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Nr. IS Gberlaufltzer Helmatzeitung 2S1 mit den Schulknaben -auf dem Chore das Sterbelied: Herr Jesu Christ, wahr'r Mensch und Gott, ferner: Es ist genug — und hierauf der Pfarrer Müller, vor dem Altäre stehend, die Collekte: Herr, nun lassest du deinen Diener in Frie den fahren, sprach sodann den Segen und mit dem Ge sänge: Herzlich lieb hab ich dich, o Herr — wurde beschlos sen. Die Träger hoben hierauf, nach gebetetem Vater unser, die Leiche von der Bahre und setzten sie in der Sa kristei bei. Der Sarg wurde allda geöffnet, die Leiche von dem Leibbarbier Kunze gleiche gerückt, die Schlüssel in den Sarg gelegt und selbiger sowie die Sakristei zugeschlossen, der Schlüssel au den Herrn Hofmarschall Exzellenz ver siegelt und dem Amtsdirektor zur Verwahrung zugestellt. Hierinne bleibt die Hochadl. Leiche so lange stehen, bis die zu erbauen angeordnete Capelle aufgeführt wurden. Vier zehn Tage wurde jeden Tag von 1V—11 Uhr mit allen Glocken geläutet, auch die Instrumentalmusik eine Zeit lang eingestellt. Nach ihm übernahm die Herrschaft sein Bruder Jo hann George v. Einsiedel 1746—1766, Standesherr der Herrschaft Seidenberg, auf Reibersdorf, Oppelsdorf, Markersdorf, Dvrnhennersdorf, Oberweigsdorf und Dör fel, desgl. auch Wolkenburg, Wolgersdorf, Gerßdorf, Ehrenberg, Löhringen, Knau und Saathain, geb. 1692, 24. Mai, gest. 1760, 17. Januar, vermählt mit Eva Char lotte Friederike Gräfin v. Flemming, gest. 1758, 21. No vember. Der Kurfürst von Sachsen ernannte ihn im Jahre 1745 zum Reichsgrafen, auch für seine Nachkommen. Am Churfürstlichen Hofe bekleidete er das Amt des ersten Hof marschalls. Er hinterließ zwei Söhne, Johann Georg Friedrich und Detlev Carl. Ihm folgte sein ältester Sohn Johann Georg Friedrich Reichsgraf v. Einsiedel 1760—1811. Kurfürstl. sächs. Geh. Kabinettsminister, Staatssekretär und Domherr des Stifts Merseburg, geb. 1730, 18. Dezem ber, gest. 1811, 21. Juni. Die Übergabe der Herrschaft er folgte am 16. August 1760, die Verreichung beim Amte Görlitz am 13. März 1799. Seine Studien hatte er schon in dem Alter von siebzehneinhalb Jahren beendet und unternahm hierauf Reisen ins Ausland, besuchte noch die Universität Leiden (Hollands und bekleidete dann das Amt eines Gesandten in London und Petersburg. Am 17. Sep tember 1766 vermählte er sich mit Eleonore Henriette geb. v. Ponikau verw. Gräfin v. Gersdorff auf Mittel und Creba. Sie ist am 21. Oktober 1806 gestorben. Am 24. Ok tober nachmittags um 5 Uhr ward die Leiche vom Schlosse und von 24 Männern nach Herrnhut getragen und dort am 29. Oktober begraben. Sie sowohl wie ihr Gemahl und ihre Tochter waren würdige Mitglieder der Brüder gemeinde, genossen alle Monate in Herrnhut das heilige Abendmahl und bestimmten, dort begraben zu werden. (Reibersdorfer Kirchenbuch 4, S. 426.) In dem hohen Alter von 81 Jahren ist er gestorben, am 26. Juni in Herrnhut begraben, wohin seine Leiche am 22. Juni abends um 9 Uhr von Reibersdorf aus auf einer Bahre von 24 Trägern getragen worden war. Seine Kinder: 1 George, geb. 1767, 5. März,- 2. Heinrich, geb. 1768, 19. August. 3. Charlotte Sophie, Reichsgräfin, geb. 1769, 12. Novem ber, gest. 1855, 2. April in Herrnhut (Vorsteherin des ledigen Schwesternchores). Im Besitze der väterlichen Güter folgte Georg, Reichsgraf von Einsiedel, 1811—1840, König!. Sachs. Wirkl. Geh. Rat und Gesandter, geb. 1767, 5. März, gest. 1840, 3. April, in Dresden (unvermählt), beigesetzt am 8. April in Reibersdorf. Gleichzeitig übernahm er auch Oberullcrsdorf, Sommerau, Friedersdorf, Gietzmanns- »->rf, Mittel- und Nteder-Weigsdorf und Dehsa. Meist lebte er fern von seinen Gütern in Paris und Peters burg. Gießmannsborf