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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190907261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19090726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19090726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1909
- Monat1909-07
- Tag1909-07-26
- Monat1909-07
- Jahr1909
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1909
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WPRNtOU* X Wil der „Agevce Ha«»- au« varzeloua wer Sau Hewstttm ^meldet wird, dauer« dort di, Kuad-rduugn, aeg« de» Krieg a«. Am 21. Juli kam » zu einem scharf« Zusammenstöße zwischen den Manifestanten und dar Polizei, wobei drei Beamt« durch Reoolverschüff« und Steinwiirfe verwundet wurden. BK «tue« Angriff der Niffleut« bei einem vorgestern stattgestmden« schweren Treffen bet dem Militärmagazin, da« unweit der Stadt auf de« Weg« zum Feldlager steht, stand« angeblich 16006 Marokkaner im Feld«. Einzelnen Abtetlvngen der Spanier ging di« Munition au« und st« mußten ihr« Stillungen im Nahkampf« mit dem Bgjonett gegen die wütenden Feinde verteidigen. ' In Malaga eing»troffen« Reisend« «zählen: In Melilla herrscht Panik. Der Kampf soll furchtbar gewesen sein. Die Zahl d« gefallenen und verwundeten Spanier übersteigt 286, die Mauren haben die dreifachen Verluste. Di« Harka der Kabylen »«suchte, die Verbindungen der Stellvag bet Atalayon mit Melilla zu unterbrechen. Die Spanier umßten einen Teil d« Stellung räumen, in dem sich di« Kabylen f»sts»tzten. Sin vom Oberst Tabrera mit dem Bajonett geführter Gegenangriff, bet dem Tabrera den Lod sand, bracht« st« dann wieder zum Welchen, doch er« hielten sie neue Verstärkungen und umzingelten nun di« Kolonne Tabrera, di« schließlich von gerade in Melilla au«» geschifften Truppen au« ihrer mißlichen Lag« befreit wurde. Wiederum wurden dt« Maurin zurückgeworfen, doch tmm« wird« erneuerten sie ihre Angriffe. — Au« Madrid wird gemeldet, die spanischen Offiziere seien üb« dt, voll» kommrnheit d« Waffen und den Ueberfluß an Munition erstaunt, die den Rtffleuten zur Verfügung stehen. S» sei zweifellos, daß da« Krteg»matertal au« europäischen Häfen nach der Rtffküste geschmuggelt worden sei. Rußland. )( Der „Rjetsch" veröffentlicht eine Unterredung mit Harting, worin dies« zugibt, unter dem Pseudonym Lan» dessen früher der terroristischen Partei angehört zu haben. Später habe er sein« Gesinnung geändert und sei in den Dienst d« russischen Botschaft in Part« getreten. Sodann sei « Chef der ausländischen Geheimpolizei geworden, habe jedoch niemals die Rolle eine« Provokateur« gespielt. Po- nomarow, sein Berliner Gehilfe, habe ihn dort bet der lleberwachung der russischen Revolutionäre unterstützt und trete jetzt wieder in den Dienst der Geheimpolizei. Gei« zweiter Gehilfe Asew sei der Regierung treu- ergeben. Harting erklärte,-seit kurzem pensioniert zu sein, und will alle gegen ihn erhobenen Beschuldigungen öffentlich wider legen. Griechenland. rr «u« Athen, 24. Juli, wird berichtet: Sin« ver- fchwörung gegen dt« gesamte Dynastie ist man, wie hi« mit großer Bestimmtheit auftretende Gerüchte besagen, auf die Spur gekommen. Die jüngeren Offiziere der Garnison in Athen sollen mit gleichgesinnten Offizieren der Garnisonen in der Provinz Beziehungen angeknüpft und Pläne zur Beseitigung der königlichen FarytUe ausgearbeitet haben. Der KriegSmintster lud sämtliche Korpskommandeure zu einer vertraulichen Besprechung «in, um sich über die not wendigen Maßregeln