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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 19.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189602190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18960219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18960219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-19
- Monat1896-02
- Jahr1896
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 19.02.1896
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Wochen- und NachnchtsAatt zugleich HWfk -nrM fir Löhndorf, Aödlih, Kmvdsrf, Wdorf, Kl. Wien, Lnmchort, Ammn mt Ma. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. - — - > — 46. Jahrgang. — . Nr. 41. Mittwoch, den 19. Februar ^^727^""" 1896. Lies- Blatt erschetttt "»Nchlimb« Sonn- mW Sesttag«) «bend, »r d« f^tzmd« rng.-«ateljNraL« 1 Mart 25 Pftmeig«, — «»qevw »am« 10 Pfsnttg«. — Vestellimst» «h«« «ß« der «rptdition in Lichtenstein, Mar» 17S, alle »asserl. PostanftaLe», Pastbaten, sowie di» AusirLger entgegen. — Inserat« werd« di« nteysn.»«. »«VMWM oder deren »amn mit 10 Pfennigen berechnet. — Anachwa der Inserate täglich bi« spätesten« vormittag 10 Uhr. , Bekanntmachung, daS Hausiere» der Sch»lki»der betreffend. Da die Erfahrung gelehrt hat, daß bei einem übermäßigen AuSnützen im Erwerb die Lernlust der Schulkinder nur eine sehr geringe ist, so sehen wir unS veranlaßt, die Beschäftigung der Kinder mit Hausieren, insbe sondere auch in den Gast- und Schankwirischastrn, nach 8 Uhr abends hiermit von neuem zu untersage«. Uebertretungen dieses Verbot« werden an den Eltern, Pflegeeltern oder Er ziehern der betroffenen Kinder mit Geldstrafe bi» zu 20 M. — oder Haft bi« zu 8 Tagen geahndet werden. Tonn- und Festtagen ist selbstverständlich daS Hausiere» wäh rend solcher Stunde», an d«nen mit de« betreffe«de« Ware« in offenen Verkaufsstelle« ei» Geschäftsbetrieb reicht stattfieeden darf, gänzlich verboten. Zuwiderhandlungen hiergegen fallen unter die hierüber bestehenden besonderen Strafbestimmungen. Lichtenstein, am 18. Februar 1896. Der Stadtrat. Lange. Bm. DageSgeschichte. *— Lichteustein, 18. Febr. Die diesjäh rige Musterung in dem AuShebangSbezirk Lichtenstein findet im neuen Schützenhause zu Lichtenstein statt. ES haben sich zu stellen am 20. März, früh 8 Uhr die Mannschaften auS BernSdorf, Callnberg, Hein- rtchSort, Hohndvrf, am 21. März, fiüh 8 Uhr die Mannschaften aus Kahschnappel, Lichtenstein, Mül sen St. Jacob, am 23. März, früh 8 Uhr die Mannschaften aus Mülsen St. Michela, Mülsen St. NiclaS, Röblitz, Rüsdors, Stangendorf. Die Mann schaften auS St. Egidien haben sich am 10. März früh */»8 Uhr im Meisterhause zu Glauchau zu stellen. — Em Waldgang ist zwar für frostige Naturen bei der jetzigen Jahreszeit nicht gerade eine Annehw- ltchkeit, aber der Naturfreund findet gerade jetzt dort so viel Schönes und Sehenswerte», daß seine Mühe reichlich belohnt wird. Frische Luft zu atmen, sollte man auch bei kaltem Wetter niemals unterlassen; denn sie ist zum Wohlbefinden unbedingt nötig, und mancher Stubenhocker vertrocknet und verkümmert nur darum, weil er jedes Lüftchen scheut. Wer jetzt in den Wald tritt, der wird vom Staub, wie er im Sommer aufgewirbelt wird, nicht behelligt; auch daS Geschrei tummelnder Kinder oder fröhlicher Menschen stört ihn nicht, denn der Wald liegt jetzt meist einsam. Die mit Reif und Schnee beladenen Bäume gewähren einen reizenden Anblick, der jeden Naturfreund erfreuen muß. Wundervoll sind die grotesken Gebilde und unzählbar die phantastischen Formen, welche die über und über mit EiSkiystall behangenen Aeste dem bewundernden Beschauer bieten. — Zum Todestage Luther». Vor 350 Jahren, am 18. Februar 1546, ist Martin Luther in Eisleben, in der Stadt, in der er zur Welt ge kommenwar, verschieden. Aber gestorben ist er nicht, nur was irdisch und zeitlich an ihm war, ist dahin- gegangen, unvergänglich lebt unser größter deutscher Glaubensheld und Reformator in der SegenSfülle fort, die von seinem unerschöpflichen Geiste und Herzen auf daS Leben unserer Nation und aller protestantischen Völker übergeströmt ist. Ueber die Jahrhunderte hinaus wirkt die Geisteemacht, die in ihm verkörpert war; denn daS ist ihre treibende Kraft, darin liegt das Wesen der von Luther be gründeten Gewissen»- und Forschungsfreiheit, die nur in dem Glauben an da» Evangelium gebunden ist, daß sie nicht zum Stillstand sühn, sondern in'« Unendliche fortarbeitet. Zu allen neuen Kämpfen und Entscheidungen auf den Gebieten deS sittlichen Leben» bedürfen wir de» GetsteS, der in dem ge waltigen GotteSwanne lebendig war, der furchtlos für Wahrheit und Licht bis zu seinem Tode gestrit ten und die Lebenskräfte des Christentums wieder erschlossen hat. Bon Luther, der uuS aus der römischen Fremdherrschaft erlöste, der unser Volk geliebt und verstanden, der e» geistig und religiös erneuert hat wie kein Anderer, müssen wir für die Gegenwart lernen und un» den Weg der inneren Neugeburt zeigen lassen; au» eben der Kraft, auS welcher er einst unser Netter wurde, müssen wir heute die Kraft zurUeberwtndung der großen inneren Schwäche und Zerrissenheit schöpfen, an de, die evangelische Kirche krankt. Der Protestantismus darf nie vergessen, daß er durch Luther der Hüter be wahren Christentum» als einer sittlich erneuernden Macht geworden ist, deren LebrnSströme er in die Herzen zu leiten hat. Nicht von außen, etwa mit sozialpolitischen Bestrebungen, wie eS heute vielsach Mode geworden ist, sollen die Diener der evange lischen Kirche arbeiten, sondern von innen heraus sollen sie wirken, indem sie den Menschen wieder zu der rechten Stellung zu Gott und damit zu einer sittlichen Erneuerung verhelfen, mit der sie auch zu der Welt, zu dem öffentlichen Leben und allen Auf gaben desselben die rechte Stellung wredergewinnen. — Geheimrat Prof. Sohm veröffentlicht einen Aussatz über die Wahlrechtsreform, in der er diese ein „Unglück für das Land- nennt. »Das zu Recht bestehende gleiche Wahlrecht soll in ein ungleich«« verwandelt werden. Man nimmt, was man bereit» gegeben hatte. Die Massen betrachte» ihr Wahlrecht mit Grund als ein Mittel, auf die Verbesserung ihrer gesell schaftlichen Lage hinzuwirken. Man entwertet ihnen dies Mittel. Ist das Recht? Können die Massen sich nicht mit Grund auf die gleiche Wehrpflicht und ihre gleiche Steuer pflicht berufen ? Oder ist etwa ihre Steuerleistung deshalb eine geringere, weil sie im Betrage Hintern den Steuern der Vermögenden zurückbleibt? Ich bin der Meinung, daß die geringe Steuer des Vermögenslosen als Leistung einen größeren Wert besitzt, als die leicht getragene hohe Steuer des Reichen. . . . Gewiß, wenn die Wahlrechtsvorlage Gesetz wird, ist der Gefahr einer sozialdemokratischen Mehrheit im sächsischen Landtage gründlich vorgebeugt. Voraussichtlich werden die Sozialdemokraten sogar völlig aus dem Landtage verschwinden. Das Symptom der Krankheit unseres Volks lebens ist kuriert. Ob auch die Krankheit selbst? Das ist doch wohl eine andere Frage. Die eigentliche Gefahr liegt nicht in den sozialdemokratischen Landtags-Abgeordneten, sondern in der Kraft der sozialdemokratischen Bewegung im Lande. Das ist doch wohl selbstverständlich. Die sozial demokratischen Abgeordneten sind vielmehr mit Dank zu be grüßen, denn sie zeigen uns, wie die Stimmung und Strö mung in den Tiefen des Volkslebens ist. Und das soll doch wohl eine Volksvertretung. Sie soll ein Spiegel sein, in vem das Volksleben (sei cs schön, sei eS häßlich) sich deutlich in der Ocffentlichkeit zu erkennen giebt. Auch soweit das Bild häßlich ist, heiße man eS willkommen. Klarheit und Wahrheit, Erkenntnis der Zustände des politischen Körpers ist das Allererste, was der Regierung, ja Jedem, der am öffentlichen Leben Teil zu nehmen hat, not thut. Nützt es etwas, anstatt des rechten Spiegels einen Hohlspiegel zu setzen, der uns ein wohlgefälligeres, aber doch in Wahrheit ein verzerrtes Bild des Volkslebens vor die Augen führt?- — Der Schwindel mit der angeblich „vergra benen spanischen Kriegskaffe- macht bekanntlich wieder einmal viel von sich reden und hat bei dem Umfange, mit welchem seit nunmehr 20 Jahren jene Schwindel- versuche von Spanien auS, und zwar besonders auch in Sachsen, betrieben werden, auch die Behörden wiederum veranlaßt, dieser Angelegenheit ihre Auf merksamkeit zuzuwenden. ES handelt sich um eine in Spanien weitverzweigte Schwindlerbaude, welche sich bekanntlich damit befaßt, zahllose Briefe von verschiedenen größeren Städten Spaniens ans nach Deutschland zu senden. In diesen Briefen teilen die Verfasser, wie berichtet, mit, daß sie als Zahlmeister in einem spanischen Regimente mit der KriegSkaffe, welche 448,000 Francs enthalten habe, desertiert und nach Deutschland geflüchtet seien, woselbst sie die erwähnte Kasse an einem sicheren Orte versteckt Härten. Unter Zusicherung deS dritten Teils vom Inhalte der vergrabenen Kasse werden nun die Adressaten aufgefordert, bet Hebung des Schatze- behilflich zu sein und zu diesem Zwecke einen Vorschuß einzusenden, um einer Verwandten de» unglücklichen Zahlmeisters, welchen man inzwischen aus 15 Jahre in einem MilitärgefängniS eingesperrt habe, die Reise nach Deutschland und ihre Anwesenheit bei Hebung de» Schatzes zu ermöglichen. Leider sind alle Schritte, welche die deutsche Regierung gethau hat, bis jetzt ohne Erfolg geblieben. Der Grund hierfür scheint einerseits in der Eigenart der spanischen Verhältnisse und dem wenig thatkräftigen Verhalten der spanischen Behörden, avderersrit» ober in dem Umstande zu liegen, daß die erwähnte Schwindlerbande ganz uv- wöhnlich ausgedehnte Verbindungen auch mit dem AuSlande unterhält, wodurch rin wirksame« Bor geheu der spanischen Behörden außerordentlich er schwert wird. Bei dieser Sachlage giebt eS nun aber kein anderes Hilfsmittel, al« daß durch die Presse daS deutsche Publikum wiederholt und nach drücklich vor jener spanischen Schwivdlerbande ge warnt wird und — daß das Publikum auch diese wohlgemeinten Warnungen beachtet und befolgt. — Wie e« in der Welt steht. Der Reichstag will in einer Woche, zum Fastenbeginn, sich einmal Extraferieo gönnen, and darum schafft er doppelt rasch zu. Die Sitzungen sollen nämlich ausfallen, damit die Kommission für das neue bürgerliche Ge setzbuch Zeit zu eingehenden Erörterungen erhält. Bekäme sie die nicht, dann wäre das neue Gesetzbuch auch Ostern übers Jahr noch nicht fertig, aber so wird's schon bis Pfingsten etwas werden. In den letzten Tagen hat der Reichstag noch die Etat» deS Auswärtigen Amte» und de» KricgSministerium» an genommen, und bei dieser Gelegenheit hat ja, wie bekannt, sie Auseinandersetzung über die Transvaal- frage stattgefunden, in welcher Reichsregierung und Reichstag darin einig waren, daß wir weiter nicht- wollen, al» die un» unten in Afrika vertragsmäßig zugesicherten Rechte zu wahren. Einige Londoner Zeitungen sehen das auch ein, andere rumoren aber noch gewaltig, und kommen stets wieder auf den alten Stiefel zurück, in Afrika habe England allein zu sagen. Na, dann wird man eben merken, daß die Welt rund ist und auch in Afrika sich gedreht hat. Wir wisse», daß wir in allen Stücken Recht haben, brauchen uvS also in keiner Weise zu rchau- fieren. Beim Kriegsministerium kamen auch wieder die üblichen Klagen zu Tage, besonders die über Soldatenmißhandlungen. Anerkannt mußte aber doch diesmal werden, daß sich viel gebessert hat. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist in den letzten Tagen infolge eines zweifachen Trauerfalles dem Reichstage fern geblieben; sein jürgster Bruder, Fürst Konstantin Hohenlohe, Obersthofmeister in Wien, und ein Neffe, Prinz Hohenlohe, sind ge storben. Der Kaiser und die Kaiserin haben sich für einige Tage au« dem Berliner Hofleben zurückge zogen und sich nach dem romantischen Jagd-Schloffe Hubertusstock begeben. Im preußischen Landtage ging e« still zu; im sächsischen Landtage ist da« neue Wahlgesetz nach sehr lebhafter Debatte einer Kom mission überwiesen worden. In Bayern beschäftigte man sich mit der Frage der Anlegung von Ver brecher-Kolonien; doch wollte keine Partei so recht etwas davon wissen. Der Streik der Arbeiterinnen in der Konfektionsbranche hat besonders in Berlin eine bedeutende Ausdehnung genommen, während in anderen Großstädten schon eine Einigung erfolgte. Die Berliner Geschäfts-Inhaber meinev, die Beweg ung werde kaum länger al« zwei Wochen dauern; ob sich daS aber bewahrheitet, bleibt abzuwarten. Eine Anzahl weiterer Arbeitseinstellungen gilt für da- Frühjahr noch immer als bevorstehend. In Pari- sind Parteizank und Skandalgeschichten nach wie vor obenauf, auch der Schwindler Arton, dir mit de« Pauamaskavdal so gut Bescheid weiß, ist in Pari« jetzt, von England auSgeliefert, angrkomme«.
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