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Dresdner neueste Nachrichten : 09.03.1943
- Erscheinungsdatum
- 1943-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-194303092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19430309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19430309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1943
- Monat1943-03
- Tag1943-03-09
- Monat1943-03
- Jahr1943
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 09.03.1943
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Dienstag, S. März 1943 Dresdner Reneste Nachrichten »WigW»ttg»MfM-lOMGWHEMW«>PiW»»mM.».-R», o» »» „prelf,» «emäpeck»: K, pmffda«m «M-ßü» SS W». M«»M M^W^LAssLLRLSL mit Handels« und Industrie.Zeitung -L2L.-r^L?iN!L Verlag «» SchrWettnug, vnsd« ^Aerbtnaadfirage 4- pofianlchrtftr Dresden »1, Postfach - Aemmf» Ortsvrrfebr Sammelnummer rssoi, Fernverkehr 27v»i -»Telegramme: Neueste Dresden » Postscheck. Dresden rosa S1. Jahrgang Indische Methoden in Rordafrika Standley ermahnt die undankbaren Sowjets Keine SrwHmmg der amerikanischen Liefernagen in der Moskauer presse X Berlin. Di« -rutschen Truppen, tte »ach »er Brr- nichtung -er 3. sowjettschen Panzerarmee im Raum südlich und westlich Sharkow ihren Angriff sortsetzen, sind trotz -eS stark aufgewetchten Gelände- zügig vor- wärtsgekommen und haben ein« Reihe Ortschaften zu rückgewonnen. Unter Nachhutkämpsen wichen die Bol-> schewisten zurück. Weiter nördlich setzten sie sich am Nord ufer eines kleinen Flusses fest und verstärkten bi« Ab wehrstellung. Gegen Mese Widerstandslinien stehen die deutschen Truppen im neuen Angriff. f - Im Raum von Orel lag das Schwergewicht der Sümpfe auf dem Nordabfchnitt. Hier führten unsere Truppen bei heftigem Schneesturm an der Oka einen Gegenangriff,' sie zerbrachen den hartnäckigen feindlichen Widerstand fast ausschließlich im Nahkampf und stellten die in diesem Abschnitt vor einigen Tagen eingebogene alte Hauptkampflinie wieder her. Nach vorübergehender leichter Abschwächung -er Kampfhandlungen griffen im Raum nordwestlich Orel vier Schützendivisionen, eine Schützenbrigade und drei Panzerbrigaden des Feinde» den Abschnitt eine» deutschen Armeekorps an. Obwohl der Massenangriff durch da» Heuer von über IS« Batte rie» »«HSV Salvengeschütze» sonst« zahlreichen Schlacht- flieaeM unterstützt wurde, brach er an -er Unerschütter- lichkett unserer Soldaten unter sehr hohen'blutigen Verlusten des Feinde» zusammen. Lr. Berlin. Der Botschafter der Bereinigten Staa ten in Moskau, Admiral Standley, hat sich sehr ungehalten wegen der sowjetischen Schweigsamkeit über die USA-Lieferungen geäußert. Standley, der vor einigen Tagen auS Kuibtfchew nach Moskau zurück gekommen ist, sagte auf einer Pressekonferenz vor britt- schen und amerikanische» Zeitung»vtrtretern: „Dir ganze Zett, die ich hier bin, habe ich sorgsältia darauf geachtet, daß in der sowjetischen Puffe die Tatsache an erkannt wird, daß die Sowjet» materiell« Hilfe durch da» Pacht, und Lethgesetz au» Amerika erhalten, und ich habe bi» jetzt keinerlei Anerkennung dieser Tat- fache entdecken können." Auf bid Krätze, warum nach seiner Meinung die sowjetischen Behörden da» Volk nicht von dieser Hilf« unterrichteten, erwiderte Standley: „Sie machen an- scheinend den versuch, im Inlands wie im AuSlande den Eindruck zu erweck««, daß sie den Krieg allein führen. SS scheint der Wunsch vorznherrschrn, so zu tun, al» führte« sie den Krieg mit ihren eigenen Hilfs- guellen, um ckeine Hilfe non irgendeiner Seite anzu erkennen." Schließlich erklärt« der Botschafter: „Der i amerikanische Kongreß ist großmütig und freigebig, solange er da» Bewußtsein hat, jemanden zu helfe«. 1 Wenn er dieses Gefühl aber nicht mehr hat, steht alles ander» au».' Diese Erklärung Standleys hat in Amerika, nste in England Aufsehen erregt und bildet «in Hauptgrsprächs- thema von Preffe und Rundfunk auf beiden Setten de» Atlantik. Da» amertkantsche Staat»bepartement wurde mit Fragen überhäuft, was hinter dieser überrasche», den SrKämmg steh«. In amtlichen Washington« Kreisen erklärt «an, sttdE„«rfi«mt" über dies« Er- vtirn», » sch». aeübt werde« solle, um st« zu »«Maste», thr« Hilf», iendungrn zu beschleunigen »der ihre Beziehungen zur lSowjetunion überhaupt zu klären. Gleichzeitig wird 4» Lissabon, von den Unterdrückung»- und AuS- . beutungsmethoden, di« England seit jeher in seinem ganzen Kolonialreich, vor allem ab«r in Indien, an gewendet hat, Haven bi« Erben de» Empire, die Nord amerikaner, bereit» «inen «oben Teil übernommen, wie ihre Praxi» in Rorbafrika beweist. Der stellvertretende Direktor de» USA.-«riegSin- formationsamteS, Milton Eisenhower, hat ja bereits angekündigt, daß Rorbafrika nicht nur die Besatzung»- truppen ernähren, sondern auch noch Nahrungsmittel an andere „verbündete" Länder hergeben soll, was bei der herrschende» Knappheit an lebenswichtigen Dingen bestimmt Rot und Hunger im Gefolge haben wird. Auch der einzelne USA.-Golbat versucht, die Ausbeutungs methoden seiner Regierung nachzuahmen. So wird über «in« besondere Form von Desertionen unter den USA.-Soldaten in Franzüstsch-Nordafrtka berichtet. ES handelt sich nicht um Desertionen derart, daß die Soldaten zum Feind überlaufen, sondern daß sie, des Krieges Überdrüssig, von ihrer Triivpe sortlaufen und sich auf die Geschäfte stürzen. Die französische Polizei und der französische Ordnungsdienst könnten gegen Nordamerikaner nichts unternehmen, was diese Art der Desertionen erleichtere. Die norbamerikanische Polizei sei völlig unzureichend, zumal sich die Deser teure im Innern versteckten. Waren aus den Militär magazinen nähmen sie einfach mit. Bei der Vielzahl der Völkerschaften und der militärischen Verwendungs arten sei die Unterscheidung zwischen nordamerikani schen Zivilisten und Militärpersonen außerdem selbst für die Nordamerikaner kaum möglich. Hinzu kommt, daß die aus der Hast entlassenen Rot spanier die Unsicherheit noch «höhen. In den Dörsern rund um daS Lager der Rotspanier kam e» innerhalb weniger Tage zu einer Hochflut von Morden, Dieb- vom sowjetischen Nachrichtendienst erneut die Frage der zweiten Front gestellt. Die BunheSgenossen im Westen werden beschuldigt, -aß di« Deutschen infolge des Feh lens einer »weiten Front in Europa all« Energien auf die Sowjetsront konzentrieren könnten, worauf das Nachlassen der sowjetischen Offensive, vor allem im Süd teil der Front, zurückzuführtn sei. Kühner Ll'Vooi« Kommandant X Berlin. Der Führer verlieh dem Kapitänleutuant Georg Lassen als 208. Soldaten der deutschen Wehr macht da» Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eiser nen Kreuze». Kapttänleutnant Lassen hat aus vier Frinbfahr- ten 81 Schiffe mit 212844 BRT. versenkt und zwei Schiffe torpediert. 17 dieser Schiffe mit 101860 BRT. schob « au» Seleitzügen heraus. Rlederlander erhtrlt das Ritterkreuz X Berlin. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an ff-Sturmmann Gerades Mooy- man, Geschützführer in -er Panzerjägerkompani« der Freiwilligtulegion ^Niederlande". Der niederländische Kriegsfreiwillige ff-Sturm- mann Mooyman hgt bei der Abwehr starker feind licher Angriffe südlich de» Ladogasee» mit seiner Schweren Pak vormittag» sieben Sonstetpanzer al« Richtschütze und nachmittags weitere sechs Panzer kampfwagen al» Geschützführer abgeschossen. Bereit» Anfang Februar gelang «» ihm, al» Richtschütze vier Kindlich« Pnnzgr,n vernicht«»». kMM'LZKch'L aufbauwilltaen Krslstr», die am Ländern gekommen sind, um Sei! dentschen Kameraden im Maß« lrglonen der Waffen-ff »en zuringen. Er ist der erste Freiwillige au» tiefen Reihe», de» dies« ßsße Auszeichnung verliehen wurde. nnnt au» Apelderrn »äh« zu de« vitten > «len germnNtschen e an Sette nett ihren n der Freiwilligen. 