II. Kleinere Aufsätze und MitteilMMN. lieber eine unbckanttte Äanirncr Cbronilr. Bon vr. Paul Arras. Ini Besitze des Herrn Prokuristen Robert Bier in Bautzen befindet sich eine Bautzucr Chronik aus dein 18. up Jahrhunderte, über deren Vorhandensein und Inhalt schwerlich bisher weiteren «reisen Kenntnis geworden sein dürfte. Herr Bier bat die ihm seinerzeit in teilweise losen Blättern zugekommcnc Handschrift cinbinden lassen. Bon dem 32 cm hohen und 20,5 om breiten Papier ist meist die rechte Seite des halb von oben nach unten gebrochnen Bogens beschrieben, die linke zeigt bisweilen Nachträge, Verbesserungen und Ergänzungen von andrer Hand, mitunter füllt die Schrift die ganze, dann nicht in der Mitte gebrochne, Seite aus. Es lassen sich verschiednc Handschriften Nachweisen. Die einzelnen Bogen sind mit Seitenzahlen versehen, es wird mit a, b, o, ä u. s. w. gezählt, z. B. 150a, 150b, 150o, 150aa, 150 bb, 150oc n. s. w. lieber den Jnbalt gibt ein Verzeichnis Aufschluß, das übersichtlich am Schlüsse der eigentlichen Chronik nach den Anfangsbuchstaben geordnet auf 42 Seiten zu sammcngesielll ist. Die ersten Blätter der Handschrift fehlen, sic beginnt mit Seite 10a, mit dem Jahre 14o7, bei dem vom Erweiterungsbau der Kirche zu St. Petri berichtet wird- das Fehlen einzelner Blätter ist mir noch zwischen Blatt 85 und 86 ausgefallen. Die Chronik endet mit dem Jahre 1747. Ihr Inhalt ist außerordentlich reichhaltig- es finden sich nicht nur örtliche Nachrichten. Bunt durcheinander wird gesprochen von der Wahl der Landvögte und des Rats, von Veränderungen in der städtischen Verwaltung, kirchlichen Angelegen heiten, vom Gymnasium, von Friedensschlüssen, Absagebriefen, Huldigungen', Privi lcglencrtcllungcn, frommen Stiftungen, städtischen Bauten, Todesfällen einflußreicher Persönlichkeiten, Unglücköfällen, Duellen, Schaustellungen, Naturereignissen, Mißernten und Teuerungen, von der Pest, von Heuschreckenplage, von Kometen, Mondfinster- nissen, Häuser und^Dorfkäufen, Stellung von Mannschaften, Truppendurchzügen Geldbewilligungen, Siraßenräubcrcicn, Feldzügen, Belagerungen, die Bauüen a,m znhalten hat, von fürstlichen Besuchen lind ähnlichem. Am Anfänge läßt die Chronik hinsichtlich der angewandten Kritik bisweilen zu wüuschcu übrig. Die Aufzeichnungen werden, je mehr sic sich dcr Keit des Verfassers nähern, desto glaubwürdiger. Da mit besondrer Vorliebe kirchliche Nachrichten verzeichnet sind, liegt die Vermutung nahe den oder die Verfasser der Handschrift in einem Geistlichen oder der Kirche nahe stehenden Mann zu suchen, etwa in den Ministranten zu S. Petri Gottfried Richter und Johann Michael Schramm, deren gedruckte Verzeichnisse über die Kommunikanten, Kindtaufen, Hochzeiten und Begräbnisse dcr Stadt Bndissin in fast ununterbrochncr Folge den einzelnen Jahren (1729-1734 und 1736—1746) bci- geheftct sind. Diese Annahme würde aber falsch sein- es befindet sich nämlich auf Blatt 200a folgende Nachricht: ' " „Anno ÄO06XH den 18. April Rückte auf hohen Befehl dcr Königin-Reqi- mcnt auS deueu übrigen 6 Städten zu Budissin gauz cm, und wurden über den ordentlichen Service in meine beide Häußer 4. Maim Gemeine und 1. Untcrofficier gclcgct, besage beiliegender Billicts, lagen hier bis auf den 28. aprilis und marchirtcn von hier nach Torgan znr Reime."