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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189601045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-04
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1896
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tanten, eine« jun-en ritterlichen Polen, der ihr Herz ans dem GarnisonSball vollständig bezwungen hatte. „Teremttete!" fluchte der Oberst. »Da wird nicht» d'rau», schlage Dir die Beschichte au» d«n Kops und mit dem Herrn Lieutenant will «h ein ernste» Wort reden." „Da» wirst Du nicht", entgegnete Stephan» ener gisch, „denn ihn trifft nicht die mindeste Schuld. Ich habe mit ihm kokettirt, ich war e», die ihm deutlich zu verstehen gab, daß ich ihn liebe und ihn geradezu heraus forderte, mir ein Geständniß zu machen. Du wirst wohl zugeben, Papa, daß es geradezu ein Vergehen gegen die Subordination gewesen wäre, wenn er unter diesen Um stünden der Tochter seines Obersten und Regimentskom mandanten keinen HeirathSantraa gemacht hätte!" „Wer gibt Euch denn die Kaution?" brummte der Oberst bereits etwas besänftigt. „Seine Eltern", erklärte Stevhanie immer siege-ge- wisser. Sein Vater ist ein reicher Gutsbesitzer in Galizien und hat ihm bereits Alles zugesaat." Der Oberst erhob sich m seiner vollen Höhe von sechs Fuß und berief durch die im Vorzimmer anwesende Ordonnanz den Adjutanten vor sich. Als dieser eintrat und in militärischer Haltung in der Nähe der Thüre stehen blieb, gab e» erst ein heilloses Donnerwetter, ein ganzes Lexikon deutscher, ungarischer, kroatischer, italieni scher Flüche prasselte auf den unglücklichen Lieutenant nieder, dann folgte eine väterliche Ermahnung und schließ lich erschien der friedenverheißende Regenbogen über den Häuptern der Liebenden. „Also eS ist Ihr Ernst meine Tochter zu heirathen?" „Zu Befehl, Herr Oberst." Der Gewaltige trat einen Schritt zurück, warf einen schrecklichen Blick zuerst auf den Adjutanten, sodann auf die schöne Stephanie und kommandirte: „Habt Acht!" ».Aber Papa", rief Stephanie. „Ruhig im Glied — Marsch" — und al» die Lie benden einander gegenüber standen: „Halt — Zur Gene- raldccharge fertig — Feuer." Dieses Kommando brauchte der Oberst nicht zu wie derholen. Schon hing die schöne Stephanie am Halse des Geliebten und küßte ihn herzhaft, bis der Oberst hinzu- !ral unv beide umarmte. MM«»'» v»-> Lmuüm-lkMwn»): V 2—8 Dür Raodra.; av goaataaaa nuä 8—V vbr Vorm. ans llauptxoatamt immsrNüdroaä, »Iso lag mut Kaöbt. Lalaarl. kaatamt H l Vattwm Lok): rost»ob«-ltiu, ->' rvoobontaga Vmtockaldiakr 8—12 vbr Vornu, 1—8 vbr Ra »» Kmwiagou unä gaavtrliod«» Vaiartaa« 8—S vbr Vor « t 5—7 vbr Kaobw., »uworckam »u öouu- uuä Sbsttax. » 12—1 vbr Hittag» Xanabm» ^ou lalvgranuueo. lMuäpostrabrt »»ab varttr. iu Lios»- 7 mit dvoodriiolctvr koroonsnückrt, L Lm. 5 kk., öotaopo Hitta«. In voritr 1,30 Vorw., mit dosoluilumor karsoo ü Lin. 5 kk-, 5,30 Kaobm. östLräanwUasait: 1 8t. 4 > >. 8van- und Voisrtags Nillt cbs 2. kost aas. Vorsalobols» ckor »um kaatamt kUesa ««bürt»«» vrtaabattail. 