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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.07.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320704016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932070401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932070401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-07
- Tag1932-07-04
- Monat1932-07
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.07.1932
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Emsige Somitagsarbeit in Lausanne oviraacktva V.-A.-Sonüardartobtaratattar» Die fünf Mächte setzten sich vormittags schon wieder zu sammen unh im Lause des Tages würden ihre neuen »letzten?) Vorschläge der deutschen Delegation offiziell zu geleitet. Lange kann dieses Spiel natürlich nicht mehr kauern. Die Engländer und Italiener drücken wieder etwas mehr aus die Franzosen, um sie von ihren sinnlosen An sprüchen herunterzumanöverteren. Beide Staaten bemühen sich um die sogenannten Zahlungsvoraussetzungen und wirt- schaftltchen Sicherungen. Natürlich ist eS auch für die Einschätzung der gegneri schen Angebote sehr wesentlich zu wissen, ob die Jahresrate von IW Millionen für zehn Jahre, die als Nachzahlung kür das gestundete Hooverjahr ab 1. Juli 1033 fällig sein würde, bei den vier Milliarden einberechnet ist ober nicht. An und für sich müßte das natürlich eine glatte Selbstverständlichkeit sein. Bet ö N Zinsen und 1 SS Amorti sation würben die vier Milliarden Bonds uns nach ihrer vollständigen Begebung mit jährlich 240 Millionen Mark belasten. Kämen die IW Millionen Hoovernach- zahlung noch dazu, so betrüge die Annuität schon wieder 480 Millionen. Dazu käme noch der Dienst der Houng- und Dawesanleihe mit zusammen 148 Millionen, die belgische Markannuität mit 20 Millionen, die sogenannten Mixed Claims Amerikas mit 40 Millionen, insgesamt also noch, 208'Millionen dazu, so daß tu diesem Falle schon eine gesamt« JahreSzahlnng von «»8 Millionen erreicht «äre. Gleichzeitig muß man bedenken, bah auch d i e privaten Schulden -um großen Teil noch direkte Folgen der Tributzahlungen sind und uns als indirekt« Tribute weiter belasten. Ist eS möglich, daß selbst ei« wirtschaftlich erholtes Deutschland mit solchen Summen fertig «erde« könnte, ohne daß das Unheil von neue« Selbst wenn, wie heute versichert wirb, die IW Mil lionen beS HooverjahreS in die Gesamtregelung «tnbezogen werden, so dürfte die Annuität immer noch rund 450 Mil lionen betragen, zu denen man rund 1,8 Milliarden privater Schuldztnsen hinzurechnen müßte, wenn man die Möglichkeit solcher Leistungen und die neuen Ge- fahren beurteilen will. Keine Schutzklausel aber ändert etwas an der ungeheuren Höhe dieser neuen Schuldver pflichtung, noch an ihrem rein politischen Charakter, noch schließlich an ihrer mangelnden Rechtsgrundlage. ES muß daher ans baS entschiedenste erwartet «erden, daß die deutsche Delegation ruhig bei ihrer grundlegende« Korde, rnng «etter beharrt unk keinem Plan -«stimmt, der den Wtederausba» der Welt früher oder später von neuem in Gefahr bringt «nd sogar «tue Erholung in Frage stelle« würde. Die Men BorMIg« »er Glitudim vradtdorlvLt unooroa uaob kueuaaon» La«sa««e, 8. Juli. Der Endkampf in Lausanne verlangt besonders gute Nerven, sowohl von der deutschen Delegation, wie von der Heimat. ES ist dabei natürlich von der größten Bedeutung, daß der Eindruck peinlich vermieden wirb, als seien die bisherigen Vorschläge der Gegenseite für uns an nehmbar oder nur diskutierbar. Wir haben nicht den ge- ringsten Grund, schließlich doch noch Plänen zuzusttmmen, die weder gegenüber dem deutschen Volk, noch gegenüber der Welt zu verantworten sind, weil sie das System hoher po litischer Zahlungen doch bestehen lassen