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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 22.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189006223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-22
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 22.06.1890
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Wochen- und Kachrichtsblatt zugleich 8esch»sts-Aiizeizer str Sohnkrf, Militz, KmÄirf, Riisiorf, St. Wien, WWort, Mmenan und MW. Amtsblatt für den Stabtrat zu Lichtenstein. ——— —— 4«. Jahrgang. — — —— —— — — Nr. 142. Sonntag, den 22. Juni 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn» und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 20. Juni, 1 Uhr. Die zweite Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Er richtung von gewerblichen Schiedsgerichten wird fortgesetzt. Zur Debatte stehen Absatz 3 § 12 nnd 8 72, welche von den Innungen handeln. In 8 72 hat die Kommission die Be stimmung eingefügt, daß durch Jnnungsschiedsgerichte die Zuständigkeit der Gewerbegerichte ausgeschlossen wird. Ein Antrag Auer (Soz.) will durch die Errichtung eines Ge- werbegerichtcs die Zuständigkeit der Jnnungsschiedsgerichte beseitigt wissen. Ein Antrag Eberth (freis.) will den Innungen die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und ihren Lehrlingen belassen, dagegen die Jnnungsschiedsgerichte durch die Gewerbegerichte beseitigen, bezw. letztere als Be rufungsgerichte für die ersteren einsetzen. Abg. Biehl (Ztr.) tritt kür die Innungen nnd Jnnungsschiedsgerichte c n. Die Herren links finden aller dings bei den Innungen eine große Gegnerschaft, und es ist erklärlich, wenn sie die Vorrechte der Innungen jetzt beseitigen wollen. Die Anforderungen, welche an die Arbeitgeber von den Gesellen oder Gehilfen gestellt werden, sind oft so unge recht, daß sie sich nur durch Organisation in einer Innung vor dem Andrängen der Arbeiter schützen können. Die Innungen dürfen deshalb nicht geschwächt werden, verdienen vielmehr alle mögliche Förderung. Aba. Eberth (freis.): Die Anforderungen, welche die Innungen au die Gesetzgebung stellen, gehen ins Ungemessene, und wir sollten uns hüten, die Innungen in ihren Forder ungen zu bestärken. Auf den Jnnungstagen ist ganz offen ausgesprochen: Fürst Bismarck habe für die Innungen nichts gethan! Es ist aber doch das gegenwärtige Jnnnngsgesetz unter ihm entstanden. Was verlangen denn die Herren noch? Die Verhetzung der Arbeiter gegen die Meister, von welcher der Vorredner sprach, kann nicht größer sein, als die Ver hetzung der Meister gegen die Arbeiter. Der Z 72 würde einen wahren Rattenkönig von Hader und Neid im Gewerbe erzeugen, deshalb iit es am besten, ihn ganz zu beseitigen. Abg. von Cuny (nat.-lib.) steht den Innungen rein sachlich gegenüber, erachtet aber die allgemeine Durchführung der Gewerbegerichte für zweckmäßiger und wird darum für den Antrag Auer stimmen.. Ueber einen auf Schluß der Debatte gestellten Antrag verlangt Abg. Meyer-Berlm (freis.) mit genügender Unterstützung namentliche Abstimmung. Der Schluß der Debatte wird mit 124 gegen 112 abgelehnt. Abg. Auer (Soz.) wenhet sich gegen die Vorrechte der Innungen. Ueber große Leistungen der Innungen ist bisher nichts bekannt geworden und ebensowenig haben sie sich als geeignete Institute zur Förderung des sozialen Friedens be währt. Die Innungen lehnen jede Verhandlung mit den Arbeitern über den Abschluß eines Arbeiter Vertrages ab, sie sind nichts anderes, als ein vielköpfiger König Stumm. Der Hamburger Senat hat den Fachverein der Tischler aufgelöst, als er von den Meistern verlangte, sie sollten aus der Innung austreten. Als aber kürzlich die Schlächtermeister in Hamburg von den Gesellen verlangten, daß sic aus dem Fachverein austretcn sollten, da schwjcg der Senat still. Auf übertriebene Forderungen von einzelnen Gesellen, oder aus einzelnen Werkstätten, die ja vorgekommen sein mögen, können wir nicht weiter hier eingehen. Wenn aber Herr Biehl die Hetzer unter den Arbeitern beseitigen will, so sollte er die Hetzer unter den Innungen nicht vergessen, vielmehr mit ihnen anfangen, denn das find die schlimmsten. Bei der Arbeiterbewegung kommt wenigstens etwas heraus, während die Innungen mit dem Bettelsack bei den Behörden umhergehen nnd nm Protek tion bitten. Sie haben schon in dieser Vorlage ein sehr hohes Alter für die Wählbarkeit zuni Schiedsgericht festgesetzt; wenn sie nun mit noch den Meistern die Möglichkeit geben, durch Beitritt zur Innung ihren Arbeitern die Rechtsprechung durch die Schiedsgerichte zu entziehen so zwingen sie uns, gegen das ganze Gesetz zu stimmen. Abg. vr. Miquel (nat-lib.): Richtig wäre es, wenn die Streitigkeiten mit den Lehrlingen ausnahmslos von Innungen, die Streitigkeiten mit Gesellen aber ausschließlich von Gewerbegerichtcu entschieden würden. Die Vorlage wird daher mehr Unzufriedenheit als Zufriedenheit schaffen, wenn 8 72 beibehalten wird. Ich werde zunächst für Streichung des ganzen Paragraphen, eventuell aber für Wiederherstellung der von der Kommission abgeänderten Regierungs-Vorlage stimmen. Abg. Meyer (freis.): Herr Biehl hat scharfe persönliche Angriffe gemacht, dann aber für Schluß der Debatte gestimmt. Das ist ganz das Verfahren der Jnnungsmeister, die mir allein reden wollen, während Andere schweigen sollen. Die Innungen haben bisher, soweit amtliche Berichte vorlicgeu, eigentlich gar nichts geleist-t. Sie verdienen also keine Be rücksichtigung. Auffällig ist es, daß sich die Negierung über diese Streitfrage gar nicht äußert. Abg. Biehl (Ztr.) hält seine früheren Ausführungen aufrecht. Die Innungen haben Verhandlungen mit den Ar beitern nur daun abgelehnt, wenn an ihrer Spitze sozial demokratische Agitatoren standen, die mit dem Handwerk gar nichts zu thun haben, und das war Recht. WWWDk- Abg. v. Kleist-Retzow (kons.): Die Negierung hat die Innungen bis vor kurzem unterstützt, sie muß also dabei stehen bleiben und kann heute nicht den entgegengesetzten Standpunkt vertreten. Ebenso liegen die Dinge für den Reichstag, der dazu beitragen muß, den Mittelstand zur Aus füllung der Klnft zwischen Arm und Reich zn erhalten. Geh. Rat Lohmann: Die verbündeten Regierungen haben es für das Richtigste gehalten, wenn die Lehrlings- Streitigkeiten den Innungen, die Gesellen-Streitigkeiten aber den Gewerbegerichten zufallcn. Auch in der Kommission ist diese Ansicht vertreten worden, trotzdem sind aber die Aender- ungen der Vorlage beschlossen. Abg. vr. Miquel (nat.-lib.): Es handelt sich hier um ein Stück Lösung der sozialen Frage, die nicht blos Magen-, sondern auch Ehrenfrage ist, und da würden die Innungs-Schiedsgerichte, wenn sie bestehen blieben, mehr Schaden als Nutzen stiften. Abg. Böckel (Antisemit) spricht für die Kommissions beschlüsse. Der Mittelstand muß erhalten werden, er ist es, welcher die Sozialdemokratie vernichten will. Die Sozial demokratie steht auch mit der Börse in Verbindung, von der sie kolossale Summen für Wahlzwecke erhielt. Abg. Bebel (Soz.): Diese Behauptung ist eine Lüge. (Der Präsident ruft den Redner zur Ordnung.) Es kann ja sein, daß der Vorredner an seine Behauptung glaubt. Wir haben in öffentlichen Quittungen 25,000 Mk. Gründer gewinn quittiert. Diese Summe ist aber von Arbeitern auf gebracht, und die Antisemiten sind darauf hineingefalleu. Wir bekämpfen die Innungen, weil diese, da sie mit dem Großkapital nicht konkurrieren können, die Arbeiter in jeder möglichen Weise ansbeutcn. Fördern Sie diese Verhältnisse, so werden sich die Arbeiter noch mehr, als bisher, vom Hand werk zurückziehen. Die Beschlüsse der Kommission vergrößern die Abhängigkeit der Arbeiter. Sie nützen also damit nur der Sozialdemokratie, die Sie doch so sehr fürchten und hassen. (Widerspruch.) Abg. Böckel: Die Freundschaft zwischen Sozial demokraten und Juden ist immer eine sehr intime gewesen, das ist gar nicht zu bestreiten. Selbst die Pariser Kommune hat vor Bleichrödcr Halt gemacht. Damit wird die Debatte geschlossen. Es erfolgt die Abstimmung über die 88 12 nnd 72. Im Absatz 1 des 812, der bestimmt, daß zur Wahlberechtigung für das Gewerbe gericht ein zweijähriger Aufenthalt im Gerichtsbezirk nötig ist, wird eine Aenderung nach dem Anträge Porsch (Ztr.) beschlossen, daß ein einjähriger Aufenthalt genügen soll. Der Antrag Auer, den Arbeiterinnen das aktive. Wahlrecht für die Gewerbegerichte zu gewähren, wird mit 157 gegen 97 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmen Volkspartei, Deutsch- freisinnige und Sozialdemokraten, die Antisemiten. Ebenso werden alle weiteren Anträge zu 8 12 abgelehnt und dieser nur mit der durch den Antrag Porsch bedingten Aenderung angenommen. Zu 8 72 werden alle Anträge, welche die Zuständigkeit der Innungs-Schiedsgerichte beschränken sollen, gegen die Stimmen von Freisinnigen, Sozialdemokraten und Nationalliberalen abgclebnt und die Kommissionsbeschlüsse unverändert angenommen. Hierauf vertagt sich das Haus- Nächste Sitzung: Sonn abend 12 Uhr (Fortsetzung der soeben abgebrochenen Beratung, Interpellation Thomsen, betreffend die Viehausfuhr und dritte Lesung der Kolouial-Vorlage.). freunde und Freunde derartiger Sommerfeste hierauf aufmerksam zu machen. Ganz besonders sei hierbei auf das stattfindende Concert des Chemnitzer Stadt- orchesters unter Leitung seines Direktors Herrn Pohle hingewiesen. Das Nähere wolle man aus den Inseraten ersehen. — Die G e ri ch t s f e r i e n werden am 15. Juli beginnen und am 15. September endigen. Während dieser Zeit werden nur in Ferieusachen Termine abgehalten und Entscheidungen erlassen werden. Das Gebiet der Feriensachen ist immerhin noch umfassend genug; zu demselben zählen Straf- und Arrestsachen, sowie die einstweilige Verfügung betreffenden Sachen, Meß- und Marktsachen, Streitig keiten zwischen Vermietern und Mietern von Wohn- ungs- und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räumung derselben, sowie Zurück behaltung der vom Mieter in die Mietsräume ein gebrachten Sachen, Wechselklagen, Bausachen, wenn über die Fortsetzung eines angefangenen Baues ge stritten wird; schließlich gehören zu Feriensachen noch Anträge auf Unterbringung verwahrloster Kinder. Auf Antrag kann das Gericht aber auch noch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunig ung bedürfen, als Feriensachen bezeicbnen. — Um das lästige Gras aus Wegen, Plätzen, Straßen zu entfernen, nimmt man die dazu am besten geeignete Salzsäure, die in jedem Droguengeschäft sehr billig zu haben ist, und zwar 50 bis 60 Gramm auf einen Liter Wasser, und sprengt damit den Boden. Salzsäure eignet sich besser als Schwefelsäure, da bei Kalkboden ent stehendes Chlorcalcium ganz anders zerstört als schwefelsaurer Kalk, der halb düngend wirkt. — Mittelst Schreibmaschine herge stellte Schriftstücke haben nach einer Bescheidung des Reichs-Postamtes keinen Anspruch auf Beförderung gegen das für Drucksachen festgesetzte ermäßigte Porto. Wir machen auf diese Entscheidung besonders aufmerksam. — Die „Epileptischen" sind die unglücklichsten und beklagenswertesten aller Kranken, sie sind in der großen Mehrzahl noch immer gemieden und geflohen von aller Welt, nicht weil man, wie früher, in dem finsteren Wahn befangen ist, d;ß sie vom „bösen Wesen" besessen sind, sondern, weil man den Anblick ihrer Krämpfe scheut und vermeidet, weil Viele furchten, von gleicher Krankheit befallen zu werden. Hilflos und heimatlos, ohne Arbeit, ohne Familienleben und ohne Aussicht auf Genesung irren sie von Ort zu Ort und sinken von Stufe zu Stufe, ohne daß sich ihnen, wie anderen Kranken, eine rettende Hand entgegenstreckt oder eine Thür zur Ausnahme öffnet. Mit dieser Schilderung der Notlage der Epileptischen und des Wesens der Epilepsie ist Geh. Medizinalrat vr. Fiedler bei der Generalversammlung der Inneren Mission am 26. Ap l 1887 erfolgreich für die Gründung einer besonderen „Epileptischen- a n st a l t" in Sachsen eingetreten. Seit jener Zeit ist man eifrig ans Werk gegangen und der Er folg der Bemühungen des verdunsten Arztes und des Landesvereins der Inneren Mission wird in einem Berichte „über die Epileptischenanstalt Kleinwachau bei Radeberg" dem Publikum näher dargelegt. Bis zum 1. April 1890 ist die Summe von 35 318,62 M. durch freiwillige Beiträge zusammengekommen. Ein Grundstück in der Nähe von Radeberg, am Ein gang des schönen Seifersdorfer Thales, ist im Oktober 1889 in den Besitz des Landesvereins für Innere Mission übergegangen, und am 2. Dezember 1889 konnte bereits die Einweihung des neuen Hauses statt finden. Die Zahl der angemeldeten Kranken ist schon über 30 gestiegen, aber man will vorläufig nur Mädchen, die das 16. Lebensjahr nicht überschritten haben, und Knaben bis zum S. Jahre aufnehmen. Tagesgefchichte. *— Vom 1. Juli an soll ein „Sächsischer Gu st av-Adolfs-Bote" heransgegeben werden. Fast jeder Gau des deutschen Vaterlandes besaß bisher solch ein den Vereinsinteressen dienendes Blatt, nur Sachsen nicht. Da ist es denn dankens wert, daß die beiden süchsijchen Gustav-Adolfs- Hauptvereine Leipzig und Dresden endlich Hand ans Werk gelegt und die Herausgabe eines „Säch sischen Gustav-Adolfs-Boten" in Angriff genommen haben. Das Blatt erscheint monatlich in der Stärke von einem Bogen nnd zum Preise von jährlich einer Mark. Da es kein Blatt für Gelehrte, sondern ein Volksblatt werden soll, so machen wir unsere Leser darauf aufmerksam und bemerken, daß es durch Post, Buchhandel, Vorstände und Boten des Gnstav-Adolfs-Vereins, sowie direkt bei der Ex pedition des Sächsischen Gustav - Adolfs - Boten (Dresden, Langestraße 37) zu beziehen ist. *— Die diesjährige Rosen-Ausstellung des R o s en v e r e insznH o h en st e i n findet heute Sonntag und morgen Montag in den Räumen des Bades Hohenstein statt, welches zu solchen Festlichkeiten ganz besonders geeignet ist. Die allgemeine Beliebt heit, deren die Rosenfeste im Bade Hohenstein sich viele Jahre schon erfreuen, veranlassen uns, Rosen
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