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Aber die Folge gab allen diesen durchgefallenen Bewer bern Unrecht. Eines Morgens, als der Oberst eben die Zeitung laS und weidlich über alle Civilisten im Allgemeinen und die Journalisten im Besonderen loszog, kam die schone Stephanie ganz gegen ihre Art sanft und leise wie ein Kätzchen hereingeschlichen, saß plötzlich auf den Knieen ihres gestrengen Herrn Papa'S, schlang die weichen Arme um dessen stocksteifen Nacken und küßte ihn wiederholt auf den grimmigen, schwarzen Schnauzbart. „Nun, was willst Du denn eigentlich?" begann dec Oberst, nachdem es ihm endlich gelungen war, fick der Schmeicheleien seines Lieblings zu erwehren. „Soll ich Dir vielleicht wiederum ein neues Kleid kaufen?" „Nein, Papa. ES ist etwa» ganz Anderes, w.-s ich von Dir haben möchte." „Was also?" , „Rathe einmal." „Du weißt, daß ich noch niemals ein Räthsel oder einen Rebus ausgelöst habe." „Also, Papa — Aber Du wirst gewiß nicht böse sein?' „Nein, sag' nur endlich was Du willst!" Die schöne Stephanie neigte sich zu dem Ohr des Vaters und flüsterte: „Ich möchte heirathen, Papa!" „Heirathen? — Weiter aichtS? und wer ist denn allenfalls der Glückliche?" Stephanie nannte zögernd den Namen des Adiu» CrurS Sachs. Holztqdustrir- ckes. Rabe »ml r'/. )Vo»bs. vrrinftv p. n. bei: täglicher Verfügung mit 2'/."/., monatlicher Kündigung 3»/»»/«, dreimonatlicher Kündigung 4 3'/, 4 4 bG G SÜ.VO bG 102,7b b» 102,So b 102 75 B 104.50 G 102 bG 10' G 102.50 102,75 SUd« «old 4 3", 4 3'/. 4 3*/. Spesenfreie Eoupou-Sinlösnng. Hypo-Hekarische Ver- mittelungen. Nnbevinqte «ebeinch«ltm»a aller «efchSfte >rrr«l>, Oeker- do. Nilyai 104 b 102,30 » 103,75 G vaatartiea. Ullg. D. Cred.-Anft. Lhemnitzei Banko Drrsd. Credit Diiiconto-Eomm. Lauchhammer conv Süchs. AMiahl . Wasch. kHartm. -. Lebstuhl iSchönh) Thsm")s, Act^Sptrm Elcs-rl^itätswertvonn L.L.Kümmert To ^rledr.-Aug -Hütte Görlttzrr Maschb. u. Eismg. Kl«4-Jndust. Siemens Act..Ges. s. «mssabr An- und Verkauf von Werthpapieren. AnStiikrung aller in da» Bankkach e ukchl. Geschäfte. StabtL-lrihea. Dresdner do. Tdemnitzer Leivziger do. SSchs.-Schles. LSb.-ZItt. 100 Thl. do. 25 „ Ldw.Erdt. u.Psdbrfe. do. Laut. Psdbrse Süchs. Erbl.-Psdbrfr. Rumän. amort. Serb. 1884 er Rte. Türkenloose m CP. 1876 Kranz. Ptn. I«- Kr. beb. . Kl. Ruks. V O >i. A. Messe, «ankgeschSft, Mesa, Hauptstraße Börsen 8.richt orS Pie rre Tageblattes Dre Prioritäten. Äuß-.TepI. Gold B. Nordb. „ Bukchth. I—VI Valhorn-Bmuerei Frlser-^ller-Br. Lauchh immer Deutsche Straßenb. Friedrich Augusth. Görtiper Maschb. u. Eijeng. Cours Liv. Z-T. Lours 5 5 09,25 G Dresdner Bonk Jan 159.25 b» Süchs. Bant 122 bi» „ Discsntbar' 118 G Fellenkeller-Brauerei Oci. 59) <« 4 — Consol. Feldschlökche... — 126 B 4 — Meißner Felsenteller 12 Sept. 195 <8 5 107,50 « 4 10.,75 G D. Sirahenbahn-S. 5 Jan. April 146 G 4 —— SLchs.-B. Damvfsch. — 4 103 G „ffette-D Schlepps». 3'/. Jan. 8 >,75 <v 4 103,90 b« Verein. Bautzner 4 103 G Papierfabriken 7 — l 2 50 G Theomiper Pap. 8 Juli 140 G 1 voriger Pof.-P„r,. 6 119,5( b» DI» Sebnitzer Paa. 0 April — lLhemiiiHei ÜSerkz. u. 10 2.0 b M. (Zimmermann) 3 Juli ' 14,75 b 6 — Necmama i Schwalbe) L Tan. 15«, 0 <8 s Iw b» Äebstu'0 Bereinig» — Är.-Ha!n u. <xb«m k Juli 1'6 P DI». S-r. Lome» Jutt 133 b 10 l94 « 8 167,50 » 16 .. 26 ,50 »« 9 Jan. 149,50 » v «prll — 12 11 Jan. 190 » 186,50 » 7 Jan. 117 » 10 chai 6 Jul! — .... — 168,80 b - — — Deutsche FaadS. Uiour» Reichsanleihe 4 (6 b do 105 bh do. 3 100 G Preutz. ll njol» 4 l 5,9 dB do. 3'/, 104,9^ b do. 3 100 US Süchs. Anleihe 55 er 3 99 ck do. 52/58 3'/. 