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Dresdner neueste Nachrichten : 04.12.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193612044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19361204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19361204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-12
- Tag1936-12-04
- Monat1936-12
- Jahr1936
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 04.12.1936
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44. Jahrgang Freitag, 4. Dezember 4936 Dresdner Neueste Nachrichten »rr-rLUr- Msr'rLr mit Handels« und Industrie-Zeitung Hqldm»äati.l,ooRM.Posib«zugmonall.2X>0NM.»inschl.4üNpf.postgebühr«n I Aamttlenanztlgen b Zipf., die 7S mm breit« wm-Ze»e im Tertteil l,lv NM. loh», Zusiellungsgebahr). Kreuzbandsendungen: Für bl. Doch, IN RM. Nachlaß „ach Maistaff«, l obre Mtng.nstaff«, 0. Lrtefg.büh. für Ziffer. Ltn-elnvmmer 1V Rps., °uß«rhan> Sro8.vr«,b«^ IS M SchrWettvng. Verlas and Saaplaelchüfttstellt: Sre-den'A^ Aerdlnandstraßt 4 an,eigen ro Zipf. ausschl. Porto. Zur 3«tt Ist An,etgenprei-Nsie Nr, gallig. poNaMNsl: Vre-dea««.!. Postfach. Fernruf: OttsvenehrSammelnummer24001.Feruvette-r 27-81-27-83 « relegr.: AeuesteDresden « Verltner Schrifllettung: Vertin W.ZZ, Vittortastr.i»; Fernruf: Kurfürst-3üi --.ins Postscheck! vresden rosa - Ntchtverlangt« Einsendungen ohn, Zitllkporto werben wider iurückgesandt noch aufbewahrt. — 2m Aast» höherer Gewalt oder LetriebSstörung haben unsre Äezleher keinen Anspruch aus Nachlieferung oder Erstattung de, «ntspr«chenden Eniqeit« Äk.rss< 22000 Sowjetrussen kämpfen bei Madrid (Schwerin v. Krofigk über die Reichsfinanzpoliiik - Verabschiedung der belgischen Militärvorlage - Neues französisches Klotten-auprograrnm Gicherheitszone mißbraucht Die Bolschewisten Verlangen Auslieferung von Flüchtlingen — Unterbrechung der Verbindung zwischen Madrid und El Ssrorial? X Parts, 8. Dezember Rach dem »Figaro" sollen 28 800 Mann sowset« russischer Truppen an der Berteidigung Madrids teilnehmen. Wie der nationale Sender Jaca berich« tet, wird die vom General Franco sür Frauen, Sin der und Nichtkämpser festgesetzte SicherheitSzone im Nordosten yon Madrid durch die Bolschewisten in un erhörter Weise misibraucht. Die Rote» haben dort riesige Massen, und Munitionslager angelegt und Quartier« sür die roten Milizen eingerichtet. Der Segder BurgoS weih zu melden, daß die Bol schewisten den chilenischen Botschafter in Madrid aus« gesordert haben, die 288 im BotschastSgrbäude bcsind- llchen Flüchtlinge — zum größten Teil Spanier — hrrauszugrben und zur Verfügung der roten »Be hörden" zu halten. Der Botschafter habe sich sedoch geweigert, dieser Aufforderung nachzukommen, in klarer Erkenntnis der Tatsache, daß eine Herausgabe der Wchtlinge für dies« de« sicheren Tod bedeuten würde. Derbste AHrtLpr Sender teilte mit, dab her rote »BerteidigungsquSfchusi* ein Schreiben an di« Bolkssrontführer aller Sünder gerichtet habe, in dem in warmen Worten für die Unterstützung und Hilfe gedankt und heroorßehoben wird, dab eS vor alleP, der »internationalen Brigade" znzuschreiben fei, dab die Hauptstadt bisher dem Ansturm der Rationalen habe widerstehen können. Nu der Madrider Front wurden am Mitt»' woch die Kämpfe ans dem linken Flügel bei Pozuelo erfolgreich fortgesetzt. Der Widerstand der Bolsche- wist«», die häusig Gegenangrisse versuchten, war äußerst hartnäckig. Entgegen ihrer sonstigen Gr» pslogenheit sind die Noten nunmehr zum. Stellungs krieg übergegangcn, was ans de» Einsluk der sowset- russischen Militärberater znrückzusühren sein dürste, die nm jeden Preis verhindern wollen, daß die Ver bindung zwischen Madrid und El Escorial ab- geschnitten wird. In etwa zehn Kilometer Entfer- nung von der Hauptstadt schiebt sich bereits ein Keil nationalistischer Truppen bedrohlich zwischen die Ver bindungslinie Madrid—El EScorial. Hier wird gegen zwei Fronten erfolgreich gekämpst: im Westen in Richtung El Escorial und im Oste» in Richtung aus Madrid. Der Heeresbericht des Obersten Befehlshabers in Salamanca meldeh n. a., -aß ein Angrisfsversnch der Bolschewisten im Frontabschnitt von Terucl ab», gewiesen worben fst. Bei Santander fiel ein gepan zerter Lastkraftwagen in die Hände der nationalen Truppen. General Queipo -e Llano rechnet ab Kennzeichnung der Bolsche wisten-LorteS in Valentin - x Lissabon, 8. Dezember. sDnrch Funkspruchf General Oueipo de Llano beschäftigte sich in seiner Rundsunkansprache «stich mit der Tagung der bolsche wistischen CorteS in Balencia. Das spanische Volk ist, so erklärte er, in seiner grobe» Mehrheit gegen eine solche „Volksvertretung", die sich nur aus Ver- brechern zusammensetze. Im übrigen habe die in Valencia zusammengekommon« „Mehrheit" — es war der acht« Teil alter LorteS-Abgeordneten versam- meltl — in dem von den Bolschewisten besetzten Teil Spaniens nichts zu sagen, sondern die sowjetrus- s, schen Bolschewisten und die „roten Milizen", die sich größtenteils a»S Verbrechern ans aller Welt znsammensetzen, gäben den Ton an. In seinen weiteren Ausführungen wandt« sich General de Llano gegen di« von Largo Caballero ge forderte VölkrrbnndSunterstützung. Diese- Verlangen sei lächerlich, denn eS handele sich bei den Auseinandersetzungen in Spanien um eine innere Angelegenheit des Landes, bei der -er Völkerbund nichts zu suchen habe. Deutscher Dank in Paris und Warschau X' Berlin, 8. Dezember. sDnrch Funkspruch) Botschaftsrat Forster hat. am Quai d'Orsay den wärmsten Dank der Retchsrcgierung zum Ausdruck gebracht für die tatkräftige Hilfe, die die amtlichen französischen Stellen in Madrid bei derRettung der Deutschen aus dem Madrider Bot schaftsgebäude sowie bei der Verteidigung des Gebäudes und der darin befindlichen Flltchfltnge gegen Eindringlinge geleistet haben. Ebenso hat in War schau Botschaftsrat v. Iühltsch dem polnischen Außen- Minister den Dank der Reichsregierung für die gleiche Hilfeleistung ausgesprochen. „Das hängt von Moskau ab" Werden die Kommunisten gege n die Regierung Blum stimmen? Telegrammunsre H. Paris, 8.. Dezember Im außenpolitischen Ausschuß der Kammer haben die Kommunisten gestern abend abermals einen Bor stoß gegen die Regierung Leon Blum unternommen. Sie verlangten erneut die Aufhebung der „Blockade" gegen die spanischen Bolschewisten und protestierten gleichzeitig gegen dir „Verleumdungen", die der Kriegsminister Daladter gegen Moskau gerichtet habe. Es gehe nicht an, Sowjetrußland als ein „barbarisches astatifchesi* stpand . zu bezeichnen, wo doch gleichzeitig Frankreich einen Hilfeleistungspakt mit Rußland ab-' geschlossen habe.' ' In den späten Abendstunden hat sich dann der. Vor stand der Kommunistischen Partei noch zu einer Sondersitzung zusammengesunben. Er hat dabei in einer Entschließung erklärt, baß die NeutralttätS- volttik der französischen Regierung praktisch darauf htnauSliefe, „die Rebellen l>) auf Kosten der legalen Regierung (I) zu beglinsttgrn". Diese Politik entspreche nicht dem Bolksfrontprogramm und eS sei daher wohl angebracht, »t« Möglichkeit der Bildung einer andern BolkSfrontregterungtnS Auge zu fassen. Der kommunistische Abgeordnete Püri bemühte sich aber sofort, in den Wandelgängen her Kammer nach der Sitzung hie Beunruhigung über diese Entschließung dfr Kommstnisten wieder zu Mil» Kern. Er betonte, bah bi« kommunistische^raktlon am Freitag nach brr Abgabe der RegterungSerklärstna in der außenpolitischen Debatte noch «im rl zusammen- krrten werde, um ihr« Haltung endgültig sestzulegen. Es könne titzt noch niemand sagen, ob die Kommu- «Korrespondenten nisten für oder gegen die Regierung Leon Blum stim- inen mürbem „Das hängt von einem Tele gramm aus Moskau ab", warf ein Abgeorb- neter der Rechten ironisch dem Kommunisten in die Rede. Der marxistische „Populaire" veröffentlich, heute «tuen energischen Leitartikel unter der Uebec- schrtst „Ein letztes Wort". Das Blatt erinnert die Kommunisten an die notwendige Disziplin, ^>hne die die Volksfront nicht bestehen könne. Japanische Truppen in Tsingtau gelandet Sondert,abeldtenst der Dresdner Neuesten Nachrichten Tstngta«, ». Dezember. sUnited Preß) Japanisch« Martnetrnppe« find heute in Tsingtau an Land gesetzt worden und haben außer den wichtige« Punkten »er Stadt »t« fapanischen Textilfabriken besetzt, in denen «egen umfangreicher Streiks »«Ml chinesische Arbeiter auögesperrt wordem find. Der japanische MartnebcsehlShabck bezeichnete dies« Aktion als Vorsichtsmaßnahme*, für di« sich die chinesischen Behörden selbst die Verantwortung zuzufchretben hätte«, da sie dt« Streikuuruheu nicht unterdrückt hätten. Da» japanische Geschwader-Flagg schiff „Id,«wo* besindet sich aus der Sahst von Schanghai stach Tsingtau. ' Llnd Gott schweigt? Z)er Oiodtor Lckwin Lrlost Dwinser ivirck §onnabe»ick ctou S. Ooremder km /tunst,er/iau« kktutturabeuck cter Luo/idancktuu// 7'cimme) unct Lonntas cken S. Deeemder cin/ Liutuckuns «ter ^V8.-Luktursemei»cke im ^e8t«/)ic>//iciu.? /kok/erau keson. /m 2u«a»i»ion/ians mit ckcr» /oksencken ^u/«crkr «ei au/ ctkexo ^benc/e bo- «onckor« /iknsewkesen. Oke Sc/iri'/t/vituttA Vor kurzem stand ein Deutscher in Nowosibirsk vor Sowjetrichtern. Eln tief enttäuschter ehemaliger Marxist. Deutschland hat ihn auS dem Hinterhalt, in den ihn seine ehemaligen Parteifreunde gelockt hatten, hcrauögcholt nnd ihm das Leben gerettet. Wie wird sein weiteres Schicksal sein? Er ist einer von jenen deutschen Träumern, die an baS gelobte Land im Osten glaubten und auözogen, nm an seiner Herrlich keit tetlzuhaben. Tief enttäuscht, verbittert, von der Heimat abgeschnitten, von den Fremden, die sie nicht verstehe», verhöhnt, müssen sie sehr bald den Zusammenbruch all ihrer Ideale erleben. Tie Tra gödie eines solchen Menschen hat Edwin Erich Dwinger in einem erschütternden Buch z» gestalten versucht. <„U nd Gott schweigt?", 1S 4 Seiten, Verlag Engen Diedrichs, Jena). Dwinger hat durch sein sibirisches Tagebuch ^Ne Amttee hinter Stachcldraht" und durch seine Gestaltnng der großen russischen Tragödie der Jahre 1!)lü nnd 1820 in seinem zweiten Roman „Zwischen Weiß und Rot" nnS lies in die Problematik des heutigen Rußland hineingefiihrt. Beide Bücher beruhten ans Erlebnissen nnd Tatsachen. Auch sein neues Buch ist kein Erzeugnis der Phantasie, sondern der wahrheitsgetreue Bericht eines jungen Kommunisten, der im Sommer 1033 nach Rußland ging nnd den dieses angebliche MenschhcitSparadies innerlich zerbrach. Den bas ungeheure Erlebnis aber auch innerlich läuterte und in sein Vaterland zurück finden ließ. * Als Kinder hörten wir einst ln der Schule die Geschichten vom Fall großer Städte in grauer Vor zeit, von der Vernichtung ganzer Reiche, von der Er mordung ober Versklavung ganzer Völkerschaften. Aber all bas berührte uns nicht sonderlich. Die unvor stellbaren