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Elbeblatt und Anzeiger : 20.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-188109207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18810920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18810920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-20
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 20.09.1881
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Beilage zum „Elvevlatt und Anzeiger". 84. Jahr«. 111. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Am Sonnabend hat bei Kiel in Anwesenheit des Kaiser Wilhelm, höchster und hoher Gäste, sowie eines russischen Geschwaders ein groß artiges Flottenmanöver stattgefunden; Abends wollte sich der Kaiser mittels ExtrazugeS nach Baden-Baden begeben, woselbst die Ankunft am Sonntag Mittag er folgen sollte. — Kaiserin Augusta, welche vorige Woche nach Baden-Baden übersiedelte, hat daselbst die Badekur begonnen; die Besserung ihres Zustandes macht erfreu liche Fortschritte, so daß die, wenn auch nur einge schränkte Theilnahme der hohen Frau an den badischen Hochzeitsfeierlichkeiten in Aussicht genommen werden durfte. Der Stand der Verhandlungen mit dem päpstlichen Stuhle dürfte sich bald klären. Herr von Schlözer, der am Mittwoch eine einstündige Audienz beim Papste hatte, befindet sich bereits auf der Reise nach Berlin. Wie verlautet, wird iin Reichsamt des Innern an einem Gesetzentwurf, betreffend die Regelung des Aus wanderungswesens gearbeitet; namentlich soll es sich dabei um die Regelung des Geschäftsbetriebs der Aus wanderungsagenten handeln. Prinz Wilhelm von Preußen erhielt auf dem Manöverfelde bei Itzehoe seine Ernennung zum Major. Der deutsche Reichs-Kommissar bei der Weltaus stellung in Melbourne, Professor Reulcaux, ist am Freitag früh nach einer Abwesenheit von nahezu 15 Monaten in Berlin wieder angekommen. Anläßlich der großen Herbstmanöver auf dem Fest lande ziehen die „Times" eine Parallele zwischen der französischen und der deutschen Heeresmackt. Frankreich habe es nicht einmal verstanden, die nothwendigen Truppen zu der kleinen Tunis-Unternehmung an Ort und Stelle zu bringen, und dazu sei es mit der Kriegs führung in Afrika nicht unbekannt. Es habe aber nicht vermocht, aus seiner großen territorialen Militärmasse ein bewaffnetes Expeditionscorps auszulescn, wie Eng land in seinem afghanischen Kriege, seinem Zulufeldzuge und seinem Transvaal-Kriege gethan. Ein Heer, wel ches nicht in Bewegung gesetzt und gehandhabt werden könne in dem Augenblicke, wo man seiner bedürfe, sei um nichts bester, als ein Körper ohne Leben. Die Deut schen verständen das; ihnen sei das Leben mehr als der Leib. Oesterreich. Dem Kaiser Franz Joseph stehen Großvaterfreuden bevor. Er empfängt jetzt täglich mehreremale Telegramme, die ihn über das Befinden seiner Schwiegertochter, der Kronprinzessin Stefanie, unterrichten. Die Verhandlungen gegen die drei Hauptbetheilig ten an den Kuchelbäder Exzessen gegen die dort ver sammelt gewesenen deutschen Studenten haben am Donnerstag in Prag begonnen. Frankreich. In Tunesien muß es doch herzlich schlecht stehen. Die landenden Truppen haben kein Wasser; in Tunis selbst fürchten die Europäer den Ausbruch der Volkswuth — eine Besetzung der Stadt wird sich kaum umgehen lassen. — Tie Franzosen machen mit den Aufständischen kurzen Prozeß; die Ge fangenen werden füsilirt. — Eine Truppenkolonne unter dem Obersten Sabotier soll bei Zaghuan von Auf ständischen umzingelt sein. Die amtlichen Mittheilungen darüber sprechen sich nicht deutlich aus. Tie franzö sischen Zeitungen fordern von der Regierung volle Offenheit. — In Tunis wäre cs beinahe zu einer Revolte gekommen; zwei französische Offiziere wollten den Eingang in die Stadt erzwingen, der ihnen von den Posten verweigert wurde. Das Volk mischte sich ein und zwanz die Offiziere zur Flucht. Griechenland. Die griechischen Truppen haben nunmehr sämmtliche Gebietstheile, die die Türkei Ver tragsmäßig an Griechenland abzutretcn hatte, ohne weitere Zwischenfälle besetzt und somit ist endlich die griechisch-türkische Grenzfrage als gelöst zu betrachten. Afrika. Der „Zwischenfall" in Kairo wird von den Mächten als beendet angesehen, d. h. man erkennt die durch die Emeute geschaffenen Thalsachen als zu Recht bestehend an. Cherif Pascha hat ein neues Mi nisterium gebildet, die aufständischen Obersten haben ihm ihre Unterwerfung schriftlich versichert und damit ist die Sache beendet — bis auf einen Punkt: nämlich in der Provinz Sudan ist eine neue Empörung aus gebrochen. Kostümfest der deutschen Kuust- genossenschaft zu Meisten. Das gastliche Meißen hatte au» letzten Freitag sein bestes Festgewand angelegt. Die Hänser am Elbquai, die Brücke, die Thürmr der Stadt und vor Allem die Dienstag, den 20. September 1881. altehrwürdige Albrechtsburg waren reich beflaggt und deren architektonische Linien verschwanden förmlich unter Blumengewinden, Guirlanden und Teppich-Decorationen. Ganz Meißen war auf den Beinen, von nah und fern waren zahlreiche Menschenmassen nach Meißen gewall- fahret, um das sich entrollende blendende Schauspiel zu genießen. Ein wahres Menschenmeer hatte sich am Meißner Elbquai und auf der dortigen Brücke zu sammengefunden. Mit Kanonendonner und brausendem nicht enden wollendem Jubel des Volkes wurden, wie wir dem „Leipz. Tagebl." entnehmen, die deutschen Kunstgenossen mit ihren Gästen bewillkommnet. Ritter und Herolde und Rathsherren der Stadt Meißen empfingen die Landenden. Langsam ordnete sich der Zug. Denselben eröffnete eine Schaar Meißner Turner. Diesem folgte ei» Herold in den sächsischen Farben auf reichgeschirrtem Rosse. Dahinter kam die Burgker Bergcapelle in ihrer kleidsamen Parade-Uniform. Zwei Fähnlein Landes knechte (grün-roth, blau-roth und dunkel-roth, mit breiten federgeschmückten Barets und angethan mit Lederkoller) führten geharnischte Ritter. Den Zug der Patricier, Nathsherren, Bürger rc, welchem ein Patricier Meißens zu Pferde voraufritt, eröffnete Baurath Mothes (Leipzig) mit Gattin, welch' Ersterer portrait- ähnlich nachgebildet die Figur des Hieronymus Lotter, des Erbauers des Leipziger Nathhauses, darstellte. Das zweite Paar in dieser glänzenden Abtheilung des Zuges waren Architekt Rich. Hofmann (Leipzig) und Gattin, den Steiumetzmeister des Leipziger Rathhauses Hans Speck sammt Ehegesponst darstellend. Hinter den Patricier» folgte die prachtvolle Fahne der Kunstgenoffen schaft, umgeben von Herolden und Landsknechten. Einen prächtigen Anblick gewährte die kolossale Figur des amerikanischen Generals Will). Heine als Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, getragen von einem ebenso massigen weißen Percheronhengst, angethan mit goldstrotzender rother Schabracke und ebensolchem Ge schirr. Zwei Roßbuben führten den feurigen Gaul am Zügel. Die Nichtcostümirten bildeten einen geschlossenen Zug, an jeder Seite begleitet von acht Herolden mit weißen Stäben. Die Fortsetzung des imposanten Aufzugs bildeten 6 Trommler, zwei Fähnlein Landsknechte in derselben Tracht, wie vorher beschrieben, geführt von geharnischten Rittern, sowie ein Jagdzug (Jäger in grünem Wams mit ledernem Achselkoller, buntgestreiften Trikots, hirsch ledernen Stiefeln, grauer Filzkappe mit Adlerfedern), welchem mehrere berittene Jäger voraufritten. Unter den Berittenen befand sich ein historisch getreu costümirter Falkonicr auf prächtig geschirrtem Braunen und auf der Faust einen lebendigen Falken tragend. Den Schluß machte ein mit vier riesigen Ochsen bespannter alt deutscher Wagen mit Winzern und Winzerinnen, über denen sich eine rebenumrankte Laube erhob. Einen überraschend schönen Anblick bot der Meißner Marktplatz mit jseinem vielen wappengeschmückten und beflaggten Riasten, die unter sich durch Laubgewinde vetbunden waren. Das alte Nathhaus mit seinen alt- gothischen spitzen Giebeln und Altanen war mit Guir landen und Fahnen dekvrirt. Alle Häuser am Markte hatten reichen Fahnen- und Blumenschmuck angelegt. Auf den mittleren Balkon des Rathhauses war die Meißner Stadtcapelle unter der Direktion des k. Musik direktors Hartmann in altdeutscher Tracht aufgestellt, welche Weisen längst verklungener Zeiten aufspiclte. Vor dem Nathhausportale hatte eine Gruppe Meißner Jungfrauen in der kleidsamen Gretchentracht Aufstellung gcnommeu. Auf der Freitreppe des Nath hauses stand der Rath von Meißen mit seinen Ge wappneten. Nachdem der Fcstzug auf dem Markte Quarre formirt hatte, ertönte eine Trompeten-Fanfare. Unter lautloser Stille der zahllosen Menschenmenge hielt hierauf Bürgermeister Hirschberg in der Tracht der Meißner Nathsherren des 16. Jahrhunderts, geschmückt mit der goldenen Gnadcnkette, folgende Ansprache: Ehrsame Herren, deutsche Männer! Wir Bürger meister und Rat zu Meißen, waren nit wenig erschrocken, als wir vernahmen, es zöge eine große Menge Volks auf unsere Stadt, maßen wir die Absicht, ob es eine feindliche oder freundliche? nit kannten. Nunmehr aber sind wir genugsam unterrichtet, was für Art Leute es sind, die in Hellen Haufen allhier ankomme». Es sind die Männer, so da in den Bauhütten gelernt haben, Gebäude, beides, geistlich und weltlich herrlich zu er richten, auch klug und fein auszuzieren, und alle und jegliche Bildnisse zu malen, zu inerßel», zu gießen, zu schnitzen also daß, so man eS flehet, sich ob solcher Kunst männiglich verwundert und das Herze aufgehet einem Jeden, der da sehen kann, und daß der Name des deutschen Volkes ist berühmt worden durch alle Lande und ist ihm keines gleich darin. Sind wir nun benachrichtiget, Ihr seid anher kommen besunders, um die Burg zu beschauen, so unsere gnädigen Herzöge durch den kunstreichen Meister Arnold, den Westfälinger, Han aufgerichtet, so haben wir uns darob über die Maßen gefreut und rufen wir, Bürgermeister, Rat und die ganze Gemeine Euch, ehrsame Herren, von Grunde des Herzens ein Willkommen zu, geben auch Euch freies Geleit durch unsere Straßen, ohne das Gebiet des Burg- voigtes, welcher, dieweil er Euch noch nicht kannte, die Burggasse hat mit einem Bollwerk verwahret; dessen müsset Ihr besondere Erlaubniß Han, wird aber wohl nicht fehlen; gedenken wir Euch dann us'm Schlosse ein Willkommen zuzutrinken, so Jhr'S annehmt. Allen deutschen Kunstgenoffen ein dreifaches Heil! NamenS der deutschen Kunstgenossenschaft dankte deren Vorstand Oberstlieutenant von Götz-Dresden mit