zur Unterdrückung dieser Verschwörung schlüssig zu machen. Sin« Folg« dieser Besprechung war die Verhaftung zahlreicher Offiziere, darunter der Platz- kommandant von Korinth. Auch die plötzliche Tntfernung von 102 Offizieren au« dem Heere bringt man mit dieser Verschwörung in Zusammenhang. Der KriegSmintster be gründet jedoch diese Entlassungen damit, daß sie an der sogen, jungmtlitärischen Bewegung teilgenommen hätten, wa« man aber hier nicht glaubt. Llemenceau-Witze. Lull oer unerschöpflichen Fülle de« Tlemeneeaufchen Litze« pflückt ver Cauloi» einige bezeichnende Bonmots, in Venen der frühere Ministerpräsident seinen getstiretchen SarkaSmu» während seiner LmtLperiode hat spielen lassen. Bor allem waren seine Mtntsterkollegien eine willkommene Zielscheibe für die scharfen Pfeile seiner ittalice. Sie alle haben von Llemenceau ihre Spitznamen empsanßen. Laillaux und Barthou z. B. nannte er nie ander« al« „die beiden Pikkolo«^ den Marineminister Thomson „den kleinen Seebären^ den vielgeschäftigen Unterstaatssekretär der schönen Künste Dujardin-Bean- metz taufte er „Follette", womit man gemeinhin ein etwa« kindische« und kokette« keines Mädchen bezeichnet. Lhvron war „der Lid der Normandie" und Piequart, der Krieg-Minister, hatte den Beinamen „Polin" empfangen, nach dem berühmten Soldaten - Komiker der Pariser Varietee«, der den kleinen Piou-Ptou, den französischen Rekruten mit so hinreißender Komik darstellt. MillieS- Laeroix hieß nie ander« al» „Der Neger". Mit bsson- derer Vorliebe amüsierte sich der Ministerpräsident über den unerschöpflichen Eifer „Follettes", der sich keine Ge legenheit entgehen ließ, bei allen möglichen Einweih ungen vt« Regierung zu vertreten. Eine» DageS liegt dem Ministerrat« das Gesuch einer Gemeinde vor, die bittet, doch einen Regierung-Vertreter zu dem feierlichen Akte der Einweihung einer kleinen GLmeindeschule zu entsenden. Clemenceau beugt sich zu Caillaux und flüstert ihm in» Ohr: ,160 Sous, daß Dujardin-Beau- metz sich bereit erklärt." „10 Franks, daß er ablehnt." DaS Gesuch wird verlesen. Alle Minister beugen schleu- nrgst da- Haupt vor dem fragenden Micke des Minister- Präsidenten Und blättern eifrig in ihren Akten. „W ist jedoch wichtig", sagt nun Llemenceau mit unerschütter lichem Ernste, daß in einer so stjreng demokratischen Gemeind« irgend jemand von der Regierung... /I Schott erhebt sich Dujardin-Beaumetz: „Wmn Sie glau- bcn, Herr Präsident. . ." „Aber mein lieber Frelind, Sie würden un- einen großen Gefallen erweisen . . ." Nach der Sitzung hält Clemenceau vergnügt seinen Finanzminister zurück, der sich eiligst empfehlen wollte: „Aber mein lieber Caillaux, Sie schulden mir doch 1V Fr." AIS er im vergangenen Jahre von seiner Karlsbader Kur nach Paris zurückkehrte, war Clemenceau in der besten Laune, seinen Sarkasmus an den Kollegen zu erproben. „Ach," sagte er zu einem seiner Freunde, „ich glaube ich werde eine neue Schule gründen, die Schule des Er- folges. Ich will mit Driand darüber sprechen. Nie wird eine Schule eine so glänzende Korona von Lehrkräften haben. Briand wird ein Kolleg über die Nützlichkeit der Prinzipien halten." '„Die Nützlichkeit der Prinzipien?" „Aber gewiß. Gäbe «S keine Prinzipien, so hätte sich Driand nicht über sie Hinwegsetzen können. Barthou wird die Treu« für die besiegten Parteien lehren und Picquart die Schönheit des Märtyrers, dem die Dornenkrone durch einen weißen Jederbusch ersetzt wird." „Und was soll Cheron lehren?" „Cheron? O garnichts. Er wird den