Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193309040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330904
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-09
- Tag1933-09-04
- Monat1933-09
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1933
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M WM «er MlerUeuMmr Am»«. XBe-'ckiteSnaden. 6» dem Unaliick des «en«,ebn« töhrlarn UnterdannküstrerS der Httlerfnqend, TbomaS, der bei seiner Flncbt a»4 Oesterreich tödlich abstürzte, er fahren wir noch solaende Einzelheiten: LbomaS, der mit vier Parteiaennssen an« Oesterreich am UnterSbera die Grenze überschreiten wollte, stürzte am Don nerstag srüb 6 Ubr oberhalb des Schellenberger Sattel» an einer exponierten Stelle, der er touristisch nicht gewachsen war, etwa 80 Meter tief ab und war sofort tot. Es wurde ibm die Schädeldecke zertrümmert. Sein« vier Begleiter stiegen nach Schellender« ad und erstatteten Meldung. Di« Leiche wurde daraufhin geborgen und nach Skbellenbera ge bracht. Der Abgestürzte war am 23. 12. 1913 in Göden- darf geboren, seine Mutter lebt in Pichelsdorf im Bezirk Bruck an der Leitha. Unterbannführer TbomaS wollte sich »um Nürnberger Parteitag begeben. Vie Leiche« In wei i« «en boimnlien MeiMlen Seme« geinn«en. * Mailand. Unter großen Schwierigkeiten, die noch durch «intretenden Nebel vergrößert wurden, sind nach über zweitägigen Nachforschungen die Leichen der am Dienstag abend vom Eamvanile Basso (Dolomiten der Brenta-Gruvne) adgettürzten deutschen Alpinisten Ludwig.Kurt Wernecke, Wilbelin Elsässer, beide aus München, und Ursula Wink ler au» Görlitz geborgen worden. Das Unglück wird darauf zurückgeführt, daß der Seilsübrer. nachdem er den Givfel bereits zur Halste überwunden batte. adstkirtte und feine beiden Gefährten über 150 Meter tief mit sich riß. zwei Ichweie WM. —15 Ale. * Paris. Zwei schwere Unfälle haben am Sonn» abend bei Metz und in der Nähe von Dijon 15 Tote und ' neun Verletzte aesordert. In Merlebach an der Mosel waren etwa 20 Arbeiter mit Sprengarbeiten in einer Eteingrube beschäftigt, als eine Sprengpatrone zu früh zeitig explodierte und sämtliche Arbeiter mehrere Meter weit fortfchlenderte. Sieben von ihnen wurden durch die herumfliegrnden Steinmassen bis zur Unkenntlichkeit ver stümmelt. Neun andere batten so schwere Verletzungen davongetragen, daß sie in ein Krankenhaus übergefübrt werden mußten. Bei einigen besteht Lebensgefahr. Das zweite Unglück ereignete sich au einem Bahnübergang in Qiunccv in der Nähe von Dijon. Gin Privatkraftwagen, in dem der Besitzer, seine Krau, deren vier Kinder und ei» zwölfjähriges Mädchen Platz genommen batten, war bi» vor di« geschlossene Schranke gefahren, als der Schranken wärter auf Bitten des Antobesitzers die Schranken noch einmal öffnete, um ibm die Uebersahrt zu ermöglichen. Im gleichen Augenblick ralte der Schnellzug Paris—Mar seille heran, schleifte das Auto bis in den Bahnhof und drückte es dort zwischen Lokomotive und Bordwand des Bahnsteiges fest. Sämtliche acht Insassen des Autos waren aus der Stelle tot. W Wem IlltenmlwlM gelabt. * Danzig. Vor einiger Zeit wurde auf einen 70jäh- rigeu Eüdfruchtbändler ein Raubüberfall auSgelührt. Der alte Mann wurde niedergeschlagen, Paß, Brieftasche mit über 100 Gulden, Uhr und Kette wurde» ihm geraubt. Jetzt bat di» Kriminalpolizei sestgestellt, daß die Täler volntsche Staatsangehörige waren, die auch bereits hinter Schloß und Riegel gebracht sind. Der Haupttäter scheint »in Pole namens Skladzien zu sein, der in Verbrecher- kreisen .der Amerikaner" genannt wird. Er war in den Vereinigten Staaten, bevor er 1932 nach Danzig kam. bat dort einer lverbrecherorgonisation anaebört und soll wegen eine» schweren Naubübersalls ans einen Geldtransport in Philadelphia längere Zeit im Zuchtbaus gesessen haben. Skladzien soll der Führer einer berüchtigten Bande gewesen sein. Auch hier in Danzig hat Skladzien die Leute, die er zur Ausführung seiner Taten brauchte, selbst ausgesucht. Di« Boxhiebe, durch die di» Opfer für Minuten nieder geschlagen wurden, teilte Skladzien selbst mit einer Genauig keit aus, daß der erste Schlag meist schon zur Besinnungslosig keit sührte. Die Kriminalpolizei hat sich bereits mit den st. Frag« kommenden ausländischen Behörden in Verbindung gesetzt, um Nähere» über Skladzien zu erfahren. Menmil «er veiliam »Amme A.-S. MWet. vd«. Berlin. Die Jnftt,Pressestelle Berlin teilt mit: Da« KorrnvtiouSdezernat der Staatsanwaltschaft ist bei der Nachprüfung der Geschäftsführung der Deutschen Bausvarkaffe N. - G. «mkangreichen Veruntreuungen auf die Svur gekommen. Gegen die Verantwortlichen wurde deshalb auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen, der jetzt vollstreckt werden konnte. Verhaltet sind der Vorsitzende des AullickitSratS der Deutsche« Vausvarkafse A. M., Dtr.Dr. E. H. Diebl, Berlin-Steg- litz, ferner das frühere AnssichtSratSmitalied dieieS Nnter- urbmenS, der Holzhändler Richard Schmiedt, Berlin- Lichterfelde. sowie die früheren Vorstandsmitglieder der Bausparkasse, die Kaufleute Otto Bender, Berlin-Lichter- kelde und Fritz Wienkolt-Berlin und der frühere Prokurist Walter Dommröse, Berlin.Ebarlottenburg. Den Beschul digten werden handelsrechtliche Verbrechen und Vergehen zur Last gelegt. Eie haben nach den Gutachten de« Sach verständigen unter Mißbrauch ihrer vertrauensvollen Stel lung in den Jahren 1929—1932 einen großen Teil der zur Verfügung stehenden Baugelder sich selbst oder ihren Freunden zugeteilt. Durch diese Schiebungen wurden di« Bausparkaffr und die Bausparer schwer geschädigt. Die Deutsch« Bausparkaffr A.-G. grbört, wi« ausdrücklich betont werden muß. nicht dem ReichSverband Deutscher Bauspar kaffen an. Kkattwageukataktrophe - Acht Lote Der Schnellzug Paris—Marseille erfahre beiüuincey einen mit acht Personen besetzten Kraftwagen, der das Halte signal überfahren hatte und in dem Augenblick den Bahn damm passierte, in dem der Zug mit 90 Kilometer Geschwin digkeit vorbeiraste. Der Wagen wurde mehrere hundert Me ter weit mttgeschleift: sämtliche Insassen, eia Wcinbändler, feine Frau, fünf Kinder und das Dienstmädchen fanden den Tod. ExplofiorrsimgM fordert fieben Lote Bei Sprengarbeiten in einem Steinbruck, bei Merlebach bei Metz wurden ein Ingenieur und sechs Arbeiter getötet und neun Arbeiter schwer verletzt «ergwertrmrglva bet Aachen Auf der 350-Metersohle der Grube „Laurweg" bei Kohlscheid wurden am Sonnabend fünf Bergleute, die beim Abbau eines Flözes beschäftigt waren, eingeschlossen. Die Rettungsarbeiten wurden sofort ausgenommen mit dem Er folg, daß sämtliche fünf Verschüttete am Sonntag unversehrt . geborgen werden konnten. Lier Schüler ertrnnrea Sn dem Dorf SehlenaukRügen ereignete sich «a Sonntagnachmittaa ein entsetzliches Bootsungluck, dem vier Schulkinder zum Opfer fielen. Rach der Rückkehr von einem Schulausflug halten fünf Schüler eine, der auf dem vorf- teich liegenden Boote losgemacht und waren hinausgesahren. Durch mutwillige, Schaukeln kenterte plötzlich das Boot und die Kinder fielen in, Wasser. Einem Landwirt gelang es. einen IZjährigea Schüler zu retten, die vier anderen Zunge« waren bereit, untergegangen und konnten erst nach mehre, reu Stunden al» Leichen geborgen werden. M »le MM In Nürnberg MW U vdz. Der ReichSvarteita« der NSDAP, in Nürnberg hat eine «ewaltiae Steigerung deS Poft» und Schnell- Nachricht,nverkebrS mit sich gebracht, zu dessen glatter Abwicklung die NeichSvost umfassende Maßnahmen treffen mußte. Im Stadion, im Luitpoldbain und in den 7 Zelt lagern der SA., SD. und HI. sind besondere Poststellen errichtet worden. Zur Beförderung von tausend Ehren gästen innerhalb des. Stadtgebietes standen 43 Kraftomni- buffe zur Verfügung. Eigene Fernsprechzentralen mit zahl reichen Anschlüssen wurden gebaut für das Standquartier der RelchSregieriing, für den Stab der Anfmarschleitung, für die Presse uiw. Für das große Feuerwerk wurde ein, Fernsprechzentrale mit 10 Kommandottellen und 10 Kilom. Svrechkabel gebaut. Insgesamt wurden 500 neue Anschlüsse und 36 Münzfernsprecher bergestellt. Das für die Tagung bereitgeftellte Ortsfernsprechnetz umfaßt rund 1 600 Kilom. Rundsunk-Uebertragungen konnten von 50 verschiedenen Anschlußstellen aus erfolgen. Die Länge des Rundfunk leitungsnetzes beträgt 180 Kilometer. „Gedenkmünze rnr deutschen Schicksalswende' Unter dem Losungswort „Zum Jahre deutscher Schick salswende" haben die Bayerische und die Preußische Staats münze zu Ehren des Herrn Reichskanzlers Adolf Hitler eine kunstvoll gestaltete Gedenkmünze ausgeprägt, die in diesen Tagen der Oeffentlichkeit übergeben worden ist. Dieses, von Professor Oskar Glöckler, Obersturmbann führer und Sportreferent bei der Gruppe Berlin-Branden burg, entworfene Gedenkstück, welches erfreulicherweise eine deutsche Beschriftung aufweist, enthält auf der Vorder seite ein hervorragend gelungenes Bildnis Les Führers und Kanzlers, das sein charakteristisches Profil in seltener Klarheit und Schärfe zum Ausdruck bringt. Die Rückseite dieser aktuellen und wertvollen Sonderprägung ist der nationalen Einigung und Erhebung des deutschen Volkes gewidmet; sie zeigt in sinnbildlicher Form das kraftvolle Auffliegen des alten preußischen Adlers, der sich seiner Fesseln entledigt und so gleichsam das ganz« deutsch« Bott zum freiheitlichen Aufbruche mahnt. Der von der Reichsleitung der NSDAP, genehmigt« Vertrieb dieser Gedenkmünze, die in Fiinfmarkstückgröße, Silber zn K RM., in Bronze zu S RM. einschl. eines Etuis abgegeben wird, erfolgt durch die meisten Banke« Spar, und Darlehenskassen sowie Staat!. Lotterie-Einnahmestelle« Les Reiches; sie kan« auch unmittelbar von der Hauptver triebsstelle, dem Bankhaus Joh. Witzig «. Co., München, bezogen werde«, welche für alle Stelle« auch Werbematerial kostenlos zur Verfügung hält. Möge diese wertvolle Ausgabe eine weitestgehende Ver breitung im deutschen Volk« finden, zumal ihr Reinertrag auch mit dazu beitragen soll, den mannigfachen vaterländi, fchen Aufgaben unserer Zeit zu bienen. Herrgott, wie einen das wieder mutig machte, den Motor unter den Füßen zu fühlen! Di« Kühlerfpitze vor den Augen, die unentwegt dahinjagte, erschien ihr wie der Kopf eines treuen Tieres. Und mit einemmal, inmitten ihres Rausches, fielen ihr die Worte Doktor Bredtschneiders wieder ein. Warum eigentlich war sie über jenen Vorschlag so entsetzt gewesen? Nun, nach den Demütigungen, d«n bitteren Er fahrungen der letzten Wochen, sah sich das alles weniger schlimm an. War es nicht im Gegenteil viel verlockender, mit dem treuen Wagen sich seinen Unterhalt zu verdienen, anstatt Dings zu tun, deren sie nur in der höchsten Verzweiflung fähig gewesen wäre? Eine sonderbare, beglückende Kraft strömte plötzlich auf Jenny Prenner ein. Wie um ihre Eignung zu erproben, trieb sie den Motor auf die höchste Tourenzahl. Einem entsprungenen Raubtier gleich jagte der Wagen durchs Land. Jennys Hände hielten, ohne zu zittern, das Steuerrad, während ihr linker Fuß mit leichtem Druck den Bremshebel berührte, jeden Augenblick bereit, sich dagegen zu stemmen und das Auto in wenigen Sekunden zum Stehen zu bringen. In einer kleinen Ortschaft, fast zweihundert Kilometer von Berlin entfernt, machte st« Raft. Sie ließ den Wagen am Rand der Straße stehen und betrat eine Wirtschaft, um für ihren hungrigen Magen ein Labsal zu suchen. Das Zimmer war leer bis ans eine Gesellschaft von vier Herren, die ein aufgeregtes Gespräch mit dem Wirt zu führe« schienen. Jenny wollte an einem entfernten Tisch Platz nehmen, doch schon die ersten Worte, die sie vernahm, erregten ihre Auf- merksamkeit. „Eine Schweinerei ist das!" sagte eben einer der Herren. „Nicht einmal ein Privatauio in diesem gottverdammten Nestl Da bleibt uns nichts übrig, als daß wir nach der nächsten Stadt telephonieren und uns ein Mietauto kommen lassen. Es muß gelingen, sonst geht uns das ganze Geschäft durch die Lappen!" Jenny hatte mit klopfendem Herzen zuaehört. Einen Augen blick zögerte sie noch, dann stand sie entschlossen auf und trat auf die erregte Gruppe zu. „Die Herren wollen entschuldigen!" lächelte sie liebens würdig. „Wenn ich recht gehört hübe, brauchen Sie ein Auto für eine dringende Fahrt?" „Ja — allerdings — Wieso?" schallte es erwartungsvoll durcheinander. Di« Herren reckten die Köpfe und blickten sie verwundert an. ^«8 s KELM 135. Fortsetzung.) Aber als er sie durch das Angebot eines ungewöhnlich hohen Gehaltes gefangen zu haben glaubte, hatte er mit vor sichtigen Worten angedeutet, aus welchen Quellen seine Ein künfte flössen, und welche Dienstleistungen er von seiner Sekretärin forderte. Sie verstand ihn nicht ganz, aber jedenfalls wurde ihr soviel klar, daß dieser würdevoll« Herr sein Brot nicht auf ehrliche Weis« verdiente. Es schien sich um irgendwelche betrügerische Geldgeschäfte großen Stiles zu handeln. Sie hatte es empört abgelehnt, die Komplicin eines Be trügers zu werden und war mit ein paar höflichen Worten des Bedauerns zur Tür geleitet worden. „Wenn ich Sie aber bitt«, inständig bitt«, Frau Kratinek, mir mein Geld zurückzugeben ? Die Vermittlerin zuckte die Schultern. „Kommt jar nich in Frage! Wo kam ick da hin? Meinen Dertrach ha' ick in- jehalten. Wenn Se sich zur Arbeet zu schade sind, det is nich meine Schuld!" , . „ Da stand Jenny Prenner auf der Straße, im ohrenbetäu benden Lärm dieser grausam nüchternen Stadt. Willenlos ließ sie sich vom Gedränge der gehetzten Menschen dahin- treiben. Das also war Berlin? So sah die ersehnt« Freiheit aus? Wie müde war sie geworden in den paar Tagen des Suchens und Kämpfens! Aber — hatte sie denn einen Grund, mutlos zu sein? War nicht ein Mensch in dieser Stadt, in einer dieser unzähligen Straßen, der nur darauf wartete, von ihr gerufen zu werden? Ein Mensch, der sie liebte, der ihr helfen würde! Er war da, aber jetzt zu ihm kommen, jetzt ihn um Hilf« bitten, wäre Verrat des Höchsten gewesen, das sie mit ihm verband Er selbst hatte es gesagt, daß der Alltag von ihrer Gemeinschaft fern bleiben sollte, und es dünkt« ihr richtig so. Er war da, in ihrer Nähe, das mußte ihr genügen. Bi«l- ! leicht waren sie sich schon begegnet, vielleicht war sie sogar > lchon an dem Haus vorbeigegangen, in welchem «r wohnte i Immerhin besaß sie ja noch eine letzt« R«s«roe, den Wagen. das Geschenk ihres Vaters. So oft sie am Steuer saß, glaubt« sie des Vaters gütiges Gesicht zu sehen und sein« vertraute Stimme zu hören. Wenn er noch lebte, alles wäre anders. Das Auto war ihr in all der freudlosen Zeit ihrer Ehe wie ein Symbol des Elternhauses erschienen, ein heimlicher Zu fluchtsort, an welchem sie sich mit neuen Kräften wappnen konnte. Kein Wunder, daß Jenny Prenner bei solchen Träumen plötzlich Sehnsucht bekam, den Wagen zu sehen! Seit sie ihn nach ihrer Ankunft in Berlin in eine Garage eingestellt und die Miete für einen Monat entrichtet hatte, war sie jener Straße ausgewichen, in einer fast kindlich an mutenden Scheu. Sie hatte sich geschämt, dem Zeugen der früheren Tage in ihrem jetzigen hilflosen Zustand zu begegnen. Nun aber eilt« sie mit hastigen Schritten der Garage zu. Als sie von weitem das Firmenschild leuchten sah, hätte sie am liebsten zu laufen begonnen. Der Garagenwärter grüßte sie mit erstauntem Kopf schütteln. „Nanu, gnädige Frau, ich dacht« schon. Sie hätten Ihren schönen Wagen ganz vergessen. Ich habe mich mit den sonderbarsten Vermutungen herumgeplagt. Gottlob, daß Sie sich endlich mal sehen lassen!" Er holte den Schlüssel aus dem Dienstraum und gab ihn ihr „Ein bißchen aussahren, ja?" Jenny Prenner nickte in einem plötzlichen Entschluß. Ja, sie wollte wieder einmal das Steuerrad in den Händen fühlen. Das Auto war von allem Schmutz sorgfältig gereinigt worden und stand wie in tiefem Schlaf in der dunklen Box. Jenny eilte auf den Wagen zu und strich zärtlich über den spiegelnden Lack der Karosserie. Im nächsten Augenblick saß sie am Führersitz und lenkt« das Auto hinaus in die Helle des Tages. Der Benzintank wurde aufgefüllt. „Es kann spät werden, bis ich zurückkomme!" unterrichtete Jenny den Wärter. Ihre Avgen leuchteten. Rach einer halben Stund«, yatk.' sie oas Gewirr der Straßenkreuzungen hinter sich und durfte es wagen, Vollgas zu geben. Ihr« Äugt., j^ucyc vor Freude, Glück und Erlöstheit. Es schien ihr, als habe sie sich nach vielen Tagen dunkler Verirrung wieder zu sich selber zurückgefunden. Nach all der Fremdheit war di« vertraute Welt Les Vergangenen wieder um sie. Das Schalterbrett mit der Uhr, mit dem 1 Tachometer und den Schaltern für die Scheinwerfer! > Das Boschhorn bekam keine Ruhe von ihr. Alle Augen- > blicke, selbst wenn kein Hindernis zu sehen war, drückt« sie auf ' den Signalring.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder