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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 02.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190602027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19060202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19060202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-02
- Monat1906-02
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Freitag, de» 2. Februar ISO« 's» u, U.,. tZ) t<l nt <1 begründet 1842. AMlalt siir die KönizWe ImkhlHipiMWschasi MH, das MM Kmkgmchl u«d de» Wirst z« Imkenberg i. Sa Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg.i. Sa. p zväs, 5^. Roman von Ewtasld-Augu.st König. <M. k»r!s,»ml«.) cUa-v^rnck orrboau.1 'S L, kW- s über arilloS. mg des h schwer ,e vor- Lehran- ,m Vcr- :rtcchnik, aie und S Tech« geschwScht. Gegenüber dieser Sachlage ist man sich bei allen Parteien darin einig, daß da- Reich-Parlament seine Aufgaben nur be wältigen könnte, wenn jeder Einzelne sein« Pflicht freudigst erfüllte und wenn jeder sich in seinen Ausführungen aus da» sachlich Notwendigste beschränkte. Auch die Sozialdemokratie hat die- voll und deutlich begriffen. Aber weit davon entfernt, ihre Redeflut einzudämmen, legt sie «S im Gegenteil darauf an, demagogischer Wirkung zuliebe den Reichstag mit ihren Dauerreden zu ermatten, und sie erreicht damit ganz unbestreitbare Erfolge. Ein recht be zeichnende« Beispiel dafür, wie diese Praxi« alle parlamentarische Arbeit vereitelt, bot di« Behandlung der Vorlage über Abänderung de« Unterstützungiwohnsitzgesetze». Nachdem sie durch Dauerreden die Vorlage nicht zu Falle bringen konnte, beantragte die Sozial demokratie die Verweisung an «ine 21er Kommission. Leider hat das Zentrum dem zugestimmt und e« wird nun schwer sein» da« als so notwendig erkannte Gesetz au« dieser Kommission herau» zu kriegen. An diesem Umstande wird auch keine Gewährung von Diäten etwas ändern, und so sehr man der Entschädigung der ReichStagSabgeordneten da» Wort reden mag, so wär« r« doch wünschenswert» daß diese in einer Form gegeben würde, die den beabsichtigten Zweck, nämlich die praktische Erledigung der Reich»« tagSarbeiten auch wirklich erreicht. Am ersten dürfte die» geschehen durch eine GrsamtentschSdigung, deren erste Hälft« anfang« Februar, die zweite aber am I. April unter der Vorau»s«tzung zahlbar wäre, daß bi» dahin der Etat erledigt wäre. u dsr , Liu- juoxs kdaüo. , dass us da- vr ru- obixsr ruluus -omiut, rdslok- i wskr Worm u 2sr- luisssu r Xrls ^aros Llskr Isbiots cd cUs Lt, dis lortsit- srLbar ckäuxs- rvöku- u naau dem svasu rawlu ivtvat- »udo» - divaor v da« SLail- ftsiotl- ruobt darf, »rtrou- st, als dsr rsitLjs vasdr 7 vuu- » uoeb ZL^ssu lookts ,o mit zblaks, i ^visr ^wuus wstou- tsltso, wtlsri- sr 8s- dv von isuoou mtval- ts dsr »der den Ä. »Ipatare. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. spielen." :>;> „Mute ich Dir das zu?" erwiderte der Baron, einen ver traulichen Ton anschlagcnd, „Du wirst hier wohnen und Dich an der Verwaltung beteiligen —" „Dann müßte vor allen Dingen der bisherige Verwalter ent lassen werden!" „Weshalb? Konrad Schreiber hat stets seine Schuldigkeit getan und seine Pflichten gewissenhaft erfüllt." „Sein Sohn war mein Verführer!" „Soll das der Vater entgelten?" „Der Vater hat den Sohn dressiert." „Diese Vermutung —" „Ist nur zu sehr begründet, Onkel, ich verlange die Entlassung dieses Mannes, wenn ich hier tätig sein soll." „Nun, darüber läßt sich ja noch später reden," sagte der Baron, „willst Du die ganze Last der Verwaltung auf Deine Schultern nehmen, so werde ich voraussichtlich nichts dagegen einzuweuden finden. Deine frühere Wohnung in diesem Hause steht leer, Du kannst sie sofort beziehen, ebenso werde ich für Deine Mama Ge mächer Herrichten lassen. Ich hoffe, Dein Mißtrauen und Deine Abneigung werden schwinden, wenn wir einige Zeit miteinander verkehrt haben, lieber Deine Wünsche wollen wir dann in den nächsten Tagen berate». Nur möchte ich Dich von vornherein daraus aufmerksam machen, daß Du zu Forderungen durchaus kein Recht hast, ich bleibe hier Dein Vormund bis zum Ablauf Deines dreißigsten Lebensjahres, daun werde ich Rechnung ablcgcn und das Majorat Dir übergeben." „Das ist Dein unabänderlicher Wille?" fragte Dagobert, das Haupt trotzig zurückwerfend. „Unabänderlich, die Bestimmungen unseres Statuts müssen erfüllt werden." „Dann behalte ich mir die Entscheidung vor." „Sehr wohl, nur muß ich darauf dringen, daß diese bald erfolgt." „Du wirst es mir nicht verargen können, wenn ich zuvor den Rat eines Juristen einhole." „Gewiß nicht, obschon ich die Notwendigkeit solcher Beratung nicht einsehe. Unser Justitiar, Herr Notar Tellenbach, kann und Vom Reichstag. 22. Sitzung am 31. Januar 1906. Auch der Genuß der Toleranz-Debatte wird nachgerade recht zweifelhaft. Abg. v. Hertling polemisiert gegen die Anklagen des Abg. Müller-Meiningen, aber der feinsinnig« und gelehrte Zentrums« freihcrr hat keinen glücklichen Tag. Er macht sich die Polemik etwa» sehr bcquem — die Frage beispielsweise, ob das AuStragen liberaler Zeitungen ein« Sünde sei, lehnt er einfach ab; eine politische Versammlung sei überhaupt nicht daS geeignete Forum» eine solche Frage zu entscheiden. Die katholische Literatur ,x stiere i für die Gegner nur dann, wenn sic etwas finden, waS in ihren Kram paßt. Das Zentrum erstlebe keineswegs eine Trennung von Kirche und Staat, cS verlange keinen radikalen Eingriff. Doß der bekannte Z-Hngebote-Hoffmann von der Sozialdemokratie Dienstag, den 6. Februar 1906, vormittags io Uhr sollen in Eber-dorf^i Warenschrank, Regale mit Kasten, Ladentaseln, 1 Sofa, 1 Kommode, 1 Dezimal« und 1 Tafelwage, 1 Peiroleumbehälter, Kartoffelmehl, Speiseöl und Marmelade meistbietend gegen Barzahlung ver« steigert werden. Bieter sammeln in Hoppes Restaurant. Frankenberg, am 29. Januar 1906. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgericht» !v kl. Sonnabend, den 3. Februar 1906, vormittags 10 Uhr sollen im Gasthaus „Stadt Dresden" hier ein großer Posten. Cigaretten meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Frankenberg, am 29. Januar 1906. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Dir feindlich entgegentreten, aber meine Rechte hier energisch zu wahren wissen. Wir alle müssen uns den Familiengesetzen fügen, es liegt nun einzig nnd allein an Dir, ob der Friede hier erhal ten bleiben soll." Der Kammerdiener war eingctrcten, sein forschender Blick schweifte verstohlen von dem alten zum jungen Herrn, die Ruhe der beiden schien ihn mit Befriedigung zu erfüllen. „Der Herr Baron wird die Gemächer wieder beziehen, die er früher bewohnt hat", sagte Baron Kurt. „Ich erwarte Dich zur Tafel, Dagobert, wünschest Dn vorher ein Frühstück, so hast Du nur zu befehlen." Dagobert schied mit einer leichten Vernei gung und folgte dem alten Manne, gleich darauf trat der Notar mit der Tabaksdose in der Hand aus dem Nebenzimmer. „Vortrefflich!" sagte er. „Sic haben Ihre Sache gut ge macht, Herr Baron, der Erbe darf sich nicht über Sie beklagen." „Er scheint Ihnen nicht sehr gewogen zu sein", spottete Ba ron Kurt, an den Spitzen seines langen Vollbarts drehend. „Ah, bah, wenn ich wollte, könnte ich mir seine Gunst im Handumdrehen erwerben, aber mir liegt nichts daran." „Ganz recht. Wenn Baron Dagobert auf der Entlassung des Verwalters besteht, so geben Sie nach —" „Wie darf ich das?" unterbrach der Baron ihn. „Schreiber war mir stets ein treuer, ergebener Diener." „Bah, er hat sich für seine Dienste bezahlt gemacht, das un terliegt für mich keinem Zweifel. Sie dürfen ihn dreist entlasten, er wird keine Not leiden, er ist der geheime Asfocie seines Sohnes, der mit Ihrem Ge de sein Bankgeschäft gegründet hat. — Bringen Sie Ihrem Neffen dieses Opfer, wenn er cs beharr lich verlangt." „lind dann soll ich meinem Neffen die Verwaltung des Gu tes übertragen?" „Weshalb nicht? Es wäre ja möglich, daß er sich eine Un terschlagung zuschulden kommen ließe, um die entfesselten Leiden schaften zu befriedigen, dann hätten wir die unehrenhafte Hand lung, die ihn für immer von der Erbfolge ausschließt." (Fortsetzung wHt- Herrn, und man sah ihm an, wie schwer cs ihm fiel, seine Er- I wird Dir jede Auskunft geben, die Du in Deinem Interesse nur regung zu bemeistern. " " „So ohne weiteres kann ich diese Bestimmung nicht anerkennen," sagte er. „ich erkläre Dir das freimütig. Nicht, daß ich irgend welches Mißtrauen in Deine Verwaltung setzte, das liegt mir fern, ich fehne mich nach Tätigkeit, ich habe drüben rastlos gearbeitet, ich kann hier nicht müßig gehen und nur den vornehmen Tagedieb ' * , MNen oder nicht? Wi« mitgktcilt wird» ist zwar der BundeSrat bisher noch nicht mit der Frage der Einführung von Diäten bez. Anwesen» heitigeldern befaßt worden, doch ist bekannt, daß bi» aus Preu ßen und Sachsen alle anderen Bunderstaaten schon vordem von der Notwendigkeit der Gewährung von Diäten überzeugt waren. E« darf daher erwartet werden, daß der BundeSrat riner Vor lage, die im wesentlichen dem vom Rrichrtage mehrfach angenom menen Gesetzentwürfe entspräche, seine Zustimmung nunmehr geben wird. Danach würden also die ReichStagSmitglieder freie Fahrt aus den deutschen Eisenbahnen und Anwesenheit-gelder von 20 Mark sür den Tag erhalten, wobei den Doppelmandataren ihre LandtagSdiäten in Anrechnung gebracht werden sollen. Die nähe ren Bedingungen über die Festlegung und Zahlung der Anwesen heitsgelder soll der Reichstag bezw. dessen Präsidium bestimmen. Wie osfiziö« mitgeteilt wird, ist in Erwägung gezogen worden, die Anwesenheitsgelder nur sür eine begrenzte Dauer, etwa sür sechs Monate eine» Kalenderjahre» zu bewilligen, um damit eine Auistreckung der Tagungen zu verhindern, wie sie im bayrischen Landtage zum Schaden de» Geschäftsgänge» beliebt geworden ist. Ferner heißt e», daß Artikel 28 der ReichSversossung dahin ab« geändert werden soll, daß die darin für die Beschlußfähigkeit de» Reichstage» vorgeschriebene Mehrheit von 199 Mitgliedern bei den Abstimmungen zweiter Lesung und bei Anträgen aus Schluß der Debatte wesentlich herabgesetzt werden soll. Da« würde zweifellos eine gewiße Verbesserung de» Geschäftsganges bedeuten, aber gerade die gegenwärtige Tagung beweist, wie wenig damit in der Praxi» erreicht wäre. Man vergegenwärtige sich nur ein mal da» Schicksal der allerwichtigsten, gerade fitzt dem Reichstage gemachten Vorlagen. Die Militärpenfionigesktze zum Beispiel» deren Notwendigkeit aus» tirsste grsühlt wird» hat man der Bud« getkommisfion überwiesen, die damit doch wahrlich ihrer innersten Bestimmung nach nicht da» Allergeringste zu tun hat. Und als ob e« damit nicht genug wäre, find derselben Kommission noch eine ganze Reihe anderer Vorlagen aufgepackt worden, insbesondere auch di« Kamerunbahnvvrlage, die von rrcht»wegen zunächst der vom Reichskanzler eingesetzten gemischten Kommission zur Unter- suchung. d«r Rech!soerhältN'sse der Landgrsellschaften hätte über wiesen werden muffen. Daneben ist der Reichstag durch die Ar- besten der au» 28 Mitgliedern bestehenden Steuerkommisfion stark Bezirks Erscheint an jedem Wochentag abends sür den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 50 H, monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats 5 H, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Anzeigenpreis: Die 5-gesp. Petitzcile oder deren Raum 15 bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Nedaktionsteile 30 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, sür Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Taris. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 -) Extragebühr berechnet. Jnscraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. Baron Kurt hatte sich in seinen Stuhl zurückgclehnr, voll ruhiger Erwartung blickte er den Rauchwölkchen seiner Zigarre nach, nur dann und wann streifte sein Blick lauernd daS bleiche Antlitz des Neffen, dessen krampfhaft zuckende Lippen die innere Erregung bekundeten. >: „An den Bestimmungen dieser alten Urkunde läßt sich nicht drehen noch deuteln," brach er endlich das Schweigen, als Dagobert die letzte Seite gelesen hatte, „sie sind von Generation zu Genera tion anerkannt worden, Du wirst sie ebenfalls anerkennen müssen." ix -Und wenn ich mich .weigere, dies zu jun?" fragte Dag- bert Der alte Herr zuckte mit den Achseln. „Du kannst aus gerichtlichem Wege vermeintliche Rechte geltend machen," erwiderte er kalt, „aber es wäre ein aussichtsloser Prozeß, den Du unter allen Umständen -verlieren mühtest. Ohne Not hättest Du dann einen Eklat hervorgerusen, der mit seiner ganzen Schwere auf Dich zurückfallen würde." Mit großen Schritten wanderte Dagobert auf nnd nieder, der Zorn tobte gewaltig in ihm, von diesem Hindernis hatte er keine Ahnung gehabt. - Jahrelang hatte er sich danach gesehnt, dem verhaßten Vor mund die Tür zeigen zu können, nun sollte er sich abermals zwei Jahre hindurch dem Willen dieses Mannes unterwerfen und von ihm sein rechtmäßiges Erbe verwalten lassen. Seiner Mutter konnte er unter diesen Verhältnissen keine Heimat bieten, er selbst mußte wieder, zum Wanderstab greifen; es war ihm unmöglich, mit diesem ihm feindlich gesinnten Manne unter einem Dache zu wohnen. ES drängte ihn, seinem Zorn und seinem Haß Luft zu machen; WaS aber erreichte er dadurch? Der Baron war in seinem Recht, wenn er sich ans diese Be stimmungen stützte und ihre Erfüllung forderte, nnr ans gericht lichem Wege konnten sie angefochten werden, und darüber mnßte er zuvor mit einem Juristen beraten. Baron Kurt beobachtete jede Bewegung seines Neffen, er konnte ohne Mühe erraten, WaS in der Seele des jungen Mannes vorgina; bei dem Gedanken an den Lauscher im Nebenzimmer mußte er Unwillkürlich lächeln. - Dagobert blieb stehen, langsam fuhr er mit der Hand durch seinen schwarzen Vollbart, sein Blick ruhte brennend auf dem alten Abonnements für Februar ! wird Dir jede Auskunft geben, die Du in Deinem Interesse nur verlangen magst." „Gerade ihn will ich nicht fragen." „Hegst Du auch gegen ihn Mißtrauen?" „Ans triftigen Gründen, ja", nickte Dagobert. „Ich nehme die Wohnung einstweilen an; ob ich sie behalten werde, weiß ich noch nicht, wie gesagt, ich behalte mir die Entscheidung vor." „Ganz nach Deinem Belieben", antwortete der Baron, in dem er an der Glockenschnur zog, „ich werde in keiner Weise >' 65. Jahrgang, scharfes Geschütz auffuhr» war selbstverständlich. Mit souveräner Verachtung „strafte" er wieder einmal die Regel«, der, deutschen Sprache und spielte dabei den wilden Mann. E« ist nicht zu verwundern, daß eine solch« Gegnerschaft dem Zentrum sehr an genehm ist. Unbequem ist dem UltramontaniSmu« dagegen der Abgeordnete Müller-Meiningen, der mit seltener Beharrlichkeu und unbestreitbarer Sachkenntnis dem römischen Koloß auf den Leib rückt. Seine Rede war auch diesmal reich an Zwischenfällen. Von höchstem Interest« waren die längeren Ausführungen Stöcker«, der sich im Prinzip auf den Boden der religiösen Toleranz stellt«, hauptsächlich geg«n die Disfidentenmoral de« sozialdemokratischen Vorredner« kämpfte und andererseits auch dem Zentrum die Leviten las. Wenn da» Zentrum e« ernst meine mit seiner Toleranz, so möge «» doch in Boyern damit den Anfang machen, wo r« ja die unbestrittene Majorität besitze. Als nunmehr au« den Reihen der Konservativen der Vorschlag Stöckers unterstützt wurde, va« Zentrum möge den Toleranzantrag zurückziehen und den chüher liegenden Antrag auf Abstellung von staatlichen Peläsiigungerz aus religiösem Gebiet« einbringen, hielt da» Zentrum oie Situation für so gesährdet, daß al« Retter in der Not Abg. Spahn ein springen mußte. Er beschuldigte den Abg. Müller-Meiningen, einen neuen Kulturkampf Hervorrufen zu wollen, ynd interpretiert« im übrigen des Zentrum« Toleranz mit verblüffender Offenhtit so, daß volle Duldsamkeit vom Staate verlangt werde, daß aber an der Kirchenzucht nicht gerüttelt werden dürfe. Müller« Angriffe vermochte aber auch dieser Redegrwaltige nicht abzuschwächen. . Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Heneral- dirkussion de» vom Zentrum eingebrachten Toleranz-Autrage«. v. Hertling (Zentr.) wendet sich gegen den Abg. Müller« Mriningen. Tatsächlich habe dieser nichts zur Sach« vorgebracht. Der Abg. Müller liebt e«, au» unseren katholischen Gebet- und Erbauungsbüchern pikante Dinge herauSzufinden. Eine bischöfliche Approbation ist schlechterding» keine Empfehlung eine« Buche«, sondern lediglich eine Druckerlaubnis de« bischöflichen Zensors. Wenn da» von dem Abg. Müller angesührte Buch recht viele ge schmacklose und unziemliche, ja sogar brutale Sachen enthält, so ist die Avprobation dafür in keiner Weise verantwortlich. Der Abg. Müller hat einen besonderen Trumpf auSspielen zu können geglaubt, daß das Buch auch mit einer Empfehlung de« Papste« PiuS X. und de» KardinalstaatSsekretärS Merry de Val «rschünen Frankenberger Tageblatt
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