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Dresdner neueste Nachrichten : 11.07.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193507117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-07
- Tag1935-07-11
- Monat1935-07
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 11.07.1935
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Dieser Ausjchnst hat am Dienstag seine Beratungen ans unbestimmte Heil nntcrbrvchc», da keine Einigung zwischen den Vertretern Abessiniens und Italien.' zu erzielen war. Die Beratungen des Schcvcningcr Schlichtungs ausschusses galten nur einer Tcilsrage des grasten italienisch-abessinischen Konflikts, nämlich dem Zwi- schcnsali vvn Ual-llal, der seinerzeit den akuten Anlast zum Zulammeustost zwischen beiden Ländern gab. Ter Völkcrbnndsrat Halle vvr einigen Monaten den Ansschnst eingesetzt, nm jenen Zwischen fall zu klären. Versuche, die Ausgabe des Lchlichinngs- ausschnsscs zu erweitern, wurden von Italien ab gelehnt. Ter Abbruch der Verhandlungen erfolgte, weil die Italiener dagegen Verwahrung cinlegtcn, das, der französische Völkerrechtler, Professor Ic-ze, der als Vertreter Abessiniens austrat, in seinem Plaidoncr von der Voraussetzung ausging, dast Ual-Ual abessi nisches Gebiet sei. Die Italiener weigerten sich aber, Uber die Frage des Besitzstandes und der Grenzziehung zu verhandeln nnd verlangten, dast lediglich über den Zwischcnsall al» solchen gesprochen würde. Daraufhin erklärte der Vertreter Abessiniens, dast ihm dadurch zu starke Beschränkungen auscrlcgt würden, und dast er unlcr solchen Umständen nicht plaidouicrcn könne. Eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Nach den Bestimmungen, die der Völtcrbundsral bei Einsetzung dbs Schlichlungsansschnsscs tras, müssen die vier Schiedsrichter sür den Fall, dast sic sich nicht einigen, vvr dem 27>. Juli e i n u c u t r a l c s s ü n s t e s Mitglied hinzuwählen. Diese Notwendigkeit ist nuumehr eingclretcn. Gelingt cs -en Schiedsrichtern nicht, sich vor dem 27>. Juli ans ein fünftes Mitglied zu einigen, so must der Völkerbunds rat znsammentreteu, um diese Wahl vorzuuehmen. Mau wird nach den vorliegenden Meldungen in England alles tun, um eine Bemühung des Völker bundes im jetzigen Augenblick zu vermeiden. Man möchte in London die Ncslorganisation des Völker bundes unter allen Umstände» erhalten, weist aber, dast man vielleicht die gesamte Existenz der Genfer Liga aufs Spiel setzt, wenn man ihn angesichts der Haltung Italiens zu sehr in den Vordergrund schiebt. Ein neuer Beweis übrigens für die Handlungsunfähigkeit dieser Institution in allen bedeutenden politischen Fragen. Im grasten und ganzen gesehen hat der Zwischen fall von Ual-Ual und der zu seiner Klärung eingesetzte Schlichtungsausschnk in Scheveningen an gesichts der seitdem cingetretcnen allgemeinen Entwick lung natürlich nur noch eine ziemlich akademische Be deutung. Man bemüht sich also, die Schcveningcr Panne als gar nicht so bedeutsam hinzustellen. Unter dessen ist man in London wie in Paris nnd Rom eifrig an der Arbeit, nm doch noch einen Ausweg a»S der Krisis zu finden. Wieweit die Kosten dieses Ausweges von Abessinien getragen werden müssen, labt sich im Augenblick noch nicht sagen. Die Maßnahmen für -en 14. Zull