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Der Amerikanerfimmel. Oberlausitzer Dialekt-Schwank in 3 Auszügen ll von Richard Blasius. Nachdruck und Rollenausschreiben verboten. — Aufführungsrecht ist nur zu erhalten vom Thespis-Ver trieb, Schandau. Personen: Tobias Fleck, Besitzer der Waldschenke, Auguste, seine Frau, Anna, beider Tochter, Wenzel Knick, Schneider, Büttner, Gutsbesitzer, Fritz Gilttler, Sohn des Wirts ooni „Roten Ochsen", Hieronymus Habclniann, Konstantia Willner, seine Schwester, Ella, deren Tochter, Kurt Engler, Ein Vagabund, Lina"" ! dienst Fleck. Ort der Handlung: Dörfchen in der Oberiousitz. — Zeit: Gegenwart. Rechts und links beim Schauspieler. 1. Auszug. Gasthausgarten der Waldschenke. Rechts Giebelseite des Gasthauses. 2m Hintergrund Blick aus bewal dete Höhen. Die Bühne ist mit Tischen und Stühlen besetzt. Der Garten ist nach hinten mit einem Zaun abgeschlossen. In der Mitte Torbogen mit Schild: „Griitz Gott!" Hinter dem Zaune nach rechts Weg nach dem Dorfe. l. Austritt. G u sta o. Gustao (Mitte 20, etwas blöden Gesichtsausdrucks, steht hemdärmelig init oorgebundcner blauer Schürze an einer langen Tafel links und mischt Bierqläscr aus. Dao Wischtuch entfällt ihm. Er sucht es vergebens, zieht ein rotes Taschentuch hinter dem Schürzenlatz vor und wischt mit diesem aus): Schad öm doas gute Schnoppttchl! Na egal! Ormmg ös de örschteRegl, die a Hotljö hoan mutz. (Er wischt weiter, sicht durch ein Glas, spuckt hinein und wischt es aus.) Rentlchkeet ös de zmeete Regt, die a Hotljö hoan mutz. (Das Glas füllt und zerbricht. Er schaut sich komisch um und liest die Scherben auf.) Scherbn brengn Glick, ond Glick ös 's Nut- weudchste, woas o Hotljö braucht. (Lina, Anfang M, kommt mit Paketen beladen durch das Tor.) 2. Austritt. Gustav. Lina. Lina: Do niem mer doach su a Pakeil oab, du Troamplch! Gustav: Hä? Lina (ivirst die Pakete aus einen Tisch, ärgerlich): Bäh! Gustav: Diär ös mit anKoatz vo links no rajchts ibern Wajg glausn? Lina: Otz lest mer a Füsl en Wajg röm. Gustav (lachend): Hier uf! Wenn d' no länger söttll Spoatz machst, denk 'ch sonst goar, host mich garn. Lina: Zon Frassn garn könntch diech hoan. Gustav (glücklich): Hü? Lina: Du Gbinl Struh, wenn ich a 3äsl wiär. Gustav (enttäuscht): De Distln stachln abn, aber se kann nischt dersir. Doas ösabnsneigricht. (Zu sich) Ond die Distl hoa iech nu zon Frassn garn. Fei ja, 's ös wuhr, iech bi a3üsl. Lina (zornig): Do soll es nö odersch warn. Ock e derr' Stoadt die Preis', die Preis'! Gustav: De Preitzn? Lina: Du Oalpzcul! Nö die Preitzn, die e Berlin wann. Die Preis', die su vill kostn. Su an Schänd! An Toast' Koaffee hoa'ch gtrunkn. Ond su a Geld, su a Geld! Gustao (guckt verdutzt). Lin« (wütend): Ond do soist gournichts? Gustav: Wons svllch denn soin? ! Lina: Schimpfn sollst, wenn d' no an Funkn Verstand host. Gustav: Mentwajgn.— Die Preis', dar Koaffee, die Schänd! Su a Wucher, a dreck'ger. Ufhängn selltn se die Lumpn, die iälendn. Aaah, derwörgn kenntet) se, die Bagasch. Lina (ängstlich).- Do hier doach uf! 's tut en ja grusln, wenn d' su redtst. Gustav: O, iech bien a ruh'ger Mentsch, aber wenn iech wild mar, do bröllch, bis'ch een ofs Mau! Krieg. 3a wetzt, 's ös oalls goar ömbendch teuer. Aber do koan mer nischt machn, do ös de Valuta droa schold. Lina: Woaröm Haun se do dan Wsibvolk ne 'n Frack vul? Gustav (gravitätisch): Weil a Weibvolk kenn Frack ne oahot. (Beiseite.) För an Fäsl moar doas an ganz guteAnt- wurt. (Tänzelt stolz ins Haus ab.) Lina: Lieber mechtch doach oas Grutzmotter no an 3ongfer sin, oas dan garn hoan. (Anna kommt aus der Tür, 20 jährig.) 3. Austritt. Lina. Anna. Anna: (gedrückten Wesens): Host oalls krigt? Lina: Fei ja, oalls. Ock de Zigoarrn ne. Der Lehmbarg meent, weil de ahln no ne bzoahlt wärn, meent a. Anna: Fech weetz schonn. Ond de Tieschtichl? Lina (verlegen): Die — die hoa'ch o ne. De Frau Finkln Hot gmeent, borgn tiät se nischt mi, Hot se gmeent. Anna (wehmütig): Ach Gott! Lina: Tun se'ch ock dastwajgn ne dereschpern, Annas 's zieht o su. War Zigoarrn rauchn will, mag'ch ock wech! mitbrengn. Ond Tieschtichl, e, die sein ju ganzn guttchn goar ne nutwend'g, wu de Leut doach ock 's Gseef drusschiltn. A n n a: Ond derr Zocker? Lina: Na, derr Spengler, dar Loappn, dar iälende, dar Hot gmeent, a hält kenn, Hot a gmeent. Aber dann hoa'ch's gstackt. „Herr Sprengler," hoa'ch gsoit, „nu sreich, be Sie koan mer kenn Zocker sahn, weil de tutn Fliegn an Zoll I dick droff liegn. Zech dank schien fer Fliegngöft." — Ond j naus woar'ch. Anna (schüttelt traurig den Kopf): Woas ösn do e dann Paketln? Lina (zögernd): E, do ös ock Dreck drön. (Schnell) Nu ja iech wollt doach ne mit lecrn Hän'n heemkomm, sonst sahns ja de Leut en Dorf glei, dotz derr Fleck nischt mi gborgt kriggt. Do hoa'ch mer beSchachtl-HausnapoarKoartonger, äh, Koartongse, eh, Poappschachtein gborgt. Anna: Miech wunnerts ock, dotz d' dis krigt host. Lina: Dotz se ne su leer aussahn, hoa'ch onnerwajgs Dreck neigföllt. Ne Annl, nu flenn Se ock ne! De Sommerfrischler warn schonn Geld es Haus breng. Anna: Ond mer hoan nischt, woas mer ser Geld oer- kefn könn. Lina: Nu ja, nu nee, 's ös abn su. (Gustav kommt aus dem Haus.) 4. Auftritt. Vorige. Gustav. Gustav: Ock ömmer 'n Wöppl e d' Hieh, Freileinchu! Glick ös's Nutwend'gste, woas a Hotljö hon mutz. Wemmer o ätz ne vill derrvon sitt, aber wenns dgnno kömmt, do kömmts e Hausn. Anna (lächelnd aus die Scherben deutend): Derr Grund zon Glick ös wühl schonn gliät? Gustav (geschmeichelt): Bo miär aus, vo miär aus.