1schewt»«u» nieder- klwtlltge au« tiefen Bet den Störangrisfen im mtttlerenAb schnitt setzte der Feind sein« Kräfte immer nur in Bataillon»- stärke ein. Bei Svtschewka suchte sich -er Feind durch rege Fliegertätigkrij-nin Bild »Nn Der Lage zu »erschaffen, doch areajrieben ünsere Jäger di« feindlichen Flugzeuge. Di« kampflose Räumung von Rschew, GshätSk und Sy- tschewka hat -en Feind offensichtlich verwirrt. Rur zögernd wagt« er zu folgen, außerdem verstärke er an einigen Punkten sein Artillerieseuer, um seinen nach stoßenden Truppen größere Sicherheit zu geben. Dabei beschoß» er mehrfach völlig leer« Räume oder bereit» geräumte Ortschaften. Bordringend« feindliche Panzer gerieten dagegen in Minenfelder oder stießen auf Sperr stellungen, deren Feuer sie vernichtete oder zum Ab drehen zwang. Nicht ander» erging e» der zur gewalt samen Erkundung vorgehenben feindlichen Infanterie. Dadurch, daß unsere Truppen jeden Störversuch des Feindes zuschlagen- oder ausweichend verhindertrn, ist das Gesetz de» Handelns nach wie vor voll auf unserer Sette. Südlich Les Ilmensees brachte der 12. Tag der Abwehrschlacht neue harte Kämpfe. Bor Leningrad beschoß Schwere Artillerie -es Heere» Industrieanlagen in Leningrad mit beobachteter Wirkung sowie da» Bahn- gelände von Schlüsselburg. i LlGA.-Gol-aten „desertieren" znm Verdienen Verbreche« «st «NsschreiNm-ea ber Rotspanier - ßlmerikafeiasttich« Plakate stähle» mit bewafsneter Hand und Plünderungen. Außerdem haben zwei norbamerikanische Offiziere Ver letzungen durch Bajonettstiche daoongetragrn. General Eisenhower hat daraufhin zugunsten der Engländer und Franzofen auf die Rotspanter verzichtet. Durch diese Borkommntffe und durch die Gewaltjustiz der USA.» Milttärgerichte, die neuerdings wieder drei arabische Nationalisten in Algerien zum Tode verurteilten, nimmt die Beunruhigung der Bevölkerung zu. In Bibi bel Aber», 8V Kilometer südlich von Oran, am Sitz des Hauptlagers der französischen Fremdenlegion, sind große amerikaseindliche Maueranschläge angebracht worden, in denen die französische Bevölkerung aukgefordert wurde, sich gegen die Nordamerikaner zusammen- zuschließen. Die Antwort der Bankers waren Hunderte von Verhaftungen. Daß Washington sich als Werkzeug der jüdischen BörseiÄiktatoren fühlt, bestätigte der USA,-Bizeaußen- minister Sumner -Welles auf der Pressekonferenz noch einmal ausdrücklich selbst. Er lobte Giraud, weil er in Rordafrika die Juden m ihre frühere Vorzugs stellung einsetze, und sagte, diese Maßnahme werde „in USA. mit ganz besonderer Befriedigung begrüßt". — Zur Entlastung des General» Eisenhower wurde Bri- gadegenrral Everett Hughes zum stellvertretenden Oberkommandierenden der USA -Truppen in Nord afrika ernannt. Grenzsperre in Südafrika m Stockholm. Der Innenminister der Südafrika»«, schen Union gab nach einer Meldung aus Pretoria be kannt, daß die Grenzen des Landes gesperrt worden seien, um zu vermeiden, daß „Nachrichten über Geleit züge und andere Bewegungen über die Grenzen ge langen und den Achsenmächten zugute kommen". Frankreich erkennt seine Verantwortung Kavck eine-« Hkck/kusptakee« in T'unesien baden Stuka/kieser Lwi«c/ie» Lnkieen eine dedei/^niä-ipe Liiebe einserieblot PK.-Aufn. LricaSbcrlchter Bauer <HH.