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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192707022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19270702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19270702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1927
- Monat1927-07
- Tag1927-07-02
- Monat1927-07
- Jahr1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1927
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biesem »onoerg«tztet der AuSstelluna »«tat zur Ge«Sg«, daß Tatsache« u«d praktisch« Beispiel« viel sicherer al» »«frucht, bare Dt»kusfio«e« zu überzruaen und »u ae«»i««e« t« Stande sind. Wichtig«» aber noch al» die bescheidene Gab«, bi« bi« Schulen zu dies«, Ausstellung beisteuern konnte«, ist da», was sie von ihr «mpfanaen wollen und könne«. Und da» ist bi« anschaulich» Einführung in ein grobe» Gebiet mensch lichen Kleitz«» und dentscher Arbeit. Da» Papier ist ta so eng verknüpft mit dem täglichen Erleben de» Linde», daß ba» Interesse für bi« Entstehung und für di« vielgestaltig. kett seiner Verwendung ohne weiter«» ««geben ist. Unser« Kinder satten und heften heute in den Schul««, sie drucken und binden vücher «in. Sie kennen also, wenigsten» im Prinzip, ein« ganze Reihe von Verwendungsmöglichkeiten des Papier» und werden mit besonderer Freud« in den komplizierten Arbeitsvorgängen ihre eigenen, einfache« Handhabungen wiebererkennen. ES ist «in überau« glück licher Entschlnb der AnSstellung»l«itung, nicht nur fertig« Fabrikate und tot« Objekte zu zeigen, sondern bi« Arbeit und die Verarbeitung selbst darzustellen. Ein« solche Art der Veranschaulichung erweckt nicht allein di« Aufmerksam- kett der Erwachsenen, sie kommt in noch viel stärkerem Mabe dem Ausfassnngsvermögen des Kindes entgegen. E» be darf bei dem allgemeinen Interesse, das unsere fetzige Ju gend den Maschinen und allem Technisch«» entgegenbrtngt, ost nur einiger Hinweise und kurzer Erläuterungen, um Klarheit über «inen technischen Vorgang zu verschaffen. E» ist z. B. ohne grobe Schwierigkeiten möglich, auch den Ober- klaffen der Volksschulen die Funktionen der groben Papi«r. maschine, von der Rohstoffaufbereitung bis zu den Bollen- dunaSarbeiten verständlich zu machen und sie über die ver schiedenen Druckverfahren an -er Hand der arbeitenden Maschinen anfzuklären. Auch in der Wissenschaftlichen Ab teilung wird der Lehrer reiche Schätze für sein« Unterrichts arbeit, werben die Kinder, auch wenn sie naturgemäb nur auf wenige Einzelheiten aufmerksam gemacht werden kön nen, nachhaltende Anregung finden. In der Abteilung der Presse kann und soll ihnen ein Einblick gewährt werden in die Vielseitigkeit des Zeitungswesens und in sein« Bedeu tung sür unser kulturelles und wirtschaftliches Leben. So ist kaum eine Halle in dieser Ausstellung, d.eren Inhalt nicht irgendwie für den Unterricht nutzbar gemacht werden könnte. Und es ist selbstverständlich, daß der Lehrer bei späterer Betrachtung eine Zusammenfassung der einzelnen Beobachtungen, eine ethische Vertiefung der Erlebnisse ver suchen wird, dab die Begriffe „Wunder der Technik", „Qua lität der Arbeit" u. a. sür die Kinder an Plastizität ge winnen. Di« Ausstellungsleitung gewährt in dankenswerter Weise den Schülern b«i geschloffenem Klaffenbesuche er mäßigte Eintrittskarten. Es wäre zn wünschen, dab allen größeren Schülern wenigstens einmal der Besuch der dies jährigen Jahresschan ermöglicht würde. Imm«iMSKrSN<> »»erden Neubestellungen ans da« „Riesaer Tageblatt" von alle« Zeituugsträgeru ««d zur Vermittln«« a« diese vo« der Tageblatt-Geschäfts, stelle. Goetheftrabe SS. entgegengeaomme«. — en Radsport verbänden iben diesen Befürch- Rechnung getragen, _ orgen mehr _ . von Jugend- Radsportverbände den Eltern di« Ge- Belehrung der " N hat Ne AsG, d» sst» «i sie bchtstlMst Di- Vorliebe der Kinder für da» Radfahren hat di Anzahl d«; kleinen Gtahlrvsireiter beiderlei Geschlecht» m den letzten Jahren stark anschtvellen lassen. Oft mit etwa» bangem Herzen habe« die Eltern den heißesten Wunsch ihrer Lieblinge erfüllt und die Freude nach Rückkehr von einer Fahrt war be» den Ettern meist größer, <KS die Freud« zur Stunde de» Fahrtbeginns. E» sott nicht beflritten wetzen, daß dies« Furcht ihre Berechtigung gehabt hat, aber die von den große, " ' geschaffenen Jugendabteilungen Hal tungen der Eltern »in einem Maße Rechnung daß da» Radfahren der Kinder heute keine So zu bereiten braucht. Durch da» Heranbilden vo, »flogern bteten die Radspo,.: I.' .... währ für Anleitung, Beaufsichtigung und Belehrung _ _ Kinder aus gemeinsamen Fahrten und die Praxi» hat gezeigt, daß beispielsweise die großen Wanderfahrten des Bünde» deutscher Radfahrer, me alljährlich mit Hilfe de» Verein» deutscher Fahrrad-Jndustrieller veranstaltet werden, noch nie einen Unfall tzezeitiat haben. Der Grund dafür liegt einerseits rn einer Belehrung der Kintwr über , die Gefahren der Straße, anderseits in der Belehrung über da» Fahren auf dem Rad«, denn nur wenig« Kircher wissen, wie man auf dem Rade sitzen, wie man die Pedale treten und wa» man in kritischen Augenblicken tun mutz. .Der Umstand, daß da» Wanderfahren in den großen Radsportverbänden seit Jahrzehnten geübt wird, bietet die beste Gewähr für eine sachgemäße Ausbildung der Kinder und eine Anmeldung der jungen Radler und Rad lerinnen zit den Jugendabteilungen dieser verbände ist umso notwendiger, al» die gemeinsamen Fahrten nicht mir der Ausbildung de» Körper» dienen, sondern gleich sam eine Fortsetzung des Schulunterrichts sind. Der Kör per wird durch die Leibesttbung de» Radeln» als Fort setzung der. Turnstunde ausgebildet und weit leichter al» ,n der Geographiestunde geht den Kindern da» ein, wa» auf ihrem -Stundenplan al» Heimatkunde steht. Kinder ohne Begleitung von Jugendpflegern radeln an allen Sehenswürdigkeiten, an allen Schönheiten der deut schen Heimat vorbei. Sie haben nichts von dem, was sie erschauen und in ihr kleines Herz fließt nicht der heiße Strom der Liebe zur Heimat. Praktischer kann die Hei matkunde nicht betrieben werden, als auf den Radwanver- fahrten durchs deutsche Land und darum sollten eS di« Eltern nicht versäumen, ihre Kinder in die Obhut der Jugendpfleger unserer Radsportverbände zu geben. Neben der Beaufsichtigung und Belehrung. der Kinder auf den gemeinsamen Fahrten gewährt beispielsweise der Bund deutscher Radfahrer den Jugenbmitgliebern die gleichen Vorteile, di« er seinen erwachsenen Mitgliedern gegen einen mehr al» doppelt so hohen Beitrag gewährt. Zu diesen Vorteilen gehört ein« Versicherung gegen Unfall und gegen Haftpflicht, sowie die zollfreie Ueberschreitung der Landesgrenzen bei einem Jahresbeiträge von 3 Mark. Perliger Motebrief. N>A tzam Tagebuch tzir Mptzp, viedergegetzen von Gertrud Kübn«r. Di« Hüt« bleib«« t«m«r weiter sehr hoch und sehr welch. E» gibt einen neue» „taups" t« »w«t Farbtönen, dunkler Kopf und Heller Rand. Et« großer Groö-gratn-Tuff ist bte einzig« Garnierung. Blond« Sowmrrpelz« stehen mehr den» j« tu Gunst. Man verarbettet viel de» NaturkolinSky mit graue« oder braunem Astrachan. Fohle« und geschorene» Lamm schmücken Tuchinäntel. Kalb bleibt immer «och die Leidenschaft der Frauen. Ma» macht Sport- und Reisetaschen, schmal« Gürtel, Kragen und »«rmelausschläa« au» ihm. Für Sport und Aut» wer den die Kalbmäntel beige ober braun gefärbt und mit Has« garniert. E» macht sich «in« Bewegung bemerkbar, die hi« Röck«, wenigsten» «ach hinten zu, verlängern will. Auch aü Bo- lero» und Cave» läßt st» da» feststellen. Btelleicht iS st« ein Vorläufer zu den langen Röcken, die man für die nächst« Saison prophezeit. Der Pyjama ist der Triumph de» Augenblick». Bein- kleid und Jack« werde« oft mit «tnem Seidenmuffelinjäckchen bedeckt, ba» bi« Silhouette verwetblicht. E» gibt entzückend« Golblams-Pyjamas mit «lner Jacke an» Goldmaschen. Bet Svortkletbern sitzt die Taill« fast an ihrem normal«« Platz. Leder, und Regenmäntel werben über den Hüsten mV einem Schnallengurt zusammengehalten. Di« Wirkuna ist noch «in wenia überraschend, aber doch sehr »ick. Wenn man di« Schuhe für Abendkleider nicht in der- selben Farbe findet, werben blonde gewählt. Zu weißen Kleidern trägt man oft violette oder grüne Satinschuhe mit -affenden Strümpfen. Noch ni« gab e» so viele Armbänder wie j«tzt. Breite, von Gold- oder Steinfpangen unterbrochen« schwarze Moir». bänder sind modern. Dazu paffend wird eine Brosche auf der Schulter getragen. Die Wirkung dieser Brosche wird durch Fransen, Quasten und PomvonS erhöht. Die Ohrringe werden wieder länget. Die Blume bleibt weiterhin die Vervollständigung jede» Kleides. Für den Tag werden Sträußchen mV winzigen Blümchen in neutralen oder verblichenen Farben gewählt. Für da» Zimmer kommen die einst so verpönten künst lichen Blumen wieder in Aufschwung, vorausgesetzt, -atz sie au» einem kostbaren, in künstlerischer Weise bearbeiteten Material angeferttgt werben. Augenblicklich erreichen ge färbte Feberblumen einen gewissen Grad von Voll kommenheit. Der Pudel ist wieder da . . . Oft begegnen wir schon wieder der Silhouette des Miniaturlöwen mit seinem kom pliziert geschorenen Haarwuchs. Er patzt sehr gut zu grauem und braunem Astrachan. waren, auch anderen zu Obren kamen, so konnte ein eifriger Polizist, begierig jemanden der Schuld zu überführen, sie jeden Augenblick wegen Mordversuchs verhaften. Und waS würde, abgesehen von allem andern, bei ihrem erbarmungswürdigen Zustand die Folge einer so fürchterlichen Beschuldigung sein. Es war klar, daß sie Zeuge von etwas ganz außer gewöhnlichem gewesen war. DreS war kein gewöhnlicher Mord gewesen; nicht das Werk eines alltäglichen Verbrechers. Zweifelsohne hatte sie, vom Zufall überrascht, das grausenoolle Schauspiel sich abwickeln sehen, und so dicht hatte fie dabei gestanden, daß das Blut des unglücklichen Opfers sie von oben bis unten bespritzt hatte. Meine Vision — wenn es eine Vision war — mochte juristisch wertlos sein, für mich war sie über zeugend genug; und ich hatte immer noch lebhaft den Eindruck, daß irgend ein seltsames Geschöpf im Zimmer anwesend ge wesen war, das den Mord tatsächlich verübt hatte. Edgar Allan Poe's Roman fiel mir ein „Der Mord in der Morgue," in dem sich ein ungeheurer Affe als der Mörder entpuppte; aber wenn ich auch keine Ahnung hatte, waS für eine Art Geschöpf es gewesm war, das ich gesehen hatte, so wußte ich doch bestimmt, daß es nicht zur Familie der Affen gehört haben konnte. Aber in einer Hinsicht versagte meine Vision. Ich hatte Lawrence gesehen und seinen Angreifer; ich hatte die flatternden Röcke gesehen — und wenn ich in Verbindung damit den pflaumfarbenen Mantel ansah, so fühlte ich einen nuferen Stich — ich hatte das Lachen einer Frauenstimme gehört; aber, obgleich ich mich genau entsann, um mich gebückt zu haben, um das Gesamtbild zu überschauen, so hatte ich doch sonst niemand gesehen. Und doch wieS alles daraus hin, daß wenigstens noch zwei Personen da gewesen sein mußten: mein nächtlicher Gast, und der Bruder des Toten. Ich will zugeben, daß ich an die Schuld de» Bruder» nicht recht glaubte. Ich hatte einiges über Philipp Lawren« gehört; und abgesehen von der allgemein bekannten Unantast barkeit seines Charakters, konnte ich auch absolut keinen Grund finden sür ein so unnatürliches Verbrechen. Und doch la« Turner's gänzlich absichtslos hingeworfene Aussckge vor, daß er ihn zu seinem Bruder hinaufgehen und wieder herunter kommen gesehen hatte. Wie ich schon zu Hume gesagt hatte, er würde jedenfalls vernommen werden. Wer wie mir schien, war meine jetzige Hauptaufgabe, fest, zustellen, was das junge Mädchen zu solch nächtlicher Stunde in Edwin Lawren«' Zimmer geführt hatte. Und der Zufall wollte, daß mir sofort etwas m die Fmger sieh das Licht in die Sache bringen konnte. Als ich den Mantel umdrehte, «m ihn wieder in seinen Versteck zu legen — denn ich konnte jeden Augenblick gestört werden, und ich war entschlossen, bi» ich meine« Weg klarer sah, das Vorhandensein dieses anscheinend so schuldbäadenen Gewandes in meinem tiefsten Innern zu verbergen — stieß ich auf eine Tasche in dem grünseidenen Futter. E» steckt« etwas darin; ich nahm e» heraus. ES war ein adressierter Briefumschlag. Ich erkannte di« Handschrift sofort wieder; ich hatte sie aus den Papierschnitzeln gesehen, die Hume aus Lawrences Päpierkorb hervorgesucht hatte. Der Umschlag war weder frankiert noch gestempelt. Die Adresse — sie konnte-kaum unbestimmter fern — lautete „Herrn George Withers, Hauptpostamt, London". Ohne Zögern riß ich den Umschlag auf. Ich war aüf dem Punkte angelangt, unter allen Umständen, koste eS waS eS wolle, mir endlich Klarheit zu verschaffen. Der Inhalt de» Briefe» lautete wörtlich: Lieber Tom! Ich werde den Schurken heute Nacht sehen. Er soll sich nur m acht nehmen, sonst passiert ihm was, davon bin ich überzeugt, ehr ich mit chm abgerechnet habe. Jedenfalls schreibe ich Dir morgen ausführlich. B. Zweierlei fiel mue bei dieser Epistel auf; ersten» trug sie Wed«, Datum »och Adreflu v»eiten» lautete di« Wfschrift du» Umschlages „Herrn George WitherS" und die Ueberschrist Le» Briefes „Lieber Tom". Vermutlich war George Withers nur ein angenommener Name, unter dem der Briefwechsel stattfand. DaS „B" der Unterschrift war, wie ich nicht bezweifelte, statt des „Besste" auf den Papierschnitzeln; folglich bedeutete das „E", welches Frau Peddar in der Wäsche gefunden chatte, „Elisabeth". Nun blieb mir nur noch das Rätsel de» ^M". Die Wirkung des Briefes war durchaus keine beruhigende. Denn daß sich der „Schurke" auf Lawren« bezog und „heut Nacht" die gestrige gewesen war, war nur zu wahrscheinlich. Wenn sich das so verhielt, dann war dies junge Mädchen augenscheinlich mit keineswegs freundlichen Absichten zu Lawrence gegangen; und daß ihm etwas passiert war, wie sie vorausgesagt hatte, war bombensicher. Man konnte nur hoffen, daß es nicht das war, was sie »m Auge und daß sie nicht die Hand dabei im Spiele gehabt hatte. Jedenfalls trug der Brief nichts zur Jdentisizierung der Dame bei. Währmd ich noch nachsann, welchen Schritt ich am besten zunächst unternähme, kam Mir ein Gedanke — das Bild, welches ich vom Kaminsims in Lawrmces Zimmer genommen hatte. Ich hatte das Bild in der Tasche und zog es hervor. Es war vorzüglich getroffen; der Photograph hatte sie in einer charakteristischen Stellung abgmommm und ein wirklich künstle risches Bild von ihr geliefert. Aber in diesem Moment war mir die Aehnlichkeit Nebensache. Ich drehte e» um, um zu sehm, wer es gemacht hatte. Da stand der Name eines der bekanntestm Photographen in London. Eureka! Es war er reicht! Ich brauchte nur in das Atelier dieses Herrn zu gehen, um nähen Auskunft zu erhalten. Wmn ich ihm die näheren Umstände des Falles erzähle, würde er mir diese Auskunft doch sicherlich ruckt verweigern. ' Ganz von dieser Idee erfüllt, rollte ich dm pflaumen blauen Mantel mit fieberhafter Hast zusammen, als eS an der Tür klopfte. „Wer ist da?" , „Ich möchte Sie ftrechen!" Es war Humes Stimme. Glücklicherweise hatte ich die Tür abgeschlossen, sonst wäre er wahrscheinlich geradewegs hereinspaziert. „Eine Minute." Ich warf dm Mantel wieder in dm Schrank, steckte Bild und Brief in di« Lasche und ging dann zu Hume. Er stand mit dem Rücken gegen das Fmster, die Hände in dm Taschen, und betrachtete mich, als ich inS Zimmer trat; mit ein« Schärfe, die hart an Frechheit grenzte. In seiner Stellung lag etwas Habichtartiges, als sei er bereit, bei der geringsten sich bietmdm Gelegenheit auf mich herniederzustoßen. Ich hatte nie viel Gefallen an semer Gesellschaft gefunden, aber diese Miene offener Feindseligkeit war mir doch neu. E» war, al» sei aus LawrmceS Leichnam ein böser Geist aufgestiegen, in ihn gefahren und flöhte ihm nun den brennenden, un erklärlichen Wünsch ein, mir Uebles zu tun. Daß er die Ab- sicht hatte, sich mißliebig zu machen, bewiesm sein« ersten Worte. Ich nahm mir sofort vor, diese Absicht, soweit eS in meinm Kräfte« stand, zu ignorieren. »Kein Wunder, Ferguson, daß Sie mein« Frage, wie Sie gestern abend von dem Verstorbenen geschieden wärm, übel vermerkten." „Wirklich? Bitte, aber setzen Sie sich doch. Und wmn «S Ihnen möglich ist, dann tragm Sie nicht solch« feierliche Mime zur Schau. Die Geschichte mit dem armen Lawrm« scheint Sie sogar noch mehr angegriffen zu haben als mich — sehr merkwürdig übrigens." „Warum merkwürdig?" „Well ich immer der Ansicht war, daß ich intimer mit ihm bekannt sei als Sie." „Das scheint zu stimmen. Wieviel schuldeten Sie ihm?" „Ihm schulden? Hume, Sie stellen wirklich komische Frage»»." .Sind«» Eie? Wen« jemand eines Verbrechen» ,«rr» dächtig' ist, sucht man vorerst nach einem Grunde; ver stehen Sie?" . „Ihre Worte an sich verstehe ich, aber nicht was sich hinter diesen Worten verbirgt." „Das werdm Sie gleich hören. Ehe wir unS trennen, will ich versuchen, mich genügend klar auszudrücken. Ich Wiederhole meine Frage: Wieviel schuldeten Sie ihm?" .NichtL!" „Sie lügen." > .. . „Humi, es ist das zweite Mal heute Wend, daß Sie sich eine solche Sprache mir gegenüber erlauben, und zum zweiten Male bezwinge ich mich. Ihnen nicht mit einer Ohr feige zu antworten." „Das stimmt. Möglich daß ich nun an die Reih» komme, nievergemacht zu werden. Wie ich mir bewußt bin, gehören Sie zu der Sorte von Mensch, die einen andern um geringfügiger Ursache willen niederschlagen." Er bog seinen Kopf noch näher zu mir, wodurch seine Aehnlichkeit Alt einem Raubvogel noch zunahm. „Ferguson, ich bin Pathologe; Gehirnkrankheiten find mein Spezialstudium. Schon seit längerer Zeit .habe ich Sie mit wachsendem Interesse beobachtet. Wenn ich mich nicht sehr irre, sind Sie das Opfer einer speziellen Form von Irrsinn, du nicht so selten ist, als man annehmen sollte; Sie leiden an temporärem Wahnsinn." „Ich habe keine Ahnung, waS Sie eigentlich wollen?" In der Tat, ich begann stark zu argwöhnen, ob nicht der Doktor selbst verrückt sei. Er fuhr eben so schnell und gleichmäßig fort; als berechnete er die Wirkung jedes einzelnen Wortes, ehe er «S äußerte. „Wmn Sie mich hier auf der Stelle töteten, so glaube ich, wären Sie imstande, Ihre Tat absolut zu vergessen, sobald ich tot wäre; und das Bewußtsein Ihrer Tat würde Ihnen möglicherweise nie wiederkehren. Das meine ich." -Hume!" AuS irgend einem Grunde schienen seine Worte sich wie riesige Dolchspitzen in das innerste Mark meiner Knochen zu bohren. „Nun will ich Ihnen erklären, warum ich behaupte daß Sie wissentlich oder unwissentlich lügen, wenn Sie sagen, daß Sie Edwin Lawrence nichts schuldeten. Sehen Sie dies." Er hielt ein kleines in Leder gebundenes und mit einem Schloß versehenes Büchelchen in die Höhe. „DaS fand ich in seinem Zimmer, nachdem Sie fortgegangen waren. Es ist «ine Art von Tagebuch — etwas ziemlich Unerwartetes bei einem solchen Manne, wieder ein Beweis wie töricht es ist, einen Menschen und seine Neigungen «ach oberflächlichen Be trachtungen zu beurteilen. ES scheint; daß er ziemlich regel mäßig sich Notizen darin gemacht hat, die letzte gestern Abend spat, nachdem Sie ihn verlassen hattem Und zwar wie folgt: „Habe mit Ferguson Karten gespielt, und ganz an- ständig gewonnen. Bin schon lange der Ansicht, daß F. ein ungewöhnlicher Mensch ist — gefährlich. Einer, mit dem man lieber keinen Streit hat. DaS Gefühl hatte ich wieder heute Wend. Wenn er mir ohne Skandal hätte das Herz herausreißen können, würde er es auf der Stelle getan haben. Ein unangenehmer Verlierer. Er sagte einiges, und blickte noch ein ganz teil mehr. Wollte mir unterschieben, ich hätte falsch gespielt. Ich habe ihm keine Ohrfeige gegeben, aber, wenn ich auch nur darüber lachte, so ist er mir nicht gerade angenehmer dadurch geworden. Er schuldet mir auf den Kopf siebenunddreißlgtausendsechshundert Mark. Mir scheint, die Bezahlung wird ihm so schmerzlich sein, wie das Aus ziehen des Augenzahnes; aberhaben will ich es. Ich brauch« da- Geld!" Bortsetzung folgt.) —n- »kW*
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