Intelligenz- und Wochenblatt für Frankenberg mit Sachsenburg UN- Umgegend. Sonnabends, den 20. April. 1850. Aus dem Vaterlande. S. Dresden, 16. April. Eine in der ge genwärtigen Jahreszeit ungewöhnliche und deshalb auffällige Erscheinung ist das in hiesiger Gegend dermalen ziemlich häufige Vorkommen toller Hunde. So wurden unter Anderni in Mohorn und Pörs dorf am 12. d. M. zwei tolle Hunde getodtet, nachdem sie vorher eine Menge anderer Hunde ge bissen hatten. .Der eine davon soll sogar mehrere Menschen gebissen haben. Im Interesse der öffent lichen Sicherheit erachten wir es für angemessen, auf diese Erscheinung besonders aufmerksam zu machen. 2*. Leipzig, 16. April. Heute besuchte Se. Maj. unser König die Industrieausstellung. Er verweilte 5 Stunden in derselben, und widmete Allem die größte Aufmerksamkeit. Gegen 12 Uhr nahm er in derselben ein Frühstück ein, wobei der Tisch und die Stühle aus Hirschhorn mit Elfen- beinauslegüng, vom Drechslermeister Lorenz in Dresden gefertigt, zur Benutzung kamen. G. Leipzig. Von Hamburger Kunsttischlern und MarquetteriearbeiterN sind für unsre Indu strieausstellung höchst kunstvolle Gegenstände gelie fert. Einer der von ihnen ausgestellten kunstvol len Tische ist mit dem Preis von 1006 Lhlr. bezeichnet, während ein anderer 400 Thlr. kostet, der wegen seiner mit Perlmutter ausgelegten Ta bleaus die allgemeine Aufmerksamkeit erregt. Das eine dieser Tableaus giebt das Emblem der Schiff fahrt, ein zweites das der Kunst, ein drittes das der Gewerken, ein viertes oaS des Handels in herrlicher Auffassung und meisterhafter Durch führung. Als ein ganz neues Fabrikat bei uns erscheinen die verschiedenen Sorten Holzschuhe, welche Herr Richard Hartmann aus Chemnitz in reichhal tigem Sortiment zur Industrieausstellung in Leip zig gegeben hat; sie zeichnen sich von den in Hol land u. s. w. gebräuchlichen wesentlich dadurch aus, daß sie nicht gänzlich aus Holz-gefertigt sind, sondern ihr oberer Theil aus Leder besteht. Wenn einerseits durch ihre Benutzung in den Häusern der Gang ein zu geräuschvoller wird, so sind da gegen diese Holzschuhe für Fabrikarbeiter im Win ter ganz besonders zu empfehlen, und bei letzter» dürfte Hr. Hartmann mit diesem Fabrikate reüssi- ren. — (Die Proben zu diesen Holzschuhen, so wie die ersten Arbeiter für dieselben, hat Hr. Hartmann im vorigen Herbste aus Paris mit gebracht.) Der Lohnw e - er. (Ilsek einer wahren Leßebendeit von N. vorn walk) (Fortsetzung.) „Mache doch einen Versuch bei dem Eckenkrä mer," nahm Frau Christiane das Wort; „er soll immer noch das Meiste geben." „Ach, ich schäme mich, mit dem Krame auf der Gasse zu gehen. Es ist mir immer, als müßten die Leute mich auslachen und sagen: Seht, da geht der Adam hausiren, seit wann hat er sich denn auf den Handel gelegt?" „Lieber Mann, die Andern müssen dies ja auch thun, es geht Dir nicht allein so." „Aber ist es nicht himmelschreiend, wenn man sich den säuern Lohn zweimal verdienen soll, .und beim zweitenmal noch schlimmer ausgeht, als heim ersten? Du weißt von früher, was ich im besten Falle für den Kram bekommen werde; wo soll das hinlangen? Und warum sollen wir stets mir nichts, dir nichts, gleich so viel vom rechtmäßigen Ver dienste einbüßen? Nein Christel, so schwer mir's wird, von meinem Handwerke, das ich mit Lust und Liebe gelernt, zu lassen, so will und muß ich doch die Weberei aufgeben. Der Stuhl wird zerschlagen, heute noch, und ich suche Arbeit an der Straße oder bei den Bauern." „Ach Gott, Mann!" jammerte die Frau, „dazu wirst Du viel taugen, Du mit Deiner kranken Brust, Deinem kurzen-Athem ..." ,