Telegramm unsres Korrespondenten ». Paris, 10. Juli Die französische Regierung hat gestern in ihrem Mtntslcrrat „alle erforderlichen Mastnahmen ge troffen, nm für die Feier des Nationalfesteü am 11. Juli die Ordnung nnd die Würde slcherzustcllen". Die Ordnungsmastnahmen werden im einzelnen jedoch nicht mitgeteilt. Gleichzeitig wurde von der Negierung gelegentlich der Nationalfeier eine Reihe von Orden und Ehren zeichen verteilt. Dem bekannten Wissenschaftler Louis Lu Mio re, der sich besonders durch seine Er findungen in der Farbcnphotographie und im Film einen Namen gemacht hat, wurde das Grostkrcuz der Ehrenlegion verliehen. 233:4 * Brünn Mährens, 1l>. Juli In diesen Tagen wurde» in Mährisch-Wcistkirchen 27,0 junge Offiziere ausgcmustert. Von diesen waren 283 tschechischer, 10 slowakischer, einer ruthenifcher, einer polnischer, einer russischer und nur vier deutscher Nationalität. Dabei steht sest, dast jeder fünfte tschechoslowakische Soldat Sudetcndcutscher ist. Wurden früher alljährlich Hundertp^unger sudetcn deutscher Leutnants seder Truppengatlung ausge mustert, so sind es jetzt kaum zehn Snbrtcndentsche, die zu Berufsoffizieren in der gesamten Tschechoslowakei ausgebildet werden. Abnahme um 142 000 Oie r »Millionen-Grenze nunmehr erheblich unterschritten X Berlin, 1V. Juli Obwohl im Juni die Antricbsmomcntc für den Arbeitseinsatz nicht mehr stark zu sein pflegen, weil die Versorgung der Austenberuse mit Arbeitskräften schon in den vorhergehenden Monaten im wesentlichen durchgeführt ist und der zusätzliche Krästcbcdars der Landwirtschast sür die Ernte im allgemeinen erst später sühlbar wird, brachte der Juni dieses Jahres im Ge gensatz zu der Entwicklung in de» Vorjahren eine k r ä s t i g c A b n a h m c d c r A r b e i t s l o s e n. Ihre Zahl ging weiter um 112 »Nl> aus 1 877 lillll zu rück. Im Vorjahre brachten die Monate Mai upd Juni nur eine Entlastung um stlllMll bzw. 48 VON Ar beitslose, das heistt, zusammen kamen in diesen beiden Monaten 128 0110 Arbeitslose bei den Arbeitsämtern in Abgang, während in diesem Jahre im gleichen Zeit, raum die Arbeitslosigkeit um 37,0 000 zurückging. Bei der geringeren Ausnahmesähigkeit der Anstcn- bcrujc ist der diesjährige stärkere Rückgang über- wiegend ans die m i r l s ch a s I l i ch c Belebung der mehr von dem K o n j u n k t u r a b l a n s abhän gig e n B e r n j s g r uppc n zuriickzusuhren. So hat in der Iahresspannc vom 30 Juni 1031 bis znm 30. Juni >03.1 die Arbeitslosigkeit in den Attstcnbcrnscn »nr um 107, Olin, iu den andern Berufsgrnppcn hin gegen nm rnnd 430 000 abgenvmmen. Am Rückgang der Arbeitslosigkeit waren — wie im Vormonat — alle Bezirke und fast alle Berufs gruppen beteiligt Den stärksten Rückgang hatte mit .'1400 der Landesarbcilsamtsbczirk Rheinland. Es folgen Brandenburg mit einer Abnahme von 20iist0, Lachsen von 17,400, Mitteldeutschland von 14000 nnd Nordmark von rnnd 13 000. Um den Bedarf an Arbeitskräften besonders für die Landwirtschaft sichcrzustellcn, wurde» die No 1 - st andsarbeit e n weitereingc i ch rä n k t. Die Zahl der von der Reichsanstall gesördcrlen Notstands arbeiter ging um 44 000 ans 203 000 zurück. Sic lieg! damit nm mehr als 400 000 unlcr dem Höchststand vvn rund 030000 Nvistandsarbeitcrn, die