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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192604016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-04
- Tag1926-04-01
- Monat1926-04
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1926
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77. 1. Veilage z«m Rieseer TagMatt. L»»«erSt«fi, I. April 1926, abenirs. 78. Jahr«. Karfreitag. Superintendent Michael-Oschatz. PBK. »ES sei serne von mir, rühme», den» allein von dem Kreuz unseres Herrn Jesu Ehristi, durch welche» mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt." Das ist eines von den groben Bekenntnissen des groben Apostels. Er kennt keinen Besitz, der ihn so reich, so getrost, so sroh macht, als dieses Kreuz. ES hatte eine Zeit in seinem Lebe» gegeben, in der gab es für ihn nichts Anstößigeres, als dieses Kreuz.' Als er noch der GauluS war, war es sein höchster Ruhm ae- wesen, ein Pharisäer zu sein, der das väterlich« Gesetz bt- zur kleinste» äußerlichen Vorschrift aus» peinlichste beobach tete, er kannte nichts Größer«», al- ein Meister tn rabbini- scher Schrtstgelchrsamkeit zu werb««. Aber seit der Ge kreuzigte und Erhöhte mit mächtiger und barmherziger Hand i» sein Lebe» etugegrtsfen hatte, war ihm dies das Größte geworden: thm angeboren und tn seinem Dienste stehen zu dürse«. Karsrettag stellt uns unter bas Kreuz. Zitternd und an betend soll«» wir aufschauen zu dem Haupt voll Blut und Wunden. Woll«n wir in dem Gekreuzigten nur den Helden ichen, der unter einem unverdienten furchtbaren Geschick mutig auöharrt? Wollen wir in ihm nur den Wahrheits zeugen bewundern, -er sein Wort mit seinem Blut besiegelt ? Rein, wir wollen ihn mit seinem größten Jünger nnd mit feiner gläubigen Gemeinde erkennen als den Herrn, der eine verlorene Welt mit seinem Blut loskauft, wir wollen ihn preisen als das Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt, wir wollen ihm danken als den Bersühner, der selbst in den Riß »wischen dem heiligen Gott und den schuldbeladenen Menschen getreten ist, um sie wieder zu vereinigen. Was einst einen SauluS überwunden hat, was un» wieder das Herz abge- winnen will, bas ist die völlig unverdiente Liebe, die uns sucht, daS ist bt« Macht der Gnade, die »nS retten will. Jeder Tropfen Blut, der rot wie Rubin an der Dornenkrone des Gekreuzigten haftet, redet von dieser Liebe, die auch die auf opferndste Mutterliebe weit übertrifft. Wir wollen zum Kar freitag nichts anderes hören als das Wort von dem, der für uns starb, damit wir ihm leben, als dieses Wort vom Kreuz, das unsrer Väter einziger Trost und des Apostels höchster Ruhm war. DaS Auge für das Kreuz liegt im Herzen, hat einer ge sagt, und er hat recht. Wer sich nicht den Blick trüben läßt für das, was er vor Gott ist und mit gottsuchcndcu Augen dem Manne am Kreuz ins Auge schaut, der lernt im Kreuze Jesu Christi das Rettungszeichen erkennen. Wem die Frage zur brennenden Frage geworden ist: „Wie werde ich sündiger Mensch gewiß, daß ich einen gnädigen Gott habe?" wem der Schrei nach dem lebendigen Gott in der Seele erwacht ist, dem wirb das Kreuz zum Felsen, auf den er sich rettet. Wer diese Erfahrung macht, der wird das Bekenntnis des Paulus nicht nur verstehen, sondern se länger je mehr zum dankbaren Bekenntnis des eigenen Lebens machen. Mit der Hingabe an den Gekreuzigten aber gewinnt das Leben ein neues Gesicht. Wie völlig die Veränderung war, die einst aus dem Saulus den Paulus gemacht hatte, beweist sein Bekenntnis: „Durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt." Was meint der Apostel mit der „Welt?" Nicht die wunderbare Gotteswelt, die unser Auge entzückt, die setzt wieder aus den ersten Frühlingsblume» und Lenz knospen uns grüßt. Die Welt ist ihm die ungöttliche Men schenwelt mit ihrer gottleeren Weltanschauung, mit ihrer selbstgerechten Moral und ihrem eigensüchtigen Streben. Sein Verhältnis zu dieser Welt ist das eines gegenseitigen Todesurteils, das nicht nur ausgesprochen, sondern voll zogen ist. Alles waS sie als erstrebenswert, besitzenswert und rühmenswert anficht, ist für ihn zum Tode verurteilt, er ist für sie tot: aber auch sie hat nichts von ihm zu erwarten, sic ist für ihn tot. Es ist nicht etwa eine düstere Lebens anschauung, die aus dem Worte -es Apostels spricht, es ist der kühne Entschluß eines Mannes, der hinter sich die Brücken abgebrochen hat, zu allem, was eitel, niedrig, un rein, gottwidrig ist, um entschlossen ein ewiges Ziel zu verfolgen. Sein Wort aber will uns auffordern, an seiner Seite im Glauben an -en Gekreuzigten bas neue Lebensziel ins Auge zu fassen, das jenseits der Vergänglichkeit in der Ewigkeit liegt. Die Studicnkommlssron. Bevor daS Reichskabinett in die Osterferien gegangen ist, hat es sich noch in einer eiligen Sitzung mit einer Frage beschäftigt, deren glückliche oder ungünstige Lösung sich be stimmend auf die weitere Gestaltung unserer außenpoliti schen Geschicke auswirken wird. Die Einladung der Völker- bundSmächte an Deutschland, sich an der Studienkommission, die das Problem der Ratöerweiterung zu erörtern hat, zu beteiligen, ist dieser Tage in Berlin eingetroffen. Da eine Antwort auf diese Aufforderung bis zum zehnten Mai Zeit hat, so wäre ein überstürzter Entschluß der Reichsregierung, wie sie sich dieser Frage gegenüber zu verhalten hat, eigent lich nicht nötig. Es kommt hinzu, daß sich bas Reichskabinett bis zu diesem Tage wenigstens über das Zweckmäßige einer deutschen Beteiligung an dieser Studienkommission noch kei- aeSwegs einig war. In Anbetracht aller dieser Umstände wäre eS daher vielleicht ratsamer gewesen, vor jeder Be schlußfassung »och einmal die ganze Materie sorgsam durch zuprüfen, zum mindesten sich durch Rückfragen bei den Böl- kerbun-Sratsmächten über das Wesen, -en Zweck und -te tatsächliche» Funktionen dieser Studienkommission einge hendste Kenntnis zu verschaffen, Sicherungen darüber zu er- halten, daß die Beschlüsse dieses Ausschusses niök verpflich- tend auf die kommende» Herbstverhandlunge« d«S Völker bundes eiuwirkeu werde», ferner, Klarheit sich darüber z» sichern, ob diese eventuellen Beschlüsse oder formulierte« Ratschläge auf Grund einer Stimmenmehrheit der Komif- sionSteilnehmer erfolgen, überhaupt, welche Verhandlungs statute« «nd welche GeschäftSorbnungSpraxiS man diese« Besprechungen der Kommission zu Grunde lege« will. So viel wir wissen, find bis fetzt solche aufklärende Rückfragen nicht gestellt worden. Trotzdem verlautet, daß sich das Retchskabinett in seiner heutigen Sitzung im Prinzip dar über einig geworde« ist, -er Einladung Folge zu geben. Nur über die Form, wie sich solche Beteiligung an der Stu- bienkommissio« gestalten wird ist noch nichts endgültiges entschieden. Di« Tatsache, daß sich -aS Reichskabinett fetzt schon ver- pflitAet hat, unter allen Umständen einen Delegierten tn diese Studienkommission zu entsenden, erscheint uns doch etwas bedenklich. Immerhin ist e» zu begrüßen, daß di« Reichsregierung sich »och «icht feftgelegt hat, dem deutsche« Delegierten für diese Kommission -en Charakter eines voll- und stimmberechtigte« Mitgliedes zu erteile«. Sollte die Roll«, die dieser Leutsche Vertreter ia der Kommission zu spielen hat, »ur rein beobachtend oder beratend gedacht sei», so wär« gegen diese Regelung der Frage nicht viel einzuwenbe». Denn