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Dresdner neueste Nachrichten : 01.09.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193509012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-09
- Tag1935-09-01
- Monat1935-09
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 01.09.1935
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iroms" Sonntag, 1. September 1S3S Nr. 204 43. Jahrgang «n. vai« Dresdner Neueste Na B«,ogs»r«!^ Ü,'L« 2,00IM. Handels« und InbuKrie'Zeiiu^kßsuib' Ha,bm-mail.r,Ot>NM. Pestbezug monaÜ.-MNM.eioschl.4,Npf.Posig-bühc-a * ^Y» Vftztz ' «L' lohn« ZusteNung-grbühr). Kmizbaudsendungen: Für dl, Woche E AM. Einzelnummer 15 M, außerhalb Sn>ß.o^b.n« 20 Aps. Schrlstleltvng. Verlas uod SauptgeschWfielle: VreSdkN'A^ Zerdlnandstrak^ sUb Postanschrift: Dresden««.i. voftfach * Fernruf: Ortsverkehr Sammelnummer 24601, Fernverkehr 27S81-27VSZ * Telegr.: Neueste Dresden«Berliner Sch^ Postscheck: VreSden 2000 - NIchlverlangt« Einsendungen ohne Nlickpocko werden weder zurückgesandt noch aufbewahrt. - 2m Falle höherer Gewalt ober ÄetrlebMrung haben unsre Äezle Neue Wendung im MWenkonM Laval vermittelt nicht mehr - Große Manöver in der Lüneburger Heide - Erklärung der Kleinen Entente gegen die Habsburger Mühe für Ziffer« nzeigenpreisliste Nr. 4 gültig. _ ..., klastr.4«; Fernruf:KurfürstYZ61-SZ66 auf Nachlieferung oder Erstattung de« enffpeechenben Entgell« ^/Oki Moires- n öu°v Angelsächsisches Oelmonopol Sin neuer Gchachzug Abessiniens - Sieht England hinter der prioatgesellschast? Telegramm unsres Korrespondenten ^.London, 81. August Der abessinische Konslikt hat, wie heute morgen zwei bedeutende englische Blätter — »Daily RewS Chronicle" «ud „Daily Telegraph" — berichten, eine überraschende Wendung ersahren, deren Auswirkungen im Augenblick noch nicht zu übersehen sind. Im Laufe bcS gestrigen Tages hat der abessinische Herrscher einer englisch-amerika nischen Privatgesellschaft die ansschliehlichcn Rechte zur Ocl- und Mincralicugcwin, nnng sowie der Gewinnung aller natürlichen Bodcnschäfta in einem Gebiete, das säst drei Viertel dcS gesamten abessinischen Staates umfasst, zngcstandcn. Eine amtliche Bestätigung dieser sensationellen Nachrichten war bis zur Stunde nicht zu erreichen. Die Londoner italienische Botschaft, die in den heutigen frühe» Morgenstunden von privater Seite unterrichtet wurde, hat sich unverzüglich mit Rom in Verbindung gesetzt. Es bleibt abzowartcn, was die englische Regierung zu diesen Meldungen sagen wird. Zunächst ist nicht mehr vorhanden als der Vertrag des Regus mit einer privaten AusbentungSgcscllschast. Da der Rcgus bekanntlich niemals den englisch«französisch - italienischen Vertrag von ISNS, der Abessinien in drei Jntereffcnsphären austcilt, anerkannt hat, kann man ihm auch nicht vorwersen, diesen Vertrag verletzt zu haben. Anders liegt die Sache aber, falls die cuglischc Regierung sich hinter die dem auglo-amcrikanische« Syndikat gewährte Konzession stellen sollte. Es würde dann nicht nur eine Verletzung des Vertrages von ISSN, sondern höchstwahrscheinlich auch ein Bruch der englisch-italienische» Abmachungen von 1883 in Krage kommen. lVgl. auch die ausführliche Meldung auf Seite 2> Laval Ml die Vermittlung ein Telegramm unsres Korrespondenten N. Paris, 81. August Die diplomatischen Lchlichtungsverhand- lungen des Quai d'Orsay im abessinischen Streit, fall sind gestern zum Still st and gekommen. Am Quai d'Orsay