r 42 Walter May Die höfische Architektur in Dresden zur Zeit Johann Georgs II. 0 Angesichts des überkommenen baulichen Bestandes erscheint die höfische Architektur Dres dens in der Zeit zwischen 1590 und 1680, zwischen Stallhof und Palais im Großen Gar ten, dürftig und bedeutungslos, und das nicht erst seit den Zerstörungen des 13./14. Febru ars 1945. Für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, die durch die langdauernde Regierung Johann Georgs I. (1611-1656) geprägt war, ist dieser Eindruck auch zutreffend. Die weni gen Baumaßnahmen des Kurfürsten sind schnell aufgezählt. Das Reithaus von 1618 und das Schießhaus von 1620, beide in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlosses errichtet, 0 waren offenbar reine Zweckbauten ohne künstlerische Ansprüche im Gegensatz zu der 1627 begonnenen und von Wilhelm Dilich geleiteten Erneuerung des Riesensaales im Resi denzschloß, die infolge der schadhaften Dach- und Deckenkonstruktion notwendig gewor den war. 2 » 1650 erst fertiggestellt, fiel der Saal bereits 1701 dem Schloßbrand zum Opfer. Allein die 1617 verfügte Wiederaufnahme der Arbeiten an dem Belvedere auf der Neuen Bastion, die 1591 nach dem Tode von Johann Georgs Vater Christian I. eingestellt worden waren, scheint eine ohne äußeren Zwang getroffene Entscheidung des Kurfürsten für ein künstlerisch anspruchsvolles bauliches Unternehmen gewesen zu sein. Das Belvedere, 1747 durch eine Pulverexplosion vernichtet, war das Hauptwerk der Dresdner Kunst aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, aber eine wirkliche Schöpfung dieser Zeit war nur die unter der Leitung Sebastian Walthers geschaffene bildhauerische Ausstattung. Der Entwurf Giovanni Maria Nossenis und große Teile der Innendekoration stammten noch aus dem 16. Jahrhundert. Sie waren von 1589 an zusammen mit den Werkstücken für die Freiber ger Fürstengruft gefertigt und bis 1592 bereits zu zwei Dritteln fertiggestellt, aber erst 1613 von Freiberg nach Dresden transportiert worden. 31 Die umfangreichste Baumaßnahme Johann Georgs I. war militärischer Art, die Befestigung des rechtselbischen Altendresdens, die 1632 nach dem Eintritt Sachsens in den Dreißig jährigen Krieg unter der Leitung des Oberlandbaumeisters Dilich in Angriff genommen wurde. So war unter Johann Georg I. die künstlerische Repräsentation des kurfürstlichen Hauses vornehmlich eine Aufgabe der Malerei und Plastik, die sich auf die bildnerische Ausstattung des Riesensaales und des Belvederes konzentrierte. Während die Qualität der Malereien ein Mittelmaß kaum überschritten haben dürfte, stand die Plastik, insbesondere durch das Werk Sebastian Walthers, zunächst noch auf einer beachtlichen Höhe, zu der sie durch Nossenis Hinlenkung auf Giovanni da Bologna und die florentinische Kunst