und einen Teil von Friedersdorf verkaufte er im Jahre 1832 wieder. Am 26. April 1840 wurde in allen Kirchen der Standesherrschaft die Gedächt nispredigt über Jes. 54, io gehalten. Seine Güter, von denen nach der Teilung der Oberlausitz im Jahre 1815 der Teil Seidcnberg an Preußen fiel, übernahm unter dem Namen Standesherrschaft Reibersdorf sein Bruder Heinrich Rcichsgraf von Einsiedel 1840—42, Königl. Sächs. Obermundschenk und Kammerherr, auf Gersdorf, Löhringen, Mittel, Luppe, Lemske, Dehsa und Ouitzdorf, Ritter des Johanniterordens, geb. 1768, 19. Au gust, gest. 1842, 25. Mai, in Gersdorf bei Nossen, vermählt seit 1810 mit Ernestine geb. von Warnsdorf, geb. 1789, 9. September, gest. 1852, 2. Dezember, in Dresden, am 5. Dezember nachts gegen 12 Uhr in Reibersdorf beigesetzt. Seine Kinder: 1. Curt Heinrich Ernst, geb. 1811, 14. März, in Paris,- 2. Georg Alexander, geb. 1813, 16. März, gest. 1867. Ihm folgte sein Sohn Curt Heinrich Ernst Reichsgraf von Einsiedel 1842—1882, Königl. Sächs. Kammerherr und Obermundschenk, geb. 1811, 14. März, vermählt seit 1886 mit Natalie Baronesse von Blome (aus dem Hause Salzau in Holstein), geb. 1813, 7. Mai. Dieser Ehe entsproß ein einziger Sohn Hans Haubold, geb. 1844, 26. Juli, der in dem Alter von kaum 24 Jahren als Student der Rechte an einem Lungen leiden auf Schloß Mittel starb, beigesetzt in der Familien gruft zu Reibersdorf. „Er war auch der einzige Sohn in dem Sinne, der Erlesenheit seines Charakters und seines Herzens, leutselig, ohne Falsch, fromm, ein ganzer Mensch und Christ,- daher auch die Teilnahme bei seinem Begräb nisse eine äußerst zahlreiche war." (Reibersdorfer Kirchen buch 8, S. 293.) Zu seinem Gedächtnisse errichteten die Eltern in Reibersdorf das Haubold stift, in dem alte und sieche Personen aus den der Herrschaft gehörenden Dörfern Unterkommen und Verpflegung erhalten. Der Graf Curt Heinrich Ernst v. E. starb plötzlich infolge eines Sturzes von seinem Wagen, als er am 21. Septem ber 1887 von Dvrnhennersdorf nach Reibersdorf fuhr. (Ein Denkstein unter 2 Linden an der Einmündung des Gutswirtschaftsweges in die Landstraße bezeichnet die Unfallsstelle.) Seine Gemahlin überlebte ihn um 14 Jahre. Sie starb hochbetagt, fast 88 Jahre alt, am 26. Fe bruar 1901. Als große Wohltäterin und Freundin der Armen wurde sie in den weitesten Kreisen betrauert. Nunmehr ging der Besitz der Standesherrschaft laut der im Jahre 1745 getroffenen Bestimmungen auf den ältesten Sohn des Bruders vom verstorbenen Standes- herrn: Georg Alexander von Einsiedel, Herr auf Gers dorf, Creba und Löhringen über, auf Johann Georg Reichsgraf von Einsiedel, seit 1887, gew. Königl. Sächs. Obermundschenk und Kammerherr, Rechtsritter des Johanniterordens, geb. 1848, 25. Dezember, vermählt seit dem 9. Juni 1882 mit Frida geb. Gräfin v. Westarp. Dieser Ehe sind 6 Kinder entsprossen. Die Lasten und Frohndienste wurden im Laufe der Zeit von den Unterthanen der Herrschaftsbesitzer immer unwilliger geleistet und besonders seit dem Anfänge des 19. Jahrhunderts bei dem immer stärker empfundenen Unabhängigkeitsdrange der Landbevölkerung als drücken der Zwang empfunden. Darum wurde das Erscheinen des sächsischen Ablösungs- und Gemeinhettsteilungen-Gesetz vom 17. März 1832 mit großer Freude begrüßt und fein Inkrafttreten im Laufe der darauffolgenden Jahre als Segen empfunden. Von dieser Zeit an konnte jeder Orts bewohner durch die erfolgte Aufhebung aller Zins- und Dienstverpflichtungen der Herrschaft gegenüber seine Kräfte in den Dienst der eigenen Bewirtschaftung von Haus und Feld stellen. Die bei den Ablösungsgeschäften verwendeten Mühen und Kosten sind reichlich ausgewogen worden durch den daraus entstandenen Segen.