wurde gestern abend erklärt, datz die französische Diplomatie „vorläufig keinerlei Initiative mehr ergreifen werde". Bis kommenden Montag, also bis zum Besuch des eng, lischen LordsiegclbcwahrcrS Eden in Paris, seien keinerlei Verhandlungen mehr vorgesehen. Infolgedessen hat die groftc Pariser Presse heute morgen die Abcssiiicnsrage aus dem Kreis ihrer poli tischen Betrachtungen Io ziemlich gestrichen. Im „Echo de Paris" findet sich ein Angriff auf England. DaS Blatt erklärt, „die wahre» Gründe der hart näckigen Opposition Englands gegen Italic» seien nun enthüllt" und verweist ans die Nachrichten über die M o n v p o l k o n z e s s i o n für alle Boden schätze Abessiniens an eine angelsächsische Ge sellschaft. Das „bedeute praktisch die Einrichtung eines englischen Protektorats". lieber die Sti m inunh am Quai d'Orsay macht heute nur Krau TabvuiS im „Oeuvre" einige magere Angaben. Sie bestätigt die „ticke Entmuti- gung'^LavalS angesichts der Tatsache, da» Italien etwa Mitt« September seine Operationen gegen Abes sinien beginnen werde. Aber, „nm sein Gewissen zu beruhigen", habe Laval in der letzten Unterredung mit dem italienischen Botschafter »och einmal den Ratschlag wiederholt, Italien solle sich wenig stens an die Prozedur des Artikels 1ö halten, die ihm die Möglichkeit gebe, nach einer Krist von drei Monaten den „legalen Krieg" gegen Abes sinien zu beginnen. Er soll sogar, wie Krau TabouiS behauptet, daraus hingewicse» haben, da» „das gute Recht ans der Seite Abessiniens sei". Italien müsse sich daraus gesaut machen, da» seine Anklagen gegen Abessinien in Gens nicht ohne weiteres gebilligt werden könnten. Wenn beispielsweise England die Vorschläge vcr- öfsentliche, die cs Italien auf der Pariser Dreicr- konsereuz gemacht habe, werde die italienische These „einsach ruiniert" sei», denn cs werde daun vor aller Angen klar liegen, da» Italien das abgclchnt habe, was andre Grosnnächte erst nach langen Mühen er reicht hätten. Auch müsse sich Italien daraus geiaht machen, dass der Völkerbund ihm eine c r n st c W a r n n n g iv c r d c z u k o in men lasse n, was allerdings nicht als ein feindseliger Akt ange sehen werden dürfe, denn durch seinen Eintritt in den Völkerbund habe Italien sich verpflichtet, selbst Sanktionen nicht als feindselige Handlungen auszu fassen. Frau Tabouts glaubt schlicftlich, erklären zu können, dah letzten Endes Frankreich mit England Hand in Hand gehen in ii s s e. Tas liege setzt in der Logik der Dinge,' aber Frankreich werde von England doch wenigstens die Zusicherung fordern, dah „wenn jetzt noch einmal eine ähnliche Verletzung des Völkerbundes in Europa borkommcn sollte, England seine Verpflichtungen in der gleichen Weise wie beute erfüllt." Beschlüsse der Kleinen Entenie Telegramm unsres Korrespondenten v. Bled, 81. August Die Erklärung über die Ergebnisse der Konferenz der Kleinen Entente, die gestern abend bckanntgegcbcn wurde, war insofern eine Ucbcrraschung, als sich die Kleine Entente hier in einer unerwarteten Schärfe gegen das Haus Habsburg als Herrscher in irgendeinem Staate in Europa a»S« spricht. Damit wendet sich die Kleine Entente also nicht nur gegen die Thronbesteigung Ottos von Habs burg in Oesterreich, sondern auch gegen jeden even tuellen König Ungarns aus der habsburgischen Familie. Mit dieser Stellungnahme in der habsbur gischen Frage hat ohne Zweiscl Jugoslawien einen groben Erfolg errungen. Denn es ist kein Geheimnis, daß Benesch geneigt war, in der habsburgischen Krage eine «eutgsr deutliche und klarö Haltung etnzunehmey. , Den Donaupakt hat mait mehr dilatorisch be handelt, Er sdll Objekt einer sehr sorgsamen Unter. suchung der Politik der drei Ententestaaten bleiben. Sein Abschluft sei notwendig zur Zusammenarbeit der Kleinen Entente einerseits und Oesterreichs und Un garns anderseits. Die Kleine Entente sicht ferner i» einem Donaupakt die beste Grundlage srennblichcr und friedlicher Beziehungen zwischen der Kleinen Entente, Italien und Deutschland. Kür den Kall eines Zugeständnisses in der A n s r ü st n n g in Oester, reich und Ungarn werden konkrete Sicherheiten verlangt. Sehr beachtet wird cs, dah über die Stellung zu S o w j c t r u ft l a n d in der amtlichen Erklärung nichts enthalten ist. Ob die Gerüchte zutreffend sind, die wissen wollen, daft Jugoslawien nicht mehr so hart näckigen Widerstand gegen die Anerkennung Moskaus leiste, bleicht abziiwartcn. Im abessinischen Konslikt, der natürlich auch besprochen wurde, scheinen die Meinungen innerhalb der Kleinen Entente geteilt zu sein. Unter französischem Einsluft scheint die Tschechoslowakei eine Stellungnahme gegen den eng- lischen Druck aus Italien zu wünschen, während Bel- grad sich von jeder Festlegung scrnhaltcn will, weil es gelassen allen Möglichkeiten zulchen kann. Denn so- lange Italien die abessinische Angelegenheit nicht end- gültig bereinigt hat, kommt es ernstlich für keine Aktion gegen Jugoslawien in Krag«, Von Sonntag zu Sonntag Was im Ausland geschah - Ein Querschnitt durch die Weltpolitik der Woche ölpotitik im Hintergrund Und hinter allem das Ocl! Ist das die Lösung der Frage, warum Abessinien so heift um stritten ist, warum England so hartnäckig einer Allein herrschaft Italiens in diesem Erdwinkel widerstrebt'? Sprechen vielleicht nicht nur politische, sondern auch sehr bedeutsame wirtschaftliche Gründe dagegen? Aus Addis Abeba kommt heute morgen die Nachricht, daft die abessinische Regierung einer angloamerikanischen Privatgescllschast c i n e R i e s e n k o n z c s s i o n in Ost abessinien gewährt hat, die ihr ein Monopol für alle Schurs- und Bohrrechte gibt. Diese Konzession liegt gerade in den abessinischen Landes teilen. die Italien zu besiedeln wünscht, die es als Roh- stossanellcn sür sich anszubeuten gedenkt. Tic Erschliehnng dieser neu scstgcstellten Oelfeldcr soll schon in allernächster Zeit beginnen, und die Ge sellschaft plant den Bau einer Röhrenlinie von Abes sinien bis zum Hasen Zaila in Pritisch-Somaliland. Sind wir damit dem Geheimnis aus der Spur, was hinter jenem etwas mysteriösen Angebot Edens steckt, der Abessinien, falls cs gewisse Zugeständnisse an Italien machen wolle, einen Streifen Landes in Britisch-Svmaliland geben wollte, der eben in jenem Hasen Zaila enden sollte. Plant England mit dem Ban einer solchen Röhrcnlinie ein Gegenstück zu der graften Nöhrcnlinie, die das mesopotamische Oel nach Haifa an die M i t t c l in e c r k ü st e bringt? Tie abessinische Konzession wirst viele Fragen aus, die zur Stunde noch nickt beantwortet werden können. Tie Meldungen ans Addis Abeba haben sich aber be stätigt, die Konzession wurde tatsächlich gewährt. Es sieht jedoch noch nicht fest, wer hinter der neuen Ge sellschaft steht. Man weih auch noch nicht, wie Italien die Nachricht ausnchincn wird. Italien wird marschieren Eine Acndcrung der Beschlüsse Roms ist kaum zu erwarten. Tenn eines ist in dieser Woche klar ge worden: Italien wird marschieren. Mit Gens oder ohne Genf oder gegen Gens. Aber marschiert wird! Tie italienische Tclcgation wird am 4. Sep tember in Genf erscheinen und eine umfangreiche An klageschrift gegen Abessinien vorlcgen, die angeblich schlüssig beweisen soll, daft Abessinien der Angreifer ist und nicht Italien. Soweit ist Mussolini also dem eng lischen' Wunsche entgcgcngetommen: er hat sich im Gegensatz zu seiner früheren Haltung damit einver standen erklärt, daft der Völkerbund die italienisch abessinische Gcsamtsragc und nicht nur den Zwischenfall von Ualual bespricht. Aber wenn Italien auch das Spiel in Gens zunächst mitspielcn will, so erhebt sich sofort die neue Frage: Wie weit wird sich Italien an irgendwelche Beschlüsse der Genfer Verhandlungen halten? Wie weit können überhaupt Völkerbunds entschlüsse Italien zusricdcnstellcn? Mussolini hat diese Fragen im voraus beantwortet: Sollten irgend welche Sanktionen beschlossen werden, so wird Italien sic als feindseligen Akt ausfassen, und damit wäre aus dem abessinisch-italienischen Kolonialkonslikt ein Welt- konslikt geworden. Einen solchen Konslikt möchte man aber, wenn es irgendwie geht, in London und auch in Paris vermeiden. Tas weift man in Rom, und darin besteht die Stärke der Stellung Mussolinis. In Lon don möchte man das Gesicht des Völkerbundes wahren, schon darum, weil sür das Weltreich, zu dessen Lufterer Verteidigungslinie das BölkerbundSsystem gehört, un endlich viel auf dem Spiele steht und die ver gangenen Jahre der Versäumnisse aus dem Gebiete der L u s t r ii st n n g e » schwer einzu ho len sinb. Tas englische Kabinett ist in einer mehr als schwierigen Lage. Ans der einen Seite steht der harte Wille Mussolinis—auf der andern der des Weltreiches. Noch scheut man in London vor d e m M a r s ch i n s U n g e w i s s c. W c l ch e r W i l l e w > rdnun härter und längersein: der des Römers oder der des Briten? Sind Frankreichs Hände gebunden? Frankreich wieder schaut in erster Linie nach Deutschland, und die törichte Furcht vor diesem Deutschland bestimmt alle seine Entschlüsse. Die fran zösische Diplomatie sucht Zeit zu gewinnen, und die französische Presse hatte in den letzten Tagen die un dankbare Ausgabe, ihren Lesern immer erneut zu be weisen, daft Bölkcrbundssankiionen zwar an sich gut und richtig sind svor allem, wenn sie gegen Deutsch, land angewendet werden), aber daft im gegebenen Falle^doch alles noch „viel zu unklar" und die Frage der Sanktionen nach der Völkcrbundsprozcdur „noch gar nicht akut" sei. Man könne noch warten und müsse alle „überstürzten" Beschlüsse vermeiden. Wieweit ist dieses in England schon sehr übel ver merkte zögern nur der Ausdruck der Tatsache, daft Fr ankr ei ch s H ä u de schon gebunden sind? Laval bei seiner Znsammcnkunst mit Munolini zu Ansang dieses Jahres Italien ver- ivrvchcn'. Mussolini sprach sich jn seinem Interview mit Ward P»jxe darüber ziemlich unklar aus. Laval >kde Bindung Frankreichs an die römische Politik geleugnet. Aber was hat nun eigentlich im Palazzo Venezia Mussolini von Laval zngciagt be kommen? Diese Frage wird in Paris von der Oppo sition immer lauter gestellt. In französischen Regstz- ningekreiien verbuchte man cs zunächst als einen Erfolg, da» Italien überhaupt nach Gens zu kommen der „Temps" trat dieser Tage in einem ossiziöicn Artikel dafür ein, daft man ihm jetzt cnt- gcgenkvmmen und „seine gereckten Wünsche ersüllen" tz^iirUch „unter Aufrechterhaltung der abei- siniichen Unabhängigkeit." -Eine etwas rauhe Polizeiaktion" Man suchte die ganze Woche hindurch bis zum gestrigen Freitag, wo man diese Bemühungen vor läufig ansgab, ein „Arrangement" zu finden. Man riet den Engländern, das italienische Material anzu erkennen und den Italienern Gelegenheit zu einer „groftcn Polizeiaktion", zu einer „oyointion cko polieo, un pou rucke" („einer ein wenig rauhen Polizei aktion"), wie sich Wladimir d'Orincsson im „Figaro" ausdrücklc. Aus deutsch: Mussolinis Wünsche sollen erfüllt werden, aber gleichzeitig sollen Italien Grenzen gesetzt werden, damit Frankreichs Stellung in Europa durch eine weitere Ausdehnung des Konflikts nicht be rührt wird. Alles das nennt man im „TcmpS": „ge wissenhafte Pflichterfüllung des Völkerbundes." Ein widerliches, ekelhaftes Spiel. InRo in geht man begeistert und mit südländisch etwas lautem Elan nach Genf, in Frankreich zynisch, etwas müde und skeptisch, in London mit einer groften Tasche voll Moral. Hinter allem stehen kälteste Berechnungen, realste Interessen und auftcr- ordentlich gesunde Bcsitzinstinkte. Tie Welt ist durch den Völkerbund kein Fricdensparadics geworden, sie ist immer noch ein Dschungel, in dem nur der über leben kann, der sich am besten zu wehren weift und seine geistigen Gaben am klügsten anzuwendcn versteht. Es gibt Völker, die den Glauben haben, sie könnten ans das Betreten dieses Dschungels verzichten, sie könnten sich „isolieren", sic brauchten um die euro päischen Konflikte sich nicht zu kümmern. Dazu ge hören zur Zeit die Amerikaner, die eine absolute Neutralitätserklärung im Kongreft beschlossen haben. Revolutionäre Gesetzgebung in 178^. Der amerikanische Kongreft hat sich soeben vertagt. Er hat eine beispiellos lange Sitzungsperiode hinter sich, die nicht zuletzt wegen der sciicht-heifte» Hitze des sommerlichen Washingtons an Geist und Körperkrast der Abgeordneten und Senatoren die höchsten Ansprüche steiltc. ES hat auch kaum eine Kon. greft-Sefjion in der Geschichte der Vereinigten Staaten gegeben,'die-so viel bedeutsame revolutionäre Gesetz- entwürfe zu berate» hatte, wie die eben vergangene. PrLsrj> cnt Roosevelt kann im allgemeinen zu- frieden sein. Er hat zwar einige Schlappen erlitten, im ganzen aber hat er, obwohl sich der Widerstand des Kongresses merklich versteifte, mehr ans Senat und Repräsentantenhaus herausgcholt, als jeder andre amerikanische Präsident vor ihm. Die wichtigsten Gesetze des graften ResormwerkeS sind die folgenden: 1. Das A r b c it s b es cka s. snngsgcsetz, das 5 Milliarden Dollar sür öfsciit- tiche Arbeiten ausseht. 2. Das S o z i a l v c rs i ch c - rungsgcsctz, das die Anfänge eines umfassenden Alters, und Invalidcnvcrsichcrnngswcrkcs darstellt — eine Mas,nähme, die eine für amerlkanische Verhält- nisse wahrhast revolutionäre Umwälzung bedeutet, g. Tas Bankgesetz, das die Kreditkonlrollc von den groftcn Bamshä ufern in Walstrcct ans den Federal Reserve Board überträgt, also der direkten Leitung des Präsidenten unterstellt, s. Tas grofte -s teuer» gesetz, das die direkten Steuern sür gröftere Ein- kommen hcraussetzt und trotz manchen Abänderungen, die der Kongreft vornahm, injmcrhm noch etwa 2a0 Millionen Dollar Mehreinnahmen bringen wird. Mit diesen Gesetzen vollzieht Amerika den Ucbcrgang vom reinen Manchestertum ^um so§ ialen Staat„
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