Suche löschen...
Dresdner neueste Nachrichten : 13.07.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193507136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-07
- Tag1935-07-13
- Monat1935-07
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 13.07.1935
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Alnelarnvreisr: Grundpreis: die Ispalligewm-Zelle lm An» » zelgenieII 14 Rpf, Slellengesuche und private Familienanzeigen 6Npf.,blelS wm breite ww-Zeile im Texti eil l,1l> NM. . - ... . Nachlaß nach Malsiaffel l ober Mengenstaffel v. Sriefgebühr für Ziffer- Echrlflleltvng. Verlag and Hauptgeschäftsstelle: Dresden Aerdinandstraße 4 an,««gen so Npf. aEi. porx Zur Z-i, ist Anzeigenpr-isiist« Nr. 4 gü»,g. Dres-im Neueste Nuchrichteu N'«sr'm7L 2.00M mit Landels« und Industrie-4eituna Halbmonatl.l,voNM.Postbe,ugmonail.2/)0NM.einschl.4,Npf.postg«bllhren lohne Zustellung-gebühr). Kreuzbanbsendungen: Für dl« Woche 1^X> RM. Einzelnummer 1v Aps., außerhalb Groß.Dreien« IS Npf. pollanschrlst: VresdeEi. Postfach - Fernruf: OttSvettehr Sammelnummer risoi, Aernvettehr 27S81-27S8Z«Telegr.: Neueste Dresden - berliner Schrlstleitung: Verlin W.3S, Dlkiortastr.4«; Fernruf: KurfürstS361-SZS6 Postscheck: Dresden 20so - Nichtverlangte Einsendungen ohne Nachporto werben weder rurückgesandt noch aufbewahrt. - Zm Aaste höherer Gewalt oder ÄetriebSstörung haben unsre Bezieher leinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelts Nr. 161 x Sonnabend, IS. Juli 1936 43. Jahrgang Das Wettecho -er Rede Hoares „Großer Tag" im Unterhaus - Professor Grimm spricht in London — Günstiger Abschluß -es Dresdner Haushalts 1934 Erste Stimmen aus Men „Keine Klärung der Lage" X Mailand, 12. Juli. (Durch Funkspruch) Die AuSsithrungcn Sir Samuel Hoares finden vorerst nur im „Popolo d'Jtalia" und in der Turiner „Stampa" eine Kommentierung. „Popolo d' Ita - l i a" schreibt, Sir Samuel habe nicht viel gesagt, was nicht schon von andern wiederholt gesagt worden sei. Neu sei jedoch der Ton der ganzen Rede. Die Er wähnung der sreundschastlichen Tradition, die England mit Italien verbinde, werde in Italien ein gutes Echo anslöse», ebenso auch der Hinweis, daß. England nicht daran denke, kollektive Sanktionen gegen Italien vor- zuschlagen. Weniger zustimmend ist die Stellungnahme -er „S tamp a". DaS Blatt meint, man könne nicht fin den, das; die Rede eine Klärung der Lage gebracht habe. Die Haltung Englands im italienisch-abessi nischen Streit sei keinesfalls klargestellt worden. Die Zeitung fährt fort: „Kein bitterer Ton, der Wunsch nach Eindämmung der Polemik und etwas, was nach Anerkennung des Rechts Italiens auf Ausdehnung aus sieht. Das war alles! Aber soll dieses Recht hinter den Wolken bleiben? Soll Italien vielleicht aus einem andern Planeten Ausdehnung suchen? ^o bleibt nur die negative Bestätigung, dah man in London nicht an Zwangsmaßnahmen gedacht Hai. TicS ist aber wirklich sehr wenig. Die englische Regierung wird das Ziel von gestern, das dahin ging, Abessinien unter seinem Schuh zu halten, mit weniger Dreistigkeit und vorsichtigeren Methoden weiter ver folgen. Ter Negus hätte schwerlich bei den Arbeiten der Kommission zur Schlichtung des Zwischenfalles von Ual-Ual eine derartige Unverschämtheit gezeigt, wenn er nicht die Hoffnung oder gar die Gewißheit gehabt hätte, England für eine Wiederausrollung dieser Frape im Völkerbund auf seiner Seite zu haben. Dies ist e;n sehr gefährliches Spiel, zu dem sich Italien nicht her gibt. Die Freundschaft Italiens ist ein so kostbares Gut in Europa nnd Afrika, daß keine Regierung, die guten Willens