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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.04.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070412025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907041202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907041202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-12
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Umgebung di» kgespaltene Petttzeile 25 Pf., finanzielle An- zeigen 30 Pf^ Reklamen 75Pf.; von au-wärt- 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pf., fiaanz Anzeigen 75 Pf., Reklamen 1.50 M. Inserate v.Behörden im amtlichen Teil 40Pf. Beilagegebühr 4 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Gejchäftsanzeigen an beoorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tari'. Festertriltr Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird leine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: AugnftuSPlatz 8» bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- itzpeditionen de- In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuucker,Htrzgl.Bayrchofbuchhandlg., Lützowsrraße 10 (Tel. Vl, 4603'. Nr. M. Freitag 12. April >907. IV1. Jahrgang. Vas Neueste vom eage. (Die nach Schluß der Redaktion ekngegangenen Depeschen stehe» auf der 3. Seite de« Hauptblatte«.) Deutsch amerikanischer RcziprozitätS Bertrag. Die „Associated Preß" meldet aus Washington, Roose velts nächste JahreSbotschast werden den Abschluß eines ReziprozitätSvertragS mit Deutschland empfehlen, der in Amerika deutschen Schaumwein, in Deutschland amerika nisches Fleisch besonders begünstigt. Der Vertragsentwurf sei bereits zwischen beiden Regierungen vereinbart. Inzwischen werde infolgedessen dem deutschen Reichstag eine ein jährige Verlängerung des jetzigen Provisoriums anempfohlen werden. AehnlicheS war schon gestern gemeldet. Konferenz der Werften. Aus Lübeck meldet unS ein ocl-Privattelegramm: Die Verwaltungen der Werften in Lübeck, Kiel urst den Häfen der schleSwigschen Ostseeküste beriefen für M.tle nächster Woche eine Konferenz nach Lübeck ein, in weicher über ein eoent. gemeinsames Vorgehen angesichts der Lage in den Bremer und Bremerhavener Wersten Beschluß gefaßt werden soll. Im Bremer Hasen. Nachdem bereits gestern morgen seitens der Schmiede der Aktiengesellschaft Weser in Bremen die Beilegung des Streiks beschlossen worden war, ließen inzwischen auch die Vertreter der übrigen beteiligten Gewerkschaften dem Ar beitgeberverbande der Unterweser die schriftliche Mitteilung zugehen, daß nächsten Montag die allgemeine Wiederauf nahme der Arbeij erfolgt. Hiernach dürfte die Aus sperrung in der Schifssbauindustrie am Montag ihr Ende erreichen. Die günstige Wendung der österreichischen Ausgleichs verhandlungen wird bestätigt. Die Ausgleich-Verhandlungen wurden gestern den ganzen Tag fortgesetzt. Äu vielen Punkten soll eine Annäherung erfolgt sein, besonder- bezüglich der Bankrente. Bezüglich ver Verzehrungssteuern und etwaige Einführung vor. Lwischenzollen will die österreichisch- Regierung vor der endgültigen Entscheidung Vertreter von Industrie und Handel befragen. Heute vormittag wird weiter beraten. Morgen reisen die ungarischen Minister ab. Die Abrüstungs-Frage. DaS „Eco de Paris" meldet aus London, die Vorschläge Italiens, welche bezweckten, den Standpunkt Englands in der Abrüstunasfraze in Uebereinstimmung mit denen der DreibundS-Mächte zu bringen, seien den verschiedenen betei ligten Mächten in einer Zirkularnote unterbreitet worden, doch hätten sie in den StaatSkanzleien eine sehr reservierte Aufnahme gefunden. Freiheit -er Politik. Ja der schon erwähnten Polemik der „Tribuna" gegen die Preßkommentare der anderen Dreibundländer heißt es zum Schluß: Italien erstrebe nur die völlige Freiheit seiner Politik. Mit Verlaub: einer solchen völligen Frei heit seiner Politik begibt sich eben jeder, welcher mit den Vorteilen zugleich die Pflichten irgend eines Bündnisses auf sich nimmt. Italienisch-griechisches Handelsabkommen. Als Ergebnis der Reise des Königs Victor nach Athen wird von den Blättern der Abschluß eines italienisch griechischen Handelsabkommens als bevorstehend angekündigt. Wieder ein Franzose in Fez angegriffen! Der frühere französische Kolonialsoldat Hadji Abaß, der in Fez lebte, ist am 6. d. M. von einem Eingeborenen durch einen Dolchstich schwer verwundet worden. Der französische Konsul hat sich der Sache angenommen. — Kommt nun ein zweites Udjda? Die französischen Bäcker, welche der Ruhm der „Elektrischen" nicht mehr «schlafen * ließ, scheinen nrit ihrem pomphaft ange- kündigten Generala-usstand doch über einen tüchtigen Radau nicht hinauszukommen. Zirka 4000 streikende Bäcker proklamierten gestern abend in einer Versammlung in der Arbeiterbörse die Fortsetzung des Ausstandes. Unter Ab- singung revolutionärer Lieder verließen sie den Saal. Aus der Straße erfolgten Zusammenstöße mit der Polizei, doch trat um Mitternacht Ruhe ein. — Der Arbeitgeberverband erklärte, es würde hmrte in mehreren Bäckereien aus Mangel an Arbeitern an Brot schien. Die Polizeipräfektur gibt be kannt, daß nur 500 Mann die Arbeit verlassen hätten. Die Bäckereien würden die ganze Nacht bewacht, um die Freiheit der Arbeit zu gewährleisten. — Aus Toulon wird gemeldet: Die Bäckereiar'beiter faßten geistern in einer Versammlung, in der cs zu Schlägereien kam, den Beschluß, heute mittag in den Ausstand zu treten. Bo« Leipziger Stadttheater. Die im Jahre 1904 auSgeführteu An- und Umbauten der beiden städtischen Theater haben einen Mehraufwand von rund 114 000 -6 erfordert. Wir berichten an anderer Stelle ausführlich darüber. politisches. * Nachruf. Der Verband Sächsischer Industrieller wid met seinem verstorbenen stellvertretenden Vorsitzenden folgenden Nachruf: „Der am 9. April d. I. verstorbene stell- vcrtretende-'Bvrsrtzrndr-dcs Verbandes Sächsischer In dustrieller, Herr Max S ch m i d t - Meißen, Direktor der Ofen- und Porzellanjabrik Ernst Teichert, Mitinhaber dreier Firma, hat nur ein Alter von 43 Jahren erreicht. Seine langjährige Tätigkeit in der Teichcrtjchen Fabrik hat das Etablissement ausbauen und auf den heutigen Stand bringen Helsen. Ueber seinen engeren Wirkungskreis ssnaus, in dem er mit bestem Erfolge tätig war, richtete er ein Augenmerk auf die Förderung der vaterländischen Jn- mstrie und war in verichicdenen industriellen Vereini gungen an leitender Stelle tätig. So war er neben seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Säch sischer Jndlfftriellcr auch Vorstandsmitglied des Verbandes Sächsischer Kächelofenfabrikanten und Vorsitzender des Auf sichtsrates der Steingutfabrik, Aktiengesellschaft, Sörnewitz- Meißen. Die Gesellschaft des Verbandes Sächsischer In- dustrieller zur Entschädigung bei Arbeitseinstellungen hat er seit ihrer Begründung als Vorsitzender stets im Scnne der Herbeiführung friedlicher Verständigung zwischen Arbect- aeber und Arbeitnehmer geleitet. Sein Name wird unter den sächsischen Industriellen stets in dankbarer Erinnerung bleiben." * Die Reuning-Stiftung. Der Landeskulturrat hat dem Landwirtschaftlichen Kreisverein Dresden