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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 13.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189007133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-13
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 13.07.1890
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Wochen- und Kachrichtsblatt zugleich HMsts-AnzWr für HojnSsrs, Willis PtriisHsrf, Rüsüorf, St. KBit», HÄrichsort, MarieiW mS Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat za Lichtenstein. — — —— —— — 4H. Jahrgang. ————-—-— ——— — Nr. 160. Sonntag, den 13. Juli 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn« und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten» Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Brennholz- und Gras-Auktion. Im Lichteusteiner Revier sollen morgen Montag, den 14. Juli e. im Stadtwalde von nachmittags 4 Uhr an — Versammlung auf dem Holzschlage an der Höhndorfer Straße 6 Rm. fi. Brennscheite, 85 Rm. fi. Schneidelreißig und 6,8 Wllhdrt. birk. Reißig sowie nachmittags S^/s Uhr die heurige Klee- und Grasnutzung von ca. 1ffs Scheffel am Schieferberge unter den gewöhnlichen Bedingungen meistbietend verkauft werden. Fnrstl. Forftverwaltuug Lichtenstein. ^„ü- — Wochenschau. Die Hundstage sind gekommen, aber es ist nicht still geworden: Die Stille verscheucht schon das lustige Knallen der Tausende von deutschen Schützen auf dem großen Festplatz des 10. deutschen Bundesschießens in Berlin, das sich zu einem uner wartet glänzenden Nationalfest gestaltet hat. Nicht nur die Pracht aber, mit Welcher das Fest von den Berliner Behörden ausgestattet worden ist, mehr noch hat der wahrhaft großartige Enthusiasmus, welchen die sonst so kühle und spottlustige Berliner Bevölker ung dem Schützenfest entgegenbrachte, einen tiefen und nachhaltigen Eindruck auf alle Festteilnehmer gemacht. Diese Schützentage in der deutschen Reichshauptstadt haben auch im Auslande eine gerechte Würdigung ge funden, besonders in Oesterreich-Ungarn und Italien wird allgemeine Genugthuung über die herzliche Auf nahme kundgegeben, welche den Landesangehörigen an der Spree zu teil geworden ist. Von unserem Kaiser, dem Kaiser von Oesterreich, dem Könige von Italien und zahlreichen deutschen Bundesfürsten sind dem Festkomitee überaus huldvolle Glückwünsche zu dem glänzenden Gelingen der großen Festveranstaltung zugegangen. Solche große Feste üben ja heute keinen Einfluß mehr aus auf die hohe Politik der Fürsten und Staatsmänner, aber sie bringen befreundete Nationen einander immer näher, darum wollen wir sie auch in Zukunft hoch und in Ehren halten. Das nächste deutsche Bundesschießen wird im goldenen Mainz, der altberühmten Stadt, abgehalten werden. Unser Kaiser setzt seine Nordlandsreise ohne nam hafte Störungen fort. Nach der Abreise von Christia ni« herrschte einige Tage hindurch schlechtes Wetter, welche einen Aufenthalt in Christiansand veranlaßten, während dessen der Kaiser die Schiffsmannschaften tüchtig Exerzitien vornehmen ließ. Alsdann erfolgte bei schönem Wetter die Weiterreise nach der alten Hansestadt Bergen, welcher der Kaiser einen kurzen Besuch abstattete. Das nächste Reiseziel ist der Hardangerfjord. Die Kaiserin verweilt mit ihren Söhnen noch in Saßnitz auf Rügen, wo am Montag der Geburtstag des Prinzen Eitel Friedrich be gangen worden ist. Aus dem Gebiete der allgemeinen Politik ist für Deutschland recht wenig zu berichten. Es tauchten Plötzlich Nachrichten auf, Kaiser Wilhelm habe auf seiner letzten Reise nach Kiel mit dem Fürsten Bis marck eine vertrauliche Unterredung auf dem Bahn hofe Schwarzenbeck gehabt. Diese Angaben erwiesen sich indessen als unrichtig. Fürst Bismarck, der in Friedrichsruhe auch den Besuch amerikanischer Schützen empfangen hat, hat seine geplante Reise nach England