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Sächsische Staatszeitung : 06.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-191502067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19150206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19150206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1915
- Monat1915-02
- Tag1915-02-06
- Monat1915-02
- Jahr1915
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 06.02.1915
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Sächsische W MWMüg Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: LandtagSbellage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K S. Land- und Landeskulturrentenbank-Verwaltung, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Lande- - Brandversicherungsanstalt, BerkaufSltste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 30. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung). Hofrat Doenges in Dresden. <x Sonnabend, 6. Februar 1915. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanftalten 8 Marl vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werttagsnachmittag» — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr rir»S, Schrtftlettung Nr. 14 L74. Ankündigungen Die Ispalttge Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile »0 Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7Ü Pf, unter Eingesandt 150 Ps Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Wir veröfft»11icht« heilte die Verlustliste Nr. LV5 der Sächsischen Armee. * Die kurz nor Beginn des Drucke« eingehende« Meldungen befinden sich auf Seite 8 dieser Ausgabe. * Le. Majestät der Kaiser hat den am Sturm auf die Höhen von kraonne beteiligten sächsischen Truppen Seinen Kaiserlichen Dank für die hervorragende Leistung aus» sprechen lassen. Gestern warf ein feindlicher Flieger Bomben über Müllheim in Baden, ohne Schaden anzurichten. * Die Zahl der in den Karpathenlämpfen gefangenen Russen erhöht sich um weitere 4VV0 Mann. Die Mitteilungen über einen Vertrag zwischen Deutsch land und Bulgarien, der auf einen Angriff Rumäniens durch Bulgarien abzielen sollte, sind erfunden. * Die russische Negierung hat sich in der Petertzbnrger „Birschewija Wjedomosti" über Fragen der äußeren Politik geäußert. Im englischen Unterhause wurden zahlreiche Anfragen an den Staatssekretär Grey Uber Giolittis Erklärung im italienischen Parlament und über andere mit dem Kriege im Zusammenhang stehende Angelegenheiten gerichtet. Die Unternehmnngen feindlicher Ausländer in Rußland werden scharf überwacht. Präsident Wilson äußerte sich vor den Handels kammern der Bereinigten Staaten von Amerika in be merkenswerter Weise über daS Antitrnstgesey. * Die Pariser Finanzkonferenz wurde abgebrochen, weil Ribot nnd Lloyd George keine Zusagen an Rußland wegen einer Anleihe geben konnten. Nichtamtlicher Teil. SomttagSbetrachtnng zum 7. Februar. (Sonnlag Sexagesimä.) Das „Baler unser" im Kriege. Tie sechs Monate Weltkrieg, die nun hinter uns lie en, haben uns, auch wenn wir die Erlebnisse und Ergebnisse auf den Schlachtfeldern ganz ausschalten, schon eine überwältigende Erkenntnis gebracht: Der Krieg macht helliebend und hellhörig, er zeigt uns die Menschen und die Verhältnisse, wie sie sind, nicht wie sie scheinen. Wie wir dies in unserer persönlichen Stellung zu unserer ganzen Umgebung, unseren Lieben im Felde und den Zurückgebliebenen daheim, in unserer ganzen äußeren Lebenshaltung bei den großen wirt schaftlichen und den kleinen täglichen Unterhaltssrogen spüren, so erleben wir diese Umwertung aller Werle, besser noch: ihre Ricktigeinschätzung, auch in allen Fragen unseres innersten Seins. Und hier steht unsere Stellung zur Religion, insbesondere unser religiöser Eigenbestand, obenan. Seit dem Kriege bemerken vielleicht die meisten von uns zu ihrem Schrecken, wieviel Ober flächlichkeit, wieviel gedankenlos Mitgemachtes wir doch in dem bewiesen, was wir ' bis dahin als unser „Verhältnis zu Gott" bezeichnet hatten! Seit dem Kriege geht ihnen aber vielleicht auch zu ihrer inwendigsten Freude recht eigentlich einmal der Sinn und daS wahrhaftige Empfinden für das auf, was es heißt: Gott! Und nun zittert mit der Majestät und Me he eine» Clockenklangcs, wie wir ihn bis dahin vielleicht noch nie in solcher Tiefe und Fülle haben klingen und singen hören, auch der Anfang des Herrn- GebetS durch ihre Seele: „Vater unser im Himmel". Gott unser Vater! Vielleicht hat wirklich erst das ungeheuere Erlebnis des jetzigen Weltkrieges manchem von uns die entscheidende Klarheit darüber gebracht, daß in der Einleitung dieses erhabensten Gebetes über haupt der innerste Kern des gesamten Christentums sich offenbart. Denn die Menschheit in diese Kindesstellung zu Gott zu rücken, da» war daS einzig Neue, aber auch wahrt oft göttlich Große, was Christus mit seiner Sendung auf Erben bezweckte und alS Erster bis in die Wurzeln menschlichen Sein- vor- uu^ durchlebte. — Aber kann un- nicht gerade der Krieg, ,-enn wir reckt beten, nu» bei dem „Vater unser" in «pnz neue Erschütterungen bringen? Dies „unser", schließt eS somit nicht alle ein, die eS beten? Auch unsere Todfeinde im Weltkrieg? Und wenn sie es recht beten, muß Gott sich ihnen nicht auch genau so als „Vater" erweisen wie uns? Und wenn er unser aller „Vater" ist, warum stürzte er un- alle in dieses namenlose Elend des Weltkriege-? — Fürwahr, e- ist gut, daß der Krieg u»S einmal alle aufgerüttelt hat, gerade auch über diese tiefsten Fragen religiösen Sein- nachzudenken. Nun werden wir auch endlich verstehen lernen, was eS heißt, wenn Jesus sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt", nun auch die Wichiigkeil des Zusatzes „Vater im Himmel" wirklich zn ermessen be ginnen. Und damit werden wir auch die beseligende Gewißheit zu erleben vermögen, daß selbst die furcht, barsten Schrecknisse und Nöte eines Weltkrieges, des großen LffenbarerS aller Dinge im irdischen Sein, für den Golt verantwortlich zu machen wir uns gleichwohl doch ja hüten mögen, niemanden, er mag welchen Volkes und Standes immer sein, aus der innersten Herzensstellung zu Gott, alS dem Inbegriff alles ewigen Seins, ver- drängen können. Daß wir, ob Krieg, ob Frieden, ob Massen- oder Einzel-Glück ober -Unglück, eingebettet sind in die Liebe eines Vater», dessen letzte Ziele für unsern Frieden und unsere Seligkeit weit, weil hinauSgehen über alles, ivaS diese arme Erde und unser kurzes Leben darauf je bieten kann! Die Ernährung des deutschen Bölkes im Kriege. Aus Veraulassung deS Landesausschusses für Kriegs hilse hielt gestern abend im großen Saale des Vereins hauses Hr. Pros. vr. Dade-Berlin einen Vortrag über „Die Ernährung des dentschen Volkes im Kriege". Ter Hr. Redner führte folgendes aus: Tank der ungeheuren Produktionssteigeruug der ein- heimischen Landwirtschast stände Teutschland in Friedens zeiten hinsichtlich der wichtigsten Lebensmittel ziemlich unabhängig vom Auslonde da. Zu den Nahrungsmitteln, welche die elementare Basis der gesamten Volksernähruug in Deutschland bilden, gehören in erster Linie Brot und Mehl, dann Kartoffeln und für die Kinderernährung die Milch, erst in ziveiter Linie kämen die übrigen Nahrungs mittel, wie Fleisch, Gemüse, Butter, Eier rc. Diese Reihenfolge beruhe weniger auf ernährnngs- physiologiscken Grundsätzen, als auf Len Preiäverhäll- nissen Ler Lebensmittel selbst. Für den Lebensunterhalt der breiten Schichten unseres Volkes wären Nahrungs mittel erforkerlich, die auch bei geringerem Einkommen erworben werden könnten und zugleich genügend Nähr werte enthielten, die zum Ausbau und znr Erhaltung des menschlichen Körpers erforderlich seien. Auch der Umstand, daß das Getreide alle Jahre neu erzeugt werden müsse, habe Teutschlond genvnngen, schon in Friedens- zeiten, gerade durch die Steigerung der Brotgetreide- Produktion im Jnlande, sich möglichst unabhängig vom AuSlaude zu machen. Demgegenüber bö:e der im Frieden von Jahr zu Jahr vermehrte Viehstond einen eisernen Bestand an lebenden Fleijcbvorräien, der während des Krieges im äußersten Notfälle abgeschlachtet und »ach der heutigen Kühl- und Konservierungstechnik in Dauer waren für die spätere Kriegszeit aufgestapelt werden könnte. Da der deutsche Kulturboden infolge seiner natür lichen Beschaffenheit zum größten Teile ein Roggenbodeu sei, sei von jeber der Roggen die wichtigste Brotjru.vt des deutschen Volke» gewesen, ähnlich wie in Rußland, während England, Frankreich und die überseeischen Getreireexportländer fast ausschließlich Weizen erzeugen. Hierin liege die Basis der dentschen Brolernährung. Durch die Steigerung der Getreideerträge in de» letzten 25 Jahren um etwa 5 ckr anf den Hektar sei eS uns gelungen, dank der großen Noggenanbausläcke die Roggen- Produktion um etwa 3^ Mill, t zu vermehren. Hieraus sei die in der ganzen Kulturwelt Aufsehen erregende Tatsache zurückzuführen, daß Deutschland mehr Roggen erzeugt, als es für die Ernährung deS Volkes nötig hätie und daß in den letzten Jahren jährlich etwa 700000 t Roggen mehr au-geführt als tingeführt seien. Dagegen sei es infolge der geringeren und bisher nicht vermehrbaren Weizenfläche nicht möglich gewesen, den inländischen Weizenbedarf ganz von der eigenen Produktion ru decken, obschon die deutsche Weizenernte in den letzten 25 Jahren nm fast 1 Mill, t gestiegen sei. Zu dieser durch die Natur des Kulturbodens gegebenen Grundlage unserer Brolnahruug käme noch al- erschwerender Um stand Hinz», daß mit der Vermehrung der städtischen und industriellen Bevölkerung und mit der Verfeinerung aller Lebensbedürfnisse eine. Wandlung de- Brot- konsnmS sich bei uns vollzogen habe, indem das gröbere Roggenbrot und Roggennehl immer mehr und mehr durck Weizengebäck und Weizenmehl verdrängt würde. Wenn wir aber beide Früchte al- gleichwertig für die Ernährung hinstellen, sind wir bei einen jährlichen Gelamtbednrfe von etwa 12 Mill, t nur noch mit etwa 1 Mill, b oder mit kaum 10 ^roz. anf daS Ausland angewiesen: Oder mit anderen Worten, wir können für fast 11 Monate des Erntejahres unsere Bevölkerung mit der einheimischen Brotsruckt ernähren »ns sind nur auf den lebten Monat auf daS Ausland angewiesen. Wie steht e» nun mit der Fleischveriorgnug im Brieden? Die einheimis^e Viehzucht deckt fast ganz unseren Fleischbedars bis zu 95 Proz., so daß wir nur 5» Proz. vom Auslände beziehen. Aber diese» günstige Resultat hat eine Schwäche, die darin besteht, daß ein gröberer Teil unseres Viehbestandes auf die Znsnhr aus ländischer Futtermittel angewiesen ist, auf Fultergerste, Mais, K eie, ans Ölkuchen, wie Rapskuchen, Sesainkuche:', Erdnußkuchen rc. Was Lie für die Volksgesundheit und insbesondere für die Heranwachsende Jugend wichtige Mi lchnahrnng anbe rifft, so wird sie so gut wie vollständig von den 11^ Mill. Kühen in Deutschland gedeckt. Unsere Ab- bänngkeit vom Auslände in der Ernährung zu Friedeuszeiten ist demnach etwa folgende: Die Mehreinsnhr von Brotgetreide hat in'olge der enormen Steigerung der Ernteerträge einen Still stand erfahren und ist pro Kopf der Bevölkerung zurückgegongen. Demgegenüber ist die Mebreinfuhr von Futtermitteln für die tierische Ernährung im letzten Jahrzehnt sehr gestiegen. Ter Anteil von Lebensmitteln, die nicht im Jnlande hergestellt werden, wie Süd früchte und Kolonialwaren, an der Gesamteinfuhr steigt von Jahr zu Jahr. Wie »ruß nach dieser natürlichen Grundlage der Ernährung im Frieden bei uns die Eruäbrnug in dem jetzigen Völkerkriege sein? Da die Getreide- ernte 1914 zwar noch einen mittleren Ertrag gehabt hat, aber doch erheblich unter der Riesenernte des Jabres 1913 steht, ist Deutschland gezwungen, um im Krieze durchzuhalten, mit dem Brotgetreide, vor allein mit Weizen, so sparsam wie möglich umzuaehen. Da wir außerdem nicht wissen, wann der Krieg zu Ende sein wird, so dürfen wir nicht bis rum Ende des Ernte jahres, also bis zum 1. August 1915, die Vorräte an Brotgetreide ganz aufzehren. Wir sind vielmehr ge zwungen, so sparsam zu leben, daß wir noch einen größeren Vorrat mit in daS neue Erntejabr hinüber- nehmen. Cs ist dies um so dringender erforderlich, da niemand weder den Ausfall der kommenden Getreide ernte »och den Zeitpunkt ihrer Einbringung voraussehen kann. Tie Ernte kann sich um drei bis vier Wochen verspäten. Wir müssen uns also darauf einribten, etwa bis zum 1. September ausznkommen, da wir erst von diesem Zeitpunkte an mit größeren Vorräten der neuen Ernte rechnen können. Zu allen Liesen Momenten kommt aber noch der Um stand, Laß ein größerer Teil unserer Getreideernte, insbesondere der Noggenproduktion, wegen Mangel an ausländischen Futtermitteln an das Vieh, insbesondere an die Schweine, in den ersten vier Monaten des Krieges in Mengen verfüttert worden ist, bis Las gesetzliche Ver bot der Versütterung kam. Aus allen diesen Gründen sind wir gezwungen, unsere Brotgetreidevorräte zu vermehren oder wie man sagt, sie zn strecken. Ties geschieht in erster Linie durch die stärkere Ausmahlung des Brotgetreides. Werden z. B. 10 Mill, t Brotgetreide um 10 Proz. stärker ausgemahlen, also etwa statt 70 Proz. mit miu- drsteus 80 Proz., so gewinnen wir allein 1 Mill, t ü?ehl mehr. Glücklicherweise hat Teutschland aber noch ein anderes Massennahrungsmittel, das wir zu dieser weiteren Vermehrung oder Streckung der Brotgetreioe- vorräte verwenden können. Dies ist die Kartoffel. Tie Kartoffel bildet die Rettung unseres deutschen Vaterlandes im Frieden uud ganz besonders im Kriege. Cs ist eine der wunderbarsten Erschei nungen in der Bodenkultur aller Zeiten und Völker, daß aus der verhältnismäßig kleinen Kultursläche TeutschlandS etwa ein Drittel sämtlicher Kartoffeln der ganzen Erde gebaut werden, und daß, da die Kar toffel eine Frucht de- mittleren uud ganz leichten Bodens »st, der von der Natur nur stiefmütterlich bedachte und arme Kulturboden Deutschlands durch die Kartossel- srucht uns einen unermeßlichen Reichtum verjcvafft. Wir ernten Henie bei unS 15 Mill, t oder 150 Mill, ck« Kartoffeln jährlich mehr al- vor etwa 25 Jahren. Man sieht hieraus, daß die Landwirtschaft unserer ein heimische» Scholle in diesem Kriege dem deutsche»» Volke mit Zin- und Zinseszins »urückzahlt, was Reich und Bundesstaaten zu ihrer Gesundung und znr Stei gerung ihrer Erträge an Opfern im Frieden gebracht h den. Strecken wir unsere Brotfrucht durch die Kar- »offel noch weiter um 10 Proz., so wür en wir auf 10 Mill. - Brotgetreide noch eine weitere Million Tonnen für die Broternährung gewinnen und dadurch
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