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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.09.1938
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1938-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19380922017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1938092201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1938092201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1938
- Monat1938-09
- Tag1938-09-22
- Monat1938-09
- Jahr1938
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.09.1938
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M»koen-«uSoabe Sst. <40 Vvmier«tas, zz. September»« Gegrünoet 18S6 vq4«t «ägl. ,K,eI«Ll. Lußcllmig ftri »au« -u-n-tl. NM. Vaft»„us NM. ».,» eiulchl.««,»« Np!, voftgeb. tohn« Poftzuftellung«- >«b<U>i> flebenmal wüchentl. verland. Einiel- Nr. I» Npi-l «über-. Dresden« mit Nbendausg. >»Nv!.! auberb. Lochien» m. «bendaut». IS «pf. «»ielgrnprrlle lt. DreitUfle Nr. 7; «Mmetrqev, st» «m breit, N,b «p>. N-chltNe na» «alle! 0. staMlienanbelge, u. Ltellengeluch« Mllllmeler- ,cil« « «ps. Ziüergeb. »» Np,. — Nachdruck nur mit Quellenangabe Dretdner «achrichien. llrrveriangt« Lchriltstücke «erden nlchi aulbe«Ldrt Vruck ».Verlag, Liepsch S Relchardt, Vreaden-A. I, Marlen straße ZS/-2. Fernruf 212-1. Postscheckkonto loSS Vreaden Vie« Blatt enthält bi« amtlichen Bekanntmachungen be« Amt«hauptmannschast Vresben und be« Schirbsamt«, bei« tvberverflchrrungsamt Vreoben tll DemonftmtlonsMe gegen Venesch ln Wag Roter Vöbe» türmt vor -er Deutschen Gesandtschaft Vrag, 21. September. In Prag kam es am Mittwoch, nachdem die Antwort der tschechischen Regierung an London und pari» bekannt geworden war. zu riesigen Demonstrationszügen von vielen tausend Menschen gegen die Regierung. Immer wieder riefen Sprechchöre: „Aort mit Veneschi", „Venesch Hal uns verraten!", „Venesch ist bestochen und bezahlt!". „Ls lebe die Sowjel-Moldau-Repu- blik!" Grohe Haufen tschechisch-bolschewlstischen Mobs sammelten sich auch vor der Deutschen Ge sandtschaft an, gegen die sie drohende Rufe ausbrachten. Während am Nachmittag l« erster Linie Nation»» listen gegen Benesch demonstrierten «nd in stürmische« Lprechchöre« die Ausrufung einer Militärdiktatur verlangten, trat am späten Abend immer stärker das kom munistische Element in Erscheinung. Die Borstädte waren mobil geworden, und riesig« Demonstrationszüge mit rote» Jahnen, gestthrt von kommunistischen Hetzer«, bewegte» sich in die Stadt in Richtung aus die Burg, de» Sitz BeneschS. Große Polizeiabteil«ngen hatten den Zugang -um Wenzels» platz und zur Burg abgeriegelt. Doch gelang es der Menge, die Polizeisperre« z« durchbreche» und vor die Burg zu gelangen, wo sich die Sprechchöre immer mehr verstärkte«. Während IststNO liommuniste« di« Internationale sänge«, drangen von der Gegenseite mit tschechische« Nationalsahne« lausende von Legionäre« gegen de» WenzelSplatz vor «ud aniwortete« mit der tschechischen Nationalhymne. Sie trugen transparente mit sich, aus denen die Ausrufung einer Mili» tärdiktatur unter dem tschechischen Generalstabsches Krejc^ gesorbert wurde, während die Kommunisten eine Rote Armee unter dem General Sirovy verlangen. Die «breisepanik hält an. Alle Züge sind «bersüllt, Flugplätze seit Lagen trotz Berstärkuug der Fluglinien u tcht meh r z« habe». In der k. Abendstunde sammelte» sich kommunistische Demonstranten mit rote« Fahnen vor der Deutsche« Gesandtschast an «ud brachten drohende Ruse gegen die Deutsche Gesandtschast aus. Sie wurde« jedoch von Polizei zurückgedrängt und verstreut. * Als die Prager Strategen den roten Mob gegen die Sudetendcnlschen zu Hilfe riefen und auch begeisterten Zuzug erhielten, haben sie sich gewiß nicht träumen lasten, dast be reits wenige Stunden später dieselbe Staatspolizei, die eben noch mit der Roten Wehr gemeinsame Sache machte, nun Front gegen die bolschewistischen LiebliugSktnber nehmen mnst. Aber auch hier kommt die Einsicht zu spät: Wer Mos kau aus der Hand frißt, stirbt daran. So oder so. Prager Nörfe geschloffen - Mallon - Panikstimmung Sturm auf -te Sparkassen - Die Preise klettern - Keine Vorräte mehr Prag, 21. September. Die amtliche tschechische Mitteilung von der Schlie» ßnng der Börse hat t« Prag wie ei«e Bombe ei«» geschlagen. Obwohl seit eiuer Woche die wirtschaftliche Lage außerordentlich ««ter der allgemeine« Unsicherheit litt, war doch in de« letzte« Tagen dadurch eine gewisse Beruhigung wieder elngetrcteu, daß nach einer Pause die Rationalbank Ltaatöpapiere wieder rediskontierte und trotz des uugehcurcu Angebotes den SurS der StaatSpapiere a« der Börse durch umfangreiche Stützuugskäuse ausrechterhtelt. Wie sich jetzt herausstellt, sind diese Stützuugskäuse nur dadurch möglich gewesen, daß die Ratioualbank de« Notenumlauf ohne Ausführung im Ausweis der Ratio» nalbank stillschweigend erhöhte in der Hossunug, in späteren Zeiten ihn aus die gleiche Weise wieder verringern zu lönne«, ohne daß durch die zeitweise Vermehrung des Rotcuumlauses der KroueukurS Schade« litte. Di« tschechische Krone hat aber trotzdem «nr formell noch eitrige Tage ihre« iturs ausrechterhalteu könne«, während sie frei n«r «och z« bv bis 89 v. H. des Kurswertes gehandelt wurde. Da man auch die Rotenpresse nicht mehr weiter strapaziere« kau« uud somit dem Staate jede Möglichkeit fehlte, auch am heutigeu Mittwoch das System der Stützuugskäuse sortzusetze«, blieb nichts anderes übrig, als die Börse zu schließe«. Die Banken sind selbst beladen, besonders die Ziwno- bank und die Sopovobank. Die Zentralstelle der tschechischen Sparkassen hat durchschnittlich ein Drittel der ihr anver- trautcn Einlagen in StaatSpapicren angelegt. Die Folge ist nun, baß auf die Sparkassen Sturm gelaufen wirb, auch auf ihre Filialen. In Prag stehen die Leute vor den Postämtern Schlange, um ihre Einlagen aus der Volks- sparkassc zu beheben. Auch vor der Böhmischen Diskontbank stehen große Ansammlungen von Einlegern. Nach dem offi ziellen Tschechischen Prcßbüro haben die Nachrichten der Prager Produktenbörse in der tschechischen Ocssentlichkeit eine Pantkstim m u n g hcrvorgeruscn. In ösfentlichen Be richten wird nämlich bekanntgcgcben, daß den Anforderungen für Hafer, Heu und Klee nicht nachgekommen werben kann, da keine Vorräte mehr vorhanden seien. Die Ver teuerung dieser Produkten sowie der Kartoffeln hat weiterhin zur Beunruhigung der Bevölkerung beigetragen. MMn Wen -et Sel-envers Schützengräben aus Reguläres Militär geht in Stellung - G-erS-orf aufgege-en Görlitz,«. September. Gegenüber von Seideuberg, jenem Greuzftädtche«, aus das sich l« der Nacht z«m Dienstag «in schwerer tschechi scher Feuerübersall ereignete, ist »««mehr reguläres Militär i« Stellung gega«ge«. Die Straße mm Götze nach Tschernhausen ist durch das 1. Bataillon des Infanterie- Regiments kl i« Reicheuberg besetzt worden. Der Abtrans port «rsolgt« mit Lastkraftwagen, die in Tschernhanse« ge blieben sind. Längs der Straße von Götze nach Tschernhanse« werden Schützengräben auSgehobe«. I« Ebersdorf, gegenüber von Seideuberg, räumen die tschechische« Beamte« ihre Wohnungen «nd transportiere« di« Möbel in das La«deSin«ere ab, da Ebersdorf sehr weit v»rg«schoie» liegt ««d offenbar aufgegebe« «erde« soll. VeneschS Flotte entführt Budapest, 21. September. Gestern nachmittag wurde das tschecho-slowakische Don au-Patrouille »boot O. M. 21, das seinen Stand ort an der Sternsestung vor Komorn hatte, von seiner sudetendeutschen Besatzung auf das ungarische Ufer entführt. Die Mannschaft meldete sich sofort bet der ungarischen Grenzbchörde, die das tschechische Patrouillenboot mit Freuden in ihre Obhut nahm. Staatspolizei stiehlt Gol- uu- Stl-er Jglan, 21. September. Die tschechische Staatspolizei unter Führung des durch seinen Sadismus berüchtigten PolizeidirektorS Wiede mann, eines Tschechen mit deutschem Namen, nimmt seit einigen Tagen bet Haussuchungen alle» mit, was den Be- amten wertvoll scheint. In erster Linte haben st« e» auf Gold- und Silberaegenstände und aus Klei dung abgesehen. Di« BezirkSstelle der Sudetenbeutschen Partei ist vollkommen demoliert worben. Da» übriggebltebene Mobiliar wurde gestohlen. Sin Teil der Möbelstücke wurde in die Privat Wohnungen von GtaatSpolizetbeamten gebracht. Auch das Privateigentum des Personals, darunter Mäntel und Kleiber, wurde mitgenom men. Eine ähnliche Meldung kommt aus LandSkron, wo die tschechische Polizei sich in den Häusern der Deutschen einguartiert hat. Die Polizeibeamten stoßt» die Drohung aus, baß kein Deutscher die Sprachinsel von Jglai: lebend verkästen werbe, wenn erst einmal b«r Augenblick dc< Ausstande» gekommen sei. Ehernes Naturgesetz Es war 1920 ober 1921. Den feldgrauen Rock hatten wir soeben auSgezogcn und saßen als junge Studenten zusam- men mit einem Manne, zu dem wir ausblickten, der sich vom Sohne eines Bremer Hafenarbeiters emporgearbeitet hatte bis zum Universitütsprofestor, dem greisen Historiker Diet rich Schäfer. Auf die Tschccho-Slowakei kamen wir zu sprechen. „Dieser Staat wird nicht lange bestehen*, war seine Ansicht. „Noch nie haben die Tschechen bewiese», baß ihnen eine staatsbtldende Kraft innewohnt. Sie werben an dieser Aufgabe scheitern. ES ist ein ehernes Natur gesetz, daß man ein höheres Volk nicht unter ein niedere» stellen kann. Darauf wüsten wir unsere Hoffnungen grün den für die Deutschen tn Böhmen." Die Ansicht, die damals schon mancher einsichtige und weitblickende Deutsche vertrat, hat in den zwanzig Jahren des Bestehens des Mosaik-StaatcS ihre Berechtigung voll erwiesen. Es gibt Naturgesetze, deren sich nicht spotten läßt. DaS beginnt allmählich auch die englische und franzö sische Oeffentltchkeit einzuschen, die gerade in den letzte« Jahren die Tschechen verhätschelte. Jetzt müssen die Pariser und Londoner Zeitungen umlernen. Das, ihnen dies nicht leicht wird, ist verständlich. Wenn am Dienstag ein franzö sisches Blatt schrieb, daß man die jetzige Entwicklung nur mit „zum Tobe betrübter Seele" hinnehmen könne, wenn andere gefühlvoll darüber berichten, man habe den tschechi schen Gesandten weinend vom Quai d'Orsay kommen sehe« «nd er habe den Journalisten erklärt, sie sähen einen Man» vor sich, den man verurteilt habe, ohne ihn anzuhören, so muß man dieser Presse doch cntgegenhalten: wäre sie eher auf den Kern der Probleme cingegangcn, dann würde sie eS heute nicht nötig haben, ihren Lesern das Eingeständnis fak- scher Unterrichtung zu machen. Gerade die LtnkSkreife t« England und Frankreich sollten sich aber auch daran erin nern, daß sie eS waren, die einmal ganz anders über die Tschccho-Slowakei urteilten, als sic eS heute aus Abneigung gegen den Nationalsozialismus tun. Denn als die Sudeten deutschen 1919 gegen ihre Vergewaltigung protestierten, da sanden sie die lebhafte Unterstützung der Amsterdamer Internationale. Diese faßte am 2ü. April 1919 eine Ent schließung, in der es hieß, sie weigere sich, historische oder andere Ansprüche einer fremden Nation auf das Souveräni tätsrecht über einheitlich deutsch zusammengesetzte oder über solche Gebiete anzuerkenncn, die eine geographische Einheit mit deutsch sprechenden Gebieten bilden. Die englisch« Arbeiterpartei gar hat schon seinerzeit die Gefah ren vorauSgesagt, die Europa aus dem tschechischen Im perialismus entstehen würden. Henderson zum Beispiel warnte nachdrücklich vor der Auslieferung von Millionen von Deutschen an die Tschechen. So heißt eS denn auch tn einer parteiamtlichen Broschüre der Labourpartei von 1920, man habe den deutschen Gebieten der Tschecho-Slowaket durch Bestimmungen, die Deutschland blindlings annchmen mußte, das Recht auf Selbstbestimmung verweigert. Man müsse in dieser Brüskierung des VolkSwIllcns bas Entstehen eines neuen JrrrbentaproblemS scheu, das in seiner frte- dengefährdenben Wirkung noch stärker sei als das elsaß- lothringische der Vorkriegszeit. Daher müsse man auf diese Frage die Revtstonsbemtthungen konzentrieren und den deutschen Gebieten erlauben, über ihre politische Zukunft selbst zu bestimmen. ES könnte nichts schaden, wenn sich die englischen und französischen Bolksfrontkretse heute auch daran erinnern würden, daß eS 1919 die deutschen Sozial demokraten des SubetenlandeS waren, die zu riesigen Protestkundgebungen dagegen ausfordertcn, die deutsche Be völkerung unter tschechische Herrschaft zu pressen. Allerdings mußte erst der Nationalsozialismus tn Deutschland seine Herrschaft antreten, ehe eine Macht vorhanden war, die den nötigen Rückhalt bot, um dtc Verwandlung von Unrecht tn Recht anzubahnen. Die Besinnung auf den eigenen ursprünglichen Stand punkt würbe eS den Sozialisten in England und Frankreich erleichtern, wieder abseits des Prager PropaganbanebelS einen klaren Blick dafür zu bekommen, was wahre Demo kratie ist und was nicht. Dann dürste es bet ihnen däm mern, daß niemals ein erbärmlicherer und vcrlogenerer Mißbrauch mit diesem Begriff getrieben worden ist wie sei tens der Prager Negierung. Wir brauchen gar nicht allein die Sudetenbeutschen als Beispiel heranzuziehcn, denn die Tschecho-Slowaket hat sich ihren übrige» ntchttschechtsche» Volksgruppen gegenüber nicht anders verhalten. Zwanzig Jahre tschechischer Verwaltung sind nichts anderes als zwanzig Jahre der Entrechtung. In allen Einzelmaßnah- men prägt sich das aus. Den Slowaken zum Beispiel, die an sich sprachlich mit den Tschechen verwandt sind, di« jedoch dadurch, daß sie seit Beginn beS 11. Jahrhundert» im Verbände beS ungarischen Staates gelebt haben, ihr Gepräge erhielten, wurden weit über achtzigtausenb tschechische Lehrer, Beamte und Gendarmen vor die Nase gesetzt, die sie i« Sinne be» Prager Zentralismus bedrückten. Die ungarische Jugend wurde nicht minder darin gehindert, in Staats stellungen zu gelangen. Ja, man suchte überhaupt zu unter-
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