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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-194210032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19421003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19421003
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1942
- Monat1942-10
- Tag1942-10-03
- Monat1942-10
- Jahr1942
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1942
- Autor
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Das Blut schoß ihr ins Gesicht: „Was fällt Ihnen ein, mich so zu behandeln? Sie tun ja gerade, als wäre ich die Uebeltäterin; als hätte ich Dagmar Ohlsen skrupellos aus dem Leben befördert..." Weiter kam sie nicht... Zwei eisenharte Fäuste umfaßten mit schmerzhaftem Griff ihre Schultern und schüttelten sie, daß ihr der Atem fortblieb... „Verleumderin... nichtswürdige Ver leumderin", schlug es keuchend an ihr Ohr. Ebenso fäh, wie er sie ersaßt hatte, ließ er sie wieder fahren. Abgewendet stand er von ihr, daß sie nur im Halbpvofil sein blasses entstelltes Antlitz sehen konnte. „Gehen Sie fetzt", sagte er tonlos; „ich kann Sie nicht mehr ertragen." Das war zu viel... Auch jetzt noch, angesichts so schwer wiegender Anschuldigungen, schien er sich jener Frau an die Seite zu stellen. Schon. Dann zwang er sie eben, den Kampf aufzunehmen, mit allen Mitteln... „Ja, ja — ich Zehe schon —, aber nicht eher, als bis ich bewiesen habe, day es durchaus keine Phantasien sind, die ich mir da vorzubrtngen erlaubte." Mit wenigen Schritten trat sie ganz nahe an Wellhof heran und nahm hart vor ihm so Stelluna, daß er ge- zwunaen war, sie anzublicken: „Darf ich um Ihre Aufmerk samkeit für folgende, nachweisbar richtige Tatsachen bitten: Am 28. Februar verschied im Grand Hotel Regina in Mar. setlle die Gesellschafterin der Madame Dagmar Ohlsen, namens Barbara Flint. Der Todesfall steht ordnungs- gemäß in den Akten de» dortigen deutschen Konsulats ver- zeichnet. Merkwürdigerweise wurde eben diese Barbara Flint am Abend der Tage», an dem ihr Tod erfolgt sein soll, in der Loge eines Marseiller Theaters gesehen. Vor kurzem bot sich mir nun Gelegenheit, eben dieselbe Barbara Flint etnwand- frei wiederzuerkennen, die sich im hiesigen Hotel Ritz unter dem Namen Dagmar Ohlsen aufhtelt. Hinzuaefügt muß noch werden, daß zwischen Frau Ohlsen und Barbara Flint eine merkwürdige und seltene Aehnlichkett bestand." Toinette verstummte, gleichsam Wellhof» Stellungnahme abwartend. Aber nicht» dergleichen geschah... Die Lippen fest zusanunengepreßt, starrte er zu Boden. „Do liegen die Dinge", ergriff Toinette nun wieder da» Wort; „alle» andere ergibt sich von selbst... Als naher Ver wandter Dagmar Ohlsen», obliegt e» Ihnen, da» Weitere zu veranlassen: ebenso, gebietet es Ihnen nunmehr die Pflicht, gegen diese Barbara Flint, deren Schuld ja jetzt schon lückenlos feststeht, Anzeige zu erstatten." In Toinettes Augen spiegelte sich unverhohlener Triumph. Eine bessere Rache für die eben erlittene Demüti gung wäre beim besten Willen nicht zu erdenken gewesen. „So — und nun kann ich ja Ihrer freundlichen Auf forderung, zu gehen, Folge leisten..." Auf der Straße wäre sie bei einem Haar mit Donabona zusammengeprallt, der eben in großer Eile aus das Hotel zugelaufen kam. Nach vielfachen telephonischen Anfragen war ihm endlich heute Wellhofs Wiederkehr berichtet worden. Sofort hatte er sich auf den Weg gemacht, um womöglich Toinettes Vor haben, das er vorausahnte, zuvorzukommen. „Zu spät", sagte er sich, als er sie hocherhobenen Hauptes daherkommen sah. Einigermaßen konnte er sich ein Bild