10 ,«0 t>S do. «7 u. 69 3'/. ><2,90 bS Süchs. Rente 5, ?, 1r«>, 500 3 >H,'O b do. 3-X' 3 10! ,75 K Süchs. Landrenke 3, 15«- '/» Ol B do. 3«> l' I i» Süchs- Laodescult. 6. 15«. 31. 0 <» do. 3«' 0 i» do. 5«> 4 U4 <* - d>. <oc 4 104 » Leip^-Dre»».-». * 103.9U V „Nun, ich sah vor einigen Tagen Hildegard mit dem Rau meister im Stadtgartev; sie waren allün und ginge« dort spa zieren." 1 „Nun? Und wa» weiter?" fragte der Armenarzt lakonisch. „Ra, ich meine, wenn Dir dieser Schwiegersohn nicht an genehm wäre —" „Soweit find wir noch nicht, Heinrich I Hildegard hat mir die Begegnung mitgetheilt, daraus schon magst Du ersehen, wie unbegründet Deine Warnung ist." „ES sollte gerade keine Warnung sein," warf Schwanen berg kleinlaut ein. „DaS weiß ich bester," fuhr der Doktor nnwillia fort. „Du glaubst mir damit einen Dienst za leisten, für den ich Dir freilich keine» Dank weiß. Ich kenne meine Hildegard durch und durch: sie hat keine Geheimnisse vor dem Vater und sie weiß sehr genau, wie weit sie in dem Verkehr mit dem Freunde ihres Bruders gehen darf. Mach'Dir also ihretwegen keine Sorge, und sollte Dein« Vermuthnng sich später wirklich be stätigen, so darfst Du überzeugt sein; daß der Baumeister Grüitner mir als Schwiegersohn willkommen sein wird, denn er ist ein tüchtiger, strebsamer Mann, an seinem willensfesten, rhreubaften Charakter finde ich nichts auSzusetzen." „Nnn, dann glanbe ich, schon jetzt Dir gratuliren zu dürfen!" „Bitte, dazu ist noch keine Beranlassnng vorhanden I Weißt Du schon, daß Rüdiger zurückkehrt?" „Unser Schwager?" fragte Schwanenberg überrascht. „Freiherr Rüdiger von Weniger, jawohl," nickte der Dok tor. „Er schrieb mir, daß er seine alte Heimath noch einmal Wiedersehen wolle, und nach meiner Berechnung muß er noch in dieier Woche hier eintreffen. Du kennst ihn nicht?" „Nur oberflächlich," erwidert« Onkel Heinrich. „Er war, al» ick Hulda heirathete, schon lange auSgrwandert." „Ganz recht," nickte der Arzt, während er die Brille ab nahm, um ihre Gläser zu reinigen. „Sein Vater wollte die Hrirath nicht zngeben. Rüdiger konnte von meiner Schwester »nicht lassen, und Marie war eine tapfere Natur; sie erklärt« «sich bereit, ihrem Gatten in die weite Welt zu folgen. Meine Samilie konnte nicht» darav ändern, so trotzig sie auch dem adeligen Hochmuth des alten Freiherrn den eigenen bürgerli chen Stolz entgegensetzen wollte. Marie ließ an ihrem Ent schluß nicht rütteln, wir mußten die Beiden ziehen lassen." „Und Rüdiger ist in Amerika ein reicher Mann geworden?" „Ja, nach langen kreuz- und Ouerzügen gründete er in vueuoS-AyreS ein Geschäft, und da» Glück hat ihn begünstigt." „Und Marie ist drüben gestorben —" „Nicht in Noth und Elend, Heinrich," fuhr der Doktor fort, indem er die Brillengläser emsig abrieb; „sie hat vor ihrem Ende noch manches Jahr des Glücks an der Seite ihres Mannes erlebt. Wir können nicht ewig leben — eS trifft Je den einmal, den Einen heute, den Andern morgen, und das gelbe Fieber fragt nicht darnach, ob sein Opfer jung oder alt ist. Es war eine Zett der Heimsuchung für Rüdiger, denn mit der geliebten Gattin zugleich verlor er zwei Kinder; nur