würden. Trotz aller eingebauter Sicherungen — und wie oft haben sich die Sach, verständigen in solchen Dingen schon getäuschtl — muß schon die Möglichkeit späterer poltttscher Zahlungen ohne Gegenwert dunkle Wolken am wtrtschastltchen Horizont Her vorrufen. Gewiß muß jeder «rnstbafle Borschlag der Gegner mit ruhiger Sachlichkeit geprüst «erde«, gewiß ist ein« völlige, endgültige und unbedingte klare Be freiung von allen Tributen an sich eine Anstrengung wert, aber rvaS man «ns bisher hier als Lösung gezeigt hat, widerspricht schon durch das Größenmaß der «nS ange» sonneue« Leistung jeder Billigkeit «nd jeder wirtschaftlichen Die bisherig« Festigkeit der deutschen Delegation hat sich deutlich gelohnt. Die Gegner sind endlich von der Höh« ihrer Ziffern etwas heruntergegangen. Vier Mil star de» ttt ihre neueste Zahl. Sie soll angeblich nicht mehr von Amerikas Verhalten abhängig sein, womit man uns «ntgegenzukommen behauptet. Diese Summe wäre dpnrr t« Falle einer amerikanischen Schuldenstreichung allerdings reine» Verdienst unserer Gläubiger. Vier Milliarden — daran muß man sich immer er innern — betrug die gesamte französische Kriegsentschädigung «ach dem Siebziger Krieg. Diese Summe soll das aus- geplünderte Deutschland noch einmal ausbringen, nach- dem eS jchon phantastische Milltardensummen bezahlt und den Krtegsschaden längst ersetzt hat! Gewiß soll die prak tische Zahlung an viele Voraussetzungen wirtschaftlicher und finanzieller Art geknüpft werden. Man lucht un» die Pille zu versüßen, indem man davon spricht, daß die von uns jetzt schon auSzustellenden Bonds nur allmählich, keinesfalls mehr al» KM Millionen jährlich, und je nach der wirtschaftlichen Lage Deutschlands in der Welt begeben werben würden. Auch etn Einspruchsrecht soll angeblich zu gestanden werben, worüber dann etn Schiedsgericht von Fall zu Fall zu entscheiden hätte. Vielleicht würde sogar — so sagen die Engtänder — baS alles niemals Wirklichkeit werden, wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht «tntresfen. Auch ber Sonntag «ar diesmal Arbeitstag. Gm Bertzmittim» las» die andere Lausanne, 8. Juli. Der Sonntag ist von den Konfe renzteilnehmern zu ununterbrochenen Verhand- lungen benutzt worden. Den ganzen Tag sanden teils in Gestalt interner Delegattonsberatungen, teils in Bespre chungen innerhalb ber fünf Gläubigermächte oder in Unter redungen mit den deutschen Ministern eingehende Verhand lungen statt. Am Nachmittag begaben sich der Reichskanzler, der Reichsaußen- und der NcichSsinanzminister zu Mac- d o n a l b. Di« Besprechungen sande« so schnell hintereinander statt, baß die einzelne« Phasen der Verhandlungen sehr schwer feftzuhalten find. Vorläufig werben die Besprechungen nur -wischen Mae- donald und Schahkanzler Chamberlain mit den deut schen Vertretern geführt. Eine gemeinsame Sitzung mit den fünf Gläubigermächten soll erst stattfinden, wenn eine gewiße gemeinsame VerhanblungSgrundlage gesunden ist. Die grundsätzlichen Gegensätze bestehen «eiter fort. Die deutschen Bertreter haben in den SönutagSbesprechungen immer wieder -nm Ausdruck gebracht, daß der Borschlag der Gläubigermächte, so wie er jetzt vorgelegt «erde, «icht annehmbar sei. Die Hauptgegensätze können folgendermaßen zusammen» gesaßt werde«: 1. Die deutsch« Abordnung lehnt die vorgeschlagen« Abschlußzahlung von 4,2 Milliarden Reichsmark als untragbar ab. 2. Die deutsche Abordnung lehnt jede« versuch, Dentsch« land i« die Fron« der europäischen Schuldnermächt« gegen« über de« vereinigten Staaten «iuzureihen, a b «nd ist nicht in der Lage, irgendeine noch so lose Bindung in dieser Richtung einzugehen. » Die Bedingungen sür die Ausgabe ber v » « dS der deutsch«« Regierung, di« nach dem dreijährige« vollständigen Moratorium von deutscher Seit« als endgültig« Abschluß, zahlnng für die Tribute a«Sgegeb«n «erben sollen, «erde« ans deutfcher Seit« nicht als annehmbar angesehen. 4. Ein« Gesamtregelnng der Trtbntsrage muß «ach deulscher Auslastung ,« einer endgültigen veseitiguua deS gesamten Teiles 8 d«S Versailler Vertrages und daher auch »eS berüchtigte« Artikels 281 (Kriegsschuld, lüg«) führe«. Aus deutscher Seite werben aussichtsreich« Verhandlun gen über die Gesamtregelung ber Tributsrage nur dann als denkbar angesehen, wenn in diesen vier Punkten den deutschen grundsätzlichen Forderungen i« »ollem Maße entsprochen wird. Der englische Ministerpräsident soll sich in den Sonntag. Unterredungen den deutschen Wünschen keineswegs ver schlossen haben. Gleich nach ber NachmittagSunterrebuna zwischen den deutschen und den englischen Ministern fand eine Sitzung ber fünf Gläubigermächte statt. Die italie nische Regierung hat sich dem Gläubigervorschlag nur mit dem Bemerken angeschlossen, baß sie sich bet der Beratung der einzelnen Punkte volle Handlungsfreiheit vorbehält und ihren grundsätzlichen Standpunkt auf eine vollständig« und endgültige Regelung ber Tribut- srage im Sinne ber bekannten Erklärungen Mussolinis auf- rechterhält. Die deutsche Auffassung, daß jede Verbindung zwischen der interalliierten Schulden- und der Trtbutrege- lung nicht nur für Deutschland unannehmbar sei, sondern auch nicht tm Interesse einer baldigen Lnblösung der ge samten politischen Schulbenfrage liege, findet jetzt starke Unterstützung in alle« ausländische« Finauzkreise«. Wie verlautet, solle« die Gläubigermächte i« de« letzten Tage« daraus ausmerksam gemacht worbe« sei«, daß bi« amerikanische Regierung und die amerikanische Oefsentlichkeit ein« verbkndung der interalliierten Schulden, srage mit der ReparationSsrage lediglich als de» versuch eien» Druckes aus das amerikanische Volk ansfassen würden und daß damit diegogenteilige Wirkung erzielt würde. Nur «in« sofortige «nd unabhängige Regelung der deutschen ReparationSsraa« könne die öffentliche Meinung der Vereinigte« Staaten dazu bestimme«, ««««ehr auch von amerikanischer Seit« auS tu die endgültige Regelung der interalliierten Schuldensrage «lnzutrete«. Mat-onal- verlängert feinen Aufenthalt Paris, 8. Juli. Wie HavaS aus Lausanne berichtet, verlautet in englischen Konferenzkreisen, daß Macdonald seinen Plan, am Dienstag Lausanne zu verlassen, auf gegeben habe und seinen Aufenthalt um einige Tag« verlängern werde, um die Konferenz zu «iuem Abschluß zu führen. Eisenbahnunglück in Böhmen - 9 Lote prag, 3. Juli. Zwei Züge einer Nebenbahn sind gestern abend bei Veneschau in Südböhmen zusammen gestoßen. Neun Personen wurde gelotet und 45 ver seht, unter ihnen 15 schwer. Das Unglück ereignete sich während eine» schwere« Gewitter sturm es, der die Fernsicht und die Weichen stellung behinderte. Ein HilfSzug traf in kurzer Zeit ein. Die UnglttckSstätte bot einen gräßlichen Anblick. Die OrtS- seuerwchren der Umgebung konnten die jammernden und schreienden Verwundeten unter den ineinander geklemmten Wagenteilen nur mit Mühe hervorziehen. Exkönig Manuel von Portugal ? London, 8. Juli. Soeben trifft hier die Nachricht vom Tode des vormaligen Königs Manuel von Portugal ein. Der Tod erfolgte ganz plötzlich auf dem Landsitz beS Königs in Twtckenham infolge einer akuten Verschärfung eines chronischen Halsletbens. König Manuel stand im Alter von 43 Jahren. Seine Gattin, Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen, war bei ihm bi» zum Ende. König Manuel hatte sich bis heute ziemlich guter Gesund, heit erfreut uüd war noch am Freitag in Wimbledon beim Tennisturnier anwesend. Die revolutionären Verwicklungen in Portugal, die Manuels kurze Regicrungszeit einleiteten und beendeten, sind noch in allgemeiner Erinnerung, obwohl etwa ein Viertel jahrhundert verflossen ist. Schon zu Beginn des Jahr hunderts hatte infolge der zerrütteten Finanzverhältntss«. der wachsenden Abhängigkeit Portugals vom Ausland und der parlamentarischen Mißwirtschaft die Krise eingesetzt, die schließlich, als Karl 1. Anfang 1W8 den Versuch etttit dlv tatorischen Regierung macht«, zur Ermordung beS König» und des Thronfolgers führte. Bet diesem Attentat wurde auch Manuel, der zweite Sohn des Königs, verletzt. Er übernahm als nächstberechtigter Agnat tm Alter von noch nicht IS Jahren die Herrschaft. Doch zwang ihn schon tm Oktober 1S10 ber offene AuSbruch der Revolution, Lass Land zu verlassen. Seitdem hat sich der entthronte König meist in England aufgehalten. Sein Name wurde tm Laufe der letzten Jahre gelegentlich im Zusammenhang mit an geblichen Restaurationsplänen der in Portugal wieder zu gröberer Macht gelangten konservativen Kreise genannt. Mit Manuel 1l. erlischt das Haus Coburg-Braganza, das seit dem Jahre 1837 den portugiesischen Thron inne hatte. Der 4. Deutsche Reichskriesertay Dortmund, 8. Juli. Dortmund hat aus Anlaß de» 4. Deutschen Reichskricgertages, zu dem an Hunderttausend ehemalige Soldaten aus allen Teilen des Reiche» kamen, reichen Festschmuck angelegt. Auf den Straßen und Plätze« herrscht bewegtes Treiben. Ueberall sieht man ehemalige Krieger. Als die Reichswehr in einem Sonberzug etntraf, hatte die Polizei Mühe, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Von ber Menge freudig begrüßt, zogen die Soldaten mit klingendem Spiel zum alten Rathaus, wo sie die alte« Fahnen der westfälischen Regimenter einbrachten. Da» historische Festspiel „Barbarossas Traum", das nachmittag» in ber Kampfbahn „Rote Erde" zur Aufführung gelangte, hatte ebenfalls eine ungeheure Menschenmenge angelockt. Als die Reichswehr mit klingendem Spiel einmarschierte» war die Begeisterung groß. Dann nahm das Festspiel seinen Anfang: Barbarossa erscheint im Kreise seiner Ge treuen hoch zu Roß und nimmt im Kysfhäuser-Berg Platz. Dort schläft er etn und im Traum erscheinen ihm die ge schichtlichen Ereignisse beS deutschen Reiche» bis zur Gegenwart. ES erscheinen die Kreuzritter, Ritter auS der Dortmunder Fehde, Gestalten aus dem Bauernkrieg, Typen vom Neichsfürstcntag in Dortmund, König Gustav Adolf und viele andere. Den Höhepunkt des Festspiel» bildete baS Erscheinen beS Alten Fritz, ber unter dem Jubel ber Tausende die Parade ber langen Kerle abnahm. Zum Schluß kamen die Abordnungen der abgetrennten Länder: Elsaß-Lothringcn, Oberschlesien, Danzig und Schleswig- Holstein. Bei Erscheinen diese» FestwagcnS erhob sich die Menge und verharrte minutenlang in tiefem Schweigen. Das Schauspiel fand feinen Ausklang mit dem Gesang de» Deutschlandliedes. Rote Bluttaten tn Essen ssfe «, 8. Juli. Wie die Polizei meldet, wurde« gester« abend 28 Nationalsozialisten auf dem Wege von Esse« «ach Stoppenberg von 8« politischen Gegnern überfalle«. Ei« Nationalsozialist wurde durch Schüsse getötet. Ei« Kouw munift erhielt einen Schuß i« den Arm. Rot« Sportler, die an der Rnhrsvartakiad« teilnahme«, beschossen heut« nachmittag vereinzelte Polizeiabtei, lungen. Der Wachtmeister Joses Ha«rma wurde durch «ine« Kops, und Bauchschuß getötet. Di« Kortfetzuug der Spartakiade wurde sofort »erboten. Bet den Zusammenstöße« mit der Polizei find insgesamt 24 Personen »ersetzt worden, 4 davon schwer. 4« Ststtrrunsrn tn Berlin Berlin, 8. Jwlt. Im Laufe de» Sonntagnachmtttag» kam e» mehrfach zu Zusammenstößen zwischen lngehvrige« extremer Parteien. 40 Personen wuvöen sistiert,' darunter S Nationalsozialisten, ein angeblich Parteiloser und Al Kommunisten,
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