67 die Hirschapotheke; hier ist endlich der berühmte Dresdener Kirschkern mit eingeschnitz ten Gesichtern zu bestaunen. Die Gemälde verteilen sich auf alle Räume. Sieht man von den programmatisch verstande nen Fürstenporträts in den ersten beiden Räumen ab, so läßt ihre Verteilung nur in einem Fall ein ikonographisches Programm erkennen: Das sechste Zimmer, das Naturalienkabi nett, ist vornehmlich mit Jagdstücken und Tierdarstellungen dekoriert. Die Ausstattung der Kunstkammer war schlicht geblieben. Im Gegensatz zur Anatomie kammer, die noch ein Stockwerk höher lag, gab es keine programmatische Wandmalerei; Wände und Decken waren gar nicht oder sparsam ornamentiert. Abgesehen von einzel nen Kunstschränken waren es einfache Repositorien oder Tafeln, allenfalls mit grünem Tuch gedeckt, auf denen die Objekte dicht gedrängt standen. Da immer neue hinzu ka men, waren die Räume am Ende des 17. Jahrhunderts hoffnungslos überfüllt. Die Nach richt, 1707 seien 614 Gemälde aus der Kunstkammer entnommen worden, um andere Räume im Schloß damit zu dekorieren, deutet an, wie übervoll die Sammlungsräume ge wesen sein müssen - denn bei den entnommenen Bildern handelt es sich gewiß um die größten und repräsentativsten, während noch viele andere in der Kunstkammer zurück blieben. 201 Johann Georg II. starb am 22. August 1680. Am Tage darauf ließ Johann Georg III. die Kunstkammer versiegeln und sich von Beutel die Schlüssel aushändigen. Erst nach einem Jahr, am 20. September 1681 erbrach der Kurfürst eigenhändig die Siegel und gab die Schlüssel an den Kunstkämmerer zurück. 20 Die Dresdener Kunstkammer wurde erst 1832 endgültig aufgelöst, nachdem ihr August der Starke bereits ein Jahrhundert zuvor ganze Gruppen von Objekten als Grundstock der von ihm begründeten Spezialsammlungen entnommen hatte. Ihre Aktualität als Museums institution hatte sie bereits im späteren 17. Jahrhundert verloren. Anmerkungen 11 Konrad Heyn, Aus den Fremdenbüchern der Dresdner Kunstkammer, in: Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen 6, 1915, S. 74 21 Vgl. Walther Fischer, Mineralogie in Sachsen, Dres den 1939, S. 34f. und 201 31 Heyn (wie Anm. 1) S.-72 41 Heyn (wie Anm. 1) S. 75f. 51 Viktor Hantzsch, Beiträge zur älteren Geschichte der kurfürstlichen Kunstkammer zu Dresden, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 23, 1915, S. 284 Anm. 284 61 Vgl. Hantzsch (wie Anm. 5) S. 264. 71 Tobias Beutel, Chur-Fürstlicher sächsischer stets grünender hoher Cedern-Wald .... Dresden 1671. 2. Aufl. 1683: 3. Aufl. 1703. - Anton Weck, Der Chur-Fürstlichen Sächsischen weitberufenen Resi- dentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib- und Vorstellung, Nürnberg 1679 8) Hantzsch (wie Anm. 5) S. 283 Anm. 284. » Vgl. Anm. 1 101 Staatsarchiv Dresden, Loc. 9835: Die Churfürst- lichc Kunst-Cammer belangend 1593-1694, fol. 262. - Vgl. Gerald Heres, Dresdener Kunstsamm lungen im 18. Jahrhundert, Leipzig 1991, S. 64