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Dresdner neueste Nachrichten : 28.02.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193702281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-02
- Tag1937-02-28
- Monat1937-02
- Jahr1937
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- Dresdner neueste Nachrichten : 28.02.1937
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Sonntag, 28. Februar 1937 IS. Jahrgang Ar. SO Ätn^etgennrette! KskundpreK: die Ispalilge wm-Zelle Im An» > > eIgenIell 14 Rpf., Stellengesuche und prival« Famlllenanzelgen ü Npf., dle7S «m breite mw-Zeile lmTexttell 1,10 NM - Nachlaß nach Malffaffel 1 oder Mengenffaffel v. Lriefgeböhr für Ziffer« ElhksttttttüHA, Äkklüü Uttß öÜttplÜkWüflSsteUe: Dkeößttt'A^ zkkvINlttlvstküßk 4 anzelgen 30 Npf. auzschl. Porto. Zur Zett ist Anzeigenpreisltste Nr. s gültig. Postanschrift: Dresden«A.i. 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Februar Tas italienische Verbot, die kleine zwischen Sizi- lien und Tunis gelegene Insel Pantclleria in einem Umkreis von 12 Kilometer zu überfliegen, hat in England starke Vcachtnng gesunde». Tic Blätter ver öffentlichen die Meldung an hervorragender Stelle, nnd der „Taily Telegraph" schreibt, das, dieses Ver bot von überragender Bedeutung sür die Mittel- mccrmüchte sei. Man weist daraus hi», das, Pan- tcllcria wesentlich günstiger als Malta liege nud stärker als Dtalta die englische 'Fahrstraste durch das Mittclmccr bchcrrfchcn könne. Tas italienische Flug verbot betrachtet man in London als einen Beweis dafür, dast die Insel besonders stark befestigt ist. Während deS abessinischen Krieges wurden bekannt lich die ersten Vorbereitungen zur Befestigung der Insel getroffen. In England behauptet man, dast die Insel, die ein großer vulkanischer Felsen ist, keinen eigentlichen Hasen besitze und daher in der Hauptsache wohl als Flugstatt ou in Betracht komme. „ES ist gcwist", so schreibt die gemäßigte Wochenschrift „Spcctator", „daß man von dieser Insel noch viel hören wird in einem Krieg, an dem Italien beteiligt ist. Sie stellt einen neuen Punkt dar, an dem der Verbindungs weg durch das Mittclmccr blockiert werden kann." Einer Katastrophe entgegen? Klandin über die Folgen der Vottsfrontpolitik — Verfehlte Hoffnungen auf die Wellausstellung Telegramm unsres Korrespondenten II. Paris, 27. Februar Wie zu erwarten war, sprach die französische Kam mer der Regierung heute morgen daS Vertrauen mit 381 gegen 288 Stimmen bei 10 Stimmenthaltungen aus. Die Abstimmung erfolgte erst in einer Nacht- fistung am Lonnabcndmorgc» gegen 8 Uhr. In der Sitzung wurde die VolkSsront von der Opposition, als deren Wortführer hauptsächlich der zur liberalen Mitte gehörende ehemalige Ministerpräsident Flandin austra«, aus das schärfste kritisiert. Flandin erklärte der Negierung offen: „Wir glauben, daß ihr daö Land zur Katastrophe treibt und daß in dieser Katastrophe das republikanische System untergeben wird." . Flandin meinte, Blum führe das Land dem Zusam menbruch entgegen. Tie Kassen der Negierung seien leer und niemand wolle ihr etwas borgen. Wenn die Preissteigerung andaucre, müßte sic aber die Arbeits losenunterstützung und die Bcam.tcngchältcr erhöhen, und das würde neue Ausgaben nach sich ziehen. Flan din warnte davor, allzuviel Hoffnung auf das finan zielle Ergebnis der Weltausstellung zu setzen. Jedenfalls werde der Ertrag der Ausstellung das Minnö dcö Außenhandels nicht wcttmachen. Der Minister sei der Gefangene des Marxismus, nnd cS bestehe die Befürchtung, dast er langsam zur Klassen diktatur abgleite. Klasfcndiktatur aber bedeute Bür gerkrieg. Der rechtsgerichtete Abgeordnete Fern and Laurent kritisierte vor allem die Monopolstellung, die der Gewerkschaftsführer Iouhaux sich unter Blum ungeeignet habe. Ter Ministerpräsident Blum antwortete dann, häufig von Zwischenrufen und dem Gelächter der Rechten unterbrochen. Er behauptete, die Lage im Lande sei besser geworden nnd Frankreich finde langsam seine wirtschaftliche Gesundheit wieder. Er begründete dann ausführlich seine Politik der Panse, die nichts andres sei