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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192802135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-13
- Monat1928-02
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1928
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Al MW« W« sWWW NM Bertchttg«»«. Ne Demokratische ReichstagSfrakttvu legt Wert darauf, sestzusrellenen, daß sie am Freitag nicht gegen, sondern geschloffen für das Reichsmieteugesetz ge stimmt habe. Wahl der Letter «nd aller Beamten durch die Bersicher- te» sei dad Fundament der Selbstverwaltung. Der Redner legt ein« Entschließung vor. di« von der Regteruna eine solch« Reform der Sozialversicherung verlangt. (Beifall bet den Demokraten.) Abg. Rädel (Komm.) erklärt, er habe von der vom Ar- beitsminister behaupteten Verbesserung der sozialen, na mentlich der Vohnverhältnisse nichts gemerkt. Der Rechts anspruch, den die Arbeitslosenversicherung bringen sollte» sei völlig illusorisch gemacht durch die Verschärfung det Prüfung der Bedürftigkeit und der Voraussetzungen für die Unterstützung. Linen Ordnungsruf zieht sich der Red ner zu, als er seine Gegner „politische Schweinigel" nennt. Abg. Beier-DreSben (Wirtschaft!. Bgg.) verlangt eine Zusammenlegung von Reichsarbeits, und Neichswirtschafts- millisterium. Er bekämpft die gesamt« soziale Gesetzgebung, di« nur zugunsten der Arbeiter gemacht worde» sei. Beson ders di« Arbeit»,ei tuotveror-unug wirke für Handel. Hand werk «nd Gewerbe geradezu vernichtend. Der Achtstunden tag könne verhängnisvoll werden, da das Ausland bei ge rinaerer Steuerbelastung 10—12 Stunden arbeite. Dir Kleinrentner Versorgung begrüßt er, sofern ihr« Kosten nicht dem Mittelstand aufgebürdet werden. Dte JnnungS- und BetriebSkraukenkaffe« wünscht d«r Redner zu fördern. Abg. Schwarzer (Baur. Bp.) erkennt an, daß die Sozial politik in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte ge macht habe. Im Vergleich zu anderen Ländern könne sie sich durchaus sehen taffen. Zweifellos sei sie ein Hemmnis für die Wirtschaft gewesen. Aber die Anträge der Regie rungsparteien hätten die Wirtschaft nie gefährdet, höchstens die Anträge der Sozialdemokraten und Kommunisten seien manchmal gefährlich gewesen. Auch eine Linksregierung würde übrigens keine andere Sozialpolitik machen können. Abg.Effer (Ztr.) stellt gegenüber dem Appell des Abg. Beier, die anderen bürgerlichen Parteien möchten ihr so ziales Gewissen erforschen, fest, daß Abg. Beier seit vier Jahren nicht ein einziges Mal den Versuch gemacht habe, im Ausschuß ein sozialpolitisches Gesetz zu beeinflussen (hört! hört! bei der Mehrheit!. Dasselbe gelte für die anderen Vertreter der Wirtschaftspartei im Ausschuß. Abg. ». Graefe (Völk.) hält die jüngste Entwicklung der Sozialpolitik für ungesund. Das gelt« besonders für die Arbeitslosenversicherung; diese müsse reformiert werden in dem Sinne, daß, wer Unterstützung erhalte, auch eine be stimmte Arbeit leisten müsse. Abg. Seiffert (Volksrechtpartei) lehnt AuslandSan» leihen für den Wohnungsbau wegen der hohen Zinsen ab und fordert schleunige Verabschiedung einer ausreichende« Aleiureutnerversorgung. Abg. Stöht (Nat.