Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191903032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-03
- Tag1919-03-03
- Monat1919-03
- Jahr1919
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1919
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tagesgefchichte. Deutsche» Reich. Die wirtschaftliche Bedeut««« d«S VaMkM«S. Die politische Zukunft der baltischen Provinzen, ist in ihre staatliche Zugehörigkeit zu Rußland für alle Zetten ge löst ist. Wie sich nun auch die politischen Verhältnisse gestal- ten mögen, so wird daS Baltikum wirtschaftlich hauptsächlich auf den Anschluß an Deutschland angewiesen sein. Diese ««- schauung vertr'tt Hermann Hessel in einer soeben bei L. Friederrtchsen und To. in Hamburg erschienenen Broschüre „Wirtschaftliche Aufgaben im Baltikum". Er sagt hier: „Wie in -en Tagen am AuSgang deS 12. Jahrhunderts, da hansische Kaufleute sich im Mündungsgebiet derDüna niederließen, um unter dem Schutz von Kirche und Orden friedlicher Arbeit nachzugchen und die Erzeugnisse -eS Landes selbst wie seine östlichen Nachbarüebiete, Pelze, Wachs, Teer und andere Roh stoffe, einzutauschen gegen Produkte «estlän-tschen Gewerbe fleißes, so ist es geblieben bis zur gegenwärtigen Stunde. Auch heute noch sind die baltischen Länder land- und forstwirt schaftlich Ueberschußgebiet, und ihre Häfen sind noch Aus gangs- und Etngangstor des russischen Handels,' sind eS, weil ihre geographische Lage sie dazu bestimmt hat, unabhängig von politischer Bindung." Die diesen Gebieten innewohnende wirtschaftliche Stärke muß daher, wenn die Wunden des Krie ges und der Revolution verharscht sind, wieder zum Durch bruch kommen. Die deutsche Wirtschaft muß den baltischen Ackerbau und Handel befruchten. Dafür wäre auch das Bal tikum bet zielbewutzter Arbeit fähig, einen sehr bedeutenden Zuschuß zur deutschen VolkSernährung zu leisten. Anderer seits kann wieder nur Deutschland den hier hauptsächlich ge bauten Roggen, der in England und Frankreich nicht ver backen wird, abnehmen. Es ist ferner möglich, einen großen Teil des russischen GetretdeexporteS über die baltische Ha«, delsmetropole Riga zu leiten, wodurch einerseits die Unab hängigkeit Deutschlands von Ueberfee-Zufuhren gewähr- leistet, andererseits -er baltische Handel weit über sein bis heriges Maß hinauSgehoben wird. Der baltische Holzexport wird eine tiefgreifende Rolle spielen, da nach dem Kriege die Wirtschaftsform des Güteraustausches von Staat zu Staat noch größere Bedeutung erhalten muß. Auch die Oelschiefer- und PhoSphat-Fun-e Estlands und die Flachskulturen Nord« ostlivlands sind von Hohem Wert für die Rohstoffversorgung Deutschlands. " ' >, trag auf Erhöhung der vom Geme nderat für den Schul vorstand zu wählenden Mitglieder. 11. Mitteilung Uber Lebensmittelbestellung. 12. Beschaffung von Büromöbel für das Gemeindeamt. — Hierauf nichtöffentliche Sitzung. * Gröba. An die Ostern 1919 die Schule verlas- senden 141 Kinder, die Mitglied der Konsirmanocnsparkasse Gröba und Umgegend waren, sind insgesamt 12625 Mark Spargelder ausgrzahlt »vorden. Davon entfallen auf die Zahlstellen Gröba 9730 Mark, Aobersen 2547 Mark und SchStze in der Rumpelkammer. Das große Neuordnen nach -em Krieg, daS auch in -en engeren Bezirk des Hauses und der Familien eingreift, bringt beim Auflösen, Zusammenlegen und Teilen von Haushaltun gen, beim Beschränken oder Erweitern der bisherigen Woh nung manch vergessenes Stück „Urväterhausra^ wie-er vor die Augen und in die Hand. Gegen die gedankenlose Ver nichtung vieler Dinge, die dabei zu geschehen pflegt, wen-et sich im neuesten Heft der „Heimatschutz-Chronik" ein beach tenswerter Aufsatz von Nehme. Die Wertschätzung von ein fachen Stücken, alten Handwerks und Kunstgewerbes ist in -en letzten Jahren außerordentl'ch gestiegen. Währen- -es Krieges sind geradezu märchenhafte Preise für alte Möbel, Porzellane, Stickereien, Gläser usw. gezahlt worden. Be sonders auf dem Lande und in kleineren Städten ist man sich vielfach über -en materiellen Wert solchen in die Rumpel kammer geworfenen „alten Krams" noch nicht klar. Deshalb ist es be!m Aufräumen unter alten Sachen nötig, alles Groß wie Klein, sorgsam zu prüfen. „Da entpuppt sich vielleicht et» unbeachteter kleiner Gegenstand als Feuerzeug aus Ur- großvaters Tagen, das von einem Museum mit Freuden an- genommen wird. Oder eine vergilbte Handschrift, die als Vorsatzpapier eines alten Buche- benutzt wurde oder zum AuSkleben einer Mappe diente, erweist sich als wertvoller Brief, wenn nicht zur Ergänzung der Familiengeschichte, so vielleicht als Dokument aus dem Leben irgendeines großen ManeS oder als wichtiger Beitrag zur Heimats- oder vater ländischen Geschichte. Ein schönes zerbrochenes Porzellan, daS dem Laten unrettbar verloren erscheint, kann vielleicht noch als wichtiges Stück eine Sammlung ergänzen, wenn eS dem Kundigen übergeben wird. Eine Truhe, die außen nichts alS wurmst'chigeS Eichenholz zeigt und die mit eingerostetem Schloß im dunkelsten Winkel auf dem Hahnenbalken stand, birgt, wenn eS glückt, im Innern seltensten Schmuck getrie- denen oder gravierten Metalls. Und schließlich wird mancher zerbrochene Stuhl oder sonst die einfachste Tischlerarbeit unter -en Händen des behutsamen Dorfhandwerkers wieder zu einem praktischen Stück der Hauswirtschaft werden. Hundert verschiedene solcher Möglichkeiten könnte man anführen, um die Heimatschntzsreunde zu mahnen: helft achtgeben auf daS unscheinbare Alte, ehe eS beseitigt wirb!" WaS vom Kunst gewerbe gilt, g>lt natürlich von alten Bildern in erhöhtem Maße, denn es stecken in ihnen oft erhebliche Werte nicht nur materieller Art, die von dem Laien nicht ohne weiteres er kannt »oerden. Darum sollte man nicht versäumen, das Ur- teil eines Fachmannes i» solchen Fällen anzurufen. Alt wesen daß -reiche Bestreben »at. Zu dieser restlosen Auf- lösuna gebart auch da« »leich-eitia durchzusührend» An«, scheiden var Offizier, an« der Armee. Die Konferenz er- «artet, daß der Erlaß de« Minister« für Militärwesen betr die Entlassung der z. D., der a. D. und der iunaen Offiziere beschleunigt durchgefübrt wird und diese vlstziere H«,um 1K. Mär, ihren Abschied nehmen. Hierüber wird gefordert, daß in den allernächsten Tagen «ine Verfügung erscheint, die klar den Laa »um Ausdruck bringt, an dem die Demobilisation de« aktiven OffizierkorprbeAnnen soll, ferner aber auch den Tag, an dem die Demobilmachung der Offiziere beendet sein muß. «urb von den älteren Offizie- ren. die nicht mit Vorteil Verwendung finden können, wird erwartet, daß sie beschleunigt ihren Abschied.nehmen und daß da« Ministerium für Militärwesen eingreift, fall« die- ser Erwartung nicht entsprochen wird. * —* Sachsen heraus! So rufen un» in diesen Ta- gen in vielen Städten alle Anschlagsäulen wie unsere Zet- tungen zu. Auf »um Schutze unserer geliebten Heimat! Mel det Euch in Königswartha oder We'ßenber« bei den „Frei- willigen Grenzfäger-Abteilunaen", denn so sollen sie gutem Bernehmen nach künftig heißen. Den Heimatboden »u schütze«, ist jede- Sachsen nächste Pflicht. Bet den Grenz- jägern kann sich jeder unter Landsleuten und in erre'chbarer Nähe seiner Angehörigen dieser ernsten Aufgabe widmen. Die Genzjäger stellen «ur moralisch einwandfreie Leute von mindestens K jähriger Frontdienstzeit ein. Felddienstfähig keit ist natürlich Voraussetzung. Zu den Grenzjäger-Avtet- lungen gehören auch Kavallerie, Artillerie, Minenwerfer, Pton'ere und Nachrichtentruppen,' also kann hier jeder für sein Vaterland arbetten. Darum, wenx-er eintönige Garni- sonbienst -er SicherhettStruppe oder -N Polizeibtenst an der Grenze n'cht behagt, wer Jugendmut und Tatenlust in sich fühlt, wer sein Sachsenland lieb hat, der melde sich zu -en Grenzjägern. Meldungen sind persönlich oder schriftlich an die Grenzjäger-Abteilungen in Königswartha und Weißen berg zu richten. Persönlich sich Meldende werden bei der Brauchbarkeit sofort eingestellt und erhalten ihre Reisekosten vergütet. Formulare für schriftliche Anmeldungen sind bet allen OrtSbehörden zu haben. —* Auslosung sächsischer StaatSpaptere. Am S. d. M. hat eine abermalige Auslosung Sächsischer StaatSpapiere stattgefunden, von welcher die Szinstgen Staatsschulden-Kassenfcheine vom Jahre 18SS betroffen wor ben sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden h'erauf noch besonders mit -em Hinzufügen aufmerksam ge macht, -aß die Listen -er gezogenen Nummern in -er GLch. fischen Staatszeitung und dem Dresdner Anzeiger verösfent- licht, auch bei sämtlichen Bezirkssteuereinnahmen, sowie bet allen Stadträten, Bürgermeistern un- Gemein-evorstän-en des Landes zu jedermanns Einsicht auSgelegt werden. —* Notgeld des DezirkSverbands. ES wirb darauf hingewiesen, daß das vom BczirkSverband Großenhain ausgegebene Notgeld bis auf weiteres noch Gültigkeit hat. Einziehung des Geldes wird vier Wochen vorher in der Sächsischen Staatszeitung bekannt gegeben werden. —ABM. Die Arbeitszeit im Darbrerge- werbc. Nach vorliegenden Mitteilungen werden die An ordnungen des NeichSamtes für die wirtschaftliche De mobilmachung vom 23. November vorigen Jahres über tue Regelung der Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter rm Sinne des Achtstundentages im Barbier- und Friseurgewerbe noch wenig oder gar nicht beachtet. Es ist daher Weisung an die beteiligten Behörden ergangen, auf schleunige Durch- führung hinzuwirlen. Zuwiderhandelnde^ haben die unter Ziffer X der Verordnung vonr 23. November 1918 an- gedrohten empfindlichen Strafen zu gewärtigen. —* Bezirksausschuß des Handwerks in der Amtshauptmannschaft Großenhain. Auf Veranlassung des Landcsansschusses des Sächsischen Handwerks hatten sich Vertreter aller Handwerkervercinigungcn am Mittwoch, der 19. Februar 1919, nachmittags 3 Uhr, zu Priestewitz, „Bahnhofsrestaurant", zu einer gutbesuchten Versammlung -usammcngcfundeu. ES wurden nach einem Vortrage von Herrn Dr. Pickel-DreSden und einer anregende» Ans prache folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Der Jnnungsansschutz zu Großenhain erklärt sich auf Grund deS vom. Landesaus schutz des Sächsischen Handiverks erteilten Auftrags unter Zustimmung und Zuwahl von Vertretern der Handwerkcr- vercinigirngen aus allen Ainisgerichtsbezickeu innerhalb der Amishauvlinannschaft zum Bezirksausschuß deS Handwerks in der Amtshauptmannschaft Grotzenlpain und übernimmt die Vertretung des Kesamtbandwerks des Bezirk-Pund tritt auf den Boden der durch die Ereigniise der letzten Wochen geschaffenen Tatsachen. 2. Der Bezirksausschuß leitet durch seinen Vorstand sofort folgende Schritte in die Wege: a) ruft die Handwerkervereniigungen des Bezirks auf, in den revidierten und mittleren Städten, mindestens aber in jedem Amtsgerichtsbezirk innerhalb dec Amtshauptmann schaft Jnnnngsausschüsse oder Ortsausschüsse des Hand werks zu bilden, um die in der neuen Zeit notwendigen, vor allem wirtschaftlichen Aufgaben der gemeinsamen Roh stoff«, Arbeits- und Kreditbeschaffung durchzusühren und die stillgelegten Handwcrkerbetriebe, vor allem der aus dem Felde zurückkehrenden Handwerkerkrirger wieder in Gang zu sehen, b) stellt sich der Amtsbauptmannschaft und durch die Ortsausschüsse des Handiverks den Sladträten. des Be zirks für die Aufrechterhaltung der Ordnung, Durchführung der Ernährung und der Demobilmachung zur Verfügung und erwartet in allen Fragen des Handwerks gehört zu wer ben, cl erklärt sich bereit, mit den Geiverkschaftcn und Ge werkschaftskartellen im Bezirke und örtlich durch die Orts ausschüsse deS Handwerks wegen Wicdereinstellung der ans dem Felde heimkehrcnden Gesellen und Gehilfen zusammen- zuarbeiten. 3. Der Bezirksausschuß richtet an die Oeffent- lichkeit, an die Behörden wie an die gesamte Bürgerschaft den Apvell, trotz der Not der Zeit die seit Jahren rückstän digen Ausbesserungen, sowie die notwendigen Neuherstcl- lungen gerade jetzt dem Handwerk zu übertragen, um Ar beitslosigkeit zu verhüten und die ErwerbSlosenfürsorqe ein zuschränken. Weiterhin wurden Beschlüße über die Zusam mensetzung des Bezirksausschusses gefaßt und die notwen digen Wahlen vollzogen. Ms Vorsitzender wurde Herr Bäckcrobermeister Schanze-Großenhain gewählt. * Gröba. Oeffentlicke Sitzung des Gemeinderates fin det am Dienstag, den 4. März 1919, nachmittag« 7 Uhr, im Sitzungssaals in der Zentralschule statt. BeratungS- gegenstände: 1. Mitteilungen. 2. Mitteilungen über ge plante Straßenbefferungen und Straßenpflafterungen. 8. Mitteilung über Einrichtung von Notwohnungen im alten Rittergut. 4. Beschlußfassung über Errichtung von Klein- wohnungS'Gruppenbauten an der Oststraße. 5. Beschluß fassung über Errichtung einer öffentlichen Abortanlage auf dem Georgplatz. 6. Mitteilung über den Ausbau der Uhle- niannstraßc. 7. Beschlußfassung über Neuwahl des 1. und 2. Gemeindeältesten. 8. Mitteilung über die Geschäfts»»- teiluna an Herrn Gemeindeältesten Günther. S. Antrag auf Aushebung de« WobnunpSanS chuffes und Znteilnng der Geschäfte an den Bau- und Wohlfahrtsausschuß. 10. An trag ans Erhöhung der vom Geme nderat für den Schul- rrrstand zu wählenden Mitglieder. 11. Mitteilung über Lebensmittelbestellung. 12. Beschaffung von Büromöbel für modische, technisch vielfach unvollkommene Photographie« können z. v. LaudschaftSanfnahmen und OrtSbtlder enthal ten, die für die Kultur-Vau- und Heimatgeschichte äußer» wertvoll sind. Alte BildniSphotograph'en sind wichtig für »»« anthopologische Forschung, die sich mit -cm Studium -er deut sche« Nasse- unü StammeSart/en beschäftigt. Wenn e« gilt, Etnzelheiten der Schädel- und GesichtSbtldung von Deutsche« aus der Vergangenheit exakt festzustellen, dann können -les«' alten Photographien den besten Dienst leisten. Reneste Rachrichten und Telegram»« vom 8. Mär» 1010. Kein Generalstreik Ur Dresden. )l Dresden. Der von den Kommunisten gestern in Dresden für heute anaeietzte Generalstreik ist nicht zustande gekommen. Auf dem Alannplatze in der Neustadt versam melten sich heute vormittag in der 9. Stunde etwa 500 Kommunisten, zn denen vom Balkon eines Hanse« ein Führer sprach und die Aufforderung an sie richtete, in den Betrieben der Stadt die Arbeiter znr Niederleaung der Arbeit zn be wegen. In K Trupp« folgten die Kommnnisten der Aust fordern««. Der eine Trupp begab sich nach dem Arsenal, die anderen vier nach den größeren Betrieben der Neustadt und der Altstadt. Bis mittag« 12 Uhr war in Dresden von einem Generalstreik nichts zu bemerke», auch nicht ein mal von einem Teilstreik. Das Straßenbild ist unverändert. Die Trupps bewegten sich noch in der 12. Vormittagsstunde von Betrieb »n Betrieb, ohne bisher einen Erfolg erzielt zu haben. Haste von Mesier«ngStr«ptzen besetzt! -(Berlin. Die von der Relchsregierung entsandten Truppen sind in Halle eingezogen. Die Bevölkerung zeigt große Befriedigung über die Befreiung von den Terroristen. Sämtliche Weichen der Gleisanlagen de« Bahnhofes sind zerstört. Der regelmäßige Zugverkehr kann erst nach Wiederherstellung der Weichen wieder etnfetzen. Der Streik In Zeitz. )( Zeitz. Infolge deS Generalstreiks liegt die Stabt seit Dienstag voriger Woche in völliger Dunkelheit, da auch daS Gas- und Elektrizitätswerk wegen Kohlenmangels nicht in Betrieb ist Die gesamte Bürgerschaft ist in den Streik eingetreten. Post- und Bahnberkehr ruht völlig. Am Sonnabend kam es zu ernsten Ausschreitungen, da man die Beamten des Magistrats zwingen wollte, die Lebens mittelversorgung der Stadt wieder in die Hand zu neh men. Die Arbeiterschaft ist bewaffnet und durr^leht die Straßen mit Gewehren. Em Teil der Garnison ist regie rungstreu und besetzte einige wichtige Punkte. Gestern kam es zu Schießereien. Ern Offizier vom Regiment 97 wurde erschossen, ebenso ein Matrose; 8 Unteroffizier« liegen schwer verwundet im Lazarett. Aus der Menge wurden Drohreden gegen die Regierung und über Scheide mann gehalten. In den nächsten Tagen werden Negie- rungstruppen erwartet. Die Spartakisten haben den Haupt mann von Winterfeldt und einige angesehene Bürger alst Geiseln verhaftet. )( Leipzig. Wie die bürgerliche Streikleitung in Zeitz auf Umwegen berichtet, kam es am Sonnabend irr Zeitz zu erheblichen Unruhen. Der von NegterungstruPPeN bewachte Bahnhof wurde von der Menge gestürmt, ebenso die Untermühle, wo größere Mehlvorräte lagern. Auf der Äuebrücke wurde ein Matrose erschossen, auch 1 Offizier sei getötet tqprden. In der Stadt kam es zu Schlägereien und Plünderungen von Kaufläden. Im Lokal der bstv- gerlichen Streikleitung entstand anläßlich einer Versamm lung eine wüste Schlägerei. Am späten Abend war die Rune eini gern: aßen wieder hergestellt. Der Bürger streik wird fortgesetzt. OstasrikaS Helden 1« Berlin. X Berlin. 114 Mitglieder unserer heldenmütigest ostafrikanischen Kompftruppe, darunter 27 Offiziere, 97 Unteroffiziere und Mannschaften unter Führung des Gene rals von Lcttow-Vorbeck trafen gestern nachmittag gegen 2 V, Uhr auf dem mit Lorbeerbäumen und Blumen ge schmückten Lehrter Bahnhof ein, mit ihnen der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Dr. Schnee. Auch 200 Frauen und Kinder, sowie Angehörige unserer Missionare kamen mit demselben Zuge, der mit brausenden Hurrarufen begrüßt wurde. Man überschüttete die Heimkehrenden mit Blumen und stärkte fie durch ein festliches Mahl. Während Frauen und Kinder in mit Laubgewinden geschmückten Omnibusse« davonfuhren, nahm der Zug seinen Weg durch di« Alfen« straße, über den Königsplatz und die Siegesallee und da« Brandenburger Tor »um Pariser Platz, wo eine feierliche Begrüßung durch die Reichs- und städtischen Behörden stattfand. Der Staatssekretär des Reichskolonialamt» Dr. Bell, Kriegsminister Reinhardt und Vizeadmiral Rogge hielten Begrüßungsansprachen. General v. Lettow-Vorheck dankte namens der Schutztruppe. Die Lage t« München. * Manchen. In der NachmittagSfitzung de« Räte- kongreffeS am Sonnabend gab Präsident Nierisch folgend« Erklärung des Aktionsausschusses bekannt: Als proviso rischer Aktionsausschuß gilt für die nächsten Tage der 21er-Ausschuß. Die Mehrheitsparteien, die Unabhängige sozialdemokratische Partei, der revolutionäre Arbeiterrat und der parlamentarische Bauernrat reichen im Laufe der nächsten Tage ihre namentlichen Vorschläge beim Aktions ausschuß ein, der die entsprechenden Mitglieder kooptiert und bei der nächsten Tagung des Kongresses durch den Kongreß bestätigen läßt. Sodann wurde eine Erklärung des Stadtkommandanten Dürr bekannt gegeben, worin an erkannt wird, daß der aus de» Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräten bestehende Kongreß souverän ist und allein die Befugnis habe, die neue provisorische Regierung Bayerns einzusetzen. . Vermischtes. Eine neue PreiSwaae. In diesen Zeitläuften deS ausgebretteten Tauschhandels ist eine soeben patentierte Preiswaye willkommen, die gleichzeitig mit der Geivichts angabe eine Angabe k>es Preises doppelseitig, d. h. auf der Verkäufer- und Käuferseite macht. Man hatte bisher bei solchen Wagen, um eine möglichst ausgedehnte Benutzung der Wage zu bekommen und möglichst viele Preise heraufzu bekommen, die Preiswalze mit einem großen Durchmesser konstruiert. Dos hatte den Nachteil, daß der doppelseitige Zeiger, der die Preise anzeigt, und der sich an dem Lauf gewicht befindet, sehr lang sein mußte entsprechend dem großen Durchmesser der Walze. Hierdurch liegt die Ge fahr vor, daß der Zeiger sich leicht verbiegt und daß des halb auf der Räuferseite andere Angaben zu lesen sind als auf der Berkäuferseite. Um diese Nachteile zu ver meiden, geht die patentierte Konstruktion von dem Gedanken aus, den doppelseitigen Zeiger so klein zu machen, wie nur möglich, um seine Verbiegung zu verhindern und die ge naue Anzeigefähigkeit der Wage zu erzielen. Zu dem Zweck werden dre Zahlen und Skalen nicht auf eine Walze gebracht, sonder- es werden endlose Bänder gewonnen, auf denen man beliebig viele Preisangaben und Skalen an bringen kann. In dem Preisanzeiaer laufen nur ganz kleine Walzen, daher braucht der Zeiger nur klein zu sein und d,e Gefahr der Verbiegung ist gering, Federnde Rol len spannen und glätten gleichmäßig die Tabelle auf Käu fer- und Verkäuferseiten. Das Abwiegen wird durch Ger- schlebett eines Gewichts längs des Wagebalkens erzielt, wo bei die Roheinstellung mit der Hand, die FeineinstelluM vrtt einer Schraube vorgenornrnea uchH, - O schaß. Hier wurden kur» vor Abgang deZ iLK-Uhr- Zuaes nach Leipzig Schleichhändler gefaßt und ihneu ISO Stück Sier, SS Pfund Hafer uitd einige« andere abge nommen. Döbeln. Bei -er Tanzmusik am RobmarktStage im Schtttzenhause wur-e einen» erzgebirgischen Han-elSmann ein Militärmantel, in -em sich eine.Brieftasche mit 20000 Inhalt besau-, gestohlen. Der Han-elSmann batte -en Man tel aus «int« T'sch gelegt. AlS Dieb kommt eine Frauens person in Betracht. Dresden An neuen Pockenfällen find in Dresden in dieser Woche 7K »u ver»eiämen, gegenüber 66 in der Bor woche. Mehrere Fälle — ihre Zahl war noch nicht feftge- stellt — haben wieder »um Tode geführt Auch an Fleck fieber find ein»elnePersonen,und»warau«schließlikb Soldaten, die in Bürgerauartteren gelegen baden, erkrankt Die.Grippe macht sich nicht mehr ausfällig bemerkbar X Dresden Der Wirkt Geb Rat Gras Seebach trat cny 1. Mär» von der Leitung der Generaldirektion der musikalischen Kapelle und der Laude-theater »urück, an deren Spitze er nunmehr 2S Jahre stand- Aus diesem Anlaß fand im Opernhause eine Festausführnna von Glucks Oper -Iphigenie aus Touri«" in neuer Einstudierung und Ins,«- nierung statt Nach dec Vorstellung vereinigten sich die Künstler beider Institute deS Lande-theater« zu einer internen Feier zu Ehren de« Grafen Seebach im Schanspielbause. XZwickau. Die Zahl der Bewerbungen um die Ober- bürgermeisterstelle bat sich auf 18 erhöht. Unter den Be werbern befinden sich 3 Oberbürgermeister, 10 Bürgermeister, 1 Beigeordneter (2. Bürgermeister), 1 Polizeidirektor, 8 Stadträte. Chemnitz. Die hiesigen Bäckergehilfen sind in eine Lohnbewegung eingetreten. — In einer Versammlung der Ortsgruppe Chemnitz deS Sächsischen OfsizierSbundeS wurde gegen den Beschluß der hiesigen Söldatenversamm- lung, sämtlich« Offiziere sofort ihre- Enstes zu ent- heben und bis »ur Entscheidung durch das Ministerium für Militärwesen zu beurlauben einstimmig Verwahrung ein gelegt. Eine ei sprechende Entschließung wurde an den Retch-wehrministcr NoSke sowie an den Minister für Mi litärwesen Neuring abgesandt. ,, Neustädiel. Rat und Stadtverordnete beschlossen einstimmig die Aufnahme einer Anletl-e von 350000 bis 400000 Mark zwecks Ankaufes und Fortführung des Be- trtebes der Trügerschen Dampftischlerei durch die Stadt. Die Fabrik beschäftigte vor dem Kriege etwa 300 Ar. beiter und liefert in der Hauptsache feine Nähmaschinen- möbel. ' ' ' i
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder