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Die Heimat : 08.09.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735711233-193709081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735711233-19370908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735711233-19370908
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDie Heimat
- Jahr1937
- Monat1937-09
- Tag1937-09-08
- Monat1937-09
- Jahr1937
- Titel
- Die Heimat : 08.09.1937
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dgji.z« <is» ssrlit - « r L ° - si 8 sr » Nr. AO.1VAV 8.8sptombsr - — Die Heimat 2. Fortsetzung Görlitz wirb ein Feldlager - «nd e- geschehen schlimme Dinge Es kamen allerhand fremde Persönlichkeiten durch Stadt und Land. Zu ihnen gehörte der polnische Fürst Lubormrskt, den im März 170t in Görlitz sah. Auch die be» Breslau auf neu tralem Gebiet festgenommenen sobieskischen Prinzen kamen aus ihrer erzwungenen Reise nach der Pleißenburg durch die Over lausitz, und der von August ebenfalls verhaftete Pnmas von Polen, der Erzbischof Lubomirski von Posen, nächtigte aus semer unfreiwilligen Fahrt nach dem Königstein m der Bautzene Im Mai 1704 wäre beinahe wieder ein „Campement" (mili tärisches Standlager) nach Görlitz gekommen wie 1697, und es wurden schon tüchtig Vorbereitungen getroffen, ^der der Plan änderte sich, und das soldatische Schauspiel kam m die Gegend von Guben. Wahrscheinlich hängt dieses „Campement^ mit der Ausstellung einer „Defenfion" (Verteidigungslinie) längs der Neiße zusammen. Auf den letzten Bautzener Landtagen war zur Bestürzung des Landes davon die Rede gewesen. Denn die Fort schritte der Schweden waren derart bedrohlich, daß man einen feindlichen Einfall in die sächsischen Erblande durchaus für mög lich hielt. . . Der eigentliche Ernst der Lage wurde jedoch erst Mit dem Novembermonat 1704 sichtbar. Am 7. November 1704 verlor der sächsische General Schulenburg (hauptsächlich durch die Schuld der russischen Verbündeten) das Treffen von Punitz bei Lissa, unwert der schlesischen Grenze. Obwohl nun das sächsische Heer einen meisterhaften Rückzug über die Oder ausführte, näherte sich doch der Kriegsschauplatz der heimatlichen Oberlausitz, und man mutzte fortan aus alles vorbereitet sein. Vier Tage später, am 11. November, erfuhr der Görlitzer Rat von der Wahrscheinlichkeit starker Einquartierung. 4000 Mann, aus Polen kommend, waren angesagt. 20 000 Portionen sollten bereitgehalten werden. Die Truppen kamen und brachten allerhand Lasten mit. Die Einquartierung entwickelte sich zu einer Belegung, die den ganzen Winter von 1704 auf 1705 und noch bis tief in das nächste Früh jahr hinein anhielt. Im nahen Hennersdorf lagen zeitweise 15 bis 18 Mann bei einem Bauer. Aber auch die Stadt war im Dezember voller Truppen. Es mußte für die Soldaten viel Brot gebacken werden, und dem Rat, der den Dr. Christian Büttner zum Vorsitzenden der Magazinkommission gemacht hatte, fiel es. nicht immer leicht, die gestellten Forderungen zu befriedigen. Die Gassenmeister hatten viel Arbeit und Unruhe mit Unterbringung der Truppen und Auskundschaftung der Quartiere, wofür sie selbst von Einquartierung frei blieben. Um diese Zeit bekam Görlitz die ersten Schweden zu sehen — allerdings in der ungefährlichen Ausgabe von „blessierten" (ver wundeten) Kriegsgefangenen. Sie wurden auf Kosten der Stadt verpflegt und geheilt und dann nach Dresden weitergeschickt. Auf regender war ein Alarm, der am 9. Dezember 1704, früh um 3 Uhr, entstand. Es verbreitete sich Plötzlich die Nachricht, die Schweden (deren Hauptquartier noch in Rawitsch war) seien im Anmarsch und schon in gefährlicher Nähe. Der sächsische Platzkommandrnt, Oberst Woftromerski, ließ sofort Generalmarsch schlagen, die Truppen antreten, die Tore besetzen und die Bürgerschaft be waffnen. Sofort auch jagten Eilboten nach Guben, wo die säch sische Hauptmacht, bei der sich auch „moskowitische" (russische) Hilfstruppen befanden, lagerte, mit dem für damalige Zeiten überraschenden Erfolge, daß schon am selben Tage um 10 Uhr abends aus dem Gubener Lager Garnisonverstärkung in Görlitz eintraf. Die neue Einquartierung bestand aus zwei Bataillonen Schweizer Söldner und brachte durch ihr unruhiges zur Meuterei geneigtes Wesen bald dramatische Ereignisse in unsere sonst friedliche Stadt. Der Führer der Schweizer war der Oberst Mellerac. Da sich unter den Leuten sehr viele Reformierte be fanden, mußte der Rat sich dazu bereitfinden, einen Raum für den reformierten Gottesdienst herzugelben. Er stellte den Schweizern den Saal über der Salzkammer (Obermarkt, feit 1851 abgebrochen) zur Verfügung, und der reformierte Feldprediger Bon Gerh. Henschel, Liegnitz Chabry predigte dort Monate hindurch. Seine Lehren und Er mahnungen waren indes nicht imstande, den gewalttätigen Sinn der Schweizer zu bändigen, Im Januar 1705 kam es zur ersten Revolte und zu einer Maffendesertion. Im Anschluß daran ge schah am 15. Januar ein fürchterliches Kriegsgericht. Fünfzehn wieder eingefangene Deserteure kamen auf der Viehweide an den Galgen. Der sechzehnte, der bei der Verhaftung Widerstand ge leistet und in dem entstehenden Gemenge erschossen worden war, wurde unter dem Galgen begraben. (Die Aufrichtung des Galgens hatte einige Unkosten verursacht. Das Militärkommando be zahlte aber nur die Zimmerleute, während die Schmiede für ihre * Arbeit vom Rate 4 Taler nebst einem Viertel Bier erhielten.) Im folgenden April standen abermals elf Meuterer vor dem Kriegsgericht. Das pardonierte acht, jagte einen aus dem Dienst und ließ die übrigbleibenden zwei auf Pfähle hängen. Die Folge war nicht Gehorsam, sondern Anfang Mai ein neuer Aufruhr. Der Oberstleutnant Cousin ließ nun die Rädelsführer aus^osen und aufknüpfen. Dabei geschah das gewiß auch damals nicht all tägliche Ereignis, daß der Scharfrichter (anscheinend Christian Straßburger aus der Görlitzer Scharfrichterdynastie der Straß- > burger) an diesem Tage gerade die Hochzeit seiner Tochter feierte und vom Festessen weg zur Exekution der Militärdelinquenten geholt wurde. Regierender Bürgermeister war in Görlitz seit der Ratswahl vom September 1704 Samuel Knorr v. Rosenroth. (Er wohnte Obermarkt 27.) Im November besetzte man die freie Stelle des Syndikus, nachdem Abraham Friedrich Nicius den Posten ab gelehnt hatte, mit einer Persönlichkeit, die in den folgenden beiden Jahrzehnten in der Stadtgeschichte höchst bedeutsam wurde. Es war der „vormalige Rechtskonsulent" in Dresden, Dr. Joh. Friedrich Günther auf Schlauroth — ein Mann, der es verstand, in der Residenz bis zur allerhöchsten Stelle beste Beziehungen zu unterhalten. Im Dezember mußten (Wohl wegen zu be sorgender Alarmzustände) zu den vorhandenen vier Bürger schaftstambours noch vier weitere angenommen werden. Im Januar 1705 hatten die aus der Bürgerschaft gewählten „Bille- tierer" (Quartiermacher) Tobias Schnitter und Martin Täschner viele „Fatigen" (Mühewaltung) und Beschwernis, weshalb ihnen aus der Ratskaffe täglich acht Groschen gezahlt wurden. Im Februar waren die Einquartierungslasten (Kavallerie und Fuß volk) angeblich „nicht mehr zu ertragen", und Bürgerschaft und Zünfte fertigten eine Gesandtschaft nach Dresden ab. Um die selbe Zeit ward durch landesherrliches Mandat die „moskowitische Münze" (durch russische Soldaten in Umlauf gesetztes Geld) im freien Verkehr verboten. Die kursierenden Stücke mußten in die Münze nach Dresden geliefert werden. Die kriegerischen Unruhen wurden auch in Handel und Wandel bemerkbar. Im Februar wurde ein Görlitzer Waren transport, der von zwei Tuchkaufleuten, einem Tuchmacher und einem Bedienten begleitet wurde, von einer schwedischen Streife bei Wolfshayn (an der Straße zwischen Haynau und Bunzlau) aufgegriffen und ins Hauptquartier nach Rawitsch gebracht. Die Leute kehrten Ende Mai nach Görlitz zurück. Die Waren blieben in Feindeshand. Angesichts der immer größer werdenden Gefahr geschahen sächsischerseits bedeutende Rüstungen. Der Generalmajor von Zeidler war als Aushebungskommissar in die Oberlausitz ge kommen und stellte Stammrollen auf. Von je 165 Rauchfängen (ein „Rauch" entspricht etwa einer Hufe ff. Jecht „Wirtschaftliche Verhältnisse" S. 44j) sollten fünf Mann aufgebracht werden. Um Guben, Lübben und Sorau entwickelten sich große Militärlager. Zu Muskau, Sorau und Guben wurden Magazine angelegt. Bei Görlitz lagen im Sommer 1705 ein Regiment Reiter und drei Bataillone „moskowitische" Infanterie. Ende August melden die Ratsprotokolle den Aufbruch aller „Campements". Für jeden Artillenewagen wurden sechs Pferde Bespannung gefordert, was bei den Bauern, Landgüterbesitzern und Stadtgärtnern nicht wenig Sträuben und Murren hervorrief. Außerdem verlangte das Oberamt zur Bestreitung der Unkosten, Besoldungen ufw. binnen zwei Tagen 3000 Tlr. Im Versäumnisfalle wurden die
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