dann wären di« Beschlüsse dieser Böl- kerbundSkommission keine Tatsachen, an denen sich die Reichsregierung später bei den Aufnahmeverhandlnngen in den Völkerbund zu halt«« hätte. Wir beton«» eS ausdrücklich, wir sind entschieden gegen eine Beteiligung Deutschlands an den Beratungen dieser Kommission. Wenn die Reichsregierung jedoch glaubt, daß I es besser wär«, zu« mindeste» über die Vorgänge u«d hie Verhtmdl»»»«» 1« diele« Ausschuß orieuttert zu sei», so I Die llntkWWW Kim LWschen LollDfer m 8M tsd. Dresden. Ter gestrige zweite Prvzeßtag begann mit der Vernehmung de» Zeug«» Fabrikdirektor Lehmig, Riederlüßnttz. Der Zeuge äußert sich zunächst über die Gründung und die Organisation des SVO. Diese Organisa tion hat tn den ersten 4—1)4 Monaten für etwa 1)4 Millio nen Golbmark Nvtspetsungen veranstaltet nnd hat damit die Hauvterforderniss« des Tages erfüllt. Mitte Mai wurden di« Notfpeisunge» eingestellt und cü begann eine Periode, bt« dieses Üiebeswerk vor geringere Aufgaben als seither stellte. Es galt, die Kleinrentner, verschämte Arme nnd Leute, die in Not geraten waren, zu unterstützen. Von die sem Zeitpunkte an sind auch verhältnismäßig kleine Mittel nur noch dem SBO.-Fond zugeflossen. Der Zeuge äußert sich dann über die BertetlungSart der Mittel. Der Verband Sächsischer Industrieller hatte, nachdem sich die großen wirt- schaftlichen Verbände zum SVO. zusammengeschlossen hatten, et» großes Interesse daran, die Führung dieser Organisa tion in der Hand zu behalten und er schlug damals als den HauptgeschäftKführer Dr. Meißner vor. Dr. M. kannic die moralischen Aufgabe» des SVO. und wir mußten von ihm soviel Urteilsfähigkeit erwarte», daß er befähigt war, die Personen zu erkennen, die für eine Unterstützung in Frage kamen. Dr. März hat uns Dr. Meißner empfohlen. Wir hatten keine Veranlassung, ihm mit Mißtrauen zu begegnen, da er sich selbst für voll verantwortlich für die Geschäftsfüh rung dielt nnd die ganze Verantwortung bewußt trug. Löff ler wurde eingestellt, da er schon beim SVO. mitaearbeitct hatte nnd ms von Meißner empfahl«« wurde. DaS Ver hältnis zwischen diesen beiden ist niemals besonders geregelt gewesen. Das war auch an sich unmöglich, die Tätigkeit der beiden in bestimmter Weif« gegeneinander abzugrenzen. Maßgebend war für uns der Hauptgeschästssührcr Dr. Meißner, dem wir unser Vertrauen zu schenke» hatten. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob Löffler den Weisun gen des Meißner unbedingt nachzukommcn hatte, antwortete der Zeuge mit einem bestimmten Ja. Vorschriften über die Verteilung der Mittel waren nicht zustande gekommen. Es war m. E. in das Ermessen Meißners gestellk, Unterstützun gen zu gewähren. Wenn er dieses Recht anch Löffler einge- räumt hat, so hatte er sicherlich dazu keine Berechtigung. Es wäre nötig gewesen, daß Löffler die Berechtigung hatte, gauz geringfügige Unterstützungen zu geben und ich hätte nichts darin gefunden: bei den in Betracht kommenden Summen aber, war diese Berechtigung völlig ausgeschlossen. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob Meißner und Löffler befugt waren, Gelder vom Bankkonto abzuhcben. erklärte der Zeuge: Nachdem die großen Betrüge beim SVO. nicht mehr in Betracht kamen und es sich nur noch um geringere UnterstützungSbcträge handelte würde ich eS für richtig ge halten haben, wenn der Hauptgeschäftsstthrcr das Geld Hütte abheben können. Ich habe Meißner stets Vertrauen ge schenkt. Wenn cs sich aber um Summen um 10MV oder 20 000 Mark gehandelt hätte, hätte ich ohne den Vorstand nichts unternommen. Erst während der Revision der Bücher erfuhren wir. daß außer dem Bankkonto bei Arnhold auch noch zwei Konten beim Bankhause Heilmauu errichtet wor den waren. Der Zeuge kritisiert dann die Geschäftsmetbobe« des Angeklagte« Meißner. Bei der Prüfung der Bankunter- laqeu ergab sich, daß von vielem großen Abhebungen die Mehrzahl nicht gebucht worden war. Der gesamte Fehlbe trag beim SBO. betrug vom November 1928 bis z»m 25. Mai 1925 94 494 M^ wovon 7914V M. überhaupt nicht in de« Bücher« erscheine«. Der Rest ist bis auf eine« kleine» Be trag von etwa 1VVV M. von Freunde« der Organisation auf gebracht worde«. Im ganzen handelt es sich weniger um Veruntreuungen von Geldern des SVO. als vielmehr um Unterschlagung von Gelder«, die für das SBO. als Dar lehen ansgenomme« worde« find. Nachdem der Zeug« di« ersten Verdachtsmomente HMe, ordnete er an, daß mit peinlichster Sorgfalt die Unter suchung burchgeführt werde. Meißner bekam eine Frist von 8 Tagen, um sich zu erklären ober für Deckung der Fehlbe träge zu sorgen. Geheimrat Dr. Schmidt führte mit Meiß ner eine Unterredung herbei, in der Meißner erklärte, er erkenn« keinerlei Verpflichtungen an, sei aber bereit, im Interesse der nationalen Sache einen Skandal zu vermeiden und den Betrag von 55 000 M. herbcizuschaffen. In dieser Frist kamen dem Vorstand aber Fälle zu Ohren, die den Tatbestand der direkte« U«terfchlagung trugen. Von einer Strafanzeige wollte man im Interesse dcü SVO. abseheu, aber Meißner kam seinen Verpflichtungen nicht nach und da bereits von annonymer Seite die Staatsanwaltschaft auf merksam gemacht worden war, erstattete dann auch der Vor stand Anzeige bei der StaatSanwaltichast. Die Vernehmung Dir. LcbnigS nahm über vier Stun den in Anspruch. Ein Angestellter des SVO. namens Reinickc bekundet, Laß Dr. Meißner Lnittnuge« vernichtet und ihm gesagt habe, nichts im Bureau darüber verlauten zu lassen. Die Prostituierte Grügeriug, jetzt Magdeburg, bekundet, daß Meißner und Löffler in dem Bordell Galeriestraßc ver kehrt hätten. Ten Löffler habe sie unter dem Namen der Fürst kennen gelernt. Als Meißner kein Geld gehabt habe, habe sie 250 Mark in den nächsten Lagen abacholt. Tr. Meißner hat ihr gesagt, sich als Angestellte der Firma Gehe auszugeben. Es ist hierbei ein Onittungssvrmnlar des Verbandes Sächsischer Industrieller benutzt worden. Auö weiteren Zeugenaussagen geht hervor, daß Gelber aus der Kasse des SVL.s, wenn sie leer war, für Len Wirt schaftlichen Nachrichtendienst verwendet wurden, und umge kehrt. Es wurden nicht immer Quittungen ausgestellt. Zu -en Zeuginnen gehört auch Frl. Seblack, die angeb liche Schwägerin und Privatsekretärin des Tr. Meißner. Auf die Frage, ob sic zu Meißner in näheren Beziehungen gestanden habe, verweigert sic die Ansiagc. Sic spricht da von, daß sie „wegen politischer Sachen" als Schwägerin Meißners bezeichnet worben sei, „damit sic sich hättc an ver schiedenen Sachen beteiligen tonnen." Aus diesem Grande habe sic sich auch einen anderen Namen bcigelegt. Sie sag!, daß Meißner schriftliche Verhandlungen mit Vertretern von Tirpitz geführt habe. Gewiße Quittungen hätte Direktor Lchnig nicht sehen dürfen, weil cs sich um nationale Zwecke gehandelt habe. Löffler sti, wenn sie ihn gesehen habe, sel ten nüchtern gewesen, auch ini Dienste nicht. Er habe sehr luxuriös gelebt. Meißner habe von väterlicher Seite noch ein Erbteil zu erwarten gehabt. Taraus erklär: sich die Zeugin die hohen Darlehen, die Meißner ausnahm. Dieser habe sich darüber beschwert, daß Lönler dein Mictble das ei wähnte Darlehen gegeben habe. Später beiichrig: sich die Zeugin dahin, daß Lossler immer einen raren Kopf gehabt habe. Taraus habe sie geschlossen, daß er betrunken ge wesen sei. Geschäftsführer Miethke voui Verband Sächsischer In dustrieller, 08 Fahre alt, äußer: sich zu dem Darlehen von 10 000 Mark, das er als Hnpo:het erhallen har. Lossler habe ihm bas Geld als Privarhand verschaffen wollen. Als der Termin herankam, habe Löffler gesagt, das; der betreffende Herr, dessen Namen er ihm-nicku genannt habe, das Geld nicht gcbcu könne. Dann habe Lösfler den Vorschlag gemacht, das Geld aus dem Volksopscr zu geben. Er iMiettttcs habe ihm gesagt, daß ihm das nicht fymvansch sei. Löffler habe aber gemeint, daß im Sommer das Voltsopfer rnhe. Es sei dann ein Zinssatz entsprechend dein jeweiligen Bankzins festgesetzt worden. Meißner sei mit der Hergabc einverstan den gewesen. Tas SVO. habe alles mir Zinsen zurückc'.- halten. Tie Vereidigung der Zeugin Hcblack unterbleib: aus Antrag des Rechtsanwalts Dr. Fleischhauer, da sic der Be günstigung des Angeklagten Meißner verdächtig erscheint. Bankier HeUmau« gibt an, daß er Dr. Meißner im Nationalen Klub kcnnengelerut und keine Bedenken gegen ihn gehabt habe. Dem Bücherrevisor Ringel feien alle Un terlagen zur Verfügung gestellt und cs sei nichts verheim licht worden. Um U7 Uhr wird die Verhandlung abgebrochen, da Dr. Meißner erklärt, ihr nicht mehr folgen zu können. Fortsetzung der Verhandlung heute Donnerstag 9 Uhr vormittags. darf sie sich keinesfalls offiziell vertreten lassen. Ter Aus gang der Genfer Verhandlungen hat gezeigt, daß es trotz der allgemein anerkannten Rechtsgrundsätze der deutschen Delegation nicht möglich war, der Ansicht Geltung zu ver schaffen, daß Polen im Augenblick nicht in den Völkerbunds rat Hineingehörc. Zuletzt lagen die Dinge so, baß Reichs kanzler und Außenminister bereit waren, auf Grund der Rücktrittsabsichtcn zweier Ratsmitglieder einer Wahl Po lens in den ÄölkerbundSrat keine Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Tic Frage der Aufnahme Polens ist also damals schon in einem für uns nicht günstigen Sinne ent schieden worden. Die Aufgaben, der jetzt eingesetzten Siu- dienkommission dürfen sich daher hauptsächlich darauf be schränken, die Möglichkeiten einer wetteren Ratserweitcrung durch Zuwahl von Spanien und Brasilien eingehend zu prüfen, also in der Hauptsache die Mißstimmung der beiden sich in ihren Belangen verletzt fühlenden Staaten zu besei tigen. Selbstverständlich sind dies alles Fragen, die Deutsch land unmittelbar interessieren. Aber sic sind Probleme, die ohne Mitwirkung Deutschlands gelöst werden müssen. DaS Reich hat durch den Locarnopakt unmißverständlich das Recht für sich erhalten, in den Völkerbund und in den Völker- buudSrat einzutreten, so wie «r sich damals präsentiert«, als man am grünen Tisch in Locarno zufammensatz. Auf diesem Recht muß bestanden werden. Nicht nur zur Wahrung einer deutschen Würde allein, sondern schon mehr deshalb, weil durch ein Aufgeben dieses deutschen Rechtes mir die Täu- schungSversuch« unserer Herren Vertragspartner sanktionie ren würben. Daß ein« solche Taktik unseren Interessen zu- wtderlaufe» würde, ist eine Selbstverständlichkeit, über die eigentlich nicht diskutiert zu werden braucht. Politische Taoesttherficht. Am Vorabend des Geburtstages des Altreichskanzlers Bismarck fand gestern abend in Hamburg unter starker Beteiligung der von den Vaterländischen Verbänden ver anstaltete Fackelzug statt. Die Spitze des Zuges bildete der Bund deutscher Akademiker, alsdann folgten die Studieren den der technischen Staatslehranstalten, Bismarckjugend, Kriegervereine, militärische Kameradschaften, Bürgervercinc »sw. Am BtSmarckdenkmal wurde nach vollzogenem Auf marsch eine kurze Feier abgehalten. Die Festansprache hielt Generalmajor Freiherr von Ledebour. Mit -em Deutschland-Lieb, dem Zapfenstreich und Gebet fand die Feier ihren Abschluß. Ratifizier««» de«tsch»pol«ischer Rechtsabkomme«. Au, 81. Mär- 1926 hat im Auswärtigen Amt der Austausch der Ratifikationsurkunden zu dem deutsch-polnischen Bormnnd- schastsabkommen vom 5. März 1k>24 stattgefunden. Am gleichen Tage sind in Warschau die Ratifikationsurkunden zu dem deutsch-polnischen Vertrag über den Rechtsverkehr vom 5. März 1924 ausgcwcchselt worben. Die beiden Ver träge, die bereits im Reichsgesctzblatt (Re«ch»gesetzbl. 1025 H D. 189) veröffentlicht sind, trete« zwei Monat« nach dem Austausch der Ratifikationsurkunde» 1» Kraft. Aus der Diplomatie. Ter österreichische Gesandte Tr. Frank hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt Legationsrar Pacher die Geschäfte der E-eianönchast. Volksabstimmung über de« Anschluß von Schaumburg- Lippe an Preuße«. Der Schaumburg-Lippiichc Landtag be schloß einstimmig, angesichts der Wichtigkeit der Anschluß frage an Preußen eine Volksabstimmung da.ittec entschei den zu lassen. Der erste Ministerrat des Kabinetts Aoerescu. lMel- dung der Agentur Orient-Radiv.j Das Kabinen hielt gestern den ersten Ministerrat unter dem Vorn:? Avcrescus ab. Es beschloß, die Wahlen am 25. Mai vorzuneümeu nnd eine programmatische Kundgebung an das Land zu erlassen. Im ganzen Lande herrscht Ruhe. Die Regierung wird mit Vertrauen ausgenommen. Jswcstija über Deutschlands Abrüstung. Die Moskauer Jswestija beschäftigt sich in ihrem heutigen Artikel mit dein vor einiger Zeit erschienenen, „Ausländische Armeen" be titelten sogenannten Nachschlagcbuch der Kriegswisscm'chan lichen Gesellschaft, die ein privates Unternehmen sei. Die Zeitung hebt ausdrücklich in Fcttichrisr hervor, daß die Mitteilungen über angebliche phantastische Wasfenvorrme Deutschlands französischen Quellen entstammen und warn: davor, diesen Angaben, die nur mir äußerster Vorsicht aus zunehmen seien, Bedeutung beizulegeu. Vorzeitige Vertagung des italienischen Philosophen kongresses. Auf dem italienischen Philoiophenkongreß in Mailand, Her in den Räumen der dortigen staatlichen Uni versität tagt, entspannen sich Streitigkeiten zwischen saschi frischen und nichtfaschistischen Professoren. Der Rektor der Universität teilte daraufhin dem Kongreß mir, daß er ihm die Weiterbcnutzung der Univcrsitätsräuuie entziehen müsse, worauf der Kongreß vertagt wurde. Erwerböloscnknndgebnuge« in Stettin. Im Anschluß an eine Stadtverordnetenversammlung, der von einem Aus schuß der Erwerbslosen eine Reibe von Forderungen unter breitet worden war, versuchte eine größere Zahl Erwerbs loser eine Demonstration. Der Polizeipräsident hatte das Rathausviertcl abspcrrrn lassen. Als die Temonsttanlen versuchte», dennoch zum Rathansc vorzudringcu, schritt die Polizei ein und machte von Gummiknüppeln Gebrauch. Fn einigen Fällen mußte die Polizei mit der blanken Wassil vvrgchcn. Von Verletzungen oder schweren Zwischenfällen ist nichts bekannt geworden. Ucbcr 20 Demonstranten wurden von der Polizei sistiert. 90990 Deutsche in Frankreich. Bemcrlcnswerte Er gebnisse über die .Fahl der in Frankreich lebenden Aus länder bat die letzte französische Volkszählung gebracht. An der Spitze stehen die Italiener mit über 800 0l»0, ihnen folgen die Spanier mit 507000, die Belgier mit ItiOOOO, die Polen mit 810000 nnd die Russen mit 100000 Personen. Bon den 00000 Deutschen, die in Frankreich leben, entfällt nur ein geringer Prozentsatz auf Leute, die einen festen Beruf haben. Tie übrige» sind ent weder Stellungslose, oder solche Leute, die aus Gesund beitSrücksichte« das milde Klima im Süden Frankreichs
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