und Schottland noch nicht aufgegeben, doch soll sie bis Ende August verschoben sein. Der ehemalige Reichskanzler befindet sich äußerst wohl und gesteht auch selbst seinen Besuchern ein, daß er sich recht frisch fühle. Auch Gerüchte von einem weiteren Wechsel im preußischen Staatsmimsterium waren einmal wieder im Umlauf. Diesmal sollte die Stellung des Kultus minister von Goßler erschüttert fein. Es ist aber bald genug wieder still davon geworden. Dagegen dürfte es Thatsache sein, daß Reichskommissar von Wißmann nach Ostafrika nicht zurückkehren wird. Es soll dort eine neue Verwaltung eingerichtet werden und damit erlischt der Posten des Reichskommissars von selbst. Dr. Peters ist mit seiner Emin-Pascha- Expedition an der deutschen ostafrikanischen Küste gesund und munter angekommen. Praktische Erfolge hat seine ' Reise, da das englisch-deutsche Kolonialabkommen in zwischen unterzeichnet ist, ja nicht. Immerhin bleibt der mit wenigen Begleitern unternommene Zug durch Zentralafrika ein mit großer Kühnheit und Entschlossen heit durchgeführtes Unternehmen. Derjenige unter den deutschen Arbeiterstreiks in diesem Jahre, welcher von beiden Seiten mit größter Energie geführt ist, der MaurersUeik in Hamburg, hat jetzt mit einer Niederlage der Maurer sein Ende erreicht. Bezeichnend für die ganze Sachlage ist, daß die Mittel der Arbeiter durchaus noch nicht erschöpft waren, aber der Zuzug von Maurern, welche die Bedingungen der Arbeitgeber annahmen, war so groß, daß die Fortsetzung des Ausstandes zwecklos wurde. Die Arbeitgeber beharren aber noch dabei, daß keiner ihrer Leute einem Fachverein von sozialdemokratischer Richtung angehören darf, und hierüber wird nun noch eine Extra-Auseinandersetzung stattfiuden müssen. Bis auf einige kleine Streiks ist die Ausstands-Bewegung in Deutschland zur Zeit ganz erloschen. Wenig er freulich für die allgemeine wirtschaftliche Lage lauten aber die Ernteberichte; vielfach haben die Aussichten auf die Ernte sich nicht gut gestaltet, und daß die Rückwirkung davon auf das geschäftliche Leben und Treiben nicht ausbleiben kann, ist selbstverständlich. Recht tumultuarisch ging es während der ersten Juliwoche in London zu. Streiks über Streiks, und was für Streiks! Ein Teil der Schutzleute und der Briefträger streikte, um Gehaltsaufbesserungen zu er zielen, ein Bataillon Gardegrenadiere verweigerte kurzer Hand den Gehorsam, um leichteren Dienst zu erlangen. Dabei benutzte der so überaus zahlreiche Londoner Pöbel die Gelegenheit zu den turbulentesten Straßen krawallen, und Polizei und Militär hatten Abend für Abend ihre liebe Not, die Passage und die Ordnung in den Straßen wiederherzustellen. Jetzt ist es etwas ruhiger gewürden, energische Maßnahmen des Chefs der Londoner Polizei haben die Schutzleute von der offenen Einstellung ihrer Thätigkeit abgebracht, mit den Briefträgern wird noch verhandelt, und darüber, was mit den Soldaten anzufangen ist, ist sich die Militär-Verwaltung noch nicht klar geworden. Es liegt offenbare und vollendete Meuterei vor, aber die volle Strenge der militärischen Strafbestimmungen ist hier nicht anwendbar, weil die englische Armee aus geworbenen Soldaten besteht, und man schließlich keine Vaterlandsverteidiger mehr finden würde. Diese Vor kommnisse geben den Engländern aber doch ganz ge waltig zu denken, sie haben Mißstände in der Beamten welt und der Armee aufgedeckt, welche den britischen Stolz recht Peinlich berühren müssen. In Paris ist es ganz still. Die Kammern er ledigen ihr Arbeitspensum ohne alle Aufregung, das französische Parlament, in dem es früher Tag für Tag Lärm gab, ist heute ein wahres Muster parlament geworden. Die Verhandlungen zwischen England und Frankreich über die Kolonialabgrenz ungen schweben noch, doch sollen von London aus so weitgehende Konzessionen gemacht worden sein, daß ein Einverständnis nahe bevorsteht. Ruhig wie in Paris, ist es auch in Rom und in Wien. Einen Ministerwechsel hat es in Spanien ge geben. Der Ministerpräsident Sagasta, welcher seit dem Tode König Alfonso XII. das Staatsruder Spaniens in den Händen gehabt, zahlreiche Reformen versprochen, aber keins von allen seinen Versprechen gehalten hat, ist nun endlich dem Ansturm seiner vereinigten Gegner gewichen. Sein Nachfolger ist Cannovas de Castillo, unstreitig der fähigste Staats- f mann des heutigen Spaniens, geworden, aber was hilft alle Staatsklugheit in einem Lande, in welchem alle Parteien nur im Trüben fischen und sich auf Staatskosten bereichern wollen? Was Spanien vor allem not thut, ist eine Armeereform. Weil aber dabei die höheren Offiziere, die in ungeheurem Ueberfluß vorhanden sind, selbstverständlich vermieden werden müßten, so protestiert die ganze Generalität auf das Lebhafteste. König Alfonso XII., der in seinem schwachen Körper einen starken Geist trug, ist für Spanien leider viel zu früh gestorben. Auf der Balkanhalbinsel sind jetzt Blutthaten an der Tagesordnung : Eben war erst der serbische Konsul in der türkischen Stadt Prischtina auf offenem Markte erdolchr worden, und zwar, wie die türischen Behörden sagen, aus Privatrache, so ist nun in der montenegrinischen Hauptstadt Cettinje ein Vetter des Fürsten Nikita auf offenem Markte erschossen, wie es heißt, ebenfalls aus Privatrache. Es scheinen indessen in beiden Fällen dunkle Ge schichten vorzuliegen, und die Wahrheit absichtlich verhehlt zu werden. TKgesgKfchichte. *— Lrchtenstein, 12. Juli. In heutiger Nummer befinden sich die Berliner Ko urs- berichte, welche wir nunmehr auch in den folgenden Nummern täglich veröffentlichen werden. — Schützet alle nützlichen Vögel. Ohne unsere Vögel würden viele unserer Garten-, Land- und Forstkultur schädlichen Tiere in einer solchen Weise sich vermehren, daß in wenigen Jahren die fruchtbarsten Landstriche verödet sein würden. Ler Baumweißling, der Ringelspiuner, die gemeine Wespe, die Ameise, die Schöllkrautlaus und die Blattlaus würden, wenn sie ungestört sich fortpflanzten, sehr bald allen Pflanzenwuchs vernichten, und damit auch die Existenz des Menschen und aller nützlichen Tiere erschweren. Eine Schaar eifriger Jäger aber ist täglich darauf aus, dem Ueberhandnehmeu dieser unwillkommenen Gäste zu steuern. Wie Schutz männer beaufsichtigen die Grasmücken unsere Gärten, Rotkehlchen säubern die Umgebung unserer Wohn plätze, vor dem Viehstalle lauert der kleine Fliegen fänger, die Hausschwalbe fängt das Ungeziefer von unseren Straßen weg, Bachstelzen bewachen die Flußränder, und hinter dem Pfluge wandert der Staar, Schnecken und Engerlinge verzehrend ; ersetzt sich sogar auf den Rücken der Schafe und Zugtiere, um lästige Schmarotzer abzulesen. Goldhähnchen, Baumläufer, Meisen und Spechte reinigen unsere Bäume von ihren Feinden. Lerchen, Ammern, Finken und selbst Sperlinge nützen, wenn sie auch einige Getreidekörnchen verzehren, ungleich mehr, als sie schaden. Der Stieglitz frißt Kletten-, Distel- und anderen Unkrautsamen. Wenn manche der genannten Vögel nach der sehr undelikaten Raupen leserei auch einige Kirschen oder Erdbeeren naschen, so ist ihnen das nicht zu verargen. Alle diese unsere kleinen Freunde verdienen unseren Schutz und jegliche Schonung. Wir sind verpflichtet, jede Störung ihrer Brut oder Gefährdung ihres Lebens von ihnen ab zuwenden. Immer noch vergreifen sich große und leine Buben an den bunten Eiern und zerstören die künstlichen Nester; immer noch wird den Singvögeln nachgestellt und werden die Nachtigallen arglistiger Weise wegaefangen, so daß der liebliche Gesang dieser Vögel vielfach von Jahr zu Jahr seltener wird, und die Freunde der Natur um ihre harmlosen Freuden be trogen werden.
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