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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 04.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189009044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-04
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 04.09.1890
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Wochen- und Nachrichtsblati zugleich 8eschsfts-ßiijeiztt fiir Hshii-rf, M-litz, Lmsttrs, RüsSttf, St. Wien, HeimWort, Mnrienns in) Mülsen. Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. —— — 40 Jahrgang. — ——— — Nr. 205. Donnerstag, den 4. September 1890. Diese» Blatt erscheint täglich (außer So««» und Festtag») abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehme« außer der Expedition tu Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten» KorpnSzeile oder bereu Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Die Manöver in Gchleswig-Holstem. Im Laufe dieser Tage nehmen in Schleswig- Holstein die großen Manöver des 9. Armeekorps ihren Anfang, denen diesmal ein besonderes Interesse dadurch verliehen ist, daß auch ein Geschwader unserer Kriegsflotte daran teilnimmt. Zum ersten Male wirken deutsche Streitkräfte zu Lande und zur See nach einem einheitlichen Gedanken und auf Grund einer bestimmten strategischen Idee hier zusammen, und zwar an einer Stätte, an welche sich denkwürdige Erinnerungen aus dem Kriege von 1864 knüpfen. Als Grundidee ist ein Angriff von Osten her, d. h. von der Insel Alsen, auf die gegenüberliegende Küste gedacht und zwar fällt die Rolle des Angreifers der durch Artillerie verstärkten 18. Division und den beiden Geschwadern der Manöverflotte nebst der 3. Torpedobootsdivision, die Rolle des Verteidigers dagegen der 17. Division und der Torpedoboots flottille, sowie einigen besonders dazu bestimmten Kriegsfahrzeugen zu. Ler Natur der Dinge und dem zum Kampfplatz gewählten Terrain entsprechend, wird der angreifende Flottenteil sein Hauplaktionsfeld in den Gewässern finden, welche den Zugang zu dem sogenannten Wenningbund und zu der Flensburger Föhrde bilden. Von diesem Meeresteile aus bietet sich für ein von Alsen her operierendes Geschwader sowohl die Möglichkeit eines Angriffs gegen die Stellungen der Halbinsel Broacker von der Seeseite, wie einer Blokade der Flensburger Föhrde. Für den Kampf zu Lande wird es sich hauptsächlich um den Ueber- gang über den Alsensund und den Angriff auf die starke Düppelstellung handeln. Die allgemeine Aufmerksamkeit wendet sich bei diesen in doppelter Beziehung interessanten Manövern in erster Linie der Marine zu, namentlich den beiden Geschwadern, die dem Angriff auf die schleswig'sche Ostküste zur Seite stehen und das Vorgehen der Truppen in der Front durch ihr Eingreifen von der See her unterstützen sollen: Die Zusammensetzung dieses Geschwaders ist eine wesentlich andere, als bei früheren Hebungen. Die Aenderung liegt namentlich darin, daß man von getakelten Schiffen völlig abgesehen und nur Panzerschiffe eingestellt hat, und zwar aus dem Grunde, weil Schiffe mit Takelage im Gefecht nicht allein selbst höchst gefährdet, sondern auch eine Gefahr für die befreundeten Schiffe sind. In den beiden Geschwadern, welche vom Vize admiral Deinhardt befehligt werden, sind die wehr haftesten Schiffsklassen unserer Küstenverteidigung vertreten, die mit artilleristischer Kraft und Armier ung Beweglichkeit und Manöverierfähigkeit in den Küstengewässern verbinden. Das erste Geschwader wird gebildet aus den Panzerschiffen Baden, Bayern, Württemberg, Oldenburg und dem Aviso Ziethen. Die Panzerschiffe Bayern, Baden und Württemberg sind Schlachtschiffe für die Küsten verteidigung und haben aus diesem Grunde nur einen verhältnismäßig geringen ^Tiefgang. Armiert sind die Schiffe mit je 376 Köpfen. Das Panzer schiff Oldenburg weicht von den vorgenannten Schiffen insofern ab, als die Ausrüstung weniger schwer, und das Schiff mehr zur Verwendung auf hoher See geeignet ist. Das zweite Geschwader, befehligt vom Kontre- Admiral Schröder, besteht aus den Panzerfregatten Kaiser und Deutschland, und den Panzerturmschiffen Friedrich der Große und Preußen, der Kreuzerkor vette Irene und dem Aviso Pfeil. Von den Panzer schiffen des zweiten Geschwaders sind Kaiser und Deutschland nach dem Panzerschiffe König Wilhelm die größten Schiffe unserer Marine. Sie sind mit 15 Geschützen armiert, die Besatzung beträgt 346 Köpfe. Die beiden Panzcrturmschiffe haben je 6 Geschütze, die Irene hat 14 Geschütze und 358 Mann Be satzung. Die Torpedoboolflottille wird von dem Aviso „Blitz" geführt. In ihrer Rolle liegt es voraussicht lick, Ausfälle gegen den Feind zu machen, und den selben an der Annäherung an die Stadt Flensburg zu verhindern. Sie zerfällt in zwei Torpedoboois- divisionen von je einem Torpedo-Divisionsboot und sechs Torpedobooten. Die dem Angreifer zugewiesene Torpedobootsdivision zählt ein Divisionsboot und sechs Torpedoboote. Ihr fällt die Aufgabe zu, durch kühne Vorstöße gegen die Föhrde unter dem Schutz von einigen Panzerschiffen den Gegner zu beunruhigen und unsicher zu machen. Sämtliche acht auf der Seite des Angreifers befindliche Schiffe sind mit Spore, Torpedovorrichtungen und Torpedoschutznetzen, elektrischen Scheinwerfern von je 20 000 Kerzen Licht stärke und den übrigen zum Teil neu eingerichteten Signalvorrichtungen versehen. Faßt man die gesamten, bei dem Manöver zur Verwendung gelangenden Flottenstreitkräfte zusammen, so werden acht Panzerschiffe, eine Kreuzerkorvette, drei Avisos, 21 Torpedofahrzeuge mit etwa 260 Offizieren und 4850 Mann Besatzung dort versammelt sein und mitwirken. Tagesgeschichte. * — Lichten st ein, 3. September. Unsrem gestrigen Bericht können wir noch hinzufügen, daß das patriotische Volksconcert am Abend im Saale des goldnen Helm, welches wegen der ungünstigen Witterung im Garten nicht abgehalten werden konnte, sich regen Besuchs erfreute und die Concert- Pidcen vom Stadtmusikchor, welchen auch einige Gesangsvorträge vom Gesangverein Liederkranz folgten, fanden beifällige Aufnahme. Auf dem Marktplatz, sowie am Rathause waren, wie üblich zum Sedanfest, die Gasschmuckbrenner glänzend erleuchtet. * — Heute vormittag entstand im Kellergeschoß des Gasthofs zum weißen Roß ein Brand, welcher leicht größeren Umfang annehmen konnte, wenn nicht rechtzeitige Hilfe zur Stelle gewesen wäre, wodurch die Dämpfung des Feuers gelang. * — Die Listen der im Michaelistermine 1890 ausgelosten 3°/v Staatsschulden kassen- scheine vom Jahre 1855 und 4°/o dergleichen vom Jahre 1847 liegen in der Expedition dieses Blattes für Interessenten zur Einsicht aus. *— Der Sedantag ist in diesem Jahre viel fach unter erhöhter Teilnahme der Bevölkerung in gewohnter Weise festlich begangen worden. Das gilt nicht nur von kleineren Orten, sondern auch von großen Städten. In Berlin war allerdings fast nichts von einer Festfeicr zu bemerken, nur im Zentrum Rose. Roman von I. von Werth. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) So nannten sie das kleine Prinzeßchen denn Sternröschen. Schon bei ihren ersten Worten war Johannes eingetreten und hatte sich unbemerkt in dem Erker auf einen Sessel gleiten lassen, wo er vor acht Tagen mit Signora Goffredi Schach gespielt. Da verharrte er, den Kopf in die Hand gestützt und lauschte ebenso still und andächtig auf die Erzählung, wie seine kleinen Mädchen; nur daß er weniger den Worten folgte, als er den Wohllaut der Stimme auf sich wirken ließ. Endlich war nach vielen oft recht traurigen Schick salen aus Prinzessin Sternröschen eine