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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.06.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320629010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932062901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932062901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-06
- Tag1932-06-29
- Monat1932-06
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.06.1932
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Sie Lausanner Konferenz am Ende ArankrM das MM« Auch die Abrüftuns wird verschleppt DraLtberlvkt vn,«r«v navk 1»aa«ann» «ntaanciton V.-A.-8onü«rdvrlvl»tor»tattor» Lausanne, 28. Juni. Mehr als fünf Stunden Ian« haben Deutsche und Franzosen noch einmal im Bei» sei« «nd unter Vermittlung Macdonalds miteinander gesprochen. BeraebenS. Die grundlegenden Ansichten der beiden kontinentalen Mächte stehen sich heute abend genau so schrosf gegenüber, wenn man auch eine sreundliche Form gesunden hat. Ebensowenig gelang eS dem englischen Ministerpräsidenten heute, seine vermittelnden Pläne zur Annahme zu bringen. Deutschland liegt aus der Streichung der Tribute sest, Frankreich aus ihrer Weiterzahlung, wenn auch in anderer Form. Frankreich übernimmt damit di« volle Verantwortung für das voraussichtliche Scheitern der Konserenz. Es stemmt sich der Wicdergesundung der Welt entgegen, indem eS di« wichtigste Vorbedingung daslir ablehnt. Aber auch Macdonalb ist heute den von ihm zu Ne, ginn der Konferenz verkündeten Grundsätzen nicht restlos treu geblieben, hat vielmehr, wie von «nS schon angekündigt, «ach den berühmten „praktischen Lösungen" gesucht, di« wir von anderen Konferenz«« her zur Genüge kennen. Der allgemeine Eindruck ist der, bas, die Konferenz zu Ende geht, und das; nur noch nm die Schluss- und UebergangSsormel gekämpft wird. Wenn von eng lischer und französischer Seite neben pessimistischen Aeuszcrnngen auch vereinzelte optimistische Worte ge fallen sind — so sagt Macdonalb merkwürdigerweise nach der Konferenz: „ES war ein guter Tag!" —, so wird bas ganz überwiegend als taktische Stimmungsmache gewertet. Am ausschlustrcichsten sind zwei Tatsachen: 1. das; die für Mittwoch früh vorgesehene deutsch- französische Konferenz im groben Kreise als Fortsetzung der abgebrochenen Tagung vom Montag einfach abgesagt worden ist, und statt dessen nur einzelne Unter redungen zwischen von Papen und Herriot, wie zwischen den Finanz- und WirtschastSmtnistern Deutschlands und Frankreichs stattlinden werden: 2. bas, für Mittwoch nachmittag statt bellen eine Zu sammenkunft der sechs einladenden Mächte ange setzt ist, zum ersten Male wieder seit Beginn der Konferenz. Macdonalb will aus dieser Tagung über die Lage be richten und vermutlich Vollmachten für die Schlussphase der Konferenz erbitten. Man hatte tatsächlich schon fast ver gessen, das; auch andere Staaten austcr Deutschland, Eng land, Frankreich und Italien seit 14 Tagen in Lausanne versammelt sind. Bon französischer Seite erfährt man, das; die Frage der Einsetzung von Kommissionen schon morgen eine Nolle spielen soll. Auch das ist ein Anzeichen dafür, bah bas Ende nahe ist. Die Franzosen wollen den Eindruck gewonnen haben, bah vor den deutschen Wahlen mit Deutschlands nichts mehr zu machen sei. Aus der für Mittwoch vormittag angesetzten Unterredung zwischen Herriot und v. Papen wird die Trtbutfrage voraussichtlich schon in den Hintergrund treten. Dafür sollen AbrüstnngS, nnd Sicher, beitSprobleme erörtert werden, di« morgen ja auch in Gens wieder Leben gewinnen «erden. Es handelt sich um die Frage, ob die AbrtistnngSkonserenz ebenfalls schon Anfang oder Mitte Juli vertagt werden soll, und aus wie lange: eine Vertagung bis November nimmt man bestimmt an. Ein anderer Plan sieht vor, im Juli doch noch den neue« Hoovervorschlag in Gens zu be» sprechen. All das ist sedenfallS der Eindruck, der heute abend sich jedem Beobachter in Lausanne ansdrängcn muh. Wenn nicht noch etwas NeberraschendeS in letzter Minute geschieht, muh die Konferenz nun zwangsläufig zu Ende gehen, zumal Macdonalb aus keinen Fall länger als bis Sonntag hier bleiben will. Herriot wird voraus sichtlich Donnerstag nach Paris fahren, wenigstens nach den Plänen von heute abend. Folgend« drei Möglichkeiten für de« Abschluh der Kon» sere«, ueuut «in «eist gut l«sor«iertes Schweizer Blatt: 1. Unterbrechung der Kvusereuz selbst: 2. Unterbrechung der Tributbesprechungen und Weiter, Verhandlung über wirtschaftliche Fragen; > Unterbrechung der Bollkonserenz und Weitertagung durch Kommissionen. Auf jeden Fall steht zur Stunde wohl schon sest, dah die einzigartige Möglichkeit, der Welt durch grohzüglgeS und entschlossenes Handel« Beruhigung, neue Auf stiegs, nnd Ge s« n d u ng S m üg l ich ke ite« zu schassen und den Stachel der Tributsrage auS dem Körper Europas heransznziehen, nicht benutzt worden ist, und das, schwache Kompromißlösungen, verbnnden mit einer Vertagung der Hauptprobleme» alles vielleicht not, dürftig durch Manifeste umrahmt und verschleiert, das Er, gebnis von Lausanne sei« werden. Gtbfon wieder in Lausanne Lausanne, 28. Juni. Der amerikanische Botschafter Gibson, der Führer der Genfer AbrüftungSabordnung der Bereinigten Staaten, Iras am DienStagnach« mittag unerwartet im Hotel „Beau Nivage", dem Hanpt- quartier der englischen Regierung, ein und hatte dort eine längere Unterredung mit Maebonald, in der, wie «er» lautet, die weitere Behandlung deS nenen amerikanischen RbrllstungSplans und die Stellungnahme der englischen Regierung zu den amerikanischen Vorschlägen erörtert worden ist. EMfen und die mm Rolvcrordnung Geyen preußische Falschmeldungen Dresden, 28. Juni. In Kreisen der preussischen Negie rung wird der Tatsache der Nichtbetetligung der sächsischen Negierung an der illegitimen Länder konserenz vom Montagnachmittag eine falsche Auslegung ge geben. Man stellt eS nämlich in amtlichen preussischen Kreisen so bar, als ob die sächsische Regierung mit dem Vorgehen PreuhenS, BanernS, Baden» und der übrigen frondiercnden Länderregierungen in Grunde eines Sinnes sei. Man geht sogar soweit, zu behaupten, dah die sächsische Negierung sich im voraus mit den Beschlüssen der gestrigen Konferenz einverstanden erklärt habe, und schränkte die Be hauptung, nachdem daraus hingewtcsen worden war, das; Be schlüsse überhaupt nicht gefasst worden seien, dahin ein. Sach sen sei mit der gestrigen Verhandlungsbasis einverstanden gewesen. Diese preussischen Mitteilungen werden in pollti- schen LinkSkreisen mit ossensichtlicher Befriedigung aus genommen. Sie entsprechen aber nicht der Wahrheit. Denn die sächsische Negierung hat, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, ans die preussische Einladung geantwortet, dah s.e ihren Standpunkt bereits anf der unter Vorsitz deS ReichS- mnenministerS abgehaltencn Ländcrkonferenz zum Ausdruck gebracht habe und dah sie daran sesthalte. Aus dieser Kon- sercnz hat sie u. a. die Auffassung vertreten, das; baS Reich die verantwortliche Entschliehung hat, dah aber für Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel eine Anmeldepflicht unerlählich ist und das; das Recht der Landesregierung, im Bedarfsfall zeitlich be- grenzt« allgemeine DemonstrattonS- und BersammlungSverbote auSzu sprech en, nicht »uentbehrenist. Nach den bisherigen Verlautbarungen bat die Reichsregterung das auch in der neuen Verordnung berücksichtigt An kurzes Dokument: Wer VarmrnMn vradtmolckuug nunoror AorUnor SvkrUtloltnng Berlin, 28. Juni. Am Mittwochmittag wird die heute vom Reichspräsidenten unterzeichnete ErgänzungSnotverord- nun« der Oefsentlichkeit übergeben werden. ES handelt sich um ein verhältnismässig kurzes Dokument, da» sich aus vier Paragraphen zusammenseht. Danach werden die generellen Uniform- und Demonstrationsverbote im ge samten Deutschen Reich aufgehoben. Di« Landes- behörden dürfen aber unter bestimmten Auflagen Uniform verbote und DemonstrattonSverbote begrenzter, Natur er lassen, wenn eS die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicher heit und Ordnung erforderlich macht, und zwar dürfe» Verbote anSgesprochen «erden für besonders begrenzte Ortsteile nnd im übrtgen in be sonderen Stnzelsällen, Weiter ist der ReichSminifter des Innern ermächtigt» von sich aus allgemeine Verbote, die im Widerspruch mit dieser Notverordnung erlassen «erden sollten, aufzuheben. Schließlich kann der NeichSmtnister des Innern kür Teile und für das gesamte Reich von sich aus DemonstrationS- und Untformverbote erlaßen, eine Ermächtigung, die auch erheb- liche Strafmöglichketten bet Zuwiderhandlungen in sich birgt. Äon Mittwochmittag ab wird man demnach in allen Teilen des Deutfchen Reiche», also auch in Bayern und Vaden, die SA.- ober Stahlhelm-Uniform anlegen können, ebenso wie auch Jungbeutscher Orden und Reichs banner Uniform tragen olirsen. Der NeichSInnenmtnister kosst, daß di« speziellen Möglichkeiten, örtlich und zeitlich begrenzte Verbote durch die Polizeibehörden zu erlaßen, nicht etwa eine Polizeiprart» auSlösen, die dem politischen Sinn der neuen Notverordnung widerspricht. Sollt« sich eine derartige Entwicklung ergeben, so würde wahrschein, lich da» RetchSinnenministerium zu alsbaldigem Sin» greif«» sich verpflichtet fühl««. Der Dauern-oktor Heim Im Kamps der süddeutschen Zentrumsfronde gegen die NeichSpolttik hat der alte Bauerndoktor Helm aus Regens burg mit dem Thema Monarchie eine neue, sehr zweischnei dige Waffe zur Anwendung gebracht. Allerdings nicht erst seit dem Interview über die angeblich bevorstehende wlttelS- bachtsche Restauration, das er gcschmacklokerweike einem aus ländischen Journalisten gegeben hat. Derartige Ossenher- ztgkeiten konnte man in letzter Zett von ihm öfters hören, nnd gewiß ist feine Hand auch im Spiel, wenn gegenwärtig in oberbayrischen Gegenden, die als besonders königStreu gelten, eine Art Volksbegehren sür die Wiedereinführung der Monarchie veranstaltet wird, indem man Listen auflegt und die Bevölkerung zum Einzcichnen aufsordert, was „fast hundertprozentig" geschehen lein soll. Sicher hat Dr. Heim recht, wenn er behauptet, daß der größte Teil des bayrischen Volkes dem angestammten Herrscherhaus die Treue bewahrt hat. Ebenso sicher aber spielt bei seinen politischen Erwägungen die Frage der Monarchie nur eine unter geordnete Nolle. Er kokettiert bloß damit, um der ver haßten Reichsregterung innerpolittlche Verlegenheiten und außenpolitische Schwierigkeiten zu bereiten, weil Ne nicht von Zentrumsgnaden ist. Zu solchen Quertreibereien ist aber der monarchische Gedanke den Deutschen zn «-Kade, die sich ohne parteipolitische Hintergedanken zu ihm bekennen, nm so mehr, als sie die Segnungen der Republik in den letzten 14 Jahren nun zur Genüge kennengelernt haben. Für sie gilt der Satz, den NcichStnncnmintster v. Gayl in seiner Programmrede vor dem NctchSrat geprägt hat, als er nach einem warmen persönlichen Bekenntnis zur monarchi schen Staatsform htnzufttgte: „Ich bin aber der Ueberzeu- gung, baß in dielen Zeiten des Kampfes um Sein oder Nichtsein die Frage der StaatSsorm, Republik oder Mon archie, keine Frage ist, die unsere Zeit, geschweige denn die gegenwärtige Reichsregterung zu löten haben." Nnd wenn einmal nach Deutschlands tnncrcr und äußerer Wiederaus richtung der Zeitpunkt kommt in dem diese Frage spruchreif wird, bann versteht eS sich für alle nationalgesinnten Deut schen von selbst, daß sie nur für Reich und Länder gemeinsam und einheitlich gelöst werden kann, ohne daß Platz für irgendwelche „Neiervatrcchte" Hetmscher Prägung bliebe. Die Weimarer Verfassung hat diesen Grundsatz ausgestellt, indem Ne in Artikel 17 sagt: „Jedes Land muß eine sreistaatliche Verfassung haben." Daran kann einmal das Vorzeichen „srctstaatlich" geändert werden, sonst nicht»: denn die reichSzersprcngende Kraft, die von einer Gegensätzlichkeit der StaatSsorm in einzelnen Ländern auS- glnge, wäre ungeheuer. Zu Unrecht beruft sich Dr. Heim zur Begründung seiner bayrischen Sondcransprttche aus die Btsmarcksche Verfassung, die im allgemeinen Nahmen der Monarchie doch den Hansastädtcn ihre republikanische Ver fassung gelaßen habe. Diese haben sich nie als Republiken tm Gegensatz zu den deutschen Herrscherhäusern gefühlt, son dern als freie RetchSstädte. Hier wurde alte geschicht liche Tradition geschickt in den Nahmen des VtSmarckrcicheS eingefügt; was aber Dr. Heim und seine Freunde planen, da» wäre eine gewaltsame Störung tm harmonischen Ausbau des ReichSgesügeS. Im übrigen sind die Vertreter der bayrischen Krone viel zu klug, um sich von einigen Zentrumdrausboldcn und par teipolitisch spekulierenden KömgSmachern in eine so unmög liche Lage htneinmanüvrteren zu laßen. Kronprinz Rup precht, der zur Zeil in Unlersranken die Huldigung der Be völkerung entgegennimmt, legt in allen seinen Ansprachen Verwahrung dagegen ein, daß die bayrische Krone für irgendeine Panet oder gegen das NcichSintereße in An spruch genommen wird. Er weiß, daß eine wittclsbachische Restauration in so ungünstigen Zeitläuften und in einer so verkehrten Frontstellung, unter ZentrnmSvormundschast gegen die nationale Bewegung, die schwerste» Gcsahren für Bayern und das Reich bergen würde. Nicht nur, weil die preußischen Legitimisten darin einen Versuch sehen müßten, die spätere Gesamtlösung tm Sinne einer Vorherrschaft der WtttelSbacher vorwegzunehmen, wa» die älteren Ansprüche der Hohenzollern aus den Plan rufen würde, sondern auch tm Htnbltck aus die Belastung des bayrischen StaatSgefügeS, wenn dte Wiederausrtchtung der bayrischen Monarchie alS Kampfmaßnahme gegen den Nationalsozialis mus erfolgen würde. Da» hiebe die latenten Tendenzen zum tnnerbayrischen Separatismus herauSsorbern, vor allem in den überwiegend nationalsozialistischen Kreisen Fran kens, aber auch in der Nheinpsalz und in der Folge viel leicht in Schwaben. Solche Erwägungen sind e» wohl auch, die die bay» rische StaatSregterung veranlaßt haben, von den monarchistischen Plänen Dr. Heim» abzurticken. Sie demen tiert seine Behauptung, baß die bayrische Regierung sein« Ansichten teile und daß alle Vorbereitungen znm Staats streich schon getrossen seien. Wenn man ermeßen will, welcher Wert diesem Dementi beizulegen ist, dann muß
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