machen von dem, was sich eben da oben zugetragen hatte. Niederschmetternd genug mochte die Wirkung all dieser.Er öffnungen auf Wellhof gewesen sein. Armand hatte auch in diesen Tagen über die sonderbare Verkettung der Umstände nachgedacht, und zu seinem eigenen grenzenlosen Verdruß mußte er sich zugestehen, daß es — :n Ansehung der Tatsachen — um Barbara Flint in allem und jedem äußerst und bedrohlich stand. Bangen Herzens solchen Erwägungen nachhängend, stieg er die Treppen hinauf. Erst auf sein zweimaliges Klopfen ließ sich ein schwaches „Herein" vernehmen. Wellhof saß, den Kopf mit beiden Armen gestützt, vor dem Schreibtisch. Als er sich dem eintretenden Donabona zuwandte, schien es, al» kehre er au» weiter Ferne zur Wirklichkeit zurück. Aug in Auge standen sich die Männer gegenüber. Jeder fühlte, daß der andere über alles unterrichtet war. „Seit wie langer Zeit kannten Sie Barbara Flint?" fragte Wellhof, an die eben unterbrochenen Grübeleien an, knüpfend. „Kurz vor ihrer Abreise aus Marseille machte ich ihre Bekanntschaft." „Nannte sie sich damals schon... Ohlsen?" Armand nickte. „Und Sie wußten?" »Ich zog alsbald au» verschiedenen Amelchen den Schluß, daß sie diese» Namen zu Unrecht trug. Wettere Zusammen- hänge waren mir bis fetzt nicht bekannt." „Und was halten Sie nun von alledem...?" Es war Wetlhof anzumerken, wie schwer ihm das Sprechen darüber wurde. Donabona ließ den Kopf sinken. kFortfetnma folgt). häF cheHSMÜch- / Humoreske von Ruth Dann zu lesen. Keines Blickes würdigt sic den ibr sieht es von fern so aus, aber unter Wimpern wirf sie verstohlene Blicke den her- / »-»'Wtoph Walter Drei Haben Sie bcnn nie eine doch, sclir ost sogar." „Unit „Tab nicht, aber ich verrate Dame, die sich behaglich aus einer srischgcstrichcncn Bank niedergelassen hat, „die Bank da ist frisch ge strichen!" „Wie?" sragt die Dame lihenbleibend und hält die Hand an die Ohrmuschel, „Sirtin!" sagt der Wächter ernst, hiislich und wahrheitsgemäß. Dao letzte Wort „Mir scheint, Deine Frau hat immer das letzte Wort?" „Sich nein, nicht immer — manchmal Ichläst sie abend» vor mir ein.' Life legt aufatmend den Stenogrammblock auf die Seite und wirst einen erlösten Blick hinter dem Chef her, der aus der Tür geht. Mittagspause. Lises erster Blick gilt der Sonne. Sie strahlt wolkenlos vom Himmel. Also schnell das Fenster weit auf und sich in die warme frische Lust hiveingereckt. Ach, das tut gut, nach dem Stillsitzen des Vormittags. Doch die hochgehobenen Arme fallen ihr ruckartig her unter. Ta drüben, im Haus gegenüber, am offenen Fen ster, steht ein junger Mann und sieht lächelnd ihren Frei übungen zu. Nicht nur, daß er unbeirrt herübersieht, ver wirrt sie, er hat auch die Lippen gespitzt und scheint den Takt zu ihrer Gymnastik zu pfeifen. Bums. Mit lautem Knall fällt ein Fenster zu, hinter dem ein Mädchen sich mit rotem Kopf auf einen Stuhl fallen läßt. „So eine Frechheit", murmelt die Life. Was sie aber nicht hindert, vorsichtig durch die Gardine zu spähen, ob das männliche Gegenüber noch da ist. Es ist nicht mehr da. Wenigstens nicht sichtbar. Es be steht ja durchaus die Möglichkeit, baß er dieselbe Tarnung benutzt wie Life. Am Nachmittag ertappt sich das Mädchen bei Seiten blicken zum Fenster. Erst recht am nächsten Vormittag. Gewiß, sie versucht sich einzuredeu, daß es des Wetters wegen wäre, aber gehört die Richtung des gegenüberliegen den Hauses auch dazu? Kaum ist di« Mittagspause da, springt Life zum Fen ster. Aber nur an das geschlossene. Sic will zuerst einmal sehen, ob ihr Belauscher wieder drüben steht. Wirklich, er lehnt am offenen Fenster und sieht erwartungsvoll her über, dorthin, wo er sie vermutet, denn sehen kann er sie noch nicht. „Nett ist er ja", denkt Life und ihre Hand stiehlt sich zum Fenstergriff. Und auf einmal ist das Fcnstrr auf. Das beißt aber nicht, baß die Life nun auch herüber lächelt, wie es nun aufstrahlend der junge Mann tut. Nein, das Mäd chen setzt sich nur ihren Stuhl ans Fenster und beginnt eine Zeitschrift Unbekannten. Wenigstens langen dunklen über zu ihm. So geht das ein paar Tage weiter. Life öffnet Fenster, setzt sich in die Sonne und liest. Er steht drüben zwischen den blauen Gardinen und betrachtet das hübsche Bild, das das blonde Mädchen in der funkelnden Sonne bildet. Bis es Life zu langweilig und anstrengend findet, immer nur mit einem Auge herüberzuluchsen und sie ihn sich einmal genau ansieht. Auch er hat bas bemerkt, und schon beginnt er zu pfeifen. „Wenn ich mei'n Schatz nicht rufen darf, tu ich ihm winken", klingt eS an Lises Ohr. Gleichzeitig zeigt er auf die Kastanie, die unten auf der Siraße steht, und hält fünf Finger in die Luft. „Das soll wobl eine Verabredung sein", denkt Life, und ehe sie es sich versieht, hat sie ihm herübergenickt. Dann aber knallt wieder das Fenster zu. Fu dem Durcheiuander, das der junge Mann in ihre Gedanken gebracht hat, fällt ihr ein, was er wohl für eine Beschäftigung hinter dem Fenster haben mag. Ob dort ein Büro ist. wie bei ihr, und er die Mittagspause so ver bringt wie sie? Ob er vielleicht dort wohnt und Zeit genug hat, auf ihr tägliches Erscheinen zu warten? Die Fragen bleiben offen. Noch längere Zeit. Denn als man sich unter dem Kastanienbaum trifft, gibt es erst soviel anderes zu fragen und zu klären, daß Life sie ver gißt. Schließlich ist cs ja auch viel wichtiger, zu wissen, ob einem der junge Mann sympathisch ist. Und baß er Hans heißt, und sich so auf diese Begegnung gefreut hat. Aber dann kommt doch einmal die Frage nach seinem Aufenthalt am Fenster. „Sind Sie dort oben angestellt oder wobncn Sie dort?" „Aber nein, beides nicht. Das Fenster ist im Warte zimmer meines Zahnarztes. Und seit ich Sie einmal ge sehen hatte, bin ich jeden Tag hingegangen. Es wurde zu letzt sehr schwer, immer wieder einen neuen Grund für die Behandlung zu finden, und er war nahe daran, mich hin- ausznwerfen." Hans findet, daß seine Ausdauer belohnt werden muß. Was die Life nicht bestritt. * Humor Der etu,ttz« Wetz „Fch bewundere die vollkommene Harmonie, die augenscheinlich stet» zwischen Ihnen und ührer Frau herrscht. Mctnnntzöverschicbenbcii miteinander?" „l7h, dann werden Sie so schnell wieder einig?" ihr-meine Meinung nie." Fdqll im Park „He", sagt der Wächter zu einer ältere» Friedel spürt, wie bas Blut in den Schläfen pocht und Nöte ihr ganzes Gesicht überzieht. Sie sagt: „Nein — verzeihen Sie! Sehen Sie, dieser Mantel ge hört auch nicht mir. Ich hatte nur die unbestimmte Vor stellung, daß man hierher nur gehen könne, wenn man so etwas anzieht. Darum nahm ich ihn vom Garderobenhaken meiner Schwester. Ich weiß nicht, weshalb ich überhaupt gekommen bin. " Er wartete eine ganze Weile mit der Antwort: „Es ist ein " s " ' Schwester ging vor wenigen Minuten hier vorüber. Sie sah die Blume und erzählte ihren drei Begleitern von meiner Karte. Darum faß ich noch hier. Ich dachte darüber nach, ob man einen Menschen, der fein Herz vor einem an deren ausbreitet, beschimpfen darf." „Nein", erklärte Friedel zögernd, „aber vielleicht haben Sie Carolas Worte gar nicht verstanden, und alles schien Ihnen nur so, weil Sie hier sitzen, und sie ging vorüber Sie wollte heute abend doch mtt mir fortgehen und mich in das schönste Restaurant führen. Aber dann wurde sie durch die Herren vom Theater tn Anspruch genommen. Und", letzte sie leise hinzu, „ich wollte keine falsche Roll« spielen. Ihre Karte war so verzweifelt, ich wollte Ihnen wenig stens Bescheid geben. Meine Schwester wird es tn der Eile versäumt haben. Nun war heute Premiere. Der Kompo nist, der Direktor und alle quälten sie so. Sie dürfen des- halb nicht den Mut verlieren." Erstaunt läßt sie es geschehen, baß er ihre Hand nimmt und ihr den ersten Handkuß ihres Lebens gibt. „Ja", sagte er, „ist bas nun nicht eine Operette des Lebens? Ich schreibe Ihrer Schwester tqgelaNg Briefe — und ich sehe plötzlich, daß ich eigentlich alle diese Worte Ihnen schrieb. Aber ich wußte nicht, daß Sie leben, daß Sie der Traum sind, dem ich nachging. Nun machen Sie ganz verstörte Angen, Kleines! Ich darf Ihnen aber doch wohl meinen großen Irrtum erklären? Machen Sie mir ein Gescheut: Ich möchte Sie immer und immer wieder- sehen! Und dann überlegen Sie selbst, Fräulein Hefter, ob Sie meine Verehrung mit Vertrauen vergelten wollen!" So ist es gekommen, daß wenige Wochen später die versteckte Souffleuse mit der kleinen Stimme und den großen Augen, mtt dem Schausptelerblut und ihrem gan zen Herzen eine stille und glückliche Frau wurde. Auf dem Theaterzettel besonders hervorgehoben wirb der Name: Carola Hefter. Carola Hefter ist eine Schönheit, eine Persönlichkeit, bte das Herz jedes Theaterfreundes be geistert. Weber aus dem Theaterzettel noch in der Zeitung - nur tn den Personal- und Gagenlisten des Theaters erscheint ein anderer Name: Frtedel Hefter. Friedel ist zwei Jahre jünger als ihre berühmt« Schwester. -Lie ist nicht schön, doch bat sie große, tiefschimmernde Augen und einen feinen, leicht geschwungenen Mund. Ihr kleines Ge sicht beherrscht weder bte Mimik der Bühne noch die der großen Frau, und ihre Züge sind der Schminke ungewohnt. Dem Theater ist sie verfallen, denn auch sie war das Kind des einstigen, in kleinen Rollen gealterten Schau spielers Hermann Hefter. So was liegt im Blut. Mit der Sprechbühne war es nichts, die Stimme tst auch zu klein. Da verschaffte ihr die Schwester den Souffleurposten. Wenn die Diva ein Wort verpaßt, bann sorgt die feine Stimme im kantigen Kasten für den unmerkbaren Uebergang. Wieder ist der Vorhang vor dem schwarzen, beisall- rasenden Raum gefallen. Friedel sah noch die lächelnden Verbeugungen der Schwester, des Kammersängers, des Komponisten und des Direktors, währen- sie hinter die Kulissen in ihr Umkleidezimmer huschte. Ach ja, da hängt ihr bestes Kleid! Sie macht sich hastend zurecht, dann nimmt sie den Mantel um und setzt sich. Sie soll warten. Die Schwester hat für den heutigen Abend dte „Kleine" eingeladen, die beiden wollen allein und wirklich wieder einmal Schwestern setn. Eine halbe Stunde vergeht, und keine Garderobiere kommt, ihr Bescheid zu geben. Eilig rast sie über die halb verdunkelten Gänge zur anderen Seite der Bühne, wo sich die Garderoben der Solisten befinden. Auf dem Korridor läuft ihr gerade noch die Friseuse Carolas in die Arme. „Gut, daß Sie kommen, Fräulein Hefter! Ich wollte zu Ihnen rüber und einen Zettel abgeüen. Ach, nun habe ich ihn vergessen! Wollen Sie ihn nicht selbst vom Schminktisch nehmen? Hier ist der Schlüssel. Sie können ihn mir mor gen zurückgeben." Die „Kleine" schließt auf und findet ein Papier. „Liebes — ich wurde abgeholt, es ging nicht anders. Der Direktor und der Komponist — Du weißt schon, gelt? Ein andermal. Carola." Rings ist ein betäubender Duft von Blumen. Körbe und Schalen und Kränze, ein ganzer phantastischer Garten aus Farben und Düften. Sie hatte sich so gefreut — konnte denn Carola heute nicht einmal für sie alle dte anderen Leute wegschicken? Sie will gehen. Noch eiümal sieht sie die Karte an. und da sie sie schräg in der Hand hält, bemerkt sie, daß auf der anderen Seite auch noch etwas geschrieben steht. Er staunt entziffert sie eine steile Handschrift. „Ich schreibe Ihnen heute zum zwölftenmal. Morgen versuche ich es nicht wieder. Dann weiß ich, daß das Glück an mir vorübergeht. Aber heute will ich bis Mitternacht auf Sie im Foyer des Palasthotels warten. Auf dem Tisch wird eine Chrysantheme stehen." Am Haken hängt der Pelz der Schwester. Was ge schieht mit Friedel? Sie weiß kaum, baß sie ihren kurzen Seidenmantel abwirft und in den schönen weiten, molligen Mantel Carolas schlüpft. Wer sie jetzt auf dem Wege zum Bühnenausgang beobachtete, der müßte zu dem Schluß kommen, daß er einer Nachtwandlerin begegnet. Sie ruft eine Taxe an, und durch dunkle Straßen geht es zum Palasthotel. Fünf Minuten vor Mitternacht entlohnt sie den Chauffeur. Durch die Drehtür sieht sie in der Mitte eine weiße Chrysantheme leuchten. Dann steht mit einer schlanken Verbeugung ein junger Mann vor ihr. „Ich danke Ihnen!" Er mustert sie erstaunt. „Aber — diese Ähnlichkeit! Entschuldigen Sie, glauben Sie bitte nicht, ich wollte meinen Dank zurttckziehen! Weil Sie, die ich nicht kenne, gekommen sind, bin ich glücklich. Carola Hefter sind Sie nicht —" Ich las Jhre^Karte —" Zufall — alles", erklärte er dann. „Ihre WMMWllöllvsrbmW von d/srisnns von /^ngsrn «opyrtaV dtz „»dtztzM bat 81. Fortsetzung. Nun ja... nun ja, dachte Wellhof,... wenn sle nm schon zur Sache käme... „Eigentlich ist es zum erstenmal, daß mir jemand gleich fo aus den ersten Blick..." „Sie kennen meine Schwägerin", unterbrach er sie. Me unter einem Peitschenhieb zuckte sie zusammen. Boshaft funkelte sie ihn an: „Ihre Schwägerin kenne ich nicht — wohl aber die Person, die vorgibt, Ihre Schwägerin zu sein? Die Wirkung dieser Worte WM merkwürdig genug. Gleichsam zu einem Standbild erstarrt, verharrte Well hos sekundenlang, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben; dann hob sich ganz langsam seine linke Hand und legte sich, wie schützend, vor sein Gesicht. Die Stille wurde Toinette unbehaglich... „Nun ja — es ist schon so", bemerkte sie achsel zuckend. „Eine Betrügerin hat Sie genarrt, Herr Wellhof." „Sie lügen", preßt« er gequält hervor. -Ich Äge nicht". Er wußte e». Mit erschreckender Klarheit ward er ihm offenbar, daß st« nur ausgesprochen hatte, was längst irgendwo, tn Änem geheimen Winkel seine» Innern, ahnungsvoll sich ankünvigte. Dem er vorsichtig und feige au» dem Wege gegangen war, nur um es zu hindern, Ge stalt und Wesen anzunehmen. Und nun vermaß sich dieses Geschöpf, da» al» Tatsache binzustellen, wa» er um den Preis seines Leben» nicht hätte wahr haben wollen... Dabet war da», wa» hier zur Rede stand, noch lange kein Abschluß. Unabsehbare Weiterungen mußten sich daraus ergeben... Diese Toinette war mit ihren Cröff- imngen keineswegs am Ende. Wie ein Gefäß, bi» zum Rande mtt Gift gefüllt, erschien sie ihm und ihm oblag Z» gewissermaßen zwangsweise, dieses Gift bi» zum letzten Tropfen tn sich anszunehmen. Toinette machte kein Hehl au» ihrer Enttäuschung: „Ich dachte, Sie würden mir Dank wissen dafür, daß ich Ihnen reinen Wein «tngeschenkt habe." .. -Ha"-— sagte er gedehnt — „die Rolle de» Angeber« »st seit ießerundanPar."
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