ausgcwiesenen Schüler spielen . . ." Clemenceau ver- hehlte nie sein Mißvergnügen, wenn einflußreiche Wähler ihre Macht dazu verwandten, ihren Günstlingen Staats stellungen zu verschaffen. Einmal drängte ihn eine ganze Gruppe von Deputierten, einen jungen Mann doch zum Unterpräfekten zu ernennen. Clemenceau sträubte sich, aber das Korps der Deputierten bestand auf seinem verlangen. „Aber schließlich", rief Clemenceau unge- duldig, „sagen Sie mir nur, wie geht es zu^ daß 'Sie, die Sie Ihrer so viele sind, einem jungen Wanne nicht eine Stellung verschaffen können, deren er sich weniger zu schämen brauchte?" Nicht selten kehrte Clemenceau die Spitzen seiner Ironie lächelnd gegen sich selbst, Er hatte frühes dittmal einem Präsekkuprat auf dringende» Ser'- laugen eine Empfehlung an den Minister de» Innern gegeben. Kaum war Llemenceau Minister geworden, al ber Bittsteller von einstmals da» Kabinett Llemeneeaus betrat, fest überzeugt, da» Ministerium zum mindesten al» Unterpräfekt zu verlassen. Llemenceau bedeutete dem Besucher, daß kein« Stellen frei wären und sagte, er müsse erst die Papiere und Empfehlungen de» Kandi datin prüfen. ,-0 wa» das anbetrisft, bin ich beruhigt, Sie werden in meiner Mappe eine erstklassige Em pfehlung finden." „Schön, ich werde sie mir ansehen. Sie erhalten Bescheid." Als der Besucher sich verab schiedet hatte, schüttelte Clemenceau ärgerlich den Kopf. „Wen zum Teufel mag er wohl dazu gebracht haben, mir diesen Ausschneider zu empfehlen?" Er sieht die Mappe durch und findet — seinen eigenen Empfehlungsbrief. Ciue Weile starrt er verwundert auf seine Schriftzüge, dann diktiert er kurz entschlossen seinem Sekretär: „Mein Herr, ich habe Ihr Dossier durchgesehen. Die Em pfehlung, von der Sie sprachen, genügt in meinen Augen nicht. Lassen Sie sich von einer Persönlichkeit empfehlen, die mehr Zeit hat, Ihre Ansprüche ernsthaft zu prüfen." Während seiner Karlsbader Kur blieb er auf seinem Spaziergang einmal stehen, um einige Zeit bei der Ernte beschäftigte Bäuerinnen zu beobachten. Die Frauen sehen oett alten Herrn mit dem großen struppigen weißen Schnurrbart, dem runden Schädel und dem scharfen durch dringenden Blick. „Sieh mal", sagt die eine Bäuerin zur anderen, „man möchte glauben, das ist Bismarck." „Dummheit. Man sagt doch, der wäre schon tot". „Und ich sage Dir: das ist Bismarck. Paß auf." Sie wendet sich zu Clemenceau: „Nicht war, Herr, Sie sind doch Bis marck?" Clemenceau aber lüftet höflich den Hut und antwortet lakonisch: „Beinahe." Als ihn jetzt nach seinem Sturze einige Journalisten um seine Meinung über die Mimsterkrise bitten, antwortet ihnen Clemenceau kurz weg: „MvS wollen Sie von mir wissen? Jetzt, da ich wie der Journalist bin, schreibe ich meine Artikel selbst, ,." Aus aller Welt. Berlin: In Ludwigslust Mecklenburg) ereignete sich Sonnabend vormittag 11 Uhr ein Automobilunglück. Ein Privatautomobil der Luxuslvagenfabrik Erdmann u. Rossi, Berlin, Linienstraße, Meß mit einem Fuhrwerk zusam- inett. Der Führer des Wagens, Herr Eduard Rossi, war sofort tot. Zwei mitsahrend« Damen wurden schwer ver letzt, eine von ihnen brach beide Arme. — Berlin: In einem Restaurant in Niederschönhausen vergiftete sich ge,.ern vormittag der Kaufmannsgehilse Karl Arndt und das Dienstmädchen Frieda Richter aus Berlin. In besinnungslosem Zustande wurde das Paar in das Pan- koner Krankenhaus gebracht. Der Grund zu diesem ver- zweifelten Schritt des jungen Paares liegt darin, daß sich ihrer Heirat anscheinend unüberwindliche