Schrecken jener Ereignisse schrumpslen bet uns zu ein paar trockenen, widerwillig gelernten Geschichts zahlen zusammen. Ebenso wie unsre Lehrer in den ersten Jahren des damals so glorreich nnd dttnkelhast einherstolzierenden 20. Jahrhunderts waren wir überzeugt, daß das „lang, lang her" sei nnd daß heut zutage „so etwas natürlich unmöglich geschehen" könne. Denn sicher umhegt von unsrer scheinbar aus die Ewigkeit gegründeten Bürgerwelt, die stets Polizisten und Staatsanwalt leicht greifbar um die Ecke wußte, waren wir überzeugt, daß eS die Menschheit seit den Tagen ägyptischer und babylonischer Könige, hun nischer Rettersührer oder mongolischer Khans unend lich weit gebracht habe. Diese gesicherte Bürgerwelt ist heute verschwunden, wenn es auch manche noch nicht glauben wollen. Aber ein starker Rest ihres Geistes ist — fremdartig genug nimmt er sich aus in unfern Tagen — dennoch iibriggeblieben. In der sicheren, behaglichen Btirgerajmosphäre, in der wir groß wurden, ist die Phantasie von Millionen ein getrocknet, ist die Aufnahmefähigkeit zusammen- geschrumpft, sind die Herzen stumpf, geworden, so daß auch Leute, die sonst nicht gewohnt sind, den Kops in den Sund zu stecken, ruhig am Abend, wenn sie in der Zeitung die Berichte aus der Sowjetunion ober neuer dings ans Spanten lesen, wetterblättern und sich die nächste Tasse Tee einschenken, als sei nichts weiter geschehen, und höchstens seufzend zur eigenen GewtssenSbrruhignng feststellen, vielleicht sei alles gar nicht so schlimm, vielleicht würde in der Zeitung über trieben. Man schiebt die, großen Erschütterungen, die großen Eindrücke ab.wehrend von sich weg. Man möchte die Nöte, die im Westen und Osten unsres Erbteils über die Menschen gekommen sttzd, gar nicht völlig erfassen, weil man sich innerlich diesem Leid nicht gewachsen fühlt. Weil man eS als störenden Etn- dpingling in die Welt geruhsamer Behaglichkeit emp findet. Für diese Menschen ist DwingerS neues Buch ge schrieben. In ihre' Welt hinein gellt sein Bericht, sein Ausruf. ES ist „nicht nur gar nicht so schlimm* in Sowjetrußland, sondern es ist tausendmal. schltmmer, als selbst der sensationellste Zeitungsbericht, sagen könnte. Denn was vermögen Phantasie und sprachliche Begabung eines Reporters auch größten Stils gegenüber der unmeß- baren Summ« menschlichen Elends, menschlicher Enlwürblgung, die den Alltag jenseits der Grenzen des Landes von Hammer und Sichel barstellen. Der ' Untergang von Ntnlpe upd Babylon, die Zerstörung durch den Mongolensturm, die Schrecken dcS großen Krieges, der Untergang der Weißen Armee KoltschakS im russischen Bürgerkrieg — alles tritt weit zurück hinter dem, was jetzt in Rußland vor sich geht, was in den letzten drei Jahren dort vor sich ging. „Fahren Sie sofort nach Hause", sagt ein andrer Deutscher zu dem jungen Kommunisten in Twingers Buch. „Stellen Sic sich der Polizei, waS auch kommen mag, alles ist besser sür einen Deutschen, als in diesem Lande der Lüge zu leben. Keiner von uns darf mehr mithclse", daß dieser mörderische Staat bestehen bleibt. Tcutsch- land würde unter einem ähnlichen Regime zugrunde gehen. Tenn das hnndertmal einfacher geartete Ruß land lebt nur noch unter thm, weil die Grenze russischer LcidcnSsähigkeit fast unerreichbar ist. Mit europäischen Maßen gemessen, lebt eS ja schon nicht mehr, liegt es schon seit Jahren in leidcnsvollcr Agonie." * TwingerS junger Kommunist reist durch das indu strielle Rußland, durch die Großindustriekonzerue, durch das agrarische Land der kollektivierten Kolchos- güter, durch die deutschen Siedlungen — wo er aber auch hinkommt, seine Begleiter bleiben die gleichen: der Hunger,-die Verzweiflung und die Not. Vor a l l e m a b er d I e L ü g e. Immer wieder die Lüg«. Sie ist stets um ihn, sie zerwühlt und zerfrißt alles, wohin er auch gehen mag. Er hat die Gerechtigkeit gesucht. „Ich bin nach Rußland gekommen", sagt er, „um hier die Wahrheit zu suchen. Tenn 2000 Jahre kulturellen Lebens sind sinnlos, wenn man eS in ihnen nickst einmal bis zur sozialen Gerechtigkeit brachte." Aus diesen Worten spricht die ganze idea listische Sehnsucht des deutschen Arbeiters nach dieser Gerechtigkeit, die ihm so lange vorenthalicn worden war und die ihm die kommunistischen Agitatoren zu bringen versprochen hatten. Sie haben die Arbeiter belogen. Rußland ist der grüßte Sklavenhalter staat geworden, den eS jemals in der menschlichen Ge schichte gegeben hat. Da sprechen diese modernen Ucberpotemkins von ihren riesigen Jnbustricschöpsnngcn, von jenem „Giganten" Tnjepstroi, der Spitzenleistung dcS Euer- gie-Kombinats, der Milliarden von Kilowatt erzeugt. Aber «S sind keine Abnehmer für diese Energie da. Und bis sie kommen, kann ein ganzes Menschenleben vergehen. Dieser ungeheure Leerlauf, diese sinnlose Verschwendung von Kräften ist das erste, was dem jungen Kommunisten ansfällt. Das zweite ist die Lage der Arbeiter selbst. Zwar gibt es formell keine Lohn- Herabsetzungen, wohl aber gibt eS eine Klassifizierung der Arbeit. Zehn Lohnklasscn sind eingerichtet wor den, je nach der Leistung, die mit der Stoppuhr sest- gestellt wird. Mau seht die Löhne zwar nicht herab — aber man klassifiziert die Arbeit tiefer ein. Für den Lohnempfänger ist das Ergebnis das gleiche. Für den ausbculenden Staat auch. Der Arbeiter kann seine Arbeit auch nicht hinlegen nnd sich anderswo etwas suchen. Denn die Freizügigkeit ist völlig aufgehoben. Er ist ans Werk gefesselt, genau so „«lohne nclnerip- iun", an die Scholle gefesselt, wie einst der Hörige in den Frithzeiten des Mittelalters. Aber er besitzt nicht einmal den sorgenden Schutz des Grundherrn, den jener armselige Halbfreie im Morgcndänimeru der modernen Geschichte besaß. Seine Entlassung ist jeder zeit möglich, ohne Frist kann er an die Lust gesetzt werden. Und dixse Entlassung ist verbunden mit Aus quartierung aus dxr Wohnung ohne Zuteilung von Transportmitteln. Das bedeutet für ihn, daß er ver hungern muß. * Aber, so sagt man, die Arbeiter arbeiten ja in Rußland für sich selbst, nicht für die Geldsäcke der Kapitalisten. Sie arbeiten für «In überkapitalistisches Ungeheuer, genannt »Staat", der fremd und fern dem Volke im Kreml thront. Und sie haben für sich nichts von dieser Arbeit. Die Unfähigkeit der obexen Schich ten ist so groß, -aß zwei Drittel ihrer Arbeit so völliger Leerlauf ist, daß die früheren GewiiWc der Kapitalisten einfach verschwinden hinter den Unkosten, die derartig urtnökige Arbeitsmethoden verursachen. Alle Ingenieur«, die etwas tonnten, sind totgeschlagen ober ans Weiße Meer oder in die Einöden Sibiriens verbannt. Der Nachwuchs kann, gemessen an west europäischen Maßstäben, gar nicht?. Das Niveau selbst der höchsten technischen Lehranstalt entspricht ungefähr den unteren Klaffen unsrer Gewerbeschule», In den großen Reden auf Sowjetkongrcssen läßt man Ziffern, auf Ziffern aufmarschieren, um zu be- weisen, wie unheimlich groß die Leistung -er Sowjet union seit der Revolution geweseti lft. Und diese Ziffern imponieren vielleicht den Sowjetdclegierten ober jenen politischen und unpolitischen „Intourist". -Reisenden, denen MoSk-mMan di? ersparten Devisen
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