mitgeteilt, das Kgl. Ministerium des Innern glaube aus der Tatsache, daß die Ausschreibung von Wettbewerben um Preise aus der Reuning-Stiftung für mustergültig betriebene bäuerliche Wirtschaften nun schon drei Jahre hindurch er folglos geblieben se>, entnehmen zu sollen, daß durch dieses Verfahren in den Kreisen der bäuerlichen Landwirte die ge wünschte Anregung nicht geboten wurde, oder daß diese Wett bewerbe die erhoffte Beachtung nicht gefunden haben. Der Ausschuß des Landeskulturrates habe deshalb empfohlen, die Mittel der Reuning-Stiftung in anderer Weise für die sächsische Landwirtschaft nutzbringend zu machen, wozu die Möglichkeit durch die Stiftungsurkunde gegeben sei. Aus geschlossen sind stiftungsgemäß Verwendungen, für Schulen, Stipendien, Versuchsstationen, wie überhaupt für Zwecke, für welche bereits andere Mittel vorhanden sind, ferner persön liche Berücksichtigung irgend welcher Art. Das Direktorium hat hierauf seine volle Zustimmung dazu zu erkennen ge geben, daß die bisher gepflogene Prämiierung mustergültig betriebener Wirtschaften eingestellt werde, und sich dahin ausgesprochen, daß die Erträgnisse der Reuning-Stiftung vielleicht zu anderen Zwecken erfolgreicher verwendet werden könnten. Als ein solcher wurde die Ausschreibung von Preisen für Monographien anempfohlen, welche die land wirtschaftliche und allgemein wirtschaftliche Beschreibung und kritische Besprechung zu bestimmender, knapp begrenzter Be zirke des Königreichs Sachsen zum Gegenstände haben, in welchen einigermaßen einheitliche wirtschaftliche Verhältnisse herrschen, und die als ein in sich geschlossenes Ganzes be handelt werden können. Die Abhandlungen müßten sich zu nächst mit dem Klima und Boden, dann mit Durchschnitts erträgen, Maximal- und Minimalernten der hauptsächlich sten Kulturfrüchte im Bezirke, den Absatzverhältniffen, den Preisen und den verschiedenen Verwertungsarten der Er zeugnisse, sowie mit den Preisen der landwirtschaftlichen Be darfsartikel befassen. Weiter wären die hauptsächlich ange bauten Kulturpflanzen, wie Fruchtfolgen, Jntensitätsver- hältnisse und Betriebsweise in großen und kleinen Wirtschaf, ten näher in Betracht zu ziehen, ebenso die verschiedenen Zweige der Tierzucht kritisch zu besprechen. Dergleichen Ar beiten sollen nach Ansicht des Direktoriums nicht nur für die Wissenschaft und Verwaltung, sondern auch für die land- w rtschastliche Praxis einen hohen Nutzwert besitzen. nie. Au-führungsbestimmungen zum preußische« Schul- uuterhaltungsgesetz. Am 1. Mai 1908 tritt das Schulunter- baltungsgesetz in Kraft. Einige AnsfüftrunMwftrummngen sind bereits vom Kultusminister erlassen worden; sic be treffen die Bildung der Schulverbände, die Organe der Ver bände, die Regelung der Bermögensverhältnisse, den Schul haushaltsanschlag, die Aufbringung des Bedarfs in Gesamt schulverbänden und das jüdische Schulwesen. Die Einführung des Gemeindeprinzips macht in weitem Umfange eine Neu bildung der Schulverhältn'isse erforderlich. Wo die bürger lichen Gemeinden (Gutsbezirke) bereits rechtlich Träger der Vokksschnllaft sind, bedarf es einer neuen Bildung nur so weit ihre Vereinigung zu einem Gesamtschulverband in Frage kommt. Auf dem Lande sind die neuen Schulverbände tun lichst an die bisherigen Verbände anzufchließen. Die infolge der Durchführung des GemeindepriNAips und der Neubil dung der Schulveübände notwendig werdende Regelung des Vermögensübergangs und die Vermögensauseinandersetzung ist alsbald in Angriff zu nehmen. Wo bisher Kirchengemein, den Träger der VoAsschullasten