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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193309161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330916
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-09
- Tag1933-09-16
- Monat1933-09
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1933
- Autor
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In spätestens acht Tagen erhalten de de» gesinnten De« trag in Originatdevisen der betreffenden Länder von der Züricher Kantonalbank zurück. Es würde sich also nur um eine Gefälligkeit handeln." „Das dürfte sich ermöglichen lassen, gnädige Frau", er« widerte Meißenbach, „obwohl es ein verhältnismäßig großer Betrag ist! Groß im Hinblick auf die Herrschende Devisennot." Der junge Bankbeamte prüfte den Zettel: „Es sind dreihundertvierundsechzig Dollar, vierhundert fünfzig holländische Gulden, fünfhundertsechzig Schweizer Franken, dreihundertfünfundachtzig schwedische Kronen und zwcihundertneunzig spanische Pesetas. Ich werde sofort mit Herrn Direktor Huster spreche» und hoffe, daß er feine Genehmigung gibt." „Tun Sie das, Herr Meißenbach! Nur halten Sie un verbrüchlich daran fest: es darf niemand von dem Dieb stahl erfahren! Aus diesem Grunde möchte ich auch nicht mit Herrn Direktor Huster persönlich sprechen. Ss WS«, möglich, daß er Fragen stellt, die mir vetulüü Lrl». Lch „c,,e, vaß der Freund des vravcu . versteht. Sorgen Sie also dafür, daß die Ottedigung dieser Angelegenheit in Ihrer Hand bleibt." „Ich werde Ihrem Wunsch entsprechevd haudri», gnädig« Fra«. Bitte, nehme» Sie inzwischen Platz. Ls kann zehn bis fünfzehn Minute« dauern, bis alles geregelt ist. Ich Haffe, Ihnen dann gleich die gewünschte« Devisen auszahle« zu können." Nach zehn Minuten kam Meißenbach zurück. Set« Gesicht strahlte. Er hing sehr a» seinem Schulkameraden und Freund u»d freute sich herzlich darüber, ihm eine« Dienst erweisen zu können. In der Hand trug er ein« dicken Umschlag und einige Formulare. „Os ist alles «ach Ihre« Wünschen geordnet, gnädige Frau", sagt« Meißenbach vergnügt. „Herr Direktor HÄter läßt sich Ihne« bestens empfehlen. Haben Si«.dte LiebMs Würdigkeit, diese Formulare zu unterschreibe». Mite prüfen Sie die Devisen, ob alles in Ordnung ist. Dsi schwedische« Kronen und spanischen Peseten entsprechen nicht ganz genau Srotsrjans Aufstellung. Sie "ware»*ivi Augenblick nicht in ausreichender Meng« vorhanden Um'Sie nicht warten zu lassen, ergänzte ich das kMn> Manko durch Schweizer Franken und holländische Gulden/ Agnes Kost prüfte inzwischen die Devise»,'dann unter zeichnete sie mit ihrer Füllfeder die FornuMre. „Es ist alles in Ordnung, Herr Meißenbach. Dielen Dank für Ihre liebenswürdige Tie Züricher Kantonalbank weise «h noch heute au, die Devise ! gleicher Währung direkt an die BeckcraWche Bank -u übersenden. Soll ich Ihren Freund grüßen?" „Wenn ich gnädige Frau ergebenst bitten darf? Ich ließe dem liebe» Klaus Groterjan alles Gute für seinen «enen Lebensweg wünschen." Als Agnes Rast in ihr schönes Heim in der Kaitzrr Straße zurückkehrte, schlug die große Standuhr in der Diele halb zehn Uhr. Klaus Groterjan war bereits reisefertig und saß wartend in einem der behaglichen Sessel in der Diele. Als Frau Rast die Tür öffnete, sprang er hastig auf und begrüßte die schöne Frau. „Schon Reisefieber, lieber Groterjan?" fragte Agnes Rast freundlich. „Es ist alles geordnet. Kommen Sie in mein Zimmer!" Leichtfüßig stieg die schöne Frau die Treppe empor. Der Kandidat folgte erst, als die Dame oben angelangt war. In einem Buch über gesellschaftliche Höflichkeits regeln hatte er einmal gelesen, daß der Herr beim Treppen steigen niemals unmittelbar hinter der Dame gehen dürfe. Entweder müsse er vorangehen oder erst in einem gewissen Abstand folgen. Im Zimmer überreichte Agnes Rast dem scheidenden Hauslehrer den dicken Umschlag: „Hier sind Ihre verschwundenen Devisen, Groterjan. Prüfe« Sie, ob alles richtig ist. Die Schwedenkroue» und spanische» Peseten stimmen nicht genau überein. Dafür finden Sie entspre/" v mebr Schweizer Franken. Ihr Freund,Meißenbach hat mir setM gut gefallen. Er läßt Sie vielmals' grüßen und "Ihnen, alles Gute für die Zukunft wünschen." „Gnädige Frau beschämen mich mit Ihrer Güte", sagte» Groterjan verlegen. „Ich weiß nicht, wie und wann ich, Ihnen dafür danken soll. Es ist alles in Ordnung." „Sie haben mir nichts zu danken, lieber Groterjan.. Das Danken ist an mir. Behalten Sic das Haus Kaitzcr- Straße 211 und seine Bewohner in gutem Andenken. Sie haben eine schöne Zukunft vor sich, Herr Pfarrer,, und einen Wirkungskreis, worin Sie viel Gutes tun und. erreichen können. Denken Sie besonders an unsere Jugend, guter Groterjan. Sie ist Deutschlands Zukunft. Wer sie zu gewinnen und zu beeinflussen weiß, der hält auch den Schlüssel zu unserem künftigen Schicksal in der Hand. Das haben die Sozialdemokraten und Kommunisten lange vor uns erkannt. Wir müssen Versäumtes nachholen und. wieder gut machen. Jeder in seinem Kreise und nach, seinem Können. Sie und Ihre Koaegen haben dazu mehr Möglichkeiten als wir anderen. Mehr als eine schwache, verblendete Mutter wie Agne» Rast, die ihre Pflichten verkannte und falsch erfüllte. Nu» muß sie ernten, was sie selbst gesät hat. Sorgen Sie in Ihrem Kreise für unsere Jugend, lieber Groterjan. Miv ist in dieser schlaflosen Nacht vieles durch den Kopf ge< gangen, woran ich seither nie gedacht habe. Ich weiß! nunmehr, daß auch wir Mütter uns vielfach umstellen, der veränderten Zeit anpaffen müssen. Ich denke an Hanns, Fürchte, daß hier alle Reue und alles Besser-machen-Wollen zu spät ist. Zu spät! Ei» furchtbares Wort, Groterjan. Darum bitte ich Sie in dieser Abschiedsstunde: Denken Sie! an Deutschlands Jugend. Denken Sie aber auch an Deutschlands Mütter. Bewahren Sie schwache Mütter vor! Irrwegen, wie_Agnes Rast sie gegangen ist." (Fortsetzung folgt.! Kreuzworträtsel. Senkrecht: 1. Wasserpflanze, 2. Haustier, 3. Name für eine Tänzerin, 4. Stadt in Westfalen, 5. kaum hörbar- 6. unbedeckt, 11. Frauenname, 12. asiatischer Fluß, 13. Ueber- lteferung, 14. Teil der Kirche, 13. Wasserströmung, 16. Spaß« wacher, 19. Ausruf des Bedauerns. Waagerecht: 1. biblischer König, 4. Farbe, 7. Mond göttin, 8. Plage, 9. Tiefenmeßgerät, 10. GebirgsblumL 13. Verstocktheit, 17. Nebenfluß des Rheins, 18. Farbh 19. Theaterstück, 29. Fraucnname, 21. Anrede. Auslösung des illustrierte« Kreuzworträtsels. Senkrecht: 1. Dach, 2. Lenz, 3. grau, 4. Schaden 5. Kopeken, 6. Heu, 7. Tor, 8. Hieb, 9. Gelb, 10. Bier. Waagerecht: Schrank, Bach, Zopf, Hut, Hase, Ofen, Uhr, Steg, Beil, Negerin. Dr»ck ««ö Verl« vor» Lanaer «. Winterlich. Ries«. — Für die Redaktion verantwortlich: Heinrich Ubleman«. Ries«. ErMler an der Lide. Belletr. Gratisbeilage zum „Riesaer Tageblatt". Nr. 37. Riesa, 1«. S-Vtember 1V33. 5«. Jahrg. Schveslm! Zum 17. September 1933. Dor 100 Jahren an diesem Tage begann Fliedner fein Makonissenwerk. Bon der Fürsorge für Straf entlassene Herkommens», erkannte er klar, daß nicht bloß die Seelsorge im Gefängnis während der Strafzeit, son dern erst recht die Fürsorge nach der Strafzeit für die Bewährung entscheidend sei. Deswegen nahm er an diesem Tage eine Zuchthäuslerin in sein Gartenhaus und damit in seinen Dienst, der andere folgten. Bald konnte er allein die Arbeit nicht mehr bewältigen, Hilfskräfte mußten hinzugezogen werden. Der Gedanke, die alte christliche Diakonijsensach« zu beleben, die auf katholischer Grund lage und darum anders gestaltet in den Frauenilöstevn von großem Segen ist, lag gewissermaßen in der Luft. Auch- andere, wie Amalie Sieveking und der Graf von der Recke pflegten diesen Gedanken, aber zwischen Gedanke und Tat ist ein Unterschied. Fliedner aber war der Nkmn der Tat und des praktischen Sinnes und fo geht auf ihn die ganze evangelische Makonissensache zurück. Die erste Krankenickiwester wurde 1836 berufen, und wieviel ihr seitdem gefolgt sind, wer mag das sagen? Das Gemeindesiegel von Kaiserswerth am Rhein, wo diese erste Diakonissenanstalt gegründet wurde, zeigt ein Senfkorn, das kleinste unter den Samenkörnlein, das zum Baume wird, unter dem die Vögel ihre Nester bauen. Das ist das rechte Sinnbild. Die Zahl der Makonissen- dälier hat sich, ständig vermehrt und andersgeartete Schwesternhäuser sind dazugekommen, die Zahl der Schwe- üern selber dürfte gegenwärtig 20000 erreichen und eine Reihe von Schwesternhäusern sehen es als ihr Ziel an, tausend Schwestern und mehr in ihren Reihen zu zählen. Ursprünglich waren die Diakonissinnen als Haustöchter gedacht, die vollständig in das Mutterhaus übergehen, hier von der Oberschwester, der Oberin und dem Rektor unbe dingt abhängig sind und nun mit Wohnung, Kleidung, Arbeit und einem Taschengelde versorgt werden. Kommt der Lebensabend, Io werden sie in das Feierabendhaus ausgenommen, werden sie krank, so werden sie wie Töchwr im A-utterhause verpflegt, und wenn nötig in eins der Erholungsheime an der See oder im Gebirge geschickt. Die moderne Zeit machte sich aber in der .Hinsicht geltend, daß auch die Schwestern eine gewisse pekuniäre Selbständigkeit anstrebten. Darum stellten sie die Zehlen dorfer Anstalten und der evangelische Bund nach ihrer Ausbildung mit Gehalt und Ruhegehalt an, während ihnen für Kleidung, Wohnung und Heizung eine nicht zu hohe Summe abgezogen wurde. Auf diese Weise konnten die Schwestern für alte Eltern und arme Verwandte sorgen, batten überhmcpt in der Lebensführung eine gewisse Selb ständigkeit, die ihre Freudigkeit an der Arbeit erhöhte. Ende der Mer Jahre begann dann der sächsische Staat die Ausbildung eigener Schwestern für seine Landes anstalten, erst in .Hubertusburg und jetzt in Arnsdorf. Die Arbeit dieser Schwestern ist sehr vielseitig und im mer weiter ausgebaut worden; ich! nenne das große Ge biet der Jrrenpslege, bei der jede Station anders ist, dann Fürsorgeerziehung, Pflege der Blinden und Schwach sinnigen, Krüppelerziehung, Säuglingspflege, die Arbei ten der Hebammenschwester in den Frauenkliniken. Dazu kommen Gebiete, an die nur der Kenner denkt, ». B. Apo thekerschwester, Laborantin, Sekretärin. Ich wünschte, die Leserinnen dieses Artikels könnten einmal in eine der modernen Wäsckerei- und Plättereibetriebe geführt werden, wo aller acht Tage für tausend und mehr Menschen Som mer und Winter ohne Rücksicht auf das Wetter die Wäsche fertig sein muß; ebenso interessant ist der Küchenbetried in einer solchen Anstalt, und er wird geleitet von einer Sckwester mit einem Heer von Wärterinnen. Daß überall zugleich die Krankenpflege eine Rolle spielt, ist selbstver ständlich, und jede Schwester ist auch hierin ausgebildet. Die Schwestern in den Staatsanstalten haben ihre hüb schen Zimmer, die sie auch selber ausstatten können, ein Schwesternheim, wo sie in der Freizeit zusammen sind, und auch genügend Ruhezeit, um sich nicht vorzeitig <mf- zubrauchen. Es waren schöne Abende, die monallich em- mal bei einer Tasse Tee unter Leitung des Geistlichen die gesamten Schwestern, soweit sie nicht Dienst hatten, zum Schwesternabend zusammenführten. Erbauliches und Beschauliches, Vortrag und Musik wurden geboten, nicht wenige der Schwestern waren gut musikalisch und bei der Weihnachtsfeier erklang manches schöne dreistimmige alte Lied. Tie geistigen Anforderungen an eine Schwester sind, ebenso wie die körperlichen, nicht gering. Ihre Allgemein bildung und ihre Fachausbildung sind sehr gründlich; Arzt und Lehrer teilen sich in die Arbeit. Daher ist auch die Ausbildungszeit immer länger geworden, und vielfach wird höhere Schulbildung gefordert. Hinsichtlich der Arbeit der Schwestern darf man sich nicht durch die abschreckenden Bilder bei einem Gang durch! einen Krankensaal bestimmen lassen, daran ist die Sckwester in wenigen Tagen gewöhnt und lernt die armen Menscken lieben. Früher war der Name „barmherzige" Schwester allgemein, er fällt jetzt meistens weg, ist aber doch die Hauptsache des Ganzen. Die Liebe Christi ist das Entscheidende für die Schwestern- arbeit, ohne sie geht es nickit. Unsere Diakonissinnen haben allerdings zum großen Teil das Bessere erwählt, wenn sie in eine Gemeindediakonie kommen, hier sind sie fast ganz selbständig und der Liebe der Kranken und der Ächtung der Gemeinde gewiß. In den hundert Jahren ist ein un endlicher Segen durch die Schwesternarbeit in die Herzen, Häuser und Gemeinden geflossen. Gottes Verheißung ist zur Wahrheit geworden: ,Ich will dich segnen und du sollst ein segen sein." G. 1. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Der als ausgezeichneter Pädagoge bekannte Mann schrieb: Verehrte gnädige Frau! Wir Lehrer vom Enoch-Stift verstehen Ihre Auf regung. Ihr schreiben wir auch die Beleidigungen in dem uns zugegangenen Briefe zugute. Gewohnt, die Welt mit anderen Augen anzusehen, wissen wir, daß menschliche Erziehung niemals ein Ende erreichen soll, «uch die unsere nicht. Wir lernten aus Ihrem Schreiben ! Wiederum, und »war Nachsicht gegenüber Erwachsenen. , Deshalb danken wir Ihnen, gnädige Frau! Wir fühlten aber auch unsere Schwäche Ihnen gegenüber! Wir fürchten, Ihrem Knabe» nie so gerecht werden zu können, wie er es Ihrer Meinung nach verdient. Darum möchten wir Sie bitten, Hanns aus unserer Schule zu nehmen. Sie Werden diese Bitte im Interesse Ihres Knaben gewiß mit Freude begrüßen. Wir begrüben die Erfüllung im Interesse des Enoch-Stifts und seiner Disziplin. Ihres Einverständnisses sicher, haben wir Hanns bereits aus unseren Listen gestrichen. Ich verbleibe, gnädige Frau, mit ganz vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener Werner Norde» Schuldirektor am Enoch-Stift. Nun erhielt Hanns einen Hauslehrer. Die Mutte« oatte einen jungen Kandidaten der Theologie ausgesucht, dessen sanfte Gesichtszüae ihr schon auf dem übersandtes
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