Großenhainer Unterhaltungs- und Ameigeblatt. — Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 3. Mittwoch, dm 8. Januar 1851. Tagesnachrichten. Sachsen. Am 3. Januar fand zu Ehren des Fürsten Schwarzenberg ein Manöver statt, wobei unter Anderm auch mit Shrapnells nach der Scheibe geschossen ward. — Die 55. Sitzung der ersten Kammer betraf Bewilligungen des außerordent lichen Staatsbudjets, darunter 200,000 Thaler für Bauaufwand wegen Umgestaltung der Untergerichte. Im Ganzen werden dazu 1,082,393 Thaler nöthig sein. Von mehreren Seiten ward darauf hingewie sen, daß die Gefängnisse vorzüglich fest gebaut werden möchten, um die häufigen Entweichungen zu vermeiden. Anlaß dazu gab die ganz neuer dings geschehene Entweichung zweier sehr schwer gravirter Maigefangenen aus Voigtsberg, des Rechtscandidaten Gerbeth und eines Schullehrers, von denen der erstere noch eine ganz besondere Militärleibwache mit geladenem Gewehre hatte. In Bezug auf die Verweigerung der Gelder zum Wiederaufbau des Zwingers stimmte die Kammer der zweiten bei. — Die 68. Sitzung der zweiten Kammer begann mit der Vereidung eines ncuein- getretenen Mitgliedes, des Amtslandschöppen Kunz mann aus Piskowitz. Hauptgegenstand der Be- rathung war das Ausgabebudjet des Departements des Eultus und öffentlichen Unterrichts, wofür 258,931 Thaler mehr verlangt werden. Die 69. Sitzung betraf die Fortsetzung dieser Arbeit. — Unter den vom 1. October bis letzten December 1850 vom Ministerium des Innern bewilligten Preismedaillen erhielt eine der Besitzer des Ritter gutes Naundörfchen bei Großenhain, „in Anerken nung des von demselben durch Umwandelung einer Lehde von 119 Ackern 271 Quadratruthen in trag bares Feld an den Tag gelegten verdienstlichen Bestrebungen für Förderung der Landwirthschaft." Eine Prämie von 50 Thalern kam gleichfalls in die Nähe, an den Schmiedemeister Behrisch zu Radeburg für die Fertigung einer großen Anzahl von Hebel-Heckselmaschinen mit unverändert aus dauernder Güte. — Die Naterlandsblätter haben mit Ende des Jahres aufgehört, nachdem sie vier mal mit Beschlag belegt worden waren. — Der sächsische Bergbau hat im Jahre 1850 eine Aus beute von fast 100,000 Mark, im Werthe von gegen 1,400,000 Thalern, geliefert. Preussen. Dem Vernehmen nach hat eine Deputation beim Könige die Beseitigung der drei farbigen deutschen Cocarden an den Militärhelmen erbeten. Unterdessen ist bereits die Erfüllung dieser Bitte erfolgt. Wahrscheinlich wird die Zeit auch noch kommen, wo das Tragen der dreifarbigen Abzeichen wieder als Hochverrath verfolgt wird. — Die Demobilisirung der Armee hat ihren Fort gang. — Der König leidet am Podagra, weßhalb er Berlin noch nicht verlassen konnte. — Das dritte Armee-Corps unter Wrangel ist bestimmt, nach Hamburg und Holstein zu marschiren. — Hamburg wird nach einer Uebereinkunft mit dem Senate der Stadt eine preußische Garnison auf längere Zeit erhalten. — Die Kammern haben ihre Sitzungen wieder begonnen. Die ministerielle Partei ist in Folge der Politik des Ministeriums um Vieles ge ringer geworden. Der Ton der Verhandlungen war nicht eben günstig für die Minister. Wahr scheinlich schickt man die Abgeordneten bald wieder nach Hause. — Das in England erbaute preußische Kanonendampfboot „Salamander" kam in Swine münde an. Seine Construction soll ausgezeichnet sein. Es hat sechs Kanonen schweren Calibers. Baiern. Der Herr v. d. Pfordten hat das Großkreuz des österreichischen Leopoldordens für seine großen Verdienste um dieses Land erhalten. Baden. Das Infanterieregiment Benedek ist auf dem Marsche nach Rastatt, wo es vor der Hand in Garnison kommt. Oesterreich. Einem Theile der Prager Mai- Gefangenen ist das Urtheil eröffnet worden. Im Publicum ist die Höhe der Strafe noch nicht be kannt. — Wegen der hohen Getreidepreise sind Vorkehrungen gegen Kornwucher getroffen wor den. — Radetzky ist beim Steigen auf das Pferd gefallen, ohne jedoch größeren Schaden zu nehmen. Frankreich. Der Erzbischof von Paris hat eine Subscription für die Christen in Aleppo ver anstaltet, die 10,241 Francs einbrachte. Rußland. Zwei völlig auf Kriegsfuß aus gerüstete Armeecorps haben plötzlich Befehl erhalten, in Polen einzurücken und dort zu überwintern. — Das Werk der Russificirung daselbst nimmt seinen raschen Fortgang. Die Oberpostbehörde in Warschau wird ein einfaches kaiserliches Hauptpostamt. Die polnische Justiz hört auf und der russische Gesetz- codex tritt in Kraft. Auch die Kirchen - und Schul verwaltung wird nach russischer Manier eingerichtet.