sind (Kirchenschule), sinoet keine unmittelbare Rechtsnachfolge in das Schulzwecken ge- mtdmete Vermögen statt. Wegen der Ergänzungszuschüne, Schuldeputationen, Schulkommissionen, Schulvorsiände, ter konfessionellen Verhältnisse und der Lehrerberufung u,w. soll eine besondere Verfügung ergehen. * Vorsicht für Aussteller. Die soeben aufgedcckten Vor. gänge bei der geplanten Italienischen Ausstellung in Bochum weisen wieder nachdrücklich darauf hin, wie zweckmäßig es für die deutschen Handels- und Jndustriekreise ist, daß sie — bevor sie sich zur Beteiligung an Ausstellungen entschließen — sich zunächst über Charakter und Bedeutung der betr. Veranstaltung informieren. Eine hierfür zuständige Stelle ist von feiten der Interessengemeinschaft der großen deut, sehen Jndustriellenvcrbände in der „Ständigen Ausstellungs kommission für die deutsche Industrie" Merlin Link straße 25) geschaffen, welche als gemeinnützige Beratungs instanz in allen Äusstellungsfragen wirkt. In der kurzen Zeit ihrer Tätigkeit hat sie bereits zahlreiche Auskünfte über in- und ausländische Ausstellungen erteilt und durch recht zeitige Warnungen die deutsche Industrie vielfach vor Schaden bewahrt. cck. Eingelegte Beschwerde. Ein Privattelegramm meld«! uns: Di« deutsch« Friedensgesellschaft in Altona hat gegen das von der Altonaer Polizeibehörde verfügte Ver bot der Anbringung von auf die Haager Konferenz bezug- nehmenden Plakaten der Gesellschaft „dem Völkerfrieden «nt- gegen" Beschwerde bei dem Ministerium des Innern «in- gelegt. * Mosch. Gegen den Antisemiten Hans von Mosch, den langjährigen früheren Geschäftsführer des Deutschen Volks bundes, ist, nach der „Deutsch. Hochwacht", Strafantrag ge stellt worden wegen zahlreicher Unterschlagungen und Fasich- ungen, ferner neuerdings wegen Nötigung und Bedrohung. Das Äntisemitenblatt teilt zugleich mit, daß der ,Liat der 23" die Bücher und Belege geprüft und «instimmig festgestelll habe, daß der Strafantrag, gerecht und unvermeidlich war. * Justizrat Bergas, einer der Führer der Freisinnigen VoMpartei, ist in Wiesbaden gestorben. O * Der Italiener in Athen. Zu Ehren des Königs von Italien sand im Stadion ein Fest statt, bei dem die Schüler an dem König vorbei zogen, und der König die Preis« ver- teilte. Wends nahm der König von Italien bei dem Prin zen Nicolas im Familienkreise Vas Din«r ein. Um 11 Udr reisteder König nach Catania ab. * Die Diplomaten in Tanger. Das diplomatische Korps nahm im seiner gestrigen Sitzung endgültig das ReglktlkMk über den Handel mit Jagdgewehren an, nach dem in jedem Hafen je ein Händler jeder Nationalität zum Vertriebe er mächtigt wird. Außerdem beschloß das diplomatsiche Korps, den Minister des Äeußern um die Abberufung des Pascha von Casablanca zu ersuchen. * Bulgarien und Serbien. Tie bulgarische Regierung lenkt durcy ein Rundschreiben an ihre diplomatischen Ver treter die Aufmerksamkeit der Großmächte am die Tätigkeit 'der serbischen Bauden in Makedonien. Als belastendes Material gegen die offiziellen serbischen Kreise wird die Teil nahme serbischer Offiziere cm der Bandenorganisation sowie ein Geschenk von 100000 Frcs., welches der serbische Thron- folger der Organisation zugewendet haben soll, angeführt. — Daß der Thronfolger soviel Geld für politische Zwecke ver- Feuilleton. 