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seiner dramatisch schwächeren Komposition wieder einen ungeheuer na«t haltigen Eindruck hinterließ und den Verfasser um einen schönen neuen Erfolg in Bautzen bereicherte. Das Stadttheater war mit Ausnahme weniger wohlfeiler Plätze von einem erlesenen Publikum besetzt, das den Vorgängen auf der Bühne mit offen sichtlicher inniger Anteilnahme folgte und die Aktschlüsse mit an haltendem Beifall begleitete. Nur nach der tragischen Schluß szene ließ die feiner empfindende Mehrheit die geräuschvollen Kundgebungen nicht auskommcn. Die Aufführung war aber auch ganz brillant, trotzdem der verdienstvolle Spielleiter Julius Palme infolge eines schweren Schicksalsschlags nicht zur Stelle sein konnte. Die Darstellungskunst aller Beteiligten hat sich, seit ich das letzte Mal Gelegenheit hatte, das Werk von einer B< hne aus auf mich wirken zu lassen, noch ganz auffallend ver- tieft, und die Vereinigung ist zu einem einzigen künstlerischen Instrument von homogener Güte zusammengewachsen. Zu den altbewährten anerkannten Größen — Auguste Jäkel, Hluchy, Max Krause, Weiß usw. haben sich eine ganze Anzahl anderer ausgezeichneter Kräfte gesellt, die nach Überwindung der dar stellerischen Kinderkrankheiten den erstgenannten kaum noch irgendwie nachstehen. Alles ist natürlicher, reifer, beweglicher geworden, und die „Thalia" hat mehr als je begründeten Anspruch darauf, als die bedeutendste Vereinigung dramatischer Laien künstler der Oberlausitz und Sachsens zu gelten. Wir nennen vor allem die tiefergreifende Leistung vonAnnaHartmann als Lenure, die ein ungemein lebenswahres Seelengemälde von einem bekümmerten einsamen Mütterchen entrollte, dem die un- sagbare Not von anno dazumal den klaren Verstand zu trüben begann. Da ist ferner Paul Kraut Hauser, der von Mal zu Mal wächst und im vorliegenden Falle aus einer ganz kleinen Partie eine bedeutende künstlerische Darbietung machte. Max Schubert, Alwin Menzel, Johanna Riedel und Lina Effenberg er, die Vertreter der Heldenfächer, haben sich vom Pathos loszulösen verstanden und dadurch noch wesentlich ge wonnen. Reinhard Sprenger wächst erfolgreich in das Charakterfach hinein, und selbst die Vertreter der kleinsten Rollen lassen neben der Regiearbeit erfolgreiche eigene künstlerische Tätigkeit und schöpferische Auswertung der vom Dichter ge zeichneten Gestalten erkennen. Schließlich sei noch bemerkt, daß die „Franzosenzeit" angesichts des unerhörten Vöikerrechtsbruches an der Ruhr von außerordent licher Aktuellität ist und nicht zuletzt aus diesem Grunde so ge waltig wirkt. Am Sonntag konnte man dann endlich hinaus in das neue Bautzener Waldtheater ziehen, woWilhelm Friedrichs Volks stück „D'r Engelkreuzer" in der erst neulich besprochenen Besetzung wieder einen sehr starken Erfolg und ungeteilten herzlichen Beifall erzielte. Das Waldtheater liegt im Bismarckhain am linken Spreeufer oberhalb der Stadt inmitten einer lieblichen Parklandschaft. Es ist eineSchöpfung desBautzenerBühnenvolksbundes und nament lich seines verdienstvollen Vorsitzenden, des Herrn Dr. Fabian. Die Anlage ist hinsichtlich ihrer natürlichen Verhältnisse bei weitem nicht so begünstigt, wie die Oybiner oder Rcichenauer Freilicht bühne und befindet sich überdies noch in einem ziemlich primitiven Zustande, sodaß unsere „Thalia" erst noch tüchtige technische Ar beit zu leisten hatte, bevor das Spiel beginnen konnte. Jedoch läßt sich aus dem Gegebenen unzweifelhaft noch viel herausholen, wenn nur das Unternehmen bet der Bautzener Bürgerschaft ge- nügende Unterstützung findet. Daß sie dazu geeignet ist, bewies der die Erwartungen übersteigende zahlreiche Besuch, wiederum anscheinend aus den besten Kreisen der Stadt. Sehr beschränkte Raumverhältnisse zeigt die Bühnenanlage, die aus zwei kleinen, durch einen treppenähnlichen Verkehrsweg getrennten ebenen Flächen besteht und nur mittels dieses Weges oder vom Zuschauer raum aus erreichbar ist. Den Hintergrund der größeren Bühne bildet eine Steilwand des alten Steinbruchs, die von einer pracht- vollen, mächtigen alten Linde überschattet wird. Dies gewährt » zwar ein sehr schönes szenisches Bild, ist aber für die praktische Ausnützung der Bühne von Nachteil. Als besonders störend er wies sich der lange und für alle Zuschauer sichtbare Anmarsch der Darsteller zur Bühne und namentlich der Umstand, daß es sofort nach den Aktschlüssen auf dem erwähnten Stufenwege von Un befugten wimmelte, die selbst während des Spiels das Sichtfeld kreuzten. Überdies zeigte sich ein Teil des jüngeren Publikums sehr schlecht diszipliniert. Sogar die zur Ausstattung der Bühne unumgänglich notwendigen Stühle wurden ungeniert als Sitz gelegenheit in den Zuschauerraum heruntergeholt. Allerdings trifft man derartige Ungehörigkeiten gelegentlich auch anderwärts an; das Publikum kann meist erst allmählich an Ordnung gewöhnt werden. Trotz allem und allem ist das Bautzner Waldtheater neben den anderen gleichartigenLausitzerAnlagen wärmstenszu begrüßen. Möge es alle Möglichkeiten zum weiteren zweckmäßigen Äusbau benützen und eine Pflegestätte gediegener Kunst werden ! Wilhelm FriOrich und seine „Thalia" aber haben durch die beiden Septembertage ihr Bürgerrecht in Bautzen, der alten Zen trale der Lausitz, erneut verbrieft und besiegelt erhalten. Das ist der wesentlichste Eindruck, den ich von den beiden September tagen in Bautzen hatte. Ihm habe ich noch einen Wunsch anzu fügen: möge der B ü h n e n v o l k s b u n d mit seinen idealen Zielen auch außerhalb Bautzens in der Lausitz einen fruchtbaren Boden finden! Der Versuch, ihn unter uns auszubreiten — besonders auch in Zittau — soll demnächst unternommen werden. Bruno Reichard. - Bühnenvolksbund Bautzen und „Thalia "-Spiel schar-Reichenau. Unter dieser Spitzmarkc schreibt das „Bautzener Tageblatt" folgendes: „Als vor zwei Wochen die Reichenauer Spiel schar in Bautzen weilte und des ungünstigen Wetters wegen die ge plante Aufführung nicht abhalten konnte, da entschloß man sich rasch, einen Tag festzusetzen, an dem bestimmt die Vorstellung geboten werden sollte. Es gelang dem Vorstand des BUHnenvolksbundes sogar, zwei Verstellungen zugesagt zu erhalten. Und nun liegen beide Gastspiele hinter uns. Bon vielen Freunden der Bolksspielkunst ist der B. B.B. schon ersucht worden, recht bald eine weitere Vorführung der Lausitzer Bolksschauspiele zu sichern. Unter dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen kann eine bestimmte Zusicherung in dieser Hinsicht nicht gegeben werden. Es wird aber interessieren zu hören, daß eine Fahrt nach Reichenau geplant ist, die voraussichtlich am 4 November statt ¬ findet. Dort wird die Spielcrschar das beste Stück Wilhelm Friedrichs „Hennerch-Lobels Feuer" zur Aufführung bringen. — Am Sonn abend nach Schluß der Stadttheatcrvorstellung vereinigten sich die beiden befreundeten Vereine, der Bllhnenvolksbund Bautzen und die „Thalia"-Reichenau, in den Gesellschaftszimmern des Hotels „Weißes Roß", wo in froher Geselligkeit einige gemütliche Stunden das Band der Freundschaft enger schlossen." A)iv bitten um Adressen von im Auslands lebenden Gberlausitzern l Schon manchs der im Auslands lebenden geborenen Dberlausitzsr sind eifrige Leser der Gbsrlausitzer Heimat-Zeitung und dankenswerte Zuschriften von diesen zeigen die Hoch schätzung dieser einzig dastehenden Hsimatzeitschrift. lUm nun auch weitere fern von der Heimat weilende Dberlausitzsr mit der Hsimatzsitung bekannt zu machen, bitten wir unsere geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, die im Auslands ihren Wohnsitz haben, bald gef. mitteilen zu wollen. Mit verbindlichem Dank im Voraus und heimatlichem Grus) Geschäftsstelle der G. H.-A., Aeichenau i. 6a. l^tskeller Kirchen Zeliens^vertes, althistorisclres 8ier- uncl Zpeiseloksl Ireffpunkt sller Oderlsusit^er tteimatfreunäe! Lrbout 14-76 Erneuert lSS2