als eine Vorsichtsmaß nahme. Gewisse Pläne würden besser hinansgcschobcn. ES sei eine Periode der Stabilität notwendig, nm der wiedergesundetcn Wirtschaft neue Erschütterungen zu ersparen und der Regierung den Kreditmarkt zu öffnen. Nach der Paule werde man sortsahren, das Pro gramm der Volksfront zu verwirklichen. Flandin wies in seiner Antwort darauf hin, dast Blum zugegeben habe, dast er Kredite branchc, für deren Erlangung Vertrauen, dazu aber auch eine vor übergehende Pause in seiner Sozial- nnd Wirtschafts politik notwendig sei. Fla^n l,hnje im Namen letncr Fraktion die Möglichkeit ^ckicr Regierung der nationalen Einigung unter Lson Blum ab und beutete ast, dast vielleicht eines Tages auch die Radtkalsozialen -u einem ähnlichen« Standpunkt gelangen mllstt Beachtlich ist an der Debatte, dast die Opposition dies mal von der Verteidigung der Republik durch die nationalen Kräfte Frankreichs sprach. Die Taktik der Opposition hat sich also ge ändert. Bor wenigen Jahren wandte sie sich unter Führung von de la Nocguc noch gegen die Republik, nm in Frankreich einem autoritären Regime den Weg zu ebne». Jetzt versuche man aus dem Par lament heraus mit parlamentarischen Mitteln die Macht BlumS zn brechen. Flandin führte in seiner Rede viele Beispiele an, die bezeugen, dast daö Ver trauen zu der Regierung im Lande im Rückgang ist, nnd dast die Beamten und Arbeiter bitter unter der Preissteigerung leiden. Diese Preissteigerung sei aber eine direkte Folge der verfehlten Vvlkssrvnt- politik. Trotz dieser Kritik der Rechten stimmten die Linksparteien von den bürgerlichen Radikalsozialcn bis zu den Kommunisten geschlossen, die Radikal sozialen allerdings ohne besondere Begeisterung, sür die Regierung Blum. Sie Lehre der,Lusitania.Katastrophe' Eine objektive Stimme aus Amerika X Washington, 27. Februar Senator P i t t m a n, der Vorsitzende des Aus wärtigen Ausschusses des Bundesscnats, erläuterte gestern in einer Nnndfnnkredc den NcutralitätS- entwurf, der am Montag im Senat besprochen wirb. Pittman bezeichnete das Gesetz alö eine Maß nahme zur Sicherung des amerikanischen Friedens und ging dabei auf die Katastrophe der „Lufitania" ein. Er erklärte, sie sei ein mit A n g r t f s s w a s f e n ausgerüstetes britisches Handelsschiff gewesen und die Amerikaner hätten nichts auf einem bewaffneten Schiss. eines kriegführenden Staates zu suchen gehabt. Deutschland habe seinerzeit erklärt, es könne seinen Unterseebooten nicht znmnlcn, sich dem überraschenden Angriff eines HandclsdampfcrS anSzusetzen. Präsident 'Wilson habe daraufhin die Alliierten gebeten, ihre Handclsdampscr nicht zu bewaffnen. Tic Alliierten hätten dies aber abgclchnt und weitert Katastrophen seien gefolgt, bis der amerikanische Bundeskongrcst endlich den schweren Fehler begangen habe, „bewaff nete Neutralität" zu beschließen. SV sei Amerika in den Weltkrieg verwickelt worden. Die suugen Söhne Amerikas seien über den Ozcan nach Europa geschickt worden, wo s>» auf den Schlachtfeldern verbluteten. Es sei angesichts der un sinnigen Opfer wahrlich nicht zu viel verlangt, dast Amerika in einem neuen fremden Krieg auf die Freiheit der Meere verzichte nnd die Schiff fahrt den Kriegführenden überlasse. Bon Sonntag zu Sonntag Was im Ausland geschah — Ein Querschnitt durch die Wettpolitik der Woche Zwischen gestern und morgen DcrBcsuch d c s d c u t s ch c n R c i ch S a n st e n - m inist c r s in Wie n hat die Erwarinngcn, die au ibn geknüpft wurden, vollauf erfüllt. ES konnten bei ihm selbstverständlich nicht oder nicht in erster Linie irgendwelche vertragliche Abmachungen in Frage kom men, denn schließlich handelt cs sich bei dem Verhältnis der zwei Staaten, in denen das gleiche Volk lebt, haupt sächlich nm psucho logische Tinge, die sich nicht, wie materielle Abmachungen zwischen beliebigen, ihrer völkischen Substanz nach verschiedenartigen Staaten in juristische Formen pressen lassen. Zweck des BesncheS war vielmehr ans der vrn beiden Staaten nnd dem deutschen Volke hüben wie drüben als rich tig nnd allein möglich erkannten Grundlage vom 11 Juli 1üM methodisch, vorsichtig