ist, diese leichten Herzens gegen die Zu neigung eines Haufens von Ncgerstämmen opfern wird." Oer britische Fronilämpferbesuch Bericht unsrer Berliner Schrtftleitung p. Berlin, 12. Juli Die Delegation der englischen Front, kämpfer, die aus vier Offiziere» und einem Unter» ossizier besteht, trifft Sonntag, den 11. Juli, gegen 16.30 aus dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin ein. Die Bertreter der großen deutsche» Frontkämpferverbänbe werden die britischen Kame raden willkommen heißen. Am Montag vormittag erfolgt eine Kranzniederlegung am Ehrenmal Unter den Linden, wobei die Abordnungen sämtlicher deut scher Frontkämpscrorganisationrn mit ihren Fahnen anwesend sein werden. Ein Empfang im Hotel Kaiscrhof schließt sich an, bet dem Botschafter von Ribbentrop die englischen Gäste begrüßt. Am Nach mittag begibt sich die englische Delegation ans den in der Nähe Potsdams gelegenen Waldfriedhos in Stahnsdorf zu einer Ehrung der in Berlin gestorbenen englischen Kriegsgefangenen. Am Abend sind die eng. lischcn Frontkämpfer Gäste des Botschafters ».Ribben trop. Der Dienstag ist mit Besuchen bei den Bundes leitungen der einzelnen deutsche» Frontkämpserver- bä»de auSgefiillt. Am Abend reisen die Gäste nach Hamburg, wo sie als Gäste der Freien Stabt den Mittwoch verbringen. Am Donnerstag finden in Berlin die eigentlichen Arbeitsbesprechungen statt. Am Freitag wird ein Lager des Arbeitsdienstes, ein Lager der Hitlerjugend und eine Baustelle der Reichsauto, bahn besucht. Am Abend werden sich die Front- kämpserdelegierten den Reichsparteitagssilm anschen. Am Sonnabend werden die Arbeitsbesprechungen ab- geschlossen. Am Sonntag fahren die englisck^n Gäste nach München. Sic werden dort am Mahnmal an -er Feldherrnhalle und am Gefallenendenkmal am Armee museum Kränze niederlegen. Kriegsgerichtsurteil in Spanien X Äadrid, 12. Juli DaS Kriegsgericht von Albacete fällte im Prozeß gegen 60 Oktoberrevolutionäre, die in der Stabt Villa Noble Sabotageakte verübt hatten und mehrere Poltzetbeamte ermordeten, baS Urtöil. 81 Angeklagte wurden zu SO Jahre» Zuchthaus, 17 zu lil bis 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. 21 Angeklagte wurden sreigesprochen. Oer Widerhall in England Zustimmung zu -en Beruhigungsworten für Frankreich - Oie vorsichtigen Aeußerungen über -en Abefsintenk-nflikt Telegramm unsres Korrespondenten London, 12. Juli Die Londoner Morgenblätter widmen heute der Rede Sir Samuel Hoares über Englands Außenpolitik breiten Raum. Ueberraschcn muß etwas, daß ihre Stellungnahme sich fast ausschließlich ans eine etwas abgewandelte Wiedergabe der Gedankengänge des Außenministers beschränkt u«d eigene Formulierungen so gut wie völlig fehlen. Aber Hoare selbst hat mit sehr viel Reserve gesprochen und in der Frage, die die englische Oesfentlichkeit im gegenwärtigen Augenblick am stärksten interessiert, der abessinischen Frage, mar er sogar von völliger Zurückhaltung. Es kann daher nicht wundernehmcn, daß die englischen Blätter nicht über den von Hoare selbst gezogenen Rahmen hinaus gehen. Die jüngste außenpolitische Entwicklung — ins besondere die Tatsache, daß England die französische Hilfe für die friedliche Erledigung des italienisch abessinischen Konflikts braucht — hatdicenglische Regierung zu einigen beruhigenden Zugeständnissen an Frankreich veranlaßt. Hoares Ausführungen über den Zu sammenhang eines Lpstpaktes der Westmächte mit dem Ostpaktc und dem Donaupqkte waren ein Beweis da für. In dem Bestreben, die französische Mißstimmung zu beseitigen, wendet sich heute „Daily Telegraph" an Frankreich und erklärt, die