Ende März 1031 beschäftigt worden sind. Es ist also in hervorragendem Maste gelungen, die Zahl der zusätzlich beschäftigten Volksgenossen bei gleichzeitig weiterer erheblicher Lenlung der Arbeite loscnzahl planmästig herab- zudrückcn und die mit staatlichen Mitteln geförderte A i beit durch A rbcit in der freien Wiri - schäft zu ersetzen. Mit dem weiteren Sinken der Arbcitsloicnzahl haben auch die Unter st ii y u n g s e i n r i ch t u n g c n eine entsprechende Entlastung erfahren. Insgesamt wurden in den drei Untcrstiivuugscinrichiiingcn Ende Juni 1037, rnnd 1 388 000 Unterstützte gezählt, während Ende Mai rnnd 1 48.'000 Personen in Unterstützung standen. Die Unterstützungseinrichtnngen sind dem nach im Bcrichtszeitpunkt von rnnd !U ooo Personen weniger in Anspruch genommen worden als im Vor monat. Römisches Angebot an London Offiziöser Artikel -es »Giornale -'Italia" — Garantien für -ie Wasser -es Tanasees Zusammenarbeit in Ostafrika Telegramm unsres Korrespondenten 'S' Rom, 10. Juli Da die politischen Kreise Roms den Eindruck ge wonnen haben, dast die britische Regierung den Plan ausgcgcbcn hat, mit Hilfe des Völkerbundes Italiens Plänen in Abessinien cntgegcnzulrctcn, stellt das dem Palazzo Ehigi nahestehende „Giornalc d I talia" im Hinblick aus die heutige englische MinisterratS- sitzung und die Untcrhausdebaltc vom kommenden Donnerstag vier Punkte ans, die cS den Engländern „zur Erwägung" anhcimstcllt. Diese vier Punkte, die der Chefredakteur Virginia Gayda in ruhigem Ton, der von den änsterst lebhaften italienischen Presse artikeln der letzten Tage stark absticht, ausstcllt, kön nen als erste Versuche zu einer Ilebcrwindung der italienisch-britischen Spannung bewertet werden. Es ist nicht das erstemal, dast sich der Palazzo Ehigi des „Giornalc d'Jtalia" zur Klär rung der politischen Lage bedient, und GaudaS Aus führungen beanspruchen daher gerade im gegen wärtigen Augenblick besondere Beachtung. Ganda er klärt zunächst, dast der Gedanke, den Völkerbund gegen Italien auftrctcn zu lgssen, offensichtlich von England ansgcoeben werde und dast cs „mehr als vernünftig" wäre, ihn gauz fallen zu lassen. Damit sei der Weg frei, um sich mit England direkt und unter auSschlicstlichcr Berücksichtigung der beiderseitigen Interessen ins Einvernehmen zu setzen. Er führt also unter Punkt 2 uns, dast cs sich im Kon flikt mit England gar nicht um Völkcrbnndsgrund- säbc handle, sondern nm den britischen Imperialismus. England sei schon „Herrin der halben Welt" und nenne bei einer kaum.viel gröstercn Hcimatbcvölkcrung als Italien einen unendlich grasten Kolonialbesitz sein eigen. Gauda redet den englischen Ministern gut zu, „aus deu imperialistischen Wegen im Namen der Ge rechtigkeit cinzuhalten und wenigstens die Straffe» Italiens nicht zu kreuzen." Drittens geht er ans einen Artikel der „Times" ein, in dem das angesehene Londoner Blatt die Sorge ausspricht, dast Italien, ein mal im Besitz Abessiniens, Herrin der Wasser des Tanasees würde, die die Baumwollkulturen Aegyptens und des Sudans benüisser». Das „Giornale d'Jtalia" greift d en Gesichtspunkt aus und versichert den Englän. der», daff Italien in Addis Abeba keine Gefahr für die britischen Interessen sein würde. Gauda zählt zahlreiche Beispiele italienischer Unterstützung der eng lischen Politik in Ostasrika aus und bemüht sich, den Engländern klarzumachcn, dast Italien an Stelle Abessiniens der geeignete Nawbar sür die britischen Besitzungen wäre. „Niemand denkt daran", so ver sichert er, „an die Wasser des Tanasees zu rühren." Deutlich spricht das „Giornalc d'Jtalia" den Wunsch nach kolonialer Zusammenarbeit mit den Worten aus: „Die Zusammenarbeit der Grostmächtc in Afrika muh gesucht und verwirklicht werden. Ohne sic werden alle kolonialen Besitzungen aller Groffmächie ausnahmslos zu unbekannten Gröstcn." Unter Punkt 4 erklärt Gayda, dast die Zusammen arbeit der Grostmächtc von Stresa sich auch in Europa nur dann ermöglichen lasse, wenn diese drei Staaten auch in Afrika gemeinsame Wege gingen. Unter Vermeidung jeder Polemik enthält also dieser Satz der „Giornale d'Jtalia" nicht mehr und nicht weniger als ein i t a l i e n i s ch c s A n g c b o t an England, gemeinsam die Abgrenzung der Interessensphären In Ostasrika zu besprechen und freundschaftlich zusam- mcnzuarbciten, ein Angebot, das allerdings erst ge macht werden könnte und nur wirksam werden kann, wenn England auf jede Heranziehung des Völker« bundcs in der ostasrikanischcn Angelegenheit verzichtet. Ruhige Seurteilung in Addi- Adeda X Addis Abeba, 10. Juli. (Durch Funkspruch.j Entgegen verschiedenen in Umlauf gesetzten Nach richten, -wonach sich die Lage an den abessinischen Grenzen so verschärft habe, bah man in Addis Abeba beinahe stündlich mit der Erösfnung der Feindselig keiten durch Italien rechne, kann sestgestellt werden, dah hier von solchen unmittelbar be vorstehenden militärischen Absichten Itali« nS nichts bekannt ist. SS sei nichts ein getreten, was die Lag« plötzlich verändert habe. Dah diese als sehr ernst angesehen «erden müsse, und seit langem .gewisser Borsichtsmahnahme» beditrse, sei bekaunt-E (Siehe auch die Prellungen auf Seite -) Gefahren sür Europa L)aS Lpiel um die Habsburger Von unsrer Berliner Schristleitung I'. Berlin, 10. Juli Heute wird der österreichische Bundestag sich mit der Vorlage der Regierung über die Aushebung des sogenannicn Habsburger - Gesetzes bcschäitigen. Mit andern Worten: er wird diese Vorlage gutheiffcu und ihr damit endgültig Gesetzeskraft geben. Aus diese Weise wird die Aktion, die die Wiener Bundesregie rung mit ihrem Bcschluff in der verflossenen Woche ein geleitet hatte, nach ihrer formalen Leite hin abge schlossen sein. Tic berufenen Lprechcr des Kabinetts Lchuschnigg haben sich inzwischen weiter bemüht, einen Zusammenhang zwischen dem neuen Gesetz, das den Habsburger» das Vermögen zurückgibt und ihrs Rück kehr nach Oesterreich erlaubt, und einer habsburgischen Restauration zu bestreiten. Aber schon das Ver halten der Regierungen der Kleinen Entente zeigt, dast ihr Vertrauen in diese Zusicherung nicht allzu groff ist. Zumindest bemühen sich die LtaatS- männcr der Kleinen Entente in Reden und vorberei tenden Maffnahmeu, der österreichischen Regierung klarznmachen, dast die Wiedererrichtung des Habs burger-Thrones, wenn üc „doch" ersolgen sollte, als ein änsterst ernstes Ereignis angesehen und dem- entsprechend behandelt würde. Wir haben keine Veranlassung und keine Neigung, uns iu innenösterrcichiichc Angelegenheiten