Hinder. nisse in den Weg stellten. — Darmstadt: Im hie sigen Main-Neckar-Bahnhof entstand Sonnabend um 4 Uhr nachmittags ein Feuer. Den angestrengten Bemühungen der Feuerwehr, welche auch einige Lokomotiven als Dampf spritzen verwandte, gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Das Feuer hat den Uhrturm und die beiden oberen Stockwerke des Mittelbaues vernichtet. Dec Wartesaal 1. und 2. Klasse ist nur wenig beschädigt, ebenso sind die Schalterräume erhalten geblieben. — Gleiwitz: Auf den Huldschinskischen Werken wurden Sonnabend früh von einem Staatsbahnzug, der auf ein falsches Meis geraten war, zwei Arbeiter überfahren. Einer war sofort tot, der andere verstarb aus dem Transport nach dem Krankenhause .— Lennep: Sonn abend vormittag fuhr der Sonderzug des Zirkus Dlumey- seldt aus der Fahrt von Lüdenscheid nach Wermelskirchen «»ugen auf das sterbende Kind. Ihr Schmerz war so groß, daß sie die eigene Krankheit in diesen Augenblicken gar Nicht fühlte. Der Tod ist ein so ernster Gast, daß die Frau, die so lange Jahre die Kranke gespielt hatte, nun auf einmal den wirklichen Ernst des Leidens erkannte. Sie sah die gebeugte Gestalt ihres Gatten im Schatten des Borhang» und erinnerte sich, wie schlecht sie die Pflichten einer Gattin erfüllt hatte. Da war Kopama, die treue Aja, sie kauerte auf dem Boden vor dem Lager des Kindes, das sie liebte, da war Esther in ihrem weißen Kleid und hielt Hadjis Hand in 1>er ihren; und das Kind hatte keinen Gedanken für die Mutter — das war ein furchtbarer Schmerz. Sie hatte e» im Leben vernachlässigt, und nun, da es seine Augen vor einer Welt schloß, in der es schlecht versorgt gewesen war,' war es nicht das Gesicht seiner Mutter, sondern das Esthers, an dem seine letzten Blicke hingen. „Hadji," sagte sie leise und dann noch einmal schluchzend, „Hadji." Das Kind hörte es und hob «inen Augenblick die schweren Augenlider. „Mutter," murmelte es, „liebe Mutter," und die arme Frau war zufrieden. Hadji schien für jeden «inen Gedanken zu haben, ob. gleich ihm das Sprechen schwer wurde. Er lächelt« der treuen Kopama zu und versuchte in alter Weise Delaney zuzuwinken, der in einer Ecke des Zimmers stand. „Alle sind so lieb, Dater," flüsterte er abgebrochen, „ich wollte, ich wäre nicht so müde und dann — und dann — könnten wir lustig zusammen sein. — Du weinst doch nicht, Vater? --Weine nicht, da oben ist es hell und so schön. — O, Esst«, da» Licht — das Licht und die Engel i" Er streckte die Arme au», und Esther legte ihn auf da» Kiffen zurück, er war lot. Nun war es ihre Aufgabe, Dater und Mutter zu trösten, die sich in diesem Leid zu- sammenfanden, wie nie. Als st« sie endlich verlieb, lag Monika in den Armen ihre» Gatten, den Kopf auf seiner Schulter. St« selbst hatte niemand, der sie tröstete, denn die Großmutter «ar so fern, und von all den Freunden, di« sie in Matta gefunden hatte, war ihr in diesen Tagen ja niemand nab« gekommen oder kümmerte sich darum, ab Hadji am Leven geblieben ob« gestorben war. Die ganze Nacht lag sie schlaflos und kämpfte mit ihren Tränen. Sie hatte den kleinen Bruder sehr geliebt, und sein Verlust verursachte ihr viel tieferes Leid, als sie es selbst für möglich gehalten hätte. Als der Morgen kam, stand sie auf, zog ein andres Kleid an und glättete ihr Haar, dann trat sie auf den Balkon und sah in den stillen Garten hinaus. Der kleine Hadji war jetzt in einem schöneren Garten, dachte sie, und von neuem brach ihr Schmerz hervor. Nun mußte sie bald die andern Kinder wecken und ihnen sagen, daß Hadji tot war, und sie fürchtete sich vor ihren Tränen und Fragen. Sie sehnte sich nach der Stille von Arborfield, nach der Liebe, die dort ihr Eigen gewesen war von dem Augenblick an, wo sie al« schüchternes Kind im schwarzen Kleidchen dorthin gekommen war, bi» zu dem, wo sie als junge Dame mit einem Herzen voll Hoffnung und Aufregung abgereist war. Selbst das einfache Leben im Institut, wo sie von guten Menschen geschützt und gepflegt worden war, stieg plötzlich vor ihr auf, und sie wünschte sehnlichst, daß sie e» nie mit einem andern vertauscht hätte. Ihr ganze» Herz verlangte nach der Heimat, und sie sah all di« Pracht, die vor ihr lag, kaum, denn ihre Augen waren von Tränen verdunkelt. „Du traute» Heim, vergiß mein nicht, Bis einst Ich wiederkomm'." Wie ost hatte sie da« früher gesungen, ohne eine Ahnung zu haben, wa» die Worte bedeuteten! Der strahlende blau« Himmel, der schimmernde Meeresspiegel, die prachtvollen Klippen, die weißem Häuser aus den Höhen, wa» waren sie ihr jetzt? Der Garten war wie ein Mosaikbild mit seinen purpurnen Geranten, Hellen Oleander, blüten und den unzähligen Rosen in den verschiedensten Farben l Aber sie würde alle» gern hlngegeben haben für den grauen Himmel England», für da» welke Gras, auf dem der Reif lag, für di« feuchte kühle Herbstluft der Heimat, wenn st« nur di« kleine Großmutter wieder in die Arme schließen und Luisen» freudige Begrüßung hören könnt« i Da bemerkte sie die Gestatt eine» Manne», der am Gartentor stand und nach dem Saus« sah. Äei seinem Anblick schien ihr Herz plötzlich stillzustehen und dann schlug es plötzlich wieder so wild, daß alle ihre Pulse flogen. Denn es war ja Geoffrey, der dort stand und so ernst nach den geschlossenen Läden blickte. Auf einmal leuchteten seine Augen auf, denn er hatte sie auf dem Balkon erspäht und grüßte nach der schlanken Gestalt in dem schwarzen Kleide hinüber. „Geoffrey." Der Ruf erstarb in Schluchzen. Esther flog die Treppe hinunter und durch den Garten, in dessen Mitte er ihr entgegenkam. „Esther, mein Liebling l" Wie es zuging, hätte kein» zu sagen gewußt, aber plötzlich umschlossen sie seine Arme, und sie schluchzte vor Seligkeit und Weh. Er beruhigte sie, so gut er konnte, und führte sie zu einem geschützten Sitz, wo sie für den Augenblick nichts vom Hause sehen und hören konnten. „Ich weiß nicht, warum ich weine," sagte Esther end lich und wischte noch schluchzend ihre Tränen ab, „aber Hadji ist tot, und ich bin so einsam und unglücklich und o j so — so töricht gewesen." Geoffrey sah sie ernst an. Da» liebliche Gesicht war viel schmaler, als wie er es zuletzt gesehen hatte, und es lagen dunkle Schatten unter den Augen. Aber er sah, daß Esther zur Liebe und echten Weiblichkeit erwacht und nicht mehr das Kind war, da» vor wenig Monaten Arborfield verlassen hatte. „Sobald ich hörte, daß du in Sorge und Angst warst, bin ich gekommen," sprach er und versuchte, seine Freude zu verbergen, „«» war der Wunsch von Frau von La Perouse, daß ich reiste, weil sie nicht konnte." Also hatte er keinen Augenblick gewartet, sondern alles verlassen, um ihr zu helfen und sie zu trösten. „Dann habt ihr alles verstanden," stammelte sie, „ihr habt mich nicht getadelt, daß ich bei meinem Vater blieb, anstatt in den Palast zu gehen?" „Wir würden dich sehr getadelt und gedacht haben, e» sähe dir gar nicht ähnlich, wenn du ander» gehandelt hättest," war seine ernst« Antwort. - . LSMtzßolK)
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