Volkskunst, Bauernkunst, volkstümlicheKnnst Von Waller Tschirschky . Mit Bildern nach Aufnahmen des VeriaflerS ° Bild 1: Geschnitzte Knagge eines BavernbanieS Ebenso alt wie das Menschengeschlecht ist wohl das menschliche Schmuckbedürfnis. Beweise dafür liefern uns die zahlrekchen Funde aus vorgeschichtlicher Zeit. . . Seien es die vorgeschichtlichen Wandzerchnungen m Len Hohlen Frankreichs, seren es dre —— —Verzierungen auf kevann- schem Gebiet oder die der Gebrauchsgegenstände, immer zeigen uns diese For men, daß das Schmuck bedürfnis des Menschen ! Ursache für ihre Entstehung gewesen ist. Die Ausübung der Kunst, wenn man diese primitiven Erzeugnisse schon als solche bezeichnen darf, war also Gemeingut des Volkes. Je dermann übte sie mit mehr oder weniger Erfolg aus. Allmählich jedoch, im Laufe banger Zeiträume, brachten es einzelne zu hohen Fertigkeiten. Sie üb ten jetzt die Kunst im wahrsten Sinne des Wortes aus und schufen große Kunstwerke. Aber auch in der Masse lebte der Kunstsinn fort. Schöpfungen, die weniger durch ihren Kunstwert als durch die bei ihrer Her stellung angewandte Liebe und Sorgfalt, mitunter auch durch die Naivität ihrer Darstellungen, unser Inter esse erwecken, sind ihre Er zeugnisse. Schöpferische Be tätigung in der Gestaltung des Materials, Ausschmük- kung von Heini und Hof nicht um Verdienst, sondern - O* aus Freude an der Sache. Das ist der Sinn wahrer Volks- und Bauernkunst. Die ausschmückende Gestaltung der Gebrauchsgegenstände mag zuerst im Mittelpunkte des Interesses gestanden haben. Später traten dann auch Schmuckformen hinzu, die eben nur Schmuck formen find. Auch auf religiösem und kirchlichem Gebiete be tätigte sich die Volkskunst, was eine ganze Reihe von Kirchen gemälden beweist. Früher, als noch nicht der städtische Baumeister die Häuser auf dem Laude baute, verrieten diese den Geschmack des Besitzers. Mit eigener Hand arbeitete er an der Ausgestaltung ihres Äußeren mit. Da ist zunächst das Schwarzweiß des Fachwerks, das Gelegen heit zu beliebiger Aufteilung der Wandflächen bot. In überaus reichlicher Weise ist von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht worden, so reichlich, daß es auf diesem Gebiete trotz vieler Zer störung noch heute unendlich viel für schönheitsuchende Augen zu sehen gibt. Zudem bieten die Batten des Fachwerks noch Gelegenheit zur Ausübung der Schnitzkunst, und mancherlei Zierkanten erfreuen noch heute unser Auge. Man muß nur verstehen, die alten Häuser