französische Oesfentlichkeit solle sich doch endlich „durch die englische Annahme der französischen These", daß die Verhandlungen über den Westpakt, den Ostpakt und den Donaupakt gleich zeitig geführt und, „w enn irgend mögli ch", auch gleichzeitig abgeschlossen werden sollten, be ruhigen lassen. Dabei hat. aber Hoare den unab hängigen englischen Standpunkt nachdrückliD gewahrt und alle französischen Beschwerden und unfreundlichen Aeußerungen über die angebliche englische „Extratour" beim Abschluß des Flottcnabkommcns mit Deutschland durch den kühlen Hinweis ans den französisch russischen Beistandspakt erledigt. An andrer Stelle hat Hoare von den alten nnd neuen Freundschaften ge sprochen und keinen Zweifel darüber gelassen, daß England sich keineswegs einem französischen Diktat bei der Auswahl feiner politischen Freunde zu unterwerfen gedenke. In diesem Zusammenhang sei auch auf eine Aenßc- rung in den „Times" hingewiesen. Der Außenminister, so schreibt das führende englische Blatt, sei zu dem Schluß gekommen, daß „alle Pferde" (gemeint sind Luftlocarno, Wcstpakt, Ostpakt und Touaupakt) „gleichzeitig vor den Frieden sw agen gespannt werden sollen". Wenn aber eines der Pferde zögere oder zurückblcibe, dann soll dieser Wage» aber dennoch nicht ungehalten werden. Die liberalen „N c w s E h r o n i c l e" meinen, Hoare habe den Versuch uutcruommen, die alte Stresafront auf eine? leicht abgcänderten Grundlage wieder auszu bauen. Während er sich formal zur französischen These bekannt habe, habe er zugleich Wert darauf gelegt, Deutschland zu überzeugen, daß die Stresafront in keiner Weise gegen Deutschland gerichtet sei. Als Grundstimmung bleibe jedoch sestzustellcn, daß die eng lische Morgenpresse HoareS Frankreich betreffende Ausführungen durchaus begrüßt. Von dieser Grund haltung ausgehend, wird Hoares Anregung an Deutschland, sich doch auch zum Abschluß der andern Pakte bereit zu erklären, noch einmal stark unter strichen. Aber nirgendwo findet sich ein Hinweis darauf, daß die Grundlage, auf der die damalige deutsche Strcsa- erklärung abgegeben wurde, durch den Abschluß des französisch-russischen Beistandspaktes eine Aendernng er fahren hat. Hoares Ausführungen über den abessinischen Konflikt haben in England etwas enttäuscht. So schreiben die „Times", in dieser Hinsicht seien die Worte des Anßcn- ministcrs besonders vorsichtig gewesen. ES sei ein Gemeinplatz, wenn Hoare davon gesprochen habe, daß es Pflicht der Diplomatie sei, -en Aufbruch eines Krieges zu verhindern. Es gebe ein altes Sprichwort: „Vorsehen ist besser als Nachsehen." Im gegen wärtigen Augenblick müsse mau dieses Sprichwort so abwandcln: „Diplomatie ist besser als Sanktionen." Die Schwierigkeiten lägen darin, -aß niemand außer halb Italiens wirklich genau wisse, welche» die Be schwerden der italienischen Regierung tatsächlich seien, nnd es würde ein Gewinn der Diplomatie sein, wenn sie das einmal deutlich feststcllte. Paris offiziell sehr zufrieden Telegramm unsres Korrespondenten 8. Paris, 12. Juli Die gestrige Unterhausrede des englische« Anßen- miniiters Sir Samuel Hoare wird von der Pariser Presse, soweit sie der Negierung nahesteht, mit einem wahren Freudenausbruch begrüßt. , Alle möglichen Argumente werden zusammengcrasft, alle Nuancen werden abgewogen, alle Unstimmigkeiten werden überhört, um nur ja den Beweis zu erbringen', daß „England in die Stresafront zurlickkehre", daß es die Ansicht Frankreichs von der „Unteilbarkeit" des Friedens teile und baß es eine herzliche Zusammen arbeit mit Parts wünsche. Dio Bemühungen, den englischen Außenminister als den Champion. der Lntvnto oorliluls abzustcmpcln, grenzen manchmal schon an kindliche Naivität. So zum Beispiel, wenn Frau Tabouis im „Oeuvre" erklärt, Hoare sei gegen Frankreich „wirklich herzlich" gewesen, während er für Deutschland „nur höfliche, aber kühle Worte" gefunden habe, was, wie jeder Leser der Rebe selber feststellen kann, barer Unsinn ist. Der „Petit Paristen" meint, jetzt sei jedes Mißverständnis zwischen London und Paris verschwun den. England kehre wieder in die Stresafront zurück. Es verfolge nicht mehp jene Politik des „kurzsichtigen Egoismus" (I), der zum Abschluß des -eutsch-engllsch^n FlottenvertragS geführt habe. Die Stresafront, die man schon tot geglaubt habe, sei wieder zum Leben erwacht. Einige andre Blätter allerdings, die nicht so sehr wie der „Petit Partsicn", der „Mcktin" und dah „Journal" durch offiziöse Stellung genötigt sind, «ine hemmungslose Glückseligkeit an bep Tag zu legen, äußern mehr oder minder starke Vorbehalte. Schon der „Oeuvre" überschreibt den Jubelausbruch seiner diplomatischen Mitarbeitetin Frau Tabouis mit der einschränkenden Ueberschrift: „Der Chef des Foreign Office knüpft — theoretisch wenigstens — die alte französisch-englische Trabi- tion wieder au." Auch die „Ere Nouvelle" Her- riots meint, die Genugtuung, die Frankreich in der Rede erhalten hat, sei mehr „formaler als praktisch greifbarer" Natur. Das gleiche erklärt auch das „Echo de Paris". Hoare habe sich eben bemüht, „mit möglichst geringen Unkosten für England" die Bresche in der 8ntontv vorckiaiv wieder auszustopfcn. Was vor allem bedenklich sei: trotz aller schönen Worte sei die Tatsache, daß sich Hoare nicht über das Verhältnis des Russenpaktes zum Locarno-Lustschuhpakt ausgesprochen habe. Was werde geschehen, fragt das „Echo de Paris", wenn Deutschland die Unterzeichnung des LuftpakicS verweigere, mit der Begründung, daß Frankreich nach diesem Pakt nicht mehr bereit sein dürfe, Rußland Hilfe zu leisten? Hoare habe erklärt, die Möglichkeit von Sondervcrhandlungcn sei „für den Augenblick" abzulchncn. Das genüge nicht: denn cs sei nur allzusehr zu befürchten, daß England im Lause eines derartigen deutschen Ein wandes schließlich doch wieder den Lnstschntzpakt ge trennt unterzeichnen werde. Diese Befürchtung sei um so wenigst üon der Hand zu weisen, fügt das „Echo de Paris" hinzu, als Hoare ganz unmißverständlich mit besonderer Betonung darauf hingewiesen habe, daß Frankreich seinen Russenpakt ebenfalls getrennt unter zeichnet habe. Ein neuer Ton Der neue englische Außenminister S i r S a m u c l H o a r c hat gestern zum ersten Male vor dem Unterhaus sein Programm entwickelt. Er hat sich ausführlich mit allen England angehenden außen politisches Fragen der Welt beschäftigt. Es gibt ja kaum ein Problem, an dem England infolge seiner über alle Erdteile verstreuten Besitzungen nicht direkt interessiert ist. Mit besonderer Ausführlichkeit ist er dabei natürlich angesichts der jetzigen politischen Situ ation auf die europäische Zusammenarbeit eingcgangen. Alle europäischen Staaten sind von der Notwendig keit einer Zusammenarbeit überzeugt. Uebcrall zollt man diesem Gedanken wenigsten» Lippenbekenntnisse. Aber leider gehen die Meinungen über Art und Form dieser Zusammenarbeit iibcrall weit auseinander. Hier liegt die Quelle des schleichenden Ucbels, an dem Europa leidet. Hier der Grund, weshalb eine Ge nesung dieses kranken Erdteils immer wieder hinaus gezögert wirb. D e r F ii h r c r » n d N c i ch S k a n z l c r hat durch seine großen politischen Reden nnd die Taten, die diesen Reden folgten, den Völkern neue Methoden ansge- zeigt, ihnen neue Wege zur Heilung gewiesen. Es ist ihm gelungen, Tcilsymptomc der allgemeinen Krankheit mit einem die ganze Welt überraschenden Erfolg zu beseitigen. Hierher gehört die Schließung der polnisch deutschen Wunde im europäischen Osten, hierher der deutsch-englische Flottenpakt, der zum erstenmal in der Nachkriegsgeschichte eine Beschränkung der Rüstungen zweier großer Mächte scstlegt. Dieser Flotlcnpakt hat trotzdem in gewißen Kreisen eine sehr mißgünstige Kritik erfahren. Nicht nur in Frankreich. Auch in England selber. Tieie Kritik kam ja auch in der gestrigen Untcrhausdebalie teilweise zum Ausdruck. Weit entsernt davon aber, neuen Boden zu gewinnen, hat sie am gestrigen Abend in Westminster Boden verloren. Die überwältigende Mehrheit des Unterhauses stellte sich hinter bas er neute Bekenntnis Sir Samuel Hoares zur "Notwendig keit und Nützlichkeit des deutsch-englischen Vertrages. Der Außenminister erklärte seinen Kritikern mit he- bercchtigtem Stolz, die englische Regierung denke gar nicht daran, sich zu entschul digen, wenn sie einen praktischen Beitrag zur Förderung des Friedens liefere. Wenn man die Tinge ohne Leidenschaft sehe, müße man jagen, das; die britische Regierung nicht nur klug gehandelt, sondern auch den einzig praktiichcn Weg beschritten habe, der sür sic offen gewesen sei. Diese Deutlichkeit, die allen Phraicnncbcl und alle Partcicndialcklik durchbricht, wird auch in Deutschland überall mit Freude begrüßt werden. Ter britische Außenminister zeigte Verständnis sür die politische Wirklichkeit in Europa, und ans der Grundlage dieser Wirklichkeit will er ja auch das künftige dcutich- englischc Verhältnis ausbauen, indem er erklärte, daß „Englands Haltung gegen Deutschland ein praktischer und verstehender Realis mus" sei. Tie erste Frucht dieser Realpolitik war der Flottenpakt. Er hat in Frankreich stärkste Erregung ausgclöst, wenn diese Erregung teilweise auch offen sichtlich etwas künstlicher Natur war. Man redete in stärksten Tönen von einem Ausbruch Englands aus der Stresafront, ja sogar vom Ende der sranzösisch- englischen Zusammenarbeit (wenn man auch im Innersten an derlei Tinge nicht ernsthaft glaubtet und suchte sich sür diese englische „Extratour" durch eine passive Haltung in der abessinischen Streitfrage zu entschädigen, die Englands Vermittlungsbcmühungcn bisher ergebnislos machte. Ter britische Außen minister gab sich in seiner gestrigen Untcrhausrcde redlich Mühe, diese französische Erregung zu besänf tigen und gewissen Pariser Kritikern den Wind aus -en Segeln zu nehmen. Er bekannte sich in seiner Rede zu der französischen These von der Untcil- barkeit des Friedens In Europa, d. h. vom Zu sammenhang zwischen westeuropäischem Luftpakt, Ost- pgkt und Donaupakt, wenn er cS auch ablehntc, für England neue Verpflichtungen im Osten nnd Südosten zu übernehmen. Er sprach in wahrhaft herzlichen Worten von der engen Zusalnmenarbeit zwischen Frankreich und England in »der Vergangenheit und von der Notwendigkeit, diese Zusammenarbeit auch in der Zukunft fortznsctzcn. Dabei unterließ er es aber nicht, darauf hinzu weisen, daß England sich, von keiner fremden Macht die Wahl seiner Freundschaften vorschrciben lassen könne, b. h. also, baß eine englisch-französische Freundschaft in jeder Beziehung vereinbar sein müsse mit einer ebenso herzlichen englisch-deutschen Freundschaft. Freundschaft mit Frankreich darf nach Ansicht des britischen Außenministers nicht einfach eine gemeinsame Front zur Ausrcchterhaltuvg des Status
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite