Intelligenz und Wochenblatt für Frankenberg mit Sachsenburg und Umgegend. 92 1853 Sonnabends, den 19. November. Pilgers Erwachen am TodtenM. Geöffnet ist des Himmels lichtes Thor, Aurorens Blick durchlebt das weite All, Aus, Wem .Traum erwacht blick' ich empor, HlrrdTlausche nach der. Engel Liederschall. Der Traumgott hielt, vereint im schönen Bunde, Mich sonder Harm im Kreis verklärter Lieben; Doch ach! Schon längst schlug ihre Todesstunde, Nur Schmerz und Thränen sind mir noch geblieben. O Himmelstraum! Du bist die Gnadenfülle, Die den Entschlafnen oft uns nahe führt, Ob auch die Lieb' in schwarzer Trauerhülle Das theure Grab noch mit Cyprefsen ziert; Du lab'st den Sterblichen im nächt'gen Schlummer, An Himmelslust und ew'gem Wiedersehn, Doch im Erwachen muß gebeugt von Kummer, Er trostlos noch zum stillen Friedhof gehn. Doch, heil'ger Schauer meiner bangen Brust, Du machst, wenn ich an kalter Grabesstätte Um meine theuren Lieben wein' und bete, Mich eines Friedens höh'rer Welt bewußt. Der Glaube schließt allein den Himmel offen, Der, wenn das Herz nicht mehr im Busen schlägt, Die fromme Seel' im Denken, Lieben, Hoffen, Verklärt hinauf in's Land des SchauenS trägt. „O weine nicht!" ruft dann in meine Klage Der Tod als Engel mir, dem Fremdling, zu, > „Auch Du gehst einst am Allerseelentage, Hs Durch's dunkle Grab der bessern Heimath zu. Still' alle Thränen, die Dein Äug' bethauen, Im frommen Aufblick zu den klaren Höh'n, Dort wirst auch Du in Jenseits lichten Auen Mit Deinen Lieben jauchzen: „Wiedersehn!"" Ja, über'n Sternen wird dieß große Wort ' Von Millionen Engeln laut verkündet, Dort schweigt die Klag' am sichern Friedensbord, Wo, was getrennt, sich freundlich wieder findet. Zum Sarg wird nun der kleine Lebensnachcn, Darinnen ruht die müde Hülle aus, Doch ach! der Geist im schöneren Erwachen, Eilt froh hinauf in's große Vaterhaus. D'rum bleibe — bis auch uns die, Welt-entschwindet, Wo unsre Lieben weinend uns umgehn, — Die süße Hoffnung in uns fest begründet: „Nur Trennung bürgt ein frohes Wiedersehn!" Einst trocknet Gott in jenen lichten Sphären Verlafsner Liebe stillgeweinte Zähren; Und nach der Erde dunklem Pilgerlauf Geht uns die Sonne der Verklärung auf! . /- Steudtner.