wunderschöne Frau Königin geworden und das Märchen war aus. Savina kam, die Kleinen zu Bett zu bringen. Sie kletterten beide zugleich auf Roses Schooß und um faßten sie, um ihr zu danken, mit stürmischer Zärt lichkeit. „Und nun gute Nacht meine kleinen Lieben. Ich will Papa bitten, Euch noch im Schlaf zu küssen." „Der arme Papa war heut so traurig," sagte Carla. „Bitte den lieben Gott, mein Kind, daß er ihm Glück und viel Freude giebt, damit er wieder froh und heiter wird," entgegnete Rose sanft. Die kleine Lia schlug ihre großen blauen Augen auf und sagte ernsthaft: „Wollen Sie nicht mit uns beten, daß der Papa glücklich wird? Der liebe Gott thut es gewiß eher, wenn Sie ihn auch darum bitten." Rose nickte: „Ja, mein Liebling" und küßte die sonnigen Augen des Kindes. Als sie Alle das Zimmer verlassen hatten, lehnte sich der Konsul in seinen Sessel zurück. In seinem Antlitz zuckte es aber nicht wie Spott und Hohn, sondern wie von verhaltenem Weinen. Als Rose in das Bibliothekzimmer zurückkam, stand Johannes an dem Tisch mitten im Zimmer; grade wie an jenem ersten Abend. Als sie eintrat, erblickte sie wieder sein Bild in einem der großen Spiegel an den Pfeilern. Sie fragte sich lächelnd, wie es möglich gewesen, daß sie diese durchgeistigten Züge einmal so häßlich gefunden. Der Konsul wandte sich zu ihr um. „Fräulein Ternoff, ich komme nur, Ihnen gute Nacht zu wünschen, da ich heute den Thee nicht mit Ihnen einnehmen kann. Ich werde erwartet." Er reichte ihr die Hand. Als sie die ihre hineinlegte, hielt er sie fest und zog sie näher an den Tisch in den Lichtkreis der Hänge lampe. „Ich habe geistreiche Frauen bisher nie leiden mögen," sagte er mit weicher Stimme. „Ich habe nicht gewußt, daß neben der liebevollsten Sorgsamkeit und einem ganzen Schatz an Poesie auch noch tiefernste Gedanken und klare Ansichten ' in solch einem Köpfchen beherbergt werden könnten, j Verzeihen Sie meine Zweifel, aber es hatte mich bisher kein Weib eines Besseren belehrt. Sie sind die Erste, welche mir diese Möglichkeit zeigt, Stern röschen." Sie schaute verwundert, glücklich zu ihm auf bei diesem Namen. Er sah ihr tief in die Augen und entgegnete: „Ja, sagten Sie denn nicht: sie hatte Augen so glänzend und klar, wie die Sterne am Himmel, und Lippen so frisch und blühend, wie die Rosen am Haag. Des halb nannte man sie Sternröschen? Wen meinen Sie denn sonst?" Sie konnte die Augen nicht losmachen von seinem Blick und dabei fühlte sie, wie es ihr heiß vom Herzen heraufstieg und Gesicht und Nacken purpurn färbte. Einen Augenblick schien es, als wolle er sich niederbeugen auf dies hold erglühende Antlitz. Im nächsten aber schon ließ er ihre Hand fallen und schritt ohne ein weiteres Wort aus der Thür. Rose sah ihn verwundert nach. Dann preßte sie die Hände an die Brust und ihr war, als sei ihr ein großes Glück geschehen. „Man muß seine Stimmung verstehen lernen," nickte sie. Gleich darauf eilte sie die Hintertreppe hinab in das kleine braune Boudoir, an die Seite der alten Dame, wo sie sich in diesem Hause zuerst heimisch gefühlt. -i- Es dunkelt eben. In der langen Zimmerreihe, welche Signora Goffredi allwöchentlich einige Mal ihren Freunden und Gästen öffnet, herrscht jenes matte Dämmerlicht, welches nur erlaubt, die Gegen stände in undeutlichen Umrissen zu erkennen. Nur am Ende derselben, in einem kleinen traulichen Ge mach, das auf den ersten Blick fast überladen erscheint mit allen nur erdenklichen Luxusgegenständen, brennt wie ein glühender Funke ein Lämpchen unter einem Madonnabilde. Jeder Blick auf dies keusche Gesicht mit den gläubig aufgeschlagenen Augen muß zum Gebete werden und in andächtig Schauen ver senken. Jetzt knieet auf dem Betschemel vor dem
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