1 Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten ' V nicht für Tugenden hält. « Die christliche Religion Ist eine inicntionierte z politische Revolution, die, verfehlt, nachher moralisch ! H geworden ist. > z Die Deutschen der neueren Zeit haben nichts z anderes für Denk- und Preßfreiheit getan, als r daß sie sich einander öffentlich mißachten dürfen. t Ein Mensch zeigt nicht eher seinen Charakter. s als wenn ec von einem großen Menschen oder ) irgend von etwas Außerordentlichem spricht. Es j ist der rechte Probierstein aufs Kupfer. L Es gibt keine Lage, die man nicht veredeln i 1 könnte durch Leisten oder Dulden. 1 Ungedruckte Sprüche Goethes e aus dem soeben erschienenen 21. Band der „Schriften dec t! Deutschen Goethe - Gesellschaft." Japan» Kranen «nd Fran-nnraral. Von Norbert Jacques (Ueberlingen). An der Wand über meinem Tisch hängen ein paar japa- Nische Holzschnitte. Aus Terrassen vor Sommerflüssen, Teichen von blaugrüncm Gewand, winterlichen Föhren wäldern, auf Teppichen und Bänkchen knien, liegen, stehen die Körper der Frauen und sind in der Glut, mit der abend ländische Farbcnphantasic das ungewöhnliche, raffinierte Linienspicl der Leiber eingchüllt hat, zu Ornamenten selt sam kultivierter Zier erstarrt. Die Phantasie Utamaros, seines Rivalen Toiokunis, Hokusais, haben ihnen Farben exaltationen von einer Delikatesse, einer Kostbarkeit, einer „Himmlischkcit" geschenkt, die reich genug waren, einem ganzen Strom unserer abendländischen Kunst frische Fluten zuzuführen. Aber wie oft habe ich mich gefragt, wenn ich über diesen zauberischen „Ornamenten", in denen Farben und Linien in märchenhafter Verzückung gebannt sind, die spitzen, weißen Ovale der starren, gelangweilten, seelenlosen Gesichter sab: Wa» ist dem» «st diesen -Wesen, die in solch kostbare Etui» geborgen werden? Wo ist ihr „Seelisches"? Oder sind sie nur die seltsam bunten Schmetterlinge, deren Farben staub lediglich das Auge trifft? Auf der Universität hatte ich Freundschaft mit einem Japaner geschlossen. Als ich ihn einmal fragte: „Gefallen Ihnen die deutschen Frauen besser oder die japanischen?", antwortete er nur: „Oh, die deutschen Männer haben einen besseren Geschmack als die Japaner!" Ueber die aufrichtige Diplomatie und die Höflichkeit dieser Antwort hinweg ahnte ich, daß es Wohl einen prinzipiellen Unterschied zwischen unseren Frauen und denen aus der Heimat meines Freundes gebe. Nun ist ein Buch erschienen, das, aus dem Japanischen zuerst ins Englische, dann ins Deutsche übersetzt, einiger- maßen über den allerdings großen Unterschied aufklärt, der eine japanische Frau von einer abendländischen trennt. Der Verfasser dieses Buches ist Shingoro Takaishi. Es erschien, von Ä. M. Heinck übertragen, als dritter Band der Samm lung „Tie Weisheit des Ostens", die der Rostocker Verlag von Volckmann hcrausgibt. Das große Gesetz der Sittenlehre der Japaner war und ist noch heute Selbstverleugnung und Uneigennützigkeit. Noch im dritten Jahrhundert n. I. zeichneten sich in der Gesellschaft, die den Hof des Mikado umgab, zahlreiche Frauen als Dichterinnen und „führende Geister" aus. Dann wurde jedoch die Feudalherrschaft in Japan cingeführt. Das Land zerriß sich in Kriegen, und es war die höchste, im wahrsten Sinne „heiligste" Pflicht des Mannes, seinem Ge bieter zu dienen. Der Mann ging ganz in Tapferkeit und Krieg auf, und die Frau verlor ihr Wirkungsgebiet. Nun setzten die Wirkungen der alten Lehren ein. Schon Con- futins hatte die Geschlechter getrennt, indem er verbot, daß Knaben und Mädchen, die das 7. Lebensjahr überschritten, in demselben Raume weilen durften. Die Buddhisten ver schärften des Confutius Warnung noch und behaupteten: Das Weib ist ein Geschöpf mit dem Gesicht eines Engels und dem Herzen eines Teufels (eine Lehre, wie sie ja auch Sokrates