoben, eine Zollerhöhung von 3 Proz. bewilligt. Die kretischen Finanzen werden dem internationalen Finanzkomitee in Athen unterstellt, welches auch die griechischen Finanzen beaufsichtigt. Auf diesen letzten Punkt können Deutschland und Oester- reich nicht eingehen, welche als Mitglieder des athenischen Komitees gegen ihren Willen wieder in die kretischen An gelegenheiten hineingezogen werden würden, denen sie auch weiterhin mit Rücksicht auf den Sultan fern bleiben wollen. Die Zollerhöhung sind sie geneigt zu bewilligen. Die mili tärischen Fragen gehen sie nichts an, sondern allein die vier kretischen Schutzmächte. Weshalb geschieht den Kretern nicht ihr Wille? Schon 1866 waren alle Großmächte geneigt, die Insel den Griechen zu überlassen, außer England. Freilich wäre es da mals wohl mit der bloßen Ueberlassung durch die Nichtbesitzenden nicht getan gewesen, solange Omer Tascha im Lande stand. Aber weshalb war England so rücksichts Angust 1906. voll gegen den türkischen Boden, nachdem es im Jahre zuvor I seinen eigenen Besitz, die Jonischen Inseln, an das hellenische I Königreich unter der jungen dänischen Dynastie ver schenkt hatte? — Bei allen orientalischen Wirren ankern die englischen Flotten in der Suda-Bai, dem geschütztesten Hafen Kretas. Sina Oie klbineren Irnegenr»? Die großen Fortschritte, die China in den letzten Jahren auf pem Wege zu einem modernen MUrtärstaat gemacht hat, haben die Frage auftauchen lassen, ob die Chinesen in einem künftigen Kriege nicht doch trotz ihres nun erreichten vor züglichen europäischen Drills versagen würden, weil es ihnen an den seelischen Eigenschaften, die im Felde von jedem einzelnen Soldaten gefordert werden, fohlt. Zweifel hierüber konnten mir entstehen, weil man in Europa bisher vielfach die Ansicht hatte, die Chinesen seien ein sanf tes, friedliebendes, harmloses Volk, dem der Krieg gänzlich zuwider sei. Es traf dies allerdings insofern zu, als die Herrscher der Mandschudynastie, um sich in ihrer Stellung behaupten zu können, sehr bald dazu übergingen, die militä rischen Instinkte fm unterworfenen Chinescntum verküm mern zu lassen. Es ist deswegen aber nicht weniger richtig, daß d:e Blätter der chinesischen Geschichte voll von Krieg und Blutvergießen sind und es deshalb nicht einzusehen ist, weshalb der Chinese von morgen nicht wieder ebenso krieg«, risch veranlagt sein sollte, wie es der von gestern war. Da bei gaben die Chinesen im Kriege den Hunnen an Grausam keit nichts nach. Man hat sich auch in Europa gewundert, daß seinerzeit bei den Kämpfen um Tientsin die Chinesen ihren gefallenen Feinden immer sofort die Köpfe abschuitten. Das ist aber eine uralte chinesische Kriegsprazsis. Schon 386 v. Chr., io lesen wir in chinesischen Geschichtswerken, besiegte ein Herzog von Tsin eine feindliche Armee und schlug 60 000 Köpfe ab. Der Kaiser beglückwünschte ihn und schenkte ihm ein Prachtgewand. Im Jahre 312 v. Chr. wurden in einer Schlacht 80 000 Soldaten getötet und geköpft. 308 wurden 60 000, im Jahre 298 50 000 und 293 in einer Schlacht sogar 210000 Köpfe abgeschnitten. Im Jahre 256 besiegte Tsin den Staat Hom und schnitt 40 000 Köpfe ab, von Chao eroberte er 20 Distrikte und schnitt 90 000 Köpfe ab. Im Jahre 244 v. Chr. wuroen 100 000 Reiter der Hunnen gelötet, die von Norden her einen Einfall gemacht halten. Im Jahre 206 überredete ein chinesischer General 200 000 feindliche Soldaten, sich zu ergeben und ließ sie alle massakrieren. Im Jahre 383 zog der König von Tsin mit 600 000 Fußsoldaten und 270 000 Reitern in Rebellion gegen den Kaiser, wurde aber von zwei kaiserlichen Generalen ge- schlagen und konnte von seinen 870 000 Mann nur 100 000 Mann zum Rückzüge sammeln. Im Jahre 644 wurde der König von Korea ermordet; der Kaiser sandte eine Armee von 100 000 Mann und 500 Kriegsboote hin, um die Mörder zu bestrafen. Sechs Städte wurden erobert und 40 000 Köpfe abgeschnitten. Als 1076 eine Stadt Vungchou von den Conchinchincsen erobert wurde, befahl der Gouverneur zu erst den 36 Mitgliedern seiner Familie, sich das Leben zu nehmen, dann verbrannte er sich selbst mit ihren Leichen. Die Einwohner, durch sein Beispiel begeistert, wollten sich nicht ergeben und wurden alle abgeschlachtet, 58 000 Personen. In einer Schlacht 1082 töteten die Leute von Hia mehrere Offiziere und über 200 000 Soldaten. Eine furchtbare See schlacht wurde 1271 bei Canton geschlagen, wo ein General der sinkenden Singdynastie mit über 1000 Kriegsbooten sich und den jungen Kaiser gegen die Mongolen zu verteidigen hatte. Aus Wassermangel tranken, seine Leute Seewasser und erkrankten. Die Mongolen siegten; ein chinesischer Minister nahm den jungen Kaiser auf den Rücken und sprang mit ihm ins Meer, um sich zu ertränken. Neber 100 000 Leichen schwammen im Wasser herum. Auch in den letzten Jahrhunderten hat es nicht an blutigen Menschenschläch tereien in China gefehlt. 1770 wurde eine «roße Rebellion in Szechuan, 1781 eine große Mohammedaner-Rebellion in Shensi unterdrückt. 1786 Rebellion in Formosa. 1788 Re bellion in Conchinchina. 1750—94 wütete die furchtbare Taipingrebellion, durch welche etwa 20 Millionen Menschen umkamen. Nach alledem muß man dem berühmten Sino logen Professor Legye recht neben, wenn er behauptet, kein Land der Erde habe soviel Blut eingesogen, wie China. Die Chinesen waren immer die größte kriegerische Nation Asiens. »eulsAes seiest. Leipzig, 10. August. * Gesundheitszustand -er Lchntztruppe. Nach aus Südwestafrika eingetroffenen Meldungen bat sich der Kranken stand in der Schutztruppe bedeutend verringert. Der Höchst bestand in diesem Jahre war im Mai mit insgesamt 1388 Kranken zu verzeichnen. Hiervon entfielen auf Ver wundete 39, TvphuS 176, Malaria 67 und anderweitige Krankheiten 1106. Anfang August betrug der Gesamt- krankenbcstand nur noch 889, also 499 Kranke weniger. Bon der Gesamtsumme entfielen auf Verwundete 21, Typhus nur noch 91, Malaria 18 und andere Krankheiten 759. Die vorstehenden Zahlen sprechen wohl beredt für die Tatsache, daß trotz der großen Verpflegungsschwierig, leiten alle Anstrengungen gemacht werden, um den Gesundheitszustand der Truppe zu beben. Zwar ist auch im vorigen Jahre Ende Juli und Anfang August eine Verringerung des Krankenstandes zutage getreten, aber in erheblich geringerem Maße als in diesem Jahre. Der Unter- schied betrug nur 196 Köpfe. Im Norden des Schutz gebietes ist der Gesundheitszustand dank den besseren Ver bindungen und dem besseren Verpflegungsnachschub ein recht guter; im Süven dagegen leidet er unter der mangelhaften Verpflegung und Unterbringung, sowie der schwierigen Nach fuhr an Bekleidung und Wäsche, da die jetzige Beschaffenheit des Baiweges trotz der äußersten Anstrengungen eben noch erlaubt, daS Allcruotwendigste den Truppen nachzusühreu. * Die Belagerung Gneseus durch bie Ansiedlungs kommission. Mit dem Ankauf des 1400 Morgen großen Rittergutes Daiki bei Gnejen hat die Ansiedlungskommifsion die geplante und kürzlich schon besprochene Umzinglung der alten polnischen Stadt Gnesen geschlossen. Sie wird in naher Zukunft von einem Kranz deutscher Bevölkerung umgeben und als deren Mittelpunkt sich mehr und mehr verdeutschen I müssen. An 50 Güter mit 80000 Morgen sind im Kreise I Gnesen in den Besitz der Ansiedlungskommifsion gekommen. I Es entspricht dieser Wandlung, wenn auch das Mandat für M. Jahrgang. den Landtag an einen deutschen Abgeordneten übergeht. Diese friedlichen Fortschritte des Deutschtums kommen frei lich teuer zu stehen. Bei der Erwerbung des Gutes Klervka wurde der Morgen mit 850 bei der von Piekary mit 700 Mark bezahlt, und — wie der Griesener »Lech" schreibt — ist das Rittergut Dakki von dem Vocbesitzer an den Agenten Kronheim der Ansiedlungskommifsion um 530000 -X. mit einem Gewinn von 50000 verkauft worden. Die un- geheuerlichen Gewinne des Zwischenhandels — denn der rasche Wechsel der Besitzer läßt in den meisten Fällen von einem solchen sprechen — sind die unerfreuliche Kehrseite der privatrechtlichen Beschränkung der Ansiedlungskommifsion. Kauf und Verkauf von Land in der Ostmark ist einer Spe kulation verfallen, die die Preise ins Schwindelhafte zu treiben droht. * Weshalb wird die Nnterstlchuus noch nicht gegen v. Tippelskirch eingeleitetk Geh. Legationsrat Hellwig, früher vortragender Rat in der Kolouialabteiluug, hat be- kanntlich eine Erklärung veröffentlicht, iu der er ausspricht, daß er nach eingehender gewissenhafter Selbstprüfuna von einer gegen das Strafgesetz verstoßenden Schuld des Majors Fischer nur durch das verurteilende Erkenntnis des zustän- digen Strafgerichtshof« überzeugt werden könne. Dann fuhr Geheimrat Hellwig fort: „Bezeichnend scheint mir, baß von einem strafgerichNicheu Tin- schreiten gegen den die vermeintlichen BestechungSgelver vergebenden Chel der vielqeschmähten Firma v. Tippelskirch L Co. bisher nichts verlautet hab obwohl doch nach dem Gesetz auch der Bestecher, nicht nur der Bestochene, sich strafbar macht." Dazu bemerkt die „Köln. Zig.": „So sehr auch wir mit Herrn Hellwig der Ansicht sind, daß die Schuld des verbasteten Majors erst nach einem regelrechten Er kenntnis als erwiesen anzusehen ist, so trifft doch nicht zu, daß man aus der Nichteinleitung eines Verfahrens gegen Herrn von Tippels kirch irgendwelche bezeichnende Schlüffe ziehen könne. Die Unter suchung gegen den Major Fischer wird von dem zuständigen Militärgericht geführt, dem Herr von Tippelskirch nicht untersteht und gegen den das Militärgericht gar keine Untersuchung einletten kann, gleichviel ob es von seiner Schuld überzeugt ist oder nicht. Erst nach Abschluß der Untersuchung wird sich ergeben können, ob dem Militärgericht ausreichender Anlaß vorzuliegen scheint, um dem Zivilgericht die Akten für ein Verfahren gegen Herrn von Tippels kirch mitzuteilen oder nicht. Einstweilen befinden wir uns noch im Stadium der Voruntersuchung, die lediglich vom Militärgericht geführt wird." * Neues vom Wein-Parlament. Ueber die vom Staats sekretär Grafen Posadowsky geplante Einberufung eines Wein-Parlaments hört der „Bert. Lok>Anz." von unter richteter Seite, daß in der nächsten Zeit die Bundesregie rungen der Weinbau treibenden Staaten eiugeladen werden sollen, Vorschläge zu machen über die zu berufenden Sachverständigen aus den Kreisen der Winzer und Wein händler. Alle deutschen Weinbauqebiete sollen bei der Aus- wähl von Sachverständigen berücksichtigt werden. DaS Wein-Parlament wird aus etwa 50 Sachverständigen be stehen. Ob die Aussprache über die Mängel des bestehenden