und ohne jede Uebcrhastnng wcitcrzubancn. Tie Reise Neuraths nach Wien hat im Auslände mehr Interesse erregt als jede andr» Ministcrrcisc der letzten Zeit. Ticses bei nahe schon krankliastc Interesse an allen Fragen, die das deutsche Volk im Reich nnd in Oesterreich betreffen, ist an sich schon lehr verdächtig, um so mehr, als cs nicht gerade srcundschastlichcr Natur ist. Von Richelieu bis zur Volksfront Man kann über die Sensationsnachrichten hinweg sehen, die vor allem von französischen Blättern vor der Abreise Neuraths nach Wien verbreitet wurden. Sic sind verklungen wie so viele Lensationsberichte ähnlicher Natur, die der Tag briugi und der Tag wieder ver weht. Ebenso können wir die tendenziöse Bericht erstattung der verschiedenen Telcgationcn in Wien während der Anwesenheit des Rcichsanstcnminis.crS übergehen. Viel bedeutsamer ist die Tatsache, daß die gleichen Kreise, die sonst stets den Frieden, den „un teilbaren", den „kollektiven" Frieden im Munde führen, geradezu krampshast nach irgendeinem Punkte suchten, der vielleicht geeignet wäre, neuen Unfrieden an der Donau hcrauszubeschwörcn. Tic einen sahen diesen Punkt in inncröslerrcichischcn Fragen, die andern wieder in der letzthin wieder sehr rege gewordenen Habsburger-Propaganda, ans die wir erst vor kurzem an dieser Stelle hinwicscn lOtto von Habsburg tauchte dieser Tage an der österreichischen Grenze bei Buch auf und schauic lange aus die österreichischen Berge hin über, wobei er klug genug war, dicken Blick von einer Anzahl Journalisten beobachten zu lassens. Stets aber trat das Bemühen hervor, irgend etwas sestzustcllcn, was womöglich un- sriedlich ansjähc, ganz gleich, ob man von irgendwelchem sagenhaften „Ultimatum" tu der Habs- burger-Fragc zu berichte» wußte oder gewisse „Pakt vorschläge" aus der Luft zauberte. Tas Ziel war das glcicheiBerliu uudRom sollten anseinandcrgcbracht oder die deutsch-italienischen Beziehungen zum min desten gestört werden. Und hier nud da wurde die österreichische Regierung sogar ausführlich darüber be lehrt, dast es ihre oberste Aufgabe sei, Berlin nnd Rom. zum Schutze ihrer eigenen Existenz gegeneinander auS- zuspiclcn. Gerade diese letzten Bemühungen zeigen, dast man in Westeuropa Oesterreich immer noch als einen Hebel ansicht, mit -cm man doch vielleicht noch eines Tages die von Adolf Hitler geschaffene deutsche Einheit auscinandcrsprengcn kann. Tie französische Außenpolitik zeichnet sich nicht nur durch größte Starre, sondern auch in ihrer groben Konzeption durch eiserne Kousegucuz aus. Und das politische Ziel des Frankreichs RichclieuS i st auch heute noch unter gewandelten Formen dasZieldeSFrankreichsderVolkssront. Roms Machtprobe in Abessinien DaS Echo in der italienischen Presse, vor allem die deutliche Absage des „Giornale d'Jtalia" au die Habs burger hat jene Kreise unterdessen schon darüber be lehrt, daß der Versuch, Rom gegen Berlin im Donau raum erneut auszuspiclcn, vollkommen mißlungen ist. Italien ist nach Tcntlchlgnd das zweite Stief kind jener westeuropäischen Presse. In -er letzten Zeit waren allerlei Gerüchte verbreitet über große Schwierigkeiten der Italiener in Abessinien, die vielleicht über Nacht allerlei „Ueberraschnngen" bringen könnten. Die Ueber- raschnngcn sind eingetreten. Aber sie haben die italie- nifche Herrschaft in Aethiopien nicht geschwächt, wie jene Kreise hofften, sondern gestärkt. Rom hat in Abessinien die erste Machtprobe glücklich bestanden. DaS Attentat auf Vizekönig Graziani war kein Akt irgendeines Fanatikers, sondern Teil eines grostangelegten Planes, dessen Fäden in der Hand des NaS Testa, des letzten Feldherr» des NcguS, znsammcnlicsen. Ter Ras plante einen Ueber- raschnngsangriss ans Addis Abeba nnd hosstc, die Hauptstadt wenigstens sür einige Zeit in seine Gewalt zn bringen. Selbst wenn er sic gegen heranrückcnde italienische Verstärkungen nicht halten konnte, hätte ein solcher Handstreich in der Welt ungeheuren moralischen Eindruck machen müssen. Gleichzeitig kam die Nach richt, dast die englische Regierung den srühcren Kaiser von Abessinien zu den bevor stehenden K r ö u n n