vertrat). Diese der Frau so feindselige Gesinnung, die auf Gegen wehr gegen die instinktive Ueberlegenheit des Weibes als passives Geschlechtsprinzip basierte, gewann in Japan schnell allgemeine Verbreitung. Wenn früher einem japanischen Ehepaar ein Mädchen geboren wurde, so legte man daS Kind zunächst drei Tage lang auf den Boden, um damit anzu- deuten: Das Weib gehört auf die Erde, der Mann in den Himmel. Die Erziehung der Frau wurde vernachlässigt, die Frau verkam geistig vollkommen und fiel der Verachtung des Mannes anheim. Sie war nur die Erzieherin des Nach wuchses, ein dienendes Wesen. Es galt als feige, liebens würdig. weich, nachgiebig und anders als rauh und abstoßend gegen sic zu sein, und das von der Fcudalbcrrschaft ausge bildete Prinzip, daß der Mann uneigennützig dem Gebieter diente, herrschte nun auch zwischen Mann und Frau. Die Frau wurde sozusagen dem Manne als Lohn dafür gegeben, daß er treu seinem Herrn dient«, und er war chr Gebieter. Vor 200 Jahren sammelte Kaibara Ekken die „Dogmen", die die japanische Sittcnlehre in bezug auf die Frau als Gesetze besaß. Sein Buch, die Onnai Dcngaku, war im Gegensatz zu allen anderen zeitgenössischen Veröffent lichungen, die in klassisch-japanischem Stil oder in Chinesisch gehalten waren, in einer natürlich volkstümlichen Sprache geschrieben. Dieser Umstand vor allem sicherte dem Buch eine ungeheure Verbreitung. Es wurde in ganz Japan als ein unentbehrlicher Bestandteil des Brautschatzes, ja, als das Wort Gottes, als eine Religion angesehen. Kaibara kennt fünf weibliche Gebrechen: Ungelehrigkeit, Unzufriedenheit, Verlcumdungssucht, Eifersucht und Dummheit. Aber für ihn war die Dummheit das allerschlimmste Gebrechen und hatte olle anderen im Gefolge. Darauf waren seine Prin- zipicn auch aufgebaut: „So schwer lastet die Duminheit auf der Frau, daß sie in jedem einzelnen Falle sich selbst miß trauen und dem Gatten blind folgen muß." Tie Onnai Daigaku hat sich im Laufe der Zeit natürlich ausgelcbt, und heute ist sie in Japan fast ganz vergessen. Die Lehren, die sie Predigte, beherrschen aber noch fast unein geschränkt die japanische Frau. Freilich hat die Eröffnung des Landes seit 1853, die fortwährende Berührung mit abend ländischer Kultur, europäischen Anschauungen die Gegensätze etwas abgeschliffen; aber noch heute ist die Japanerin ins Haus gebannt und von allem gesellschaftlichen Treiben fern gehalten. Sie ist gemäß der historischen Entwickelung ihrer Erziehung und infolge dieser selbst scheu geworden, und Takaishi meint, daß die japanischen Frauen die „gehor samsten, lenksamsten, unterwürfigsten und bescheidensten Frauen der Welt sind". Auch Houston Stewart Chamber lain sagt: „Japanische Frauen sind äußerst weiblich, gütig, sanft und hübsch." Wenn aber ein anderer Europäer glaubt, daß die Japanerinnen den Männern „maßlos überlegen" seien, so geht er nach Takaishi zu weit. Ein schneller Blick in den Lebensgang der Japanerin: Dem jungen Mädchen wird niemals Gelegenheit gegeben, allein mit Männern -irsammenzukommen. Es heiratet ja auch nur den Mann, den ihm Eltern oder Vermittler zu. führen. Deshalb weiß es nichts von den Verlockungsspielen der Koketterie und nichts von Liebeswcrben. Für die Männer ist cs nichts mehr als „eine zerbrechliche Porzellan- figur". Sonst wissen sie nichts von ihm. Das junge Mädchen wird schließlich als ein verhätscheltes Kind in das Haus der Schwiegereltern hinein verheiratet. Gewöhnlich vermittelt ein schon verheirateter Verwandter die Eben, und wird so etwas wie Pate bei dem jungen Ehe paar. Die Frau, mag