VORWORT Die in dem vorliegenden Bande vereinigten Aufsätze Rudolf Kötzschkes gelten alle einem Raume, dem er einen großen Teil seiner Lebensarbeit gewidmet hat. Der „Mitteldeutsche Osten“ war seine Heimat, hier wurde er 1867 in Dresden geboren, hier wirkte er über Jahrzehnte an der Uni versität Leipzig, und hier ist er schließlich 1949 auch gestorben. Nicht daß sich sein wissenschaftliches Werk in dieser landesgeschichtlichen Arbeit erschöpft hätte. Die mit der Ausgabe der Urbare der Abtei Werden (1906/17/58) zusammenhängenden Studien haben ihn sein ganzes Leben hindurch begleitet; die noch heute unübertroffene Allgemeine Wirtschafts geschichte des Mittelalters (1924) faßte ganz Europa ins Auge und enthielt zum Beispiel ein besonderes Kapitel über Byzanz, was damals nicht selbst verständlich war, und seine siedlungs- und verfassungsgeschichtlichen Stu dien erstreckten sich auf das ganze deutsche Sprachgebiet und darüber hinaus, genannt seien nur die Geschichte der ostdeutschen Kolonisation (1937), der Artikel Agrarverfassung im Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums (1933) und die Akademieschrift Salhof und Siedelhof, die H.Helbig aus dem Nachlaß 1953 herausgab. Der Historische Atlas von Deutschland, den er gemeinsam mit Walther Vogel plante, ist leider dem zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Mit Recht wurde Kötzschkes 1906 gegründetes Leipziger Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde, dessen Leitung er mit nur relativ kurzen Unterbrechungen (1936/41, 1944/45) bis zu seinem Tode innehatte, im Jahre 1936 in Insti tut für deutsche Landes- und Volksgeschichte umbenannt. Aber der feste Wurzelgrund, von welchem die in die Ferne greifenden Studien zum guten Teile ihren Ausgang nahmen, blieb neben Werden der mitteldeutsche Raum zwischen Saale und Neiße, Erzgebirge und Fläming, der „Mitteldeutsche Osten“, wie im Anschluß an den Sprachgebrauch der germanistischen Sprachwissenschaft in den 1936 gemeinsam mit Theodor Frings und ande ren veröffentlichten Kulturräumen und Kulturströmungen im mittel deutschen Osten formuliert wurde. Kötzschke überblickte diesen Raum von der vorgeschichtlichen Zeit bis an die Schwelle der Gegenwart und machte ihn in tief eindringender Einzeluntersuchung wie in zusammen fassender Überschau immer wieder zum Gegenstand der Forschung und Darstellung. In der Verknüpfung der allgemeinen mit den landschaftlich und örtlich begrenzten Studien wurde jene Verfeinerung der Fragestellung und Methode erzielt, die schulebildend gewirkt hat und auch auf For-