-Soz.) meint, der Stillstand der So zialpolitik sei auf den Dawesplan zurückzusühren. Darauf wird die Beratung abgebrochen. Abg. Mumm (Dnat.) bittet nunmehr, einen Antrag gegen die »sck-amlosen Presseberichte" über Prozesse ohne Aussprache an den Ncchtsausschuß zu überweiseir. Abg. Dittmauu (Soz.) widerspricht diesem Verlangen: SS handelt sich nicht um eine Frage der Prozeß bericht erstat» tnng, sondern um «in« Frage der Prozetzführung. (Sehr richtig! links.) Nicht ein Prefleskandal. sondern ein Justiz skandal liegt hier vor (erneute Zustimmung links). Wir sind empört über di« Art, wie dieser Prozeß von dem Vor» setzenden geführt wordDn ist, wie dieser Vorsitzende, der ab solut die Verurteilung des angeklagten Jungen erzwin- gen will, seine Macht mißbraucht, eine Uijährige Zeugin vorher zn vereidigen, obwohl er von vornherein weiß, daß das Mädchen gezwungen sein würde, über die delikaresten Ding« auszusaqen und daß ein solches Mädchen naturge- mäß zögert, alles auszuiagen, während es doch unter sei nem Eide nichts verschweigen darf. Ein Vorsitzender, der ein junges Mädchen in eine solche Situation bringt, zeigt, baß «r seinem Amt« in keiner Weise gewachsen ist. Diesem Juftizskandal müssen wir allerdings ein Ende machen. Es wäre Pflicht des Reichsjnstizminisrers Herqt aewelen. mit dem preutzischcn Justizministcr Schmidt darüber zu spre chen, wie dieser Prozeß gegen die Kinder — denn Kinder find sie allesamt — z« führen gewesen war«. Da somit Widerspruch erhoben ist, schlägt Präl. LSbe vor, baß der Aeltefteurat am Dienstag darüber Beschlntz fasse, wann dar Antrag berat«« werden soll. Abg. D. Mumm (Dnat.) ist damit einverstanden. Die Deiterberatung des Haushalts deS ReichsarbeitS- Ministeriums wird auf heute Montag, 14 Uhr, vertagt Schluß gegen I8s- Uhr. Sprengung einer Wahlversammlung in Warschau. Warschau (Funkspruch). Sestern abend wurde hier neuerlich eine von dem Rechtsblock veranstaltete grob« Wahlversammlung i» dem Augenblick, als Professor StronSki das Wort ergreifen wollte, von Anhängern der MlsudSki- Partei gesprengt. Im Lersammlungsraum« entstand eine groß« Schlägerei,. die sich auch auf der Straß« fortsetzte, be. der mehrer« Personen verlebt, 6 Fensterscheiben und 50 Stühie zertrümmert wurden. Die Polizei nahm b Per sonen fest. In de» Zeitungen wird bedauert, daß aus schließlich Anhänger der Rechtsparteien festganommen war« den sind, während die Urheber des Skandals frei auSge- gangen sind. technik «nd StatSrechnung zu stellen, sondern man müssi auch ein« gewiffe EtatSpolitik führen. Politik sei aber di« Kunst des Möglichen. Auch für di« ErsparniSmöglichkeiteo feien gewiffe Grenzen gezogen, um nicht wesrntlich« Belang, zu verletzen. Er wolle damit nicht sagen, daß nicht etwa auch am Webretat unter Umständen gespart werden könne, aber man dürfe nicht beliebioe^ummen aus diesem heraus- nehmen. Wenn auch nach seiner Ansicht die Rest« möglichst eingeschränkt werden sollten, so dürfe das nicht dazu sühren. daß vielleicht Ausgaben gemacht würden, um Reste »u ver- meiden. Man solle hierbei nicht da» Kind mit dem Bad ausschüttrn, sonst komme man zu einem System des rest losen Verbrauches. Mi«.-Dtr. Dr. Brecht erwiderte, daß er rein sachlich gesprochen habe. In die Verantwortung der Reichswehr- Minister» hab« er nicht eingegriffen. Im übrigen entspreche es der Reichsverfaffung, daß der Reichsrat den Etat des Reiche» Punkt für Punkt kritisieren könne. Ob dies« ge- trennte Verantwortung sich in den nächsten schweren Hau»- baltjahrest noch aufrecht erhalten lasse, fei bekanntlich rin Gegenstand der Meinungsverschiedenheiten. Er hoffe, daß dies« Debatte zu gemeinsamer Sparsamkeit Reichstags und Reichsrat» sühre. WkAMWMMMVlkM. vdz. Berlin. Im HanShaltSauSscknß de» Reich», tage» legt« Min. Dir. Dr. Brecht bei der Fortsetzung der Beratung de» Mebretats die Gründe dar, aus denen der Reichsrat eine Reibe von Abstrichen am Heer- »nd Marine- Etat voraeschlagen babe. Dabei bandel« es sich lediglich um eine Entlastung des EesamthauSbaltS. Ter diesjäbrige Haushalt sei ja sehr offen ausgestellt und balanziere auch. Genau genommen habe er aber im Ordinarium ein Defizit von etwa 300 Millionen, das ans außerordentlichen Ein nahmen gedeckt werde. Deshalb babe man im Reichs rat erst vorgeschlagen, zwei Prozent vom Webretat abzu- streichen, sich aber schließlich ans etwa mehr als 1 Prozent bei der Reichswehr, aus etwa sechs Millionen, zurückgezogen. Dies« Abstriche schienen möglich wegen der sogenannten Reste, hohe Reste fe en in jedem Jahr geblieben. Der Reichsrat sei sehr vorsichtig bei seinen Abstrichen gewesen, er babe nur V, der von ibm geschätzten Reste abgestrichen. Ein« Finanzpolitik, die alle Jahre groß« Reste lasse «nd übertrage, halte der Reichsrat nicht für richtig. Der ÄeichS- finanzminifter babe durch di« rechtzeitige Restliste zum ersten Male volle Offenheit wollen lassen und das sei eine Tat gewesen. Sie biete aber lüe Gefahr, daß künftig die Ressorts- «nd Abteilungsleiter sich bemühen würden, alles auSzugebenl dahin zu wirken, daß das nicht geschehe, sei die schwere Aufgabe der Reichsreaierung und des Reichstags. Rrtckötvrhrminifter Dr. Groenrr betonte darauf kurz, daß er der Verantwortliche für sein Reffort sei. Mi«.-Dtr.Dr. Lothhol» vom Finanzministerium meinte, daß dieje Angelegenheit zur allgemeinen Finanzverwaltung gehöre. Auch der jetzige Etat fei kritikfähig, er wend« sich aber gegen die Behauptung, daß das Ordinarium nur auf dem Papier balanziere und ein Defizit von 300 Millionen hab«. Seit Jahren würden die Einnahmen aus dem Münz- gewinn im Ordinarium verrechnet. Ebenso wenig sei «S etwas Neues, daß aus dem Ueberschuß Summen in da» Ordinarium eingestellt würden. Er bitte die Herren der Opposition, st» nicht bloß aus den Standpunkt der Etat»- ob,. Berlin, 11. Februar. Zunächst bittet Abg. D. M«m« (Dnat.) mit Rücksicht auf öle Berichterstattung ssb«r de» Kra«tz-Pr»zeß folgenden ««trag sofort ohne Aussprache an be« RechtsauSschuß zu verweisen: -ß 17a be» Preßg«fetz«» s»ll la»t««: Prozeßberichte, Re geeiguet sind, bas Gefchlechtsgefühl der Inge«» z« übe ceiz«« aber irr«,«leite«. ss«b verbot««*. > Präsident Löse: Der Antrag kommt überraschend, ist aber zweifellos aktuell. Vielleicht können wir und am Schluß der Sitzung darüber schlüssig werden, damit die Fraktionen inzwischen den Jnhatt beraten. Da» Hau» beschließt so. Darauf wird dte zweite Lesung be» Smw! Xu MMdkitMlnlltemm fortgesetzt. Abg. Dr. Haebe*ka«p (Dnat.) war«» vor der Ratifi kation der Internationale« Arbeitsabkomme«. Deutsch land» Reparationslasten hätten jetzt schon den anderen In dustriestaaten einen gewaltigen wirtschaftlichen Vorsprung gegeben: durch diese Abkommen würbe er noch vergrößert werben. Der Redner fordert Einführung der deutschen Sprache beim Intern. Arbeitsamt. Eine bessere Statistik über die Soziallasten sei bringend erforderlich. Nament lich dte Landwirtschaft leide schwer unter diesen Lasten. Die Sozialpolitik müsse mit be« wirtschaftlich«» Nöt«« in Ei«, klaug bleibe«. Mit den neuerdings aufgetauchtcn Wün schen nach Abbau oder gar völliger Beseitigung der Sozial versicherung wolle er nicht» zu tun traben: da aber der Sozialetat ans weit über 400 Milliarden angewachsen sei, so hält er di« Besorgnisse in den Kreisen der Wirtschaft für durchaus verständlich (Zustimmung rechts, Unruhe und Widerspruch links). Dte Knappscha ftsbettrSge hätten 20 biS 34 Proz. der Lohnsumwen erreicht (Hört! hört! rechts). Gegenüber Sozialdemokratischen Angriffen auf die Aerzt« betonte er, daß der A«fba« der Sozialpolitik oh«« die Opferfreudigkeit der Aerzt« gar nicht möglich gewese« sei. Jeder Versuch, den Arzt zum Seilbeamten zu machen, müsse abgelehnt werden. Zum Schluß fordert der Redner «in« stärkere Förderung der landwirtschaftlichen Siedlung (Beifall bet den Deutschnationalen). Abg. Thiel (Dop.) weist daraus hin, daß die Ersparung von 400 Millionen gegenüber dem Vorjahr keinen sozialen Rückschritt bedeute, sondern darauf zurückzusühren sei, daß di« UebergangSmittel für dte Arbeitslosenversicherung in diesem Jahre nicht mehr nöttg seien. Der Redner würdigt dann die gesetzgeberische Arbeit auf sozialpolitischem Gebiet. Die Sonderstellung der Saisonbetriebe, namentlich der Landwirtschaft, und der Angestellten in der Arbeitslosen sicherung habe sich in der Praxis bewährt. Auch hie Praxis der Arbeitsgerichte habe die Gegenstandslosigkeit der sozial demokratischen und kommunistischen Bedenken gegen die ordentlichen Richter bewiesen. Zugunsten der älter«« An gestellte« verlangte der Redner ei« gesetzgeberisches Ein greifen, nachdem die Selbsthilfe der Wirtschaft unfruchtbar geblieben sei. Die Invalidenversicherung brauche jetzt schon ein Drittel Reichszufchuß. Ihre Jnflationsverluste und die der Angestelltenversichernng legten dem Reiche Milliar denverpflichtungen ans, die im Dawesplan nicht berücksich tigt worden seien. Bei einer erneuten Prüfung der deut schen Leistungsfähigkeit für Reparationen müsse daS Ar- bettSministerium für Ausmerzung dieses Fehlers sorgen. Zum Schluß appelliert der Redner au Oesfentlichkeit «nd Gesetzgebung, sie möchte« durch Förderung des Familien sinnes «nd wirtschaftliche Hilfe für kinderreiche Familie« die Gefahr eines Absterbe« des dentsche« BolkStnmS ad- wende« (Beifall bei der Dvp.). Abg. Schneider-Berlin (Dem.) betont, baß das Arbeits- gerichtsgcsetz nur durch die Mitarbeit der Opposition zu stande gekommen sei, denn große Teil« der Dolkspartei nnd der Deutschnationalen hätten dagegen gestimmt. Er for dert weiter, daß die Behörden mit der Einftellnna älterer Angestellter vorbildlich vorangehen und nicht Altersgren zen vorschreiben. Das Schlichtungswesen will er noch aus gebaut, dte Zahl der deutschen Beamte« beim Jnternatio- nalen Arbeitsamt vermehrt und einen stellvertretenden deutschen Direktor ernannt missen. In Genf müsse auch eine selbständige Abteilung für Angestelltenfragen errichtet werben. Di« BerstchernngSSmter werden «ach Ansicht de» Red ners noch nicht modern und rationell verwaltet. SO Lan- beSversicherunqsämter — davon allein acht in Bayern — seien ein Luxus. Man müsse allgemein abbauen, wie es bet den Landesarbeitsnachweisen schon geschehen sei. Ein« zentrale Spitze sei allerdings notwendig. Zwergkranken kassen müßten zusammengelegt werden. Das Wichtigste aber fei der Ausbau der Selbstverwaltung. In der Un fallversicherung bestehe sie überhaupt noch nicht. We AMe W« Wei KU« M MW. X Part», IS, Februar. Auf dem Bankett der elsäs sischen Bürgermeister in der Straßburger Orangerie, au »em ö60 Bürgermeister, die Senatoren, Deputierten und di« elsässischen höheren Beamten teilnahmen, hielt Poincar« eine längere Rede, in der er sich mit der Geschichte des El saß und seiner Zugehörigkeit zu Frankreich und der Auto- «omiebeivegung beschäftigte. Poincars scheute sich dabet «richt, wieder einmal die These von -em „Raub Elsaß-Loth- rtngens" im Jahre 1871 durch Deutschland aufzustellen und trotzdem bezüglich des Kriegsausbruches seine Hände in Unschuld zu waschen. Einleitend sprach Poincars Über dte Liebe deS Elsaß zu dem souveränen «nd ungeteilten Frankreich, einer Lieb«, di« durch die Umtriebe einiger Uebeltäter und durch die Handlungen einiger Irregeleiteter verletzt worden sei. -Benn in der nächsten Schwurgerichtstagung", so erklärte Poincars, „die öffentlichen Verhandlungen stattfinden, wer be« die traurige« Persönlichkeiten, von denen einig« die Klugheit hatten, dte Grenze zu überschreiten, entlarvt werden. Das Elsaß wird nicht znlasseu, daß verdächtig« Agenten «ub Winkclmakler von Zeitungen, die von aus ländischer Quelle gespeist werde«, «»ter dem Vorwande der Norder««« größerer Freiheit mit ausländischen Organisa tion«« Fühlung nehmen »nd «uter dem Deckmantel der A«to»omie die Neutralität des Elsaß «nd eine neue Am- putatio« Frankreichs vorbereit««." Z«r föderalistische« Frage und zu dem Sprachenproblem übergehend, fuhr Poincarö fort: „Diejenigen Elsässer, di« seit ihrer Geburt dte Ge wohnheit haben, Dialekt oder deutsch zu sprechen, und denen ihr Alter oder ihre Beschäftigung nicht die Möglichkeit ge geben haben, französisch zu lernen, sind darum nicht weniger gnte Franzosen. Ebensowenig wie wir die Unschicklichkeit hätten, in Belgien, tn der Schweiz oder in Kanada zu in tervenieren und den Völkerbund zu bitten, dort die fran zösische Kultur oder die französischen Traditionen zu schützen, ebensowenig werben wir dulden, daß sich ausländische Ein flüsse tu die Verwaltung unserer inneren Angelegenheiten etnmtschen, und daß im Schoße deS Elsaß eine elende Rott« von Abenteurern und Intriganten im Verborgenen die Verstümmelung Frankreichs vorbereitet. DaS Elsaß hat sich schon wtederholt über sein Schicksal ausgesprochen und fein Spruch ist fitr die Zukunft unwiderruflich. Seit lan gem hat es tn vollem Bewußtsein der Sache die berühmten Worte ratifiziert: „Germanl trans Rhennm incolnut" fDte Germanen wohnen jenseits deS Rheins). Potncarö gab dann einen geschichtlichen Rückblick, durch den er den Beweis dafür zu erbringen suchte, das Elsaß sei stets ein Teil Frankreichs gewesen. Wir wissen, daß es währen der Zett von 1871 bis 1014 auf der anderen Seit« der uns aufgezwungenen künstlichen (!) Grenze Hunderttausend« von Franzosen gab, die untröstlich darüber waren, von ihren Brüdern getrennt zu sein. Wir hätten ihnen gern bewiesen, daß wir sie nicht vergessen haben, aber wir stan den vor einer schrecklichen Gcwissensfrage. Wir kannten »« gut die Schrecke« des Krieges, «m nicht eine« neue« zn fürchten, «nd aus Furcht, den Friede« zu störe«, «achte« wir streng über die geringste« nuferer Handlungen. Gesten «nd Worte. Wir war«« zur Vermeidung eines Konfliktes bereit, alles zu tu«. «aS mit der Würde Frankreichs ver einbar war. Ohne daß wir je eine Revanche-Idee hatte«, sind wir s» vvr der Sphinx -es Schicksals unbeweglich «nd ängstlich gewese«. bis z« dem Tag«, au dem bie von Stolz trunkenen kaiserliche« Negierungen Deutschlands nnd Oesterreich» Ungarns über ihre« Völkern »nd über be« unserigen »le Katastrophe entfesselten, bi« wir bis zur letzte« Stunde zu beschwöre« suchten. (!) An diesem Tage habe« wir unsere Freiheit wieder zuriickgewounen nnd «ns geschworen, die Waffe» nicht «iederznlegen. bevor die Befreiung deS Elsaß «nd Lothringens gesichert wäre." Zum Schluß ging PoincarS auf dte bevorstehenden Kammerwahlen bin, für die im Elsaß nur „Franzosen ohne Vorbehalt«, ohne Bedingungen und Hintergedanken" auf gestellt werden dürften, und endete mit den Worten: „Ich trinke auf das leidenschaftlich und unüberwindlich franzö sische Elsaß!" , Zwischenfall bei der Abreis« Poincarts von Straßburg. )( Pari«. Wie Hava» au» Straßburg berichtet, kam e» bei der Abfahrt Poincarös zu einem Zwischenfall. Al» Poincar« den Zug bestieg, rief der kommunistische Abgeord- net« Hueber ans dem vahnhofsplatz: „Nieder mit Poiuear»!' and einige seiner Freunde stimmten «in Pseiikonzrrt an. Die Menge stürzte sich, so heißt es in der HavaS-Meldung weiter, auf sie. und die Polizei batte große Müde, sie zu chiitzen. Sie mutzte sie, von der Meng« stark belästigt, bi» n da» Gebäude der kommunistischen Gewerkschaften be- gleiten. Di« Etratzen, di« zum kommunistischen Gewerk- chaitSgebäude führen, wurden jchlietzlich geräumt, worauf >ie Ruhe wieder hergestellt wurde. S» ist kein« Verhaftung porgenommen worden. ii Dm Mm Der SmuEm. * Peking. Nach au« Kanton «inartroffenen Berichten ist der wichtige Safe« Swata« kommuuiftifche« Angriffe« unterlegen. Die letzten Kantontruppen verteidigen den inner«» Stadtteil. Der endgültig« Besitz Swatau» würde den Kommunisten di« Meeresverdindung sichern. Di« Kantoner Regierung schreibt de« kommunistischen Erfolg der Wirksamkeit von Agitatoren zu, di« au» Schanghai kamen und Südchina überschwemmten. Infolge der Kommu- niftenjurcht werden täglich Verhaftungen und Erschießungen vorgenommen. Der gestrige VoUzetbericht erwähnt 45 iolcker SLü«. MnMWgkrAlbtitrvWl. X Berlin. In der Leit vom 15. bi« »1. Januar ist di« Zahl der männlichen vauptunterstützungsempsänger in der Arbeittlosenoersichrrnna von rund 1 LOO KOO auf l IKK KOO, da« ist um 4S 000 oder um 8,8 v. H. aesunken. während bet den Frauen noch ein« Zunahme um 7000 (von 170 KOO auf 177 KOO) oder um 4,1 v. H. zu verzeichnen war. Für di« Gesamtzahl der Houptunterftüduna»rmpfiinaer er gibt sich daher nur eine Abnahme um 38 000 (von 1 871000 auf 1 888 000) oder um 2,8 v. H. Stärker ist der Rückgang in der Krisenkürsorg«. Hier ist die Gesamtzahl der Hauptunterftützuna««mpsänger von rund 228000 auf 21k 000, da» ist um 18 000 oder um K,S w H. »urückaeaangen. Der Rückaana ist bei den Frauen verhältnismäßig größer al» bei den Männern. Lr betrug bet den Männern 11000 (von 1V1000 auf 180000) oder 5.8 v. H„ bei den Frauen 2000 (von 37 000 aut 8S 000) oder um 5,4 v. H. Die Zahl der Notstandsarbeiter in der Arbeitslosenversicherung und in der Krisrnsürsorg« zu sammen, ist im Zusammenhang mit der milden Witterung von rund 81000 auf 47 000, da» ist um IS 000 „stiegen.
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