sie auch noch so viel Dienerschaft haben, ist gehalten, überall Hand anzulcgen. Ihre große Pflicht aber ist es, dem Manne blind gehorsam zu sein. Euch deutschen Ehemännern will ich den Neid gegen eure japa nischen Kollegen kitzeln, indem ich hier mittcilc, wie eine Jnpancrin, die allen Ansordcrungcn entspricht, sein soll: „Ein Weib muß einzig ihren Gatten als ihren Gebieter an- sehen, ihm mit aller Hochachtung und Verehrung dienen, ihn nicht verachten, noch oberflächlich von ihm denken. Ge ¬ horsam heißt die große lebenslange Pflicht der Frau. Ihre Miene sowohl, als auch ihre Sprechweise soll im Verkehr mit ihrem Gatten höflich, demütig und nachsichtig sein, nie launisch und widerspenstig, nie grob und anmaßend Sollte ihr Gatte jemals ärgerlich erregt sein, so soll sie ihm mit Furcht und Zittern gehorchen, und sich nicht geärgert und frech gegen ihn auflehncn. Eine Frau soll zu ihrem Gatten ausschauen, als wäre er der Himmel selbst, und soll nimmer müde werden, darauf zu denken, wie sie ihren Gatten befriedigen könne, damit sie der Strafe des Himmels entgehe." Besonders strenge Pflichten bindet die Japanerin jedoch an ihre Schwiegereltern. Hat sie das väterliche Haus ver- lassen, so soll sie möglichst wenig mehr mit ihren Eltern ver kehren, am liebsten nur durch Boten. Sic soll sich ganz in Liebe, Unterwerfung, Aufmerksamkeit, Verehrung und Ge horsam den Schwiegereltern widmen, soll für sie kochen und nähen. Takaishi meint, diese Pflichten gegen die Schwieger- eitern seien vor allem das Produkt der Vereinigung von Ahnenkultus und Hochhaltung des Familiennamens. Ja, cs geht so weit, daß Ungehorsam gegen die Schwiegereltern ein Ehescheidungsgrund ist. Denn die Japaner kennen auch die Ehescheidung. Die Gründe, die für die Auflösung einer Ehe maßgebend sind, finde ich außerordentlich charakteristisch. Tas ganze Moral gesetz dieses Volkes steckt drin. Nackt aufgezählt sind cS fol gende: Ungehorsam gegen die Schwiegereltern, Unfruchtbar keit, Unkeuschheit, Eifersucht, Aussatz, Klatschhaftigkeit und Diebstahl. Ist eine Frau einmal geschieden, so gilt sie als vom rechten Wege abgckommen und sie ist der Schande ver fallen, selbst dann noch, wenn sic ein einflußreicher Mann wieder heiratet. Aber ein besonderes Vcrbältnis scheint zwischen den Dienstboten und der Hausfrau zu walten. Es scheint, als ob die Dienstboten im japanischen Hause das Prinzip des Aus stachelns vertreten. Sic nehmen an, daß die Frau in ihrer untergeordneten Stellung unter Mann und Schwiegereltern besonders empfänglich für Sticheleien gegen diese ist, und Takaishi warnt die junge Frau besonders vor dem Klatsch der Dienstboten, der schon oft ehelichen und häuslichen Un frieden gebracht batte. Das Vorwärtsscbreiten von Zeit, Vorstellungen und An. schauungen scheint, wenn auch nur leise, so aber doch schon die japanische Fran mil seinem Hauch zu streifen. Von einer eigentlichen Emanzipationsbewegung ist allerdings noch nicht zu reden. Aber cs wurde schon versucht, die heutigen Zu stände umzustürzen, besonders von Jukuzawa, einem der größten Pädagogen und Kulturträger Japans. Und selbst Takaishi bemerkt: „Wenn aber andererseits die Frauen im neuen Jeipan aufgeklärter werden und nach einem Glück streben, das in einer neuen Form Mann und Weib zuteil wird, wenn sie sich zu einer Bewegung für die Emanzipatie^ der Frau erheben — wie sich dann die Sachen wenden wer den, kann ich nicht Voraussagen. Aber ich kann gleichzeitig unfern Frauen versichern, daß es eine unerwartet große
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