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Anzeiger und Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend : 14.05.1850
- Erscheinungsdatum
- 1850-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666397881-185005143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666397881-18500514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666397881-18500514
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAnzeiger und Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend
- Jahr1850
- Monat1850-05
- Tag1850-05-14
- Monat1850-05
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ISS T»ge»tericht. Wachsen. Der verurtheilte Hauptmann Teutschcr muß nun auch 15 Thlr. Schmerzen geld und die Kurkosten dem von ihm «verwundeten Braumeister Strasser zahlen. Strasser hat die ses Geld sofort dem Hospital überwiesen — Cöln, 2. Mai. Kinkels Rede. (Forts.), Aber die Krone ist auf deu Wunsch des deut schen und preußischen Volkes nicht eingegangen. Die zweite Kammer wurde anfgelös't. Die Hoff nung auf eine parlamentarische Verständigung nut der frankfurter, Versammlung verschwand. ES schwand auch die Hoffnung auf Beseitigung der socialen Ucbel im Wege ruhiger parlamentarischer Entwickelung. Ein Wahlgesetz war voraus zu se hen, das den armen Mann vom Wahlrechte aus schließt. Alle errungenen Volksrechte, zumeist aber das Princip der Volks-Souveränetät und die ver heißene deutsche Einheit war . in Frage gestellt. Preußen berief seine Landwehr, sie stellte sich nicht. Ich hörte von den Erhebungen in Sachsen und anderen Ländern Deutschlands zur Vertheidigung der Reichs-Verfassung, hörte von der Weigerung der Landwehr, sich zu stellen, von den Bestrebun gen und Kämpfen in Elberfeld, Düsseldorf, Iser lohn; da habe auch ich zur Muskete gegriffen. Ja, meine Herren, da habe auch sch die Muskete ergriffen, Ich hielt es für Recht und Pflicht, das zu thun, und Ihnen, meinen Richtern gegen über, erkläre ich auch jetzt, ich glaube, daß ich recht that. Das furchtbare Unglück, das mich seitdem betroffen, gab mir wenigstens die Hoffnung, daß ich nicht nöthlg hätte, an dieser Stelle meine persönliche Ehre zu vertheidigen. Aber auch diese Hoffnung ist mir geraubt. Der erste Zeuge, den Sie zu hören die Geduld hatten, zwingt mich dazu, von mir selbst zu reden. Sie haben That- sachrn erwartet, weil er als Beamter mit den Verhältnisse« näher bekannt sein mußte. Er hat Ihnen keine Thatsachen mitgetheilt, sondern drei moralische Armuthszeugnisse über uns ausgestellt. Er hat meinen Handlungen Eitelkeit zu Grunde gelegt und hierin das Motiv meines ganzen Stre bens gefunden. Es hat immer Leute gegeben, die einen Charakter von idealem Streben nicht begreifen können, die an jede Handlung den Maß stab ihrer eigenen Persönlichkeit anlegen. Solchen Dutzendmenschen bieten sich in der Regel zwei Motive dar: das eine ist die Aussicht auf einen persönlichen Vortheil, auf ein Douceur oder auf eine Neujahrs - Gratifikation, oder auch nur auf ein, Titelchen und das zufriedene Lächeln eines hohen Vorgesetzten. Wo man keinen Eigennutz findet, muß es das andere Motiv, Ehrgeiz, Eitelkeit sein. Ich werde mich über diese Beschuldung hier nicht rechtfertigen, über meinen Charakter mag die Na tion nrtheilen, und ich glaube, die Nation hat bereit- geurtheilt. Jener große Mann, der sich auf den Richterstuhl gesetzt hat, um über meine Efcisteökrästt sein Urtheil «bzugeben, hat cS zuerst gewagt, die Reinheit und Entschiedenheit meiner Gesinnung in Zweifel zu ziehen, die selbst vor dem rastatter Kriegsgerichte anerkannt wurde. Auch Ihnen, meine Herren, will ich den Beweis dafür liefern. Ich glaube vor einem Jahre recht gethan zu haben, als ich die Waffen für die Reichs-Verfassung ergriff. Ich bin Socialist, nicht in Folge der Revolution und nicht im Sinne je ne- Zeugen, sondern weil mein Herz, so lange es empfindet immer für die Leiden des Volkes schlug und immer auf Seiten der Armen und Unterdrück ten stand. Weil , ich Socialist bin und der Ue- berzeugung lebe, daß das Volk allein seine Wun den heilen kann, bin ich Demokrat, und weil ich Demokrat bin, und in einer demokratischen Verfassung das einzige Heil für das Elend der Welt erblicke, darum bekenne, ich mich zu dem Grundsätze, daß ein Volk, welches einmgl eine Verfassung mit demokratischen Institutionen errun gen, diese auch selbst mit dem scharfen Stahl und der Kugel vertheidigen müsse. Ich bekenne mich in diesem Sinne für die Revolution, für die mein Blut floß, und erkläre das auch heute noch vor Ihnen, mit Leib und Leben hingegeben an meine Gegner, spreche ich cs aus mit den bleichen Lip pen des gefangenen Mannes. Darum griff ich damals zu den Waffen, und fürwahr, hätten wir damals gesiegt, hätten wir die Preußen auf dem Schlachtfelde zur Anerkennung der Reichs-Verfas sung gezwungen, dann würde ich heute vor Sie hmtrcten und statt des Fallbeiles, welches das öffentliche Ministerium nach den Gesetzen des französischen Kaisers für unsere Nacken fordert, die Bürgerkrone von Ihnen verlange». Wir ha ben nicht gesiegt, und weil wir nicht gesiegt, fällt aus unseic Namen die Schmach der verfehlten Un ternehmung. Das Lächeln, das sich so vielfach in dieser Verhandlung gezeigt hat, beweis't, daß dem Mißlingen stets der Spott folgt. Man macht cs und zum Vorwurf, weil sich feige Gesellen uns angeschloffen. Dieser Vorwurf beschämt uns nicht. ES ist wie die Geschichte lehrt, das gewöhnliche Schicksal aller großen Zwecke, daß sie nach dem Mißlingen mit dem Spott zu kämpfen haben. Am allerwenigsten habe ich die Beschämung ver dient, die das öffentliche Ministerium durch die Angabe des Grundes, warum ich das Complot nicht gestehe, mit einer Zartheit, für die ich danke, auf mich zu wälzen versucht. Das öffentliche Ministerium sagt, ich scheine nicht ganz aufrichtig, weil es mir schwer falle, hier öffentlich meine Gemeinschaft mit Menschen, wie Brühl, einzuge stehen. Meine Herren! das entwürdigt nicht, wenn der Proletarier mir die Hand bietet. (Beschluß folgt.)
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