ein Sohn blieb ihm, der jetzt drüben da» Geschäft leitet." „Sein Bruder soll ja die Hauptschuld daran getragen ha ben, daß Rüdiger von seinem Vater verstoße» wurde," sagte Schwanenberg. „Er war auch später der Universalerbe." „Freiherr Nrchimbald von Weniger, der das Familiengut heute noch besitzt," erwiderte der Doktor. „Und der alte Freiherr hieß Theobald? Waren außer die sen Söhnen noch mehr Kinder vorhanden?" „Nnr noch die Freiin Irma, die jetzige Gattin de» Haupt manns von Grüttner." „Und daß Irma in Ungnade fiel, das war auch wohl da» Werk Archimbald's?" „Wer hat Dir da» gesagt?" „Man sagt noch mehr, Weymar, solltest Du da» nicht wissen? Der alte Baron Theobald soll durch Selbstmord ge endet haben; so hieß es an dem Tage, an welchem er in sei nem Walde erschossen gesunden wurde. Später fiel auf seinen Sohn Archimbald ein furchtbarer Verdacht, der heute «och nicht erloschen ist." „Nun, laß e» gut sein, Heinrich," «nterbrach der Doktor mit wachsendem Unwillen seinen Schwager. „Ich kenne alle diese Gerüchte, habe sie schon damals gekannt, als sie entstan det,, und soviel »S mir möglich war, vtv ich der Sache auf de» Grnnd gegangen. Ich fand nicht», was mir für die Wahrheit des Verdachte« einen Haltpunkt biete« konnte. Geh' jetzt nur in den Garten, Du wirst die beiden Mädchen in der Lande fin den. Ludwig kann auch nicht mehr lange auf sich warten lasten, wenn er nicht die Nachtwache tm Hospital hat. Ich folge Dir nach, sobald ich hier fertig bin." Onkel Heinrich hatte sich schon erhoben, nah« seinen Hut und nickte dem Schwager zn, dann verlieb N da» Zimmer. Der Arzt schüttelte verdrießlich da» araue Haupt, mecha nisch blätterte er in dem Buch, da» vor ihm lag. „Er ist «in großes Kind, und er wird'« bis an sein Ende bleiben," brummte er. „Ein herzensguter Mensch, aber ohne Charakterfestigkeit und Ehrgeiz. Er müßte im Schlaraffenland« wohnen, wo ihm die gebratenen Tauben in den Mund fliege». So lange ich lebe, werde ich ihn wohl auf meiner Armenliste behalten." Der Klang der HanSglocke unterbrach sein Selbstgespräch. Horchend erhob er das Haupt, sein Blick ruhte voll ungeduldi ger Erwartuug auf der Thüre. „Da giebt'S wieder Arbeit," murmelt« er; „ick kann auch mit Leporello singen: „Keine Ruh' bei Tag und Nacht!" — Herein!" Die Thüre wurde rasch geöffnet. Ein hoher, stattlicher Mann im grauen Reiseanzug stand auf der Schwelle, mit Hnt und Stock in der Hand. DaS männlich schöne Antlitz war von der Sonne gebräunt nnd von einem lang hinabwallenden schwarzen Bart, den schon viele Silberfäden durchzogen, um schattet. Die dunklen, blitzenden Augen ruhten mit frende« lenchtendem Blick auf dem Doktor, der mit einem AuSrnf fro her Ueberraschnng au» seinem Sessel einporsprang. „Rüdiger!" Hut und Stock des Fremden fiel n zu Boden, und besten Arme hielten de« hageren Mann sei» umschlossen. „Da bin ich wieder, Weymar," sagte er mit bebender Stimme. „Wie habe ich mich auf diese» Wiedersehen gefreut!" „Ich auch, ich auch!" erwiderte der Doktor in tiefer Be wegung, während er ihm mit einem freudigen Lächel« in'» Antlitz schonte. „Ich hatte Dich heute noch nicht erwartet, nach meiner Berechnung kevntch Du frühesten» übermorgen chrtrrffrv." K tt »S,lS
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