> Skepsis -er kleine ^Nann in Frankreich seine vererbte Vorstellung in Vergleich setzt zu dem tatsächlichen Er scheinungsbild des „Barbaren". Schließlich flößen wir ihm wohl Vertrauen ein, denn seit einiger Zeit bleibt «tag da» deutsch-französische verbl betrachten, von den» da« Publik» al» Tragödie »der mit einer ponn endet. Die Wirklichen liegt »wtj „Er schlägt auf das Feuer^ Als der kleine Echneiderjunge Liewenberg vom Bürgermeister zu Krippstedt im Jahr 1700 einer geringen Ungezogenheit halber in den Kirchturm gesperrt worden »var, schlag eine Stunde später der Blitz in diesen Sankt Nrklasturm and zündete. Der Magistrat steckte ratlos die Puderköpfe zusammen, denn die groß« Spritze war leider Gottes kaput. Der klein« Junge aber — erzählt Kopisch — krabbelte aus dem Turmloch heraus und schlug das Feuer mit der Mütze aus. So wurde vor 24z Jahren wieder einmal bewiesen, was auch kleine Kraft in großen Noten vermag — wenn sie sich was zutraut nämlich. G. ,E. Male, daß e» jtnfttts seiner traditionellen politischen Ideenwelt eine Wirklichkeit und, Verantwortung gibt, di« erstrangig ist — ohne jede» Wenn nndRNer. In dem kletnen Hotel irgendwo k» Zentrum »oü Part» besteht gut« Ottege^ett z» studieren, mtt welcher und die Gewehre geschmiert hat. Der abrcisenbe Fran zose weigert sich ja gar nicht fo sehr, «inzusehrn, daß der bolschewistische Bär auf dem Sprunge steht, auch über ihn herzufallen. Aber die Nachwirkung des Giftes treibt ihn in den Glauben, in die Höhle de» Löwen gehen zu müssen, um sich vor dein Bären retten zu können. Das Dilemma erscheint ihm vollkommen — und die Wirklichkeit nimmt ihm die Fundamente seines. politischen Kinderglanbens. Nur sollten wir uns hüten,, übereilte Schlüffe aus einem seelischen Vorgang zu ziehen, der nach unseren Begriffen Vorbedingungen für eine Wandlung in sich schließt. Wir Lenken dynamisch, die französische Intelligenz denkt, um es überspitzt zu sagen, gastronomisch. Ihr unzerstörbarer Hochmut wird von der Ueberzeugung gespeist, daß eine Nation die höchste Stufe menschlicher Zivilisation erreicht hat, wenn sie lobt, um zu leben. Nach ihrer Meinung leben wir, um zu arbeiten. Sie gibt zu, -ab wir daher eine intensivere Landwirtschaft, eine überlegene Industrie, eine nach dem Fahrplan verkehrende Eisenbahn, bessere Glühbirnen haben, schön, aber das hat, tote sie meint, alle» keinen Sinn und Verstand, denn «S ist auf Kosten, der zum versteinerten Götze» gemachten Individualität entstanden. Die Franzosen beginnen jedoch langsam, die Glace handschuhe auSzuzteyen und sich gegenseitig an den Schraubstock zu stoßen. Im übrigen wird der Weg eine» Volke» nicht von dessen Neigungen, sondern von seinen Notwendigkeiten bestimmt ES wäre verfehlt, den Ein bau Frankreichs in ein neues Europa von einem Marsch revolutionärer Massen »um Triumphbogen ab hängig zu machen. Ebenso verfehlt wäre eS, mehr Schritte de» Entgegenkommen» zu tun, als die sran- »»fische Nation bereit ist, selbst zurückzulegen. Mancher »nag das deutsch-französische Verhältnis al» et« Drama ter» Verbrüderung » beiden ELtremen aus der Ebene einer realistischen Politik, die Frankreich« Bewähtuna ohne Zweideutigkeiten offenbaren würde. I« der Ueberzeuauna, daß die bolschewistische Gefahr um jeden Preis befestigt «erden muH tst am eheste» Frankreich« Zustimmung zu erlangen. Lroot Siegkrieii San»«» Pari» sEig. Dienst). In ber Deputiertenkammer ber Dritten Republik wies ein Abgeordneter im Ver laufe einer Debatte über Kolonialkredite auf die Tat- -turn der Solönialfrggevorgesehenhab^' fich Herriot und erklärte: „Das ist noch viel zu viel!" In jener Zeit besaß Frankreich «in Imperium, das seiner Ausdehnung und seinen Schätzen nach da» zweit größte der Welt war, und die Gebiete jenseits der Meere waren 28mal größer als das Mutterland. Den Worten Herriot» folgte nicht etwa ein Sturm des Protestes. Er hatte nur ausgesprochen, was der fran zösische Bürger über das Imperium dachte. Di« geistige Elite, die schließlich