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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 21.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190607213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19060721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19060721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-21
- Monat1906-07
- Jahr1906
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L-nvaben», »en 2t Juli 190« I- 187 Frankenberger Tageblatt Anzeiger 65. Jahrgang. vegründet 1842. -MN für die MWe -mt-DMmsch-st m» de» Mot z« IrMMr i. Za. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg In Frankenberg I. Sa. - Druck und Verlag von E. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stell« kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die b-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b H, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro geile 40 „Eingesandt" im Redaktionstcile 30 Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wicderholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b H Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expedittonen. Erscheint an jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 bO H, monatlich bO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats S früherer Monate 10 werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Zur Lage in Aegypten. Der „Figaro" setzt seinen Lesern von neuem die Unwahrheit vor, mit den Anstrengungen der ägyptischen Nationalpropaganda vereinigten sich die Bemühungen der deutschen Agenten in Kairo und and(r»«o, um den allgemeinen Aufstand des mohammedani- Hen «egyptertum, zu erregen. Die Wiederholung dieser erst in vonger Woche von der unterrichteten deutschen Presse als Tendenz, lüg« gekennzeichneten Behauptung enthüllt ihren Zweck nur allzu deutlich. ES gilt, die ohnedies durch die ägyptischen Gerüchte beunruhigte öffentliche Meinung Großbritannien- abermals gegen Deutschland rinzunehmen. Und wo das Mißtrauen so leicht ge- »eckt ist wie im britischen Volke, hofft der „Figaro" auf einen umso rascheren Effekt seiner Treiberei. Deutschland als der heim liche Unruhestifter beim ganzen Islam, um in Algier den Fran zosen, in Tripolis den Italienern, in Aegypten den Engländern Schwierigkeiten zu bereiten: wat wäre mehr geeignet, neuen Un willen gegen die deutsche Politik zu erzeugen! Glücklicherweise find die leitenden Staatsmänner an der Themse weitblickend genug, um die Torheit jener Pariser Zeitung--Jn- finuationen ohne weitere- zu erkennen. Denn angenommen, Deutschland bediente sich de- Mittel- der Spione und Agenten, um dir irlamitische Wut gegen die jeweiligen Besitzer der be treffenden Gebiete zu entfachen» angenommen, der „heilige Krieg" bräche mit seinem ganzen Fanati-muS gegen die Engländer in Aegypten loS: war wäre dann der reale Nutzen, den die deutsche Politik von einem solchen Unternehmen hätte? Ein grauenhafte» Blutvergießen wäre die eiste Folge. England würde mit allen ihm verfügbaren Machtmitteln die Erhebung de» MohammrdaniSmu» niederzuschlagen trachten, und wir wissen au- der Kolonialgeschichte Englands, wie wenig wählerisch der Brite in seiner Kampfmethode ist, wenn er zur Erhaltung seine» Prestige», da- am Nil in erster Reihe in Frdge käme, widerspenstige irlamitische Völkerschaften zur Räson zu bringen hat. Siegte Großbritannien, so bliebe alles beim alten, und der etwaige Verdacht, daß Deutschland die paniS- Umitische Propaganda unterstützt hätte, würde unk übel vergolten werden. Gewönne aber der Islam allerhand Vorteile, so wäre e» zum mindesten fraglich, ob sich die siegreichen Söhne der Pro pheten darauf besännen, daß Deutschland ihm Helfershelfer gewesen wäre. Dazu müßten wir vor dem abendländischen Europa in den Ruf kommen, ein« Politik de- geheimen AufputjchenS wid-r die Gebote der Menschlichkeit getrieben zu haben. Doß sich die Artikelschrciber des „Figaro" diese einfachen Konsequenzen nicht klar machen, wissen wir; der Haß ist bli d. Aber die Leiter der britischen amtlichen Politik find ents-rnt davon, an die „Figaro"-Legenden zu glauben. Da» jüngst veröffentlichte englische Weißbuch über den ltzten Streitfall mit der Türk:i er kennt da» loyale Verhalten Deutschland- in dieser Affäre vollauf an und hält sich überall von jeder Andeutung frei, daß Deutsch land insgeheim dem Sultan den Rücken stärke. Inzwischen finden dir au» Aegypten gemeldeten Gärungssymptome auch in der deut- schm Presse sorgsame Beachtung. Die Blätter in Kairo führen zum Teil eine stark aufreizende Sprache. Namentlich werden die Engländer der nutzlosen Härte ob der Art und Weise geziehen, wir di« aufjäjsig-n Acgypter kürzlich bestraft wurden. In dem erwähnten Weißbuch h^t Lord Cromer eine bemerkenswerte Schilde. rung de» PaniklamiSmu» beigesteuert und «inen von einem Mo hammedaner an Lord Cromer geschriebenen Brief hinzugefügt, der im Namen des ägyptischen Volke," mit dem allgemeinen Kampfe droht, fall» der Sultan dazu aufruse. Freilich ist da» ostorum 66NSS0 de- britischen Vertreter» am Nil immer wieder die Mah- nung, die englischen Truppen in Aegypten zu verstärken. Nach Londoner Blättern will Lord Cromer besonder» eine Vermehrung der britischen Besatzung von Chartum, ferner die Einrichtung bri- tischer Posten an verschiedenen Punkten de» Sudan und «ine Er- Höhung der Zahl der britischen Offiziere auf Kosten der unzuver- lässigen eingeborenen Offiziere. Wenn auf der einen Seite die zweifellos in hohem Maße resormenreiche Verwaltung de» englischen Gouverneur« mit Recht gepriesen wird, so wird man sich auf der anderen Seite der zweifelnden Frage nicht erwehren können, wo denn da» Mißvergnügen im Lande bei einem im ganzen so vor- trefflichen Regiment seine Quelle habe. Und je weniger man diese Frage klar beantworten kann, umso lebhafter muß sich di« Vcr- mutung wieder aufdrängen, in England werde die Lage in Aegypten in besonders dunklen Farben gemalt, um auf bestimmte Schritt« der britisch«« Politik vorzubertiten. Sertliches und Sächsisches. iDrr Nachdruck unserer Srtllchen OrlglnawrUchk Ist nur mit genauer Ouellenangab« gestattet.) Frankenberg, 20. Juli 1V0S. -fZ. Vermißt wird seit gestern da» achtjährige Söhnchen Karl Martin de» Geschirrsühr«r» K. Ernst Gerlach, wohnhaft S«il«r- gaffe. Der Kleine ist gestern nachmittag gegen 3 Uhr au» der elterlichen Behausung fortgegangen, mit der Weisung, gegen 7 Uhr zurückzukchren. Abend» in der 8. Stunde ist er noch von Alter», genossen gesehen worden. Seitdem fehlt jede Spur von dem Knaben. Sein Verschwinden ist umso unerklärlicher, al» ein Grund für sein Wegblciben von daheim nicht vorliegt. Wer Aurkunst über den Aufenthalt des Kinde» zu geben vermag, wird gebeten, seine Wahrnehmungen der Familie oder der Polizeibehörde mit- zuteilcn. Der Knabe war bekleidet mit rotblau gestreifter Bluse und dunkler Hose, ging barfuß und war ohne Kopfbedeckung. Er ist etwa 1,30 Meter groß. Die feierliche Einweisung de, Herr» Archidiako««» ?. Meier findet bekanntlich am kommenden Sonntag in hiesiger Stadtkirche während de» VormittagSgotteSdienste» statt. Herr ?. ! Meier ist bereits gestern vormittag von seinem birheiigen Amtie- f rungSort Bärenstein (Bez. Dresden) nach hier übergefiedelt und ! auf dem Bahnhof empfangen und begrüßt worden. Die Einwei. sang vollzieht dec EphoruS, Herr Superintendent Fischer-Chemnitz. D m Gemeindegesang, der Altarbturgie und Schristvorlesung (Herr Oberpfarrer Ehmer) folgt die tzauptfeier. Sie besteht in Vor. strllung, Vorlesung de- LebenSlauseS dcS Defignanten durch Herrn U. Welker, Uebecreichong der Vokation durch Herrn AmtShaupt- mann Dost »Flöha, Einweisung-rede, Abnahme de» Gelöbnisse» und Einweisung durch den Herrn EphoruS. Daran schließen sich die Segenswünsche der bei der feierlichen Handlung assistie- MchwÄneng^ang. Novelle von Paul Oskar Höcker. (U. s-rtsr-un«.) "" -L—— «Nachdruck verboten.) Stammhartner erwiderte nichts darauf. Nach längerem Schweigen sagte er: „Hofmann ist nicht lang in Wien geblieben. Das erste halbe Jahr war er bei mir am ersten Pult. Aber das Theaterleben gefiel ihm nicht. Nein, ganz und gar nicht.' „Das sagte er." „Sie haben ihn wicdcrgesehen?" "Alarum sind Sie so einsilbig gegen mich, Fräulein Gisela? Können Sie's immer noch nicht verwinden, daß ich Ihnen beim Forellrnquintett aus die Finger gepocht habe?" Sie errötete ein wenig und schüttelte den Kopf. „Sie müssen nicht mehr davon sprechen. Das fuhr mir neulich nur so heraus." Ach, wissen Sie, Fräulein Gisela, in den letzten Tagen hab ich viel, viel an die alten Zeiten zurückgedacht." Er stützte die Stirn in beide Hände — die Ellbogen auf die Knie — und seufzte. „Besonders an Hofmann mußt' ich viel denken. Ich hab mich ja damals mit ihm verzankt, aber ... Er war doch der Festere von uns beiden. Talent hatte er. Und ich hab' ihn oft bewundert, weil er so streng gegen sich sein konnte. Als Künstler und — und überhaupt. Schade, daß wir damals auscinander- kamen. Er meinte cs auch gut mit mir. Und wie er an Ihrem Vater hing." . Sie nickte. „Er kam ja auch wieder zu unS nach Boden bach zurück." „Zu Ihrem Vater?" , . „ . . ,, „AlS Vaters Krankheit nnfing, vertrat er ihn. Und ,etzt ist er sein Nachfolger geworden." „AlS Organist?" „Ja." „Was Sie sagen." „Und auch die Kammermustkabende hat er fortgesetzt. Und der Chor ist jetzt noch viel stärker, als unter Vater. Das war Papas ganze Freude, daß er alles in so guten Händen wußte, als es bei ihm zum Sterben kam. Freilich — ost hat er gesagt ..." „Warum zögern Sie, Gisela? Was hat Ihr Vater gesagt?" „Ihren Nanien hat er ja nicht gern mehr ausgesprochen. Aber wir wußten immer, wen er meinte, wenn er da so anfing ... Ja, das mußte sich Hofmann häufig gefallen lassen. Und er sah es schließlich selbst ein." „Was denn, Gisela?" „Nun, wenn das oder jenes im Chor Papa nicht so recht gefiel, dann meinte er immer: der andere Hütte es besser'gemacht, wenn der nicht . . . Aber nein, das sage ich nicht." „Da muß ich ja glauben, es ginge auf mich und wäre etwas ganz Schlimmes?" „Er ward es eben nie los, daß Sie abtrünnig geworden waren." „Abtrünnig nannte er mich?" „Ja- Ach, manchmal, wenn er über Sie in der Zeitung las — cs war da doch so oft von Ihnen die Rede, man konnte Sie überallhin verfolgen — da zitterte er ordentlich vor Groll. Daß Sic ihm das angetan hätten. Mit Ihrem großen, großen, schönen Talent. Das war halt einfach — nicht Kunst für ihn. Das andere." „Nicht Kunst. Hm." „Ich will Ihnen aber nicht lvche tun, Herr Stammhartner." „Das glaub' ich Ihnen, Fräulein Gisela." Sie landeten und schritten durch den Park. Bei der Orangerie bot sich ihnen ein Gärtnergchülse als Führer an, der ihnen all die Sehenswürdigkeiten zeigte. Sie sahen sich die hängenden Gärten, die pittoresken Galerien und Brücken, die bizarren Ruinen an, ohne mit ihren Gedanken dabei zu sein. Einmal blieb Stammhartner stehen und blickte voll Staunen der voranschreitendcn Landsmännin nach. Er bemerkte es jetzt erst, wie schön sie war. Eine besondere, feine, zarte Schönheit. Und doch wieder so etwas Herbes, Verschlossenes, daS er bei den Frauen der Kreise, die nun die seinen geworden waren, nicht kennen gelernt hatte. Wie jung und rein, wie engelSgut daS renden^Herren Ort-geistlichen. Ansprache an die Gemeinde, Ge bet und Segenkwunsch de» Herrn Sup. Fischer beschließen den Akt, und Gemeindegesang leitet danach über zur Antritt-predigt de» neuen Seelsorger» Herrn ?. Meier über Apostelgesch. Kap. 8,4: „Wir aber wollen anhalten am Gebet und am Amt de» Wort»". Man darf wohl der Erwartung Raum geben, daß die Kirch- gemeindeglirder an dieser Frier vollzählig teilnehmen werden. ^i. Ein kleiner Rekrntenstam« naserer Bürgerschale, die Kinder der Bewahranstalt, hatten gestern da» jährlich ihnen bereitete Sommerfest auf dem noch im Festschmuck prangend«« Schützenfestplatz — ein fröhlicher Nachklang de» herrlich verlaufenen Schulfestes. Unter munterem Gesang, der freilich unter dem Ein druck der Julihitze nach und nach verstummte, rückten sie unter Obhut ihrer Pflegerinnen und Pfleger und unter dem Geleit von Eltern und Geschwistern von der Anstalt nach dem Fcstplatz; und war auch der Marsch für die Kleinsten eine Leistung — keine» fiel ab. Kräftig wurde zugegriffen und herrlich schmeckte «», al» fie nach dem Marsch und später nach ihren Spielen und Umzug auf dem Festplatz mit Speis« und Trank — di« b«liebt«n Würst chen fehlten nicht — bewirtet wurden, doppelt schön schmaust« sich'», da H«rrn Direktor Prager» Kapelle e» den Kindern und sich zur Freude machte, fröhliche Weisen dazu zu spielen. Zwei Höhepunkte der Festseker waren: eine lustige Karuffellsahrt, von einem VorstandSmitgliede ihnen gewährt, und eine von Herm Musikdirektor Prager ssn. veranstaltete photographische Aufnahm« der Kinderschar. Ob sie wohl all« stillg«halten haben? Mit einem Andenken an die froh verlebten Stunden, welche» rin Ehrenmit glied de» Vorstandes gestiftet, mit Süßigkeiten durch Herm Bäcker meister Gebh für den Rückweg versehen, ihre Prämien ein jeg liche» in der Hand, so zogen frohgestimmt di« Kinder heim, und da» jugendliche Trommlrrkorp» ließ e» sich nicht nehmen, an ihrer Spitze mit Trommelschall marschierend, fie eine gut« Streck« zu geleiten. Allen lieben Helfern und Freunden unserer Kinder vielen Dank! -fr. Die schwer« Gewitter de» gestrigen Abends find über unsere Stadt hinwcggezogen, ohne glücklicherweise schwere Schäden anzurichten. Bloß in den Telephonleitungen waren einig«, ab«r nur unwesentliche Störungen zu verzeichnen. Weit stärker war do» Auftreten der Wetter im benachbarten GavUttsdorf. Dort fuhr ein Blitzstrahl in daS Wohnhau» de» Herrn Gutsbesitzer» Thümer. Er schlug bi» in die Küche und hinterließ Überall Spuren; e» wurden zwei Sparren zersplittert und da» Dach be schädigt. Der Strahl zündete nicht und die GutSbewohner kämm mit dem Schrecken davon. Wie wir hören, soll der obere Teil von Ebtt»* darf von Hagelschlag betroffen worden sein, durch welchen da» Obst zum großen Teile von den Bäumen herabgrschmettert wurde. Und aus Braunsdorf liegt UN» folgender Bericht vor: „Gestern abend in der 9. Stund« kam ein Gewitter von Westen über unsere Fluren. Hagelschlag richtete an Feld- und Garten- flüchten, wie auch an Fensterscheiben erheblichen Schaden an. Di« Hagelkörner fi-len sehr dicht und erreichten die Größe von Hasel» nüffrn, einige auch die Größe von Taubeneiern. Da» Hagel wetter hielt gegen zehn Minuten an. ES lagen heute früh noch Hagelkörner in den Gärten. Bald nach dem Hagelwetter kam ein anderes Gewitter mit vereinzelten Schloßen." Mit AnerSwalde war heut« morgen nicht möglich, in telephonische Verbindung zu kleine Ding doch war. Daß sie schon fünfundzwanzig Jahre zählen sollte, das wollte ihm gar nicht in den Sinn. Sie mochte sich von ihm beobachtet fühlen, denn plötzlich ward sie unsicher. Das Buch, das sie bisher krampfhaft in den Hän den gehalten hatte, entfiel ihr, da sie auf einer vom Regen aus gewaschenen, halbzerbröckelten Stufe am Eingang zur Tropfstein höhle strauchelte. Er hob cs auf. „Sie wollten im Boot Lektüre treiben? Da hab' ich Sie also gestört? Warum haben Sie mir's nicht gesagt?" „Es war mir lieb, daß Sie mitkamen." Da er lebhafter auf- blicktc, setzte sie hinzu: „Ich wollte so gern einmal hören, wie Sie heute über Vater denken." Ein wehmütiges Lächeln huschte über sein Antlitz. „Ich hab' ihn immer geliebt — und gefürchtet." „Und haben Sie sich — nie — lustig über ihn gemacht? Auch nicht im stillen?" „Gisela, wie kommen Sie darauf?!" „Ich höre es doch, wie man in der großen Welt über die strenge Musik urteilt. Immerzu höre ich es. Seitdem ich von Vater weg bin. Und da hätte es mir — unendlich weh getan.... Denn Papa hat Sie lieber gehabt, als sein eigenes Kind. Ja, ich hätte sterben können, das hätte ihm nicht so das Herz zer rissen, als Ivie das damals, als Sie . . ." Sie brach ab. Die letzten Sätze hatte sie hastig heraus- gestoßen. Nun schämte sie sich ihres temperamentvollen Aussich- heransgehcns. Von jetzt an fehlte bei ihnen beiden jede Aufmerksamkeit für die Sehenswürdigkeiten der Isola. Stammhartner lohnte den Führer ab. Die Sonne ging unter. Während sie auf der Westseite das Boot erwarteten, das durch den Tunnelkanal kam, hatten sie ein Wundervolles Farbenschauspiel. Das grelle Licht blendete ihn. Er senkte die Lider. Dabei fiel sein Blick auf das Buch, das er in der Hand behalten hatte. „Sieh da!" entfuhr es ihm überrascht. (Fortsetzung folgt.)
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