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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 15.06.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-187206150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18720615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18720615
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-06
- Tag1872-06-15
- Monat1872-06
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MMMrger Nchrichtt ---^.-»^WWWWW Sonnabend, dm 15. Juni. BezirksMzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des M zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch aUe Buchh-WlUngeU und Post'^ ExMitionen. Dringende Bitte. Wie aus öffentlichen Blättern zu entnehmen und Ünterzdichneter durch Augenzeugen unterrichtet worden ist, haben die in be^r letzten Maiwoch^, in Böhmen niedergegangenen Wolkenbrüche eine entsetzliche Zerstörung und eine überaus große Noth, namentlich in den von Deutschen bewohnten^ LqgdeSstrlchen angerichtet. Schnelle und energische Hilse für die Verunglückten ist erforderlich und für Menschenfreunde dr^ Freuu^, Eich, Beiträge werden in der MathSerpedition und in der Erpeditioü VeS vorliegenden BlatteS mit aufrichtigem Datike entgegengenommen. Frankenberg, am 12. Juni 1872. i D e r S t a d t r a t h. , Meltzer, Brgrmftr. O e r t l i ch e s. » Frankenberg, 14. Juni. Vor einigen Tagen wurde beim Abräumen Md Vertiefen des Baugrundes der am 12. April d. I. abgebrann- len Häuser HZ 129 und 130 beS B.- C am Stadlberg« eine Bcandschuttschicht aufgedeckt, auf welcher jene Häuser gestanden haben. Diese Brandschuttschicht kann nur von dem großen Brande VeS JahreS 1712 herrühren, durch wel che» säst die ganze Stadt 7- mit Einschluß vor erwähnter Häuser — eingeäschert ward. In derselben ließen sich außer Holzlheilen auch noch Strohhalme j und Gctraidekörner, ganz deutlich er kennen, welche demnach ihre Formen unter der Erde im angekohlten Zustande 160 Jahre lang bewahrt haben. Eine Probe davon ist in der RachSerpebition zu sehen. > , Frankenberg,. 14. Juni. DaS gestern Abend im Benedir'schen Saale zur Förderung der beabsichtigten Errichtung eines AuSsichtS- thurmeS auf dem Treppenhauer von kunstsinnigen und kunftgeübtcn Musikfreunden gegebene Con- «ert, daS in allen seindn Theilen in ercelleiilestec Weise zur Ausführung kam» war für die Zu hörer durch, die «trefflichst auf zwei PianinoS vor getragenen Ouvertüren zu, „Prophet", „Euryan- the", „Zauberflöte".und „Tannhäuser" ebenso wie durch die Sola- und Chorgesänge und daS Beriot'sche l Vialinconcert «in wahrer Hochgenuß, während eS für den erwähnten Zweck ein höchst günstiges Resultat lieferte, in der Brutto-Ein- nahmevowca.-64 Thlr. Es ist die- ein recht erfreulicher GcündungSfond, so bescheiden.-er im merhin noch bei der auszubringenben Summe sein - mag. >A«zf den beabsichtigten Thurmbau selbst kommen wie, »in andres Mal> ausführlicher zurück.«: P i> .' ... . Wie eS EinM e^girhen kann! Es cwär im August 185 . Ich hatte in Berlin die < große juristische - Staatsprüfung, ab- solvirt, war glücklich zwischen-allen Klippen der Probe-Arbeiten hindurch, geschifft, und erhielt eine» Tage» durch den Boten deSMintsteriumS mein« Ernennungzum GertchtSasseffor^ Nur wer 6 bis, 7 Jahre unbesoldet-an den verschiedenen Gerichtshöfen, deS Landes- .-„zur-,Uebung/' gear beitet, nur wer,den dreißiger Jahren, näher als den Zwanzigern, bescheiden in den Sitzungen in Ser Ecke gesessen und seine besten Arbeiten vom launigen- alten Herren hat, „corrigiren" lassen Nüssen, nur der weiß, waS ich beim: Empfange « - - >," r> n» >r dieser Botschaft fühlte I Endlich ist die Zeit der Prüfung vorüber, endlich der Hafen erreicht, der Jahre lang im Nebelschleier vor uns lag, endlich die Möglichkeit vorhanden, ein anständi ges Auskommen zu erreichen.' Rosensarben liegt die Zukunft vor unS da. Rosenfarbener noch, wenn eine alte Mutter, die Jahre lang die höch sten Entbehrungen getragen, um dem Sohne die große Karriere zu ermöglichen, die Freude thetlt. Ich hatte also eines schönes Morgens mein Patent erhalten. Ich wohnte im Hotel L, Zimmer Nr. 4, und mit BlitzeStchnelle hatte sich die freudige Kunde dem ganzen HauSper- sonal mitgetheilt» Kellner, Hausmädchen und Barbier erschienen mit grinsendem Gesicht und wünschten mit Nachdruck dem „Herrn Assessor" einen guten Morgen. : Der Tag und der Abend wurden freudig im Kreise lieber Freunde ver bracht, Briefe wurden nach allen Himmelsge genden geschrieben und die ein brechende Nacht sah den neugebackenen Herrn Assessor auf den Tiger- und Löwensellen in Reinecke'S Eap-Keller an der Ecke der Linden sitzen, wo er behaglich sein GlaS Cap Constantia schlürfte. Gegen Mitternacht trat ich meinen Heimweg an. Wie selig warf ich mich auf mein Lager! Vorüber rauschten-sie, die Bilder vergangene, Jahre, ei neS folgte dem anderen und verdrängte eS mit Macht. Aber inmitten alles Gewirres leuchtete immer ein Heller Schein und vergoldete ein gar liebliches, herziges Bild. — Waren eS nicht blaue j treue Augen, Vie auf den Schlafenden herniederschauten, waren eS nicht dunkle Locken, dien in den schönsten Nacken fielen . . . ? — „Machen Sie auf,' mein Her«, machen Sie auf I" tönte eine Stimme. — Erschrocken fuhr ich von meinem Lager in die Höhe, Venn ein starkes un- geduldige» Klopfen begleitete diese Worte. Es war schon-heller Tag. — „Wer ist da?" ant wortete ich. — „Die Polizei, mein Herr, die Polizei! " — Die Polizei!, DaS fehlte gerade noch zu aller Freude! Aber ich mußte gehorchen, kleidete mich nothdürstig an und öffnete. Da stand auf der Flur eine wahre Armee von Schutz- männern, voran ein Wachtmeister mit riesigem Schnurrbart, in dec rechten Hand einen Stiesel Hinter ihm der Wirth VeS Hotels, kreideweiß im Gesicht. Sie traten ein. — „Dars ich fra- gen, Herr Assessor, wo Sie den gestrigen Abend gugebracht?" begann der Beamte. —„Zm Cap- Keller, mein Herr." — „Wann verließen Sie denselben?" — „Um Mitternacht." — „Wel- chen Weg gingen Sie nach Hause?" — „Dir Friedrichöstraße entlang." — „Wer öffnete Jh. .!' .--i - .! ... -- > nen das Hotel?" — „Der Nachtwächter, d« ich vergebens die Glocke zog." — „Also Sie standen länger vor der Thür?" — „Ja wohl!" — „WaS machten Sie da?". — „Welche Frage,, mein Herr? " — „Sie haben Recht; aber wenn, wie VicS heute Nacht geschehen ist, von der Straße aus sn daS Cümptoir deS Wirths diese- Hotels eingebrochen und die Summe von 80L Thalern etttwendet ist, wenn sich ferner auf den», Steinpflaster' vor dem zerbrochenen Fenster ein großer Theeifleck, ein dergleichen im Innern deS Comptoir- auf der Diele befunden hat, und wenn ferner an Ihrem Stiefel, den Sie zu«. Reinigen vor die ZiMmerthür aus den Flur ge stellt haben, auch Theer klebt, so werden Sie di« Frage wohl verzeihlich finden!" Der Beamte hob den ominösen Stiefel in dir Höhe. Wahrhaftig, an der Sohle klebte Theer. Ich fühlte, daß mir das Blut in daS Gesicht, stieg. — „Mein Herr", begann ich, „eS giebt mehr Theerflecke in Berlin! " — DaS ist wohk - möglich", sagte der Beamte mit langqedchnter Stimme, indem er an meiner linken Sette vor- bei den Blick fest auf den Tisch richtete. — „Wa- ist daS, Herr Assessor?" — „WaS meinen Sie?" — „WaS liegt da auf dem Tisch?" — „Meine Cigarrenipitze!" — „Ja, aber der Kopf sehlt.v --- „In der That, ich — muß ihn vorloren ha tten." — „Dann bin. ich vielleicht so glücklich gewesen, ihn zu finden, und zwar auf der Straße unter dem zerbrochenen Fenster!" — Sprach's : Und holte aus dec Tasche ein Mecrschaumköp'chea hervor, daS ich aus den ersten Blick a>S vaS niet« , nige erkannte. Ich fühlie, wie VaS Blut mir auS dem Gesichte wich — „DaS ist sehr lchlimm," sagte dec Beamte. Ich fühlte, wie ec recht hatte. —- „Sie werden gestalten, daß wir im Zimmer Nachsuchung halten!" — „Ich bitte sogar darum, mein Herr." — Alle» wurde ourchsucht. Endlich öffnete der Beamte die lufts- l sichte Thür deS OsenS, streckte seinen Arm hi« nein und .... ein schwerer Beutel kam zu« Vorschein, dessen Inhalt sich «lS grobes Courant ecwieS. — DaS Blui im Herzen drohte mir still zu stehen. AIS Jurist fühlte ich oie Mäht der. Beweise. Weich' herrliches Material zur Anklage wegen schweren Diebstahls kür den Staats anwalt deS Stadtgerichts! Ein ZnbicienbeweiS, wie er im Buche stand! — Der Wirch milchte sich jetzt in die Sache. — „ES kehlt noch ein ' Notizbuch mit 400 Thalern in Papier", sagt«, ^r. — Ich war vor Wuch unb Aecger unfähig z^u antworten. „Sie werden die Güte haben, !ifiir auf das Polizeibuceau zu folgen!" i— i .
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