Weingesehes zu praktischen für die Gesetzgebung verwert- varen Vorschlägen führt, muß abgewartet werden, wird aber vielfach be«veiselt. Die Bundesregierungen werden sich voraussichtlich dahin einigen, die Wcinkonferenz für den Au- fang Oktober einzuherufen. * Ttrcik-Unruhen. Aus Bochum meldet ein Privat telegramm: In Beckum ist es zu großen Straßcnunruhen gekommen. Gestern demonstrierten am Bahnhof mehrere Tausend streikende Arbeiter gegen einige zugereiste Arbeits willige, wobei es zu großen Ausschreitungen und Straßen kämpfen kam. Sechs Polizeibeamte, welche die Menge auf forderten, auseinanverzugehen, wurden angegriffen und mit Steinen bombardiert. Die Beamten machten von der blanken Waffe Gebrauch und verwundete« zwei Ausrührer schwer. Ueber 50 Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Ruhe ist noch nicht wirderhergestellt. * Zur Lohnbewegung in Ver Mecrane-Yllauchaucr Textll- inSustrte. Nachdem sich die Webereiarbeiter bereit erklärt batten, dem Vorschläge der Arbeitgeber entsprechend ihre Lohnforderungen der Nennerkommission zu unterbreiten, ist in dieser in den letzten Tagen über die Forderungen der Arbeiter verhandelt worden. Die Vertreter der Arbeit geber erklärten sich hier bereit, die Sätze des BuntwarentarifS für die Weber auszubessern und die Vertreter der Arbeitnehmer werden diese Vorschläge der Fabrikanten den Arbeitern in den nächsten Tagen in Versammlungen unterbreiten. Nun darf man sich der Hoff nung hingebcn, daß dieses Entgegenkommen der Fabrikanten bei den Arbeitern Würdigung finden wird. — Gleich den Webern hatten auch die Vorarbeiter (Spuler, Scherer rc ) vor längerer Zeit Lohnforderungen eiugereicht. Ihnen ru jetzt der Bescheid zugegangen, daß die Fabrikanten gegen wärtig mit der Ausarbeitung eines Lohntariies für die ver schiedenen Kategorien der Vorarbeiter beschä'ligt sind, n >d die Kommission hat die Vertreter der Arbennctnner einig-- fordert, den Fabrikanten mit Vorschlägen zur Ausstellung de > Tarises zur Hand zu gehen. * Staatliches Mutungsrecht iu Bayern. Die bayerische Kammer der Abgeordneten nahm mit 93 gegen 11 Stimmen einen Antrag Frank auf Abänderung des Berggesetzes an, dahingehend, daß dem Staate bei Privatmutungen aus Eilen mangan, Schwefel, Alaun, Bitriolerze und Kohlen das Recht der Anfchlußmutung eingeräumt wird. * Ter Hansbesitzertag hat mit großer Mehrheit den Ersatz der gegenwärtig vorherrschenden Besteuerung des Grundbesitzes nach dem Ertrngswerte durch eine Besteue rung nach dem gemeinen oder Verkausswerle ver. wor'en. Nur «in einziger Diskussionsredner erkannte an, daß die Steuer nach dem gemeinen Wert die Leistunas'äbig- kett berücksichtige. Die Mehrheit stand offenbar aus der Seile des Hauptreferenten, der eine formal-gleichmäßige Belastung aller Steuerzahler verlangt und die Steuer nach dem ge meinen Wert ablehnt, weil sie mit dieser „sittlichen" Forde rung in Widerspruch stehe. Tie Verwerfung der Steuer nach dem gemeinen Wett durch den Hansbe'itzcrtag wird aber auf die Dauer ihre wachsende Verbreitung nicht hin dern können. Es wird stets ein besonderer Ruhmestitel deS R e i ch s m a r l n e a in t e s sein, in Kiautfchau die älteste Wertzuwachssteuerordnuna geschaffen und damit in unserer Kolonie ungesunde Landspekulation verhindert, sowie der Gesamtheit für alle Zukunft einen erheblichen Anteil an der Wertsteigerung des dortigen Grundbesitzes gesichert zu haben. Dem in Kiautfchau gegebenen Voroilde sind seitdem
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