cin- zumcngcn. Allein das Echo, das der Aushebung der Habsburger-Gesetze in ganz Europa, vor allem aber im Lüdosteu des Erdteils folgte, beweist, daff cs sich hier gar nicht nm eine innenösterrcichische, sondern um eine a u st c n p o l i t i s ch e Frage von entscheidender Be deutung und größtem Wirkungstreis handelt. Wir leben in einer Zeit, in der, soweit die europäischen Fragen allein in Betracht kommen, die ersten crsolh- verivrechenden Anzeichen einer Beruhigung und einer fortschreitenden Fricdenssichcrung zu spüren sind. Tiele Anzeichen bcdürscn vorsichtigster Behandlung und be hutsamster Pflege. Jede neue Unruhe must das Werk des Friedens stören, dessen Vollendung nicht zuletzt durch die von aufrichtiger Verständigungsbereitschaft getragene Politik der Rcichsrcgicrung gefördert wird. Tic Wiederkehr der Habsburger würde aber ohne Zweifel eine Oucllc neuer Unruheu werden. Ja, ein solches Ereignis trägt die grvffc Gcsabr schwerer, vielleicht logar kriegerischer Konflikte in sich. Und diese Entwicklung würde nicht nur die unmittel bar beteiligten, sondern sämtliche Mächte in Mit- leidcnschast ziehen. Tas alles wird nicht von ungefähr gesagt. Neber die Folgen habsburgischer Ncstauraiionsveriuche hat uns die Nachkriegszeit sehr trübe Erfahrungen ge bracht. Wir denken vor allem an die beiden Putsch versuche, mit denen der ehemalige Kaiser Karl, der letzte Herrscher aus dem Thron der Toppelmonarchic, im April und im Oktober 1022 sich der ungarischen Königswürde zu bemächtigen suchte. Nur mit knapper Not wurde damals das schlimmste, ein neuer Krieg in Europa, verhütet. Seit dieser Zeit wissen wir auch, dast Misttraucn gegen Versprechungen der Habs burger selbst und der habsburgischen Legitimisten nicht unberechtigt ist. Karl hatte ja vor den Putschen der Schweizer Bundesregierung feierlich gelobt, sein Exil in der Schweiz nicht zu verlassen . . . Man darf nicht übersehen, dast neben den Mächten der Kleinen Entente, den entschiedensten, zum Acustcrstcn entschlossenen Gegnern der habsburgischen Pläne, auch Ungarn mit allen Kräften gegen die Restauration sich wendet. Im Budapester Parlament zählt nur ein verschwindend kleiner Teil der Abgcord- uctcn zu den Anhängern des Hauses Habsburg. Die überwiegende, erdrückende Mehrheit unlcr GömböS ist wohl monarchisch gesonnen — sie bekennt sich zur Idee der freien Köuigswahl —, lehnt aber die Wiederkehr eines Habsburgers als Toppclmonarch in Wien und Budapest unbedingt ab. Mussolini hat sich in den letzten Wochen nicht von neuem zu der habsburgischen Frage gcäustert. DaS mag zum Teil daran liegen, dast er im Augenblick mit Dingen beschäftigt ist, die für ihn wichtiger sind. Aber auch der Duce hat schon wiederholt den Rcstaurationspolitikcrn unmiffvcrständ- lich abgewinkt. Die Wiederkehr der Habsburger — das must ohne Scheu ausgesprochen werden — wäre eine uvmittcl- bare Gefährdung -eö europäischen Friedens. Wir wissen, daff gerade im Südostcn dieser Friede am empfindlichsten ist und am leichtesten zu verwunden. Ans diese Gefährdung hinzuweisen und vor über eilten Entschlüssen und^andlnngen zu warnen, sind- in dieser Stunde alle Wkationen berechtigt, ja vcr- 4>slichtet, die mit ihrer gtylzeu Krast arr der Erhaltung
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