dazu bestimmt war, diese» Imperium zu beherrschen und zu verwalten, hatte andere Aufgaben. Sie mußte sich die skeptische, anti thetische, an der Oberfläche, in Farbennuancen und erotischen Delikatessen plätschernde, geistige Ueberliefe- rung ihrer Nation aneignen, in die blutarmen Lehren des Individualismus «indrtngen. Dabei stieß sie wohl einmal auf das Wort Voltaires, der verächtlich gesagt hat: „Warum um ein paar Quadratkilometer Sand kämpfen?" Warum? Die Frage kam der französischen Mentalität entgegen, aber eine ihrer anderen Seiten berücksichtigte sie nicht. Diese andere Seite war die Furcht vor der Zweit- rangigkeit. Sobald die führende französische Schicht er kannte, -aß ber Wiederaufstieg Deutschlands eine Realität sei, sah sie ihre alte These umgeworfen, daß Frankreichs Stärke auf der Schwäche seiner Nachbarn beruhe. Dieser seit Richelieu befolgte, negative, am ehesten destruktive Satz mußte nun in seine Rechte wieder eingesetzt werden. In der Einsicht, daß sich das französische Mutterland mit seinen 46 Millionen Men schen gegen die europäische Mitte niemals allein würde durchsetzen können, entdeckte man das Imperium, und nun war es mit der Gleichgültigkeit eines Herriot über Nacht vorbei. Man begann von dem „Weltreich" zu sprechen, das man als da» zweite Frankreich" bezeich nete. Es verschmolz tn der offiziellen Dialektik schnell mit dem Mutterland zu einem „größeren Frankreich ber 160 Millionen" und wurde in bteser Gestalt aus Konferenzen, Demonstrationen, in der Preffe und Lite ratur gefeiert. Die in Europa fehlenden Armeen wurden in den Kolonien aufgestellt: Die Besitzungen jenseits der Meere wurden so ein Mittel des traditio nellen Strebens nach einer „organtsierten Anarchie" in Mitteleuropa. Der französische Volkscharakter Kirnt nichts von Wandertrieb, von Pionterdrang oder von auf die Ferne gerichteter Unternehmungslust, und warum sollte letzten Endes die französische Jugend in dir Kolonien gehen, wenn weite Landstriche in der Heimat nicht «in-, mal bevölkert werben konnten? Die Franzosen »ahnten daher di« Tatsache de» Verlustes Rordafrika» am ehesten mit Gleichgültigkeit hin, obgleich durch di« Be setzung Algeriens, das verwaltungsmäßig ein Teil Frankreichs war, «in Stück ihre» Vaterlande» abge- schnitten wurde. Dies« Reaktion beginnt sich erst jetzt zu ändern, nachdem die amerikanisch-britische Landung sich in der Versorgung»!«»« bemerkbar macht. Das französische Volk hat die Erfahrung machen Müssen, daß e» sich in Nordafrika durchaus nicht nur um „ein paar Quadratkilometer Sand" gehandelt hat. Ein fran zösischer Reservegeneral der Kolonialtruppe« beklagte sich kürzlich bitter über den Mangel an Kolonialgeist. Aber noch in brr gegenwärtigen Sag« begründete er seine Fotderung nach Erweckung kolonialen Sinne» mit der Notwendigkeit, Frankreich davor zu rette«, auf die Stufe einer zweitrangigen Macht herabzustnken. Der alte Spuk also. Laval geht eine» andere« Weg. Er hat erkannt, wie "ftzy'da» Stu»' atz' imd M- «in Garton stehen und berichtet, -ast- «e^M Daraus erhob folgenden Tage nach Deutschland fahren wird, »im »ort zu arbeiten. Nun, jeden Tag fahren viele Franzosen ins Reich. Das wesentliche an diesem Bericht sind auch nicht die Worte, bas wesentliche ist der Blick, der sie begleitet. Der Mann guckt einen mit allen Zweifeln und Vorbehalten seiner Nation an. Die Prüfung scheint dann regelmäßig im Sinne einer Beruhigung auszufallen. Man nimmt sie nicht in Schutz und klagt sie nicht an, wenn man scststellt, daß diese Leute die Reise schweren Herzens antrctcn. Schuld daran ist das Gift, mit dem eine ehrgeizige und engstirnige führende Schicht seit Jahrhunderten die tägliche Suppe gewürzt
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