g s s e i c r l i ch k e i t c n in London im Mai eingcladcn hatte und dast Hailc Sclassie ausgerechnet den Ras Testa mit seiner Vertretung beauftragen wollte. Er kann dieser freund lichen Einladung nicht mehr Folge leisten, denn er ist lot. Tas Attentat aus Graziani war zn der Stunde, da cs geschah, politisch schon völlig sinnlos geworden. Tic Italiener hatten Wind bekommen, warfen Ras Testa rasch Truppen entgegen, die ihn schlugen, ge- sangennahmcn nnd als Rebellen erschossen. ttcbrig blieb lediglich eine neue Verstim mung zwischen London und Nom. Wenn man sich auch in London bemüht nachzuwciscn, die Ein ladung sei lediglich sormalcr 'Natur und durch die Er- sordcrnissc des Protokolls bedingt, so geht aus der italienischen Presse, so ruhig sic diesen Zwischensall ansnahm, doch zur Genüge hervor, dast man in Rom die Einladung alö .eine Hcraussordcrung empfand. Auch außerhalb Italiens aber sragte man sich, warum London den Negns plötzlich wieder in den Vordergrund der politischen Bühne schob, nachdem es ihn real politisch -och bereits längst abgcschobcu halte, wie daS Gentleman-Abkommen mit Italien und die Zurück ziehung der Gesandtschaft aus Addis Abeba beweist. Kein Wunder, dast Rom den Engländern jetzt einige sehr bestimmte Fragen vorlcgt nnd vor allem wissen möchte, in welcher Eigenschast „Ras Tafari", wie man in Rom den ehemaligen 'Negns nennt, znr Krönung eingcladcn worden sei. Kommt er als Privatmann, kann Italien vielleicht über seine Person hinwcgschcn. Kommt er aber als Kaiser von Aethiopien, dann kann ganz sicherlich der König von Italien nicht als zweiter Kaiser von Aethiopien während der Krönnngsscicrlich- kciten signricrcu. T-vch holst man, diese Fragen ohne Zwischensall bis znm Mai lösen zu können. TaS Schicksal des unglückseligen Königsbotcn in den Bergen Abessiniens wird diese Einigung zweisclloS be schleunigen. Kampf der Geister in England Tiefes kleine Intermezzo ist aber ein neuer Beweis der unübersichtlichen, unklaren und vielfältig schillern den Politik Englands. Ter Kampf der Geister aus der britischen Insel, den wir an dieser Stelle mit groster Genauigkeit verfolgt haben, hat in der letzten Woche ganz besonders heftige Formen an genommen. Tic Fronten beginnen sich etwas klarer abznzeichncn. Aus der einen Seite stehen diejenigen, die erkannt haben, dast sich seit Versailles einiges aus der Erde geändert hat, dast seit 1818, ganz zu schweigen von 1811, eine neue Welt entstand, die alle Völker vor ganz neue Ausgaben stellt, dast wir mitten in dem größten Umbruch seit vielen Jahrhunderten leben. Tast die Tinge heute weniger denn je sich aus einem bestimmten Punkt fcsthalten lassen und dast infolge dessen eine aus die Tauer völlig aussichtslose Ver teidigung des 8tutun gun oder das Festhalten an allen überkommenen politischen Tcnksvrmen zur Katastrophe führen muß. Tast infolgedessen England nicht nur formal, sondern auch praktisch die Tatsache anerkennen must, dast Tcutschland wieder eine Groß macht ist. Auf der andern Seite stehen die Vertreter dcö ewigen Gestern, die an die politischen Fra gen mit den Vorstellungen dcö Jahres 1011 heran treten und mit den gleichen Größen rechnen zu können glauben wie vor dem großen Kriege, für die also der Vertrag von Versailles Mittelpunkt des politischen GedankcnsystemS bleibt. Und die, nachdem Tcutsch- land sich mit eigenem Recht und aus eigener Krast die ihm verwehrte Gleichberechtigung wicdcrnahm, wenigstens die Neste des Zustandes von 1818 mit aller Krast verteidigen möchten. Tas sind die gleichen Kreise, die stets die schönsten Worte finden, wenn eS sich nm die formale Anerkennung der Gleichberechti gung Deutschlands handelt, die aber jede praktische Konseanenz ablehncn. Sic halten scst an Frankreich, das einer von ihnen, Austen Ehambcrlain, „liebt, wie eine schöne Frau". In den Kreisen der Londoner Society sGcsellschast) nnd in den Amtszimmern der ständigen Bürokratie des AustenamteS sitzen diese französischen Freunde dicht geschart und sind im all- getneinen politisch auf dem Punkte stehengeblieben, an
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