Großenhayner Wochenblatt. 0. Stück. 34. Jahrg. Sonnabend, den 28. Februar 1846. , G —— Mit Königl. Concession gedruckt und verlegt von L. G. Rothe, verantwort!. Redacteur. Der Getrrwemarkt. 2villkommen vom Lande, Ihr freundlichen Herm! Es sieht Euch der Städter noch Einmal so gern, Wenn Ihr mit den Wagen so voll und beladen Zum Markte uns bringet die Früchte der Saaten, Dann ist auch der Wunsch aller Bürger nicht schwer: Wenn's Sonnabend, alle Tag' Sonnabend wär'! Und steiget und sinkt, sinkt und steigt auch der Preis, Es wechselt im Leben der Lohn für den Fleiß, Es wechselt das Wetter, es wechseln die Zeiten, Wer kann sich ein stets gleiches Schicksal bereiten? Doch Euch mahne lockend ein guter Verkehr: Wenn's Sonnabend, alle Tag' Sonnabend wär'! Wir bieten Euch gastlich einladend die Hand, Schlagt ein, denn es gibt einen schonen Verband, Denn Landmann und Bürger in Näh' und in Ferne Gehört zu des Volks unverwüstlichem Kerne, Das gibt schon für beiderlei Wunsch die Gewähr: Wenn's Sonnabend, alle Tag' Sonnabend wär'! Und wo Ihr auch marktet, sei's da, sei es hie, Es findet der Handel sein Pondicheri*) Und überall wird man gar eifrig Euch suchen, Und überall gibt es Wein, Braten und Kuchen, Und überall hört Ihr das frohe Begehr: Wenn's Sonnabend, alle Tag' Sonnabend war'! Zhr wißt's auf dem Lande wie wir in der Stadt, Daß Orckit und Doliot viel Unterschied hat; Drum laßt uns vereint an des Glückstempels Stufen Zum Trost' uns oft und zur Beruhigung rufen: Die Bücher sind voll, und die Beutel sind leer, Wenn's Sonnabend, alle Tag' Sonnabend wär'! — o — *) Eigentlich: Pudutscheri, heißt Neumarkt; Stadt in Ostindien mit 25,000 Einwohnern. O e r t l i ch e s. Der Rechenschaftsbericht der Deputation zur Vorbereitung der hiesigen kirchlichen Jubelfeier giebt bei wünschenswerther Anschaffung eines neuen Kirchengeläutes vier Tonarten an, aus welchen dasselbe bestehen könne. Es ist kein so gleichgiltiger Gegenstand, daß man dar über sich nicht aussprechen sollte. Jede Tonart hat ihren Charakter, ihre Bedeutung, und wenn auch der Charakter der verschiedenen Instru mente verschieden ist, so bleibt sich der der Ton arten immer gleich. Die für das hiesige Ge läute vorgeschlagenen Tonarten sind: Ö Dur Accord, () - AIolL - Accord, D-Dur-Accord und D-AlvU-Accoro. Hören wir, wie die Aesthetik der Tonkunst sich darüber ausspricht: A-Dur-Accord ist ganz rein, ungefärbt. Sein Charakter heißt: Unschuld, Einfalt, Naivetät, Kindersprache. A-HlvU-Accord, in seiner Klarheit und mit seiner reinen, sanften vonünanto A-Dur, ist nicht blos Klage unglücklicher Liebe, sondern zugleich innigster Sehnsucht voll, ein Ausdruck der höhern Liebe, ein Ausseufzen zum Vater des Lichtes. In A-Moll ertönt daher der mäch tig ergreifende Chor in Händels Judas Mac- cabäus: „Klagt, Söhne Juda's, klagt" und in Beethovens: „Christus am Oelberge" beginnt das erste Recitativ: „Jehova, du mein Vater! o sende Trost und Kraft und Stärke mir" höchst charakteristisch in dieser Tonart. D-Dur-Accord. Der Ton des Triumphes, des Halleluja's, des Kriegsgeschrei's, des Sie- gesjubels. Daher setzt man die einladenden Symphonien, die Märsche und himmelauftauch- zende Chöre in diesem Ton. D-HIM-Arcord, schwermüthige Weiblichkeit, die Spleen und Dünste brütet. In D Noli verhallen die ergreifenden Klänge, welche in Beethoven's Musik zum „Egmont" Clärchens Sterben so überaus treffend bezeichnen. Es ergiebt sich hieraus, daß der A-No!1- Accord unstreitig der geeignetste Ton für das neue Geläute sein muß und auch darum nur gewählt werden kann. Die Aesthetik der Tonkunst bezeichnet zwar noch Ls - Dur, als den Ton der Liebe, der An-