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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 06.05.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-187105068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18710506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18710506
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-05
- Tag1871-05-06
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—— » —^77-.^-^.^. 5Z. Sonnabend, den «. Mai. ' 1871, Franlrelltierger UachrichtMatt und . . > ? Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. >' , ' > _.' 1 ' ..' 1 !_.'._'2_ I 1 Erscheint wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Expeditionen. O e r t l i ch e S. Frankenberg. 5. Mai. Ein besonderer Wissenschaftlicher Genuß steht unS im Laufe der nächsten Woche bevor. Der Physiker Herr Paul Hassmann, dem von allen den Städten, in denen er bisher seine Vorstellungen gegeben, namentlich von Dresden und Chemnitz sehr gün stige Beurtheilungen vorausgehen, wird näch sten Donnerstag und Freitag (s. daS Inserat) seine durch den Hydro - Orygene - GaS - Apparat hergestellten Bilder von Afrika'S Nalurschön- heitrn, von Odysseus' märchenhaften und aben teuerlichen Irrfahrten, sowie besonders von der Entstehungsgeschichte der Erde rc. vorführen, Welche nach sehr ausführlichen Besprechungen, die wir u. A. in Dresdner Blättern fanden, «ine Fülle ebenso prächtiger als belehrender An schauungen bieten, die Herr Hoffmann mit an- sprechendem erläuterndem Bortrag begleitet. DaS «roße Interesse, mit dem die instruktiven physi. kalischen Erperimente des Herrn Amberg im vorigen Jahre verfolgt wurden, läßt hoffen und erwarten, daß auch Herrn Hoffmann'S Dar- stellungen gleichgünstig wie anderwärts aufge- Hommen und zahlreich besucht werden, zumal ilnS derartige besondere Genüsse nur sehr spär lich geboten werden. Vermischtes. Frankenberg, 4. Mai. Vor Paris ist ein günstiges, wenn auch langsames Vorrücken der Truppen der Versailler Regierung das neueste Ereigniß. Der Angriff auf die Jnsurgemey hat auf der ganzen Linie begonnen und Fort Jffy» daS auf die Capitula- 1ton nicht einging, ist noch mehr zusammenge- schoffen und durch inzwischen eingenommene nahe, günstige Stellungen der Versailler Soldaten fast widerstandSunfähig gemacht worben. Raffen sich aber in Paris selbst die, gewiß vielen, mit der gegenwärtigen Ordnung der Dinge daselbst Un- zufriedenen nicht zu einem energischen Schritte gegen die Wirthschaft der Commune auf, so droht der entsetzliche Bruderkrieg erst recht mör derisch zu werden, da die Insurgenten ungeheure Barrikaden allerorten errichtet haben und so den Regierungstruppen wahrscheinlich Schritt für Schritt in den Straßen streitig machen werden. WaS aber ein Straßenkampf bedeutet, hat uns der kaum beendete Krieg oft und erschrecklich ge- zeigt. Zu ihrer Unterstützung haben sie noch in den Straßen ein großartiges Minensystem ai> gelegt. Dir Leitungsdrähte gehen in die bequem passtrbaren , von LouiS Napoleon sehr praktisch angelegten Cloaken, wo der Sprengstoff ange- häuft ist und werden so die Minen von den auf dem Montmartre ausgestellten elektrischen Batterien entzündet. Welche Verwüstung dadurch der Stabt droht, läßt sich nicht schildern. Was liegt aber auch den dort bominirenden „Rothen", die sich aus den Unzufriedenen aller Herren Länder rerrutirt haben, daran, wenn diese zer- stört wird, — «S gilt ja dem Kampfe für ihre volkSbeglückenden (oder verrückenden) Ideen, wenn nicht, was wir mehr glauben, der Befriedigung ihrer Gelüste unter falschem Schild. — Wir fügen an diese Mittheilungen die Aeußerung eines französischen Blattes, der „Patrie", über die gegenwärtigen Zustände in Frankreich: „Mil jedem Tage wirb Paris einer Einöde vergleich, barer. Der Anblick vieler Provinzstädte ist nicht minder düster; daS industrielle und gesellige Le ben ist allenthalben erloschen, man wartet, man hofft, über mit jedem neuen Tage werben die Erwartungen getäuscht und die Hoffnungen wei ter hinaus gerückt. Unser physisches und mo- ralischeS Elend beschränkt sich nicht allein auf daS Innere, auch im AuSlande mißachtet man unS. Italien, daS wir mit unserm Blute ge- gründet, mit unsern Schätzen gefestigt haben, begegnet unserm Gesandten in schnödester, weg werfender Weise, Preußen überwacht unS und mahnt uns an unsere Schulden, England be mitleidet uns, Rußland kümmert sich gar nicht um unS, Oesterreich bedauert unS. Der Todes- kampf der National-Ehre, der Todeökampf deS National-Besitzes — das ist die gegenwärtige Lage Frankreichs." -l- Dresden, 4. Mai. In den Berichten unserer Soldaten auS dem Felde spricht sich zu weilen eine leicht verzeihliche Ungeduld darüber auS, noch immer in Frankreich fern von den Lieben in der Heimath weilen zu müssen, trotz dem der Krieg beendet ist. Mit dergleichen HerzenSergießungen darf man rS aber nicht so genau nehmen, namentlich wenn sie noch mit Schilderungen über die schlechte Verpflegung, das viele Ererriren u. dgl. verknüpft find. So viel ist doch sicher anzunehmen, daß die Brmee- verwaltung nicht willkürlich unsere tapferen Sol- baten schlecht oder mangelhaft ernähren oder er nähren lassen wird und so viel auch sicher, daß die Verhältnisse nicht darnach angethan sind, daS Ererciren überflüssig erscheinen zu lassen. Die Uebelstänbe werden an maßgebender Stelle sicher gefühlt, aber ihnen überall abzuhelfen, ist nicht immer möglich. Sehr treffend und ein sichtsvoll, wie umgekehrt die Einsicht der Deut schen in Anspruch nehmend, sagt die neueste amtliche preußische Provinzial-Correspondenz u. A.: „Bet der Beurtheilung aller Verhältnisse ist nicht zu übersehtn, daß durch den Abschluß deS Präliminar-FriedenSvcrtrageS noch nicht der wirkliche Friede und zumal für die Armeen noch nicht der FriedenSzuftand eingetreten ist, und daß demgemäß bei allen Maßnahmen der Gesichtspunkt sestgehalten werben muß, die stete Schlagfertig keit der Armee nirgends auch nur vorübergehend In Frage zu stellen. Es ist ferner zu beachten, baß bei der Organisation und Eintheilung un- serer Armee, so sehr dieselbe im Großen und Ganzen auf der Berücksichtigung der bürgerlichen Interessen beruht, doch «ine absolute Gleichmä ßigkeit in ter Heranziehung der Einzelnen iw jedem Augenblicke nicht möglich ist. Die Opfers welche in dieser Beziehung noch hier und dar gebracht werden müssen, sind aber jedenfalls ge ring im Vergleich mit dem, was unser Volk in allen Schichten und Klaffen seither mit so gro ßer Hingebung geleistet hat. Mögen die einzelnen Betheiligten nur noch ein« kurze Zeit ausharren!" Ja, unv diesen schlichte Wahrheit predigenden schlichten Worte» kann man sich auS Ueberzeugung wohl anschlie- ßen, denn so berechtigt auch manche auS Frank reich zu unS herübertönrnbe Klage unsere« Landessöhne sein mag, von unerträglichen Leiden kann sie kein Zeugniß geben. Wie denn, wen» wir nun noch im Kriege begriffen wären, würde rS nicht da gelten ganz andere Beschwerden zn ertragen? Und würden sich unsere Helbensödak auch nur einen Augenblick weigern, st« zu über nehmen? Gewiß nicht. An brr französische« Mißwirtschaft, an den Tollheiten der Pariser und an der theilweisen Verblendung der Macht haber in Versailles liegt eS, daß wir nicht schneller zum Abschluß deS endgiltigen Frieden gelangen. Sind die Pariser besiegt, werden der ThierS'schen Regierung auch rasch genug dir nöthigen Geldmittel zur Verfügung stehrn, u« uns die erste halbe Milliarde zu zahlen , welchr UnS dann in den Stand setzen kann, unsere mi litärischen Streitkräfte zu vermindern. Nur müs sen die Franzosen auch ehrlich die FriebenSbe- bingungen erfüllen unv unS nicht mit Papirr- gelb befriedigen wollen, mit welchem wir dir Kleinigkeit von etwas über Milliarde vor« den L Milliarden efnbüßen würden. Rein, ihr lieben FranzöSlein, so Haden wir nicht gewettet! ihr müßt euch in Brüssel zur Zahlung in klin gender Münze verstehen, sonst gebt Acht, baß wir nicht den diplomatischen Jnirigueiiknotr» mit dem Schwerte zerhauen, bevor ihr ihn zu unserem Rachtheil festgeschürzt habt. Der Lpz. Ztg. wird auS Berlin vom 3. Mat geschrieben: Von einer Rückkehr Sr. k. H. de» Kronprinzen zu der in Frankreich stehende» Ar mee ist keine Rede mehr. Auch Se. k. H. d«r Prinz Friedrich Carl wird sich schwerlich wieder auf seinen Commankoposten nach Frankreich be geben. . Den Oberbefehl über die deutsche Occu- pationSarmee führt Se. k. H. der Kronprinz von Sachsen. Daß vor deutscher Seite ei» nochmaliges Vorschreiten zur kriegerischen Actio« nölhig werben sollte, hält man hier unter de« obwaltenden Umständen nicht im Mindesten fü« wahrscheinlich. Die OccupationSarmee stehr an dauernd schlagfertig da und ist jeden Augenblick zum unverweilten LoSgehen bereit. Aber ein« ernste Gefährdung der deutschen Interessen, welch« ihr Eingreifen erforderlich machen würbe, läßt sich bei der jetzigen Sachlage wohl von keine« Seite in Frankreich erwarten rc. Deshalb nimmt auch die Entlassung der Landwehrmannschasten.
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