kurzen Worten für den herzlichen Empfang und brachte sodann auf das Wohl der gastlichen Stadt Meißen ein dreifaches Hoch auS. Da öffnete sich plötzlich ein die Burggaffe abschlie ßendes, mit Thürmen flaukirtes Thor, auf dessen Zinne zwerghafte Gnomen Wache hielten. Herein auf den Markt sprengte mit verhängten Zügeln ein churfürst licher Herold und rief, nach dreimaligen« Signale der ihin folgenden berittenen Trompeter, mit weithin ver nehmbarer Stimme: Mein Herr und Gebieter, der gnädigste Churfürst, entbietet Euch seinen Gruß und ladet Euch zu seinem Hoflager ein. Seid willkommen! Nunmehr setzte sich der Zug, geführt vom Herold und seinen Mannen, durch die Burggaffe in Bewegung. Die Meißner Magistratspersonen und die Ehrenjung frauen wurden in dessen Mitte aufgenommen. Als der Zug das neben dem Rathhause aufgebaute Thor der Burggaffe passirte, streuten die Gnomen auf dem Söller Schneeflocken in Form kleiner Papierstückchen in großen Mengen hernieder, so daß es täuschend aussah, als ob es geschneit hätte. Auf der Burg angekommen, wurden die Festgenoffen von der Zinne des Thurmes aus mit Trompetenge schmetter begrüßt und mit brausenden Hurrahs der dort harrenden Menge empfangen. Unter einein herrlichen Thronhimmel saß der Kur fürst von Sachsen mit seiner Gemahlin, umgeben von ihrem Hofstaate. Auf einer dicht an die Albrechtsburg angebauten Tribüne war ein Musikcorps, ein zweites auf 6em Söller des Thurmhauses aufgestellt. Ihre Majestäten der König und die Königin, so wie die prinzlich Georg'sche Familie sammt Gefolge hatten auf der Galerie des s. g. Kornhauses Platz genommen. Der Zug defilirt« vor den hohen Herrschaften und nahm sodann, ein Viereck bildend, Aufstellung. Unter den Klängen alter Weisen nahete sich jetzt ein Triumphwagen mit dem Genius der Kunst, um geben von den allegorischen Figuren der Malerei, Bild hauerei und Architektur. Der Wagen, welchem Edel pagen wappentragend voranschritten, ward von kostbar geschirrten Rossen gezogen; standartentragende Herolde schritten neben ihm. Der Genius der Kunst hatte einen goldenen Lorbeerkranz um die Schläfe geschlungen. Nun nahm das mit gewohntem Geschick voin Commis sions-Rath Leutritz gedichtete Festspiel seinen Anfang. Der Genius begrüßte die deutsche Künstlerschaar in einer schwungvollen Stanze und schloß mit einem Hoch auf König, Kaiser und Reich, die Banner wehten, die Musik fiel mit einem Tusche ein und intonirte die Sachsen hymne. Die Ritter aber schlüge«» mit Schild und Sä wert aneinander, just wie in Lohengrin die Edlen von Brabant vor dem deutschen Kaiser. Auf einen Wink des Kurfürsten trat sodann aus dem Kreise der Künstler der Erbauer der Albrechtsburg, Arnold von Westfalen hervor. Herr Baumeister Haltenhof aus Dresden, ein um das Gelingen des Festes wohlver dienter Künstler, stellte in sehr charakteristischer Figur jenen berühmten Architekten vor. In munteren Versen bewillkommnete er den Zug und lud ihn ein, „im Schatten des Burgfriedens auszuruheu". Er gab dann, ein? gedrängte Geschichte des Schloßbaues, den ihm des Herzogs Albrechts fürstliche Gnaden anvertraut und schloß mit einem Hoch auf die deutsche Kunst und die deutschen Kunstgenoffen hierauf, nahete sich der Wagen der Winzer und Winzerinnen mit einem großen Stück faß Meißner WeineS — der Festgabe der Stadt Meißen. Nach einem Umgang deS Kurfürsten und seiner